Betrieb & Gewerkschaft
Krankenhäuser werden zu Profitcentern
Schrumpfkur der Bremer Kliniken bedeutet Ausrichtung
auf den profitorientierten Gesundheitsmarkt


von mh.
04/05

trend onlinezeitung

In den zur "Gesundheit Nord GmbH; Klinikverbund Bremen" fusionierten Kliniken brodelt es. Der Geschäftsführer Tissen gab bekannt, dass rund 1 900 Arbeitsplätze in den vier Bremer Kliniken (Mitte, Ost, Links der Weser und Nord) vernichtet werden sollen, Dienstleistungen zentralisiert, wegfallen oder an Fremdfirmen vergeben werden. Die verbleibenden Arbeitskräfte werden noch stärker als bisher unter zunehmender Arbeitshetze, Belastungen und Unsicherheiten leiden.

Aus den bisher breit gefächerten stadtteilbezogenen Standortangeboten sollen Kompetenzzentren entstehen, die ihre medizinischen Leistungen in Bremen nur noch zentralisiert anbieten. Für die Menschen aus dem Bremer Osten bedeutet das z. B., dass sie nicht mehr wie bisher sich und ihre Angehörigen in den medizinischen Abteilungen des Klinikums Bremen-Ost behandeln lassen können, sondern sie müssen in die medizinischen Abteilungen der Kliniken Mitte oder Links der Weser. Geht es nämlich nach den politischen Vorstellungen des Bremer Senats und der Geschäftsführung, wird es das Klinikum-Bremen-Ost (KBO) in der jetzigen Versorgungsstruktur nicht mehr geben. Es soll zu einer forensisch-psychiatrischen Landesklinik schrumpfen. Das bedeutet, das allein im KBO 800 Arbeitsplätze und alle somatischen Abteilungen wegfallen, was für die Bevölkerung im Bremer Osten eine eminente Verschlechterung der medizinischen Versorgung und längere Anfahrtswege bedeutet. Die Geschäftsführung behauptet, dass dies alles notwendig sei, denn durch den freien Markt bestehe schließlich ein Umsatzrisiko für die "Gesundheit Nord" von fast 50 bis 90 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren.

Die vier Bremer Krankenhäuser werden zu Profitcentern umstrukturiert, in denen nicht der Mensch und die Gesundheit im Mittelpunkt stehen, sondern die Gewinne - nach denen werden sie bewertet. Bei schlechter Ertragslage verschärft sich die Situation für Personal und Patienten und die Privatisierung einzelner Zentren wird vorangetrieben. Das Umsatzrisiko sollen, wie immer im Kapitalismus, die lohnabhängig Beschäftigten und die Patienten tragen. Auf die Beschäftigten in den Bremer Krankenhäusern sollen nach den Vorstellungen der kommunalen Arbeitgeber viele "Reformen" zu kommen: Die Arbeitszeit soll verlängert werden, der Urlaub, das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld gekürzt, der Bildungsurlaub gestrichen, der Flächentarifvertrag gekündigt werden, um nur einige zu nennen. Im Arbeiterbereich laufen die Vorbereitungen zur Ausgliederung schon länger. Die Betriebstechnik, verbleibender Reinigungsdienst u. a. wurden/werden in sogenannte Tochter-GmbHs ausgegliedert, noch mehr ausgebeutet und mit weniger Rechten ausgestattet. Mit anderen Worten: Die von der vorherigen Generation erkämpften sozialen Errungenschaften sollen alle nach und nach für den Profit fallen und anscheinend gibt es kein Halten mehr.

Auf der anderen Seite wird der Steuersatz für die Wohlhabenden herunter gesetzt, sie zahlen immer weniger Steuern und werden immer reicher. Für viele Kolleginnen und Kollegen brechen nun Jahrzehnte gepflegter Welten eines doch "anständigen sozialen Unternehmertums" zusammen und sie hoffen immer noch, dass diese Zeiten wieder kommen könnten. Doch die Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung hat gezeigt, dass jede historische Verbesserung, wie z. B. die 38,5-Stunden-Woche oder die Sozialversicherungen, in den Betrieben oder auf der Straße erkämpft werden mussten. Sie wurden den Arbeitern und Angestellten in unserem Lande nicht geschenkt!

Wer, wie der Klinik-Geschäftsführer Tissen, jetzt den sozialen Kahlschlag mit einer gesicherten Zukunft begründet, lügt ebenso bewusst, wie es die ausbeutende Klasse schon immer getan hat. Die Alternative ist: Kürzen, wo es nicht weh tut: Multis, Millionäre, Manager und Minister.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien in der Bremer Rundschau, Zeitung der DKP Bremen
und ist eine Spiegelung von
http://www.dkp-online.de/uz/3712/s0403.htm