Betrieb & Gewerkschaft
Streik im Michelin-Werk Silvana Zalau
30 Prozent mehr Lohn!

Infos aus: evenimentul zilei
04/05

trend onlinezeitung
Folgender Bericht ist eine Zusammenfassung von Meldungen aus dem Regionalteil einer rumänischen Tageszeitung zu einem Streik im Michelin-Werk Zalau im Nordosten Rumäniens. Leider war nicht in Erfahrung zu bringen, was die Arbeiter in der LKW-Reifen-Produktion am Ende durchsetzen konnten.

Am 07. Februar 2005 traten die Arbeiter des Michelin-Werkes Silvana in Zalau im Nordosten Rumäniens in einen unbefristeten Streik. Sie griffen zu dieser Maßnahme, nachdem ihre Forderungen nach 30 Prozent mehr Lohn auch nach einem Warnstreik Ende Januar von der Geschäftsführung weiter ignoriert wurden. In dem Werk arbeiten rund 1.400 Leute, fast die gesamte Belegschaft beteiligte sich an dem Streik. Das Michelin-Werk Silvana Zalau ist eines der mächtigsten Unternehmen in der Region. Letztes Jahr wurden dort 234.000 Reifen produziert, dieses Jahr soll die Produktion fast verdoppelt werden.[1]

Die Streikenden fordern eine sofortige Lohnerhöhung von 30 Prozent gegenüber den Vorjahreslöhnen, während die Geschäftsführung eine Lohnerhöhung von nur 3,5 Prozent ab Februar und um weitere 2,5 Prozent ab dem Monat Mai anbietet. Danach stünde die Möglichkeit offen, nochmals eine Lohnerhöhung von 11 Prozent, ebenfalls gesplittet, bis Ende des Jahres zu erhalten. Diese müsste jedoch erst noch genehmigt werden und würde von bestimmten Leistungskriterien abhängig sein. [Wobei nicht genau gesagt wurde, worauf sich diese Leistungskriterien beziehen. - Anm.d.Ü] Dieses Angebot wäre laut Geschäftsführung ausreichend, wenn man bedenke, dass die Arbeiter damit auf einen monatlichen Lohn von 10 Millionen Lei kommen [250 Euro - Anm.d.Ü] würden.[2]

Der Streik verlief laut Pressemitteilungen friedlich. Die Arbeiter blieben an ihren Arbeitsplätzen und ließen lediglich die Arbeit ruhen. Nach einer Woche Streik weiteten sich die Proteste aus. Auf dem  Fabrikgelände kam es zu lautstarken Versammlungen und Kundgebungen. Es wurde der Rücktritt der Geschäftsführung gefordert. Ein Schreiben mit ihren Forderungen wurde an den Personalchef und rumänischen Präsident von Michelin sowie direkt an den obersten Unternehmenschef Eduard Michelin geschickt.

Der Streik verursachte schon nach ein paar Tagen große Schäden für das Unternehmen. Etliche LKWs konnten nicht mit auszuliefernder Ware beladen werden und waren gezwungen zu warten. Der tägliche Verlust des Unternehmens bezifferte sich auf mehrere hundert Millionen Lei [40.000 Lei sind ein Euro - Anm.d.Ü].

Nach zwei Wochen, am 18. Februar 2005, unterzeichnete die Gewerkschaft, die den Streik bis dahin unterstützt hatte, ein Protokoll, in dem vereinbart wurde, dass die Arbeit wieder aufgenommen wird. Gleichzeitig sollen weitere Verhandlungen stattfinden. Damit war der Streik beendet worden. Ergebnisse der Verhandlungen gibt es noch keine.

Anmerkungen

1) Laut eigener Webseite produziert Michelin in Zalau LKW-Reifen. Außerdem werden PKW und Leicht-LKW-Reifen im rumänischen Victoria, in der Nähe von Brasov produziert. Neben zahlreichen Werken in Westeuropa hat der Konzern seine Produktion auch in anderen osteuropäischen Ländern laufen. So im polnischen Olsztyn oder in Budapest und Niregyhaza in Ungarn. (siehe auch: http://www.michelin.de/de/front/ )

2) Ein durchschnittliches Monatsgehalt im industriellen Bereich liegt in Rumänien zwischen 120 und 150 Euro.

Editorische Anmerkungen

Die Infos stammen aus: evenimentul zilei (Zeitraum vom 19. Januar bis 19. Februar 2005) Der Text wurde von
http://www.labournet.de/internationales/rumae/michelin.html gespiegelt.