München ist die einzige Stadt in
Deutschland, in der es in den letzten Tagen des Krieges zu einer
größeren geschlossenen Aktion gegen das Naziregime gekommen ist. Der
Putsch wurde schon seit Hitlers Machtübernahme vorbereitet, die
Verschwörer konnten aber erst in der Nacht vom 27. zum 28. April das
Signal zum Losschlagen geben.
Fabrikarbeiter blockierten die
Zufahrtsstraßen nach München, auf denen SS-Verstärkungen zu erwarten
waren. Eisenbahner hielten die Züge an und ein starker Trupp der
„Freiheitsaktion Bayern" (FAB) besetzte das Rathaus und nahm den
berüchtigten Naziführer Christian Weber gefangen. Das Hauptquartier
des Gauleiters Giesler wurde angegriffen. Giesler selbst war nicht
anwesend. General Westphal, Oberstkommandierender von
Süddeutschland, wurde durch Sprengung der Ausgänge seines
unterirdischen Befehlsbunkers am Entkommen verhindert.
In der Zwischenzeit hatte ein
Bataillon der 17. Panzerdivision, das sich der Freiheitsaktion
angeschlossen hatte, den Münchner Rundfunksender in Erding besetzt.
Angehörige der Dolmetscherkompanie VII forderten über den Großsender
München die Wehrmacht und die Fremdarbeiter auf, sich gegen die
Naziherrschaft zu erheben.
In den frühen Morgenstunden waren
alle Schlüsselstellungen Münchens, darunter das Haus des „Völkischen
Beobachters" und das Hauptzollgebäude, in der
Hand der Freiheitsaktion Bayern. Auch das Verlagshaus der „Münchner
Neuesten Nachrichten" wurde besetzt, ein Kampfblatt gegen
das Nazisystem befand sich bereits im Druck.
Später gelang es
einem starken SS-Verband, in die Stadt einzudringen. Schwere Kämpfe
entbrannten. Der Freiheitsaktion Bayern gelang es zwar nicht, die
von ihr besetzten Schlüsselstellungen zu halten, aber Mönchen fiel
am 29. April fast kampflos in die Hände der alliierten Truppen.
Editorische
Anmerkungen
Der Text wurde entnommen aus:
Bayerische Landeszeitung. Nachrichtenblatt der Alliierten 12.
Heeresgruppe für die deutsche Zivilbevölkerung, 1. Juli 1945.
OCR-Scan by red. trend
|