Betrug und Veruntreuung in Kosova/Kosovo
Ex- Mitarbeiter der UNMIK Mission in Kosova in Bochum angeklagt.

von Max Brym

04/03
 
 
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Gegen einen hohen Ex- Mitarbeiter ( 36) der UN- Verwaltung im Kosovo, einen Essener; hat die Bochumer Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, wegen Veruntreuung von EU- Hilfsgeldern in Höhe von fast 4,2 Millionen US- Dollar.
Der 36- jährige war in Kosova mit der Aufsicht über den Energieversorger des Kosovo ( KEK ) beauftragt. Laut Anklage soll der Essener insgesamt 4,3 MIO Dollar auf versteckte Konten nach Gibraltar geschafft haben und dort das Geld in einen Pensionsfond angelegt haben. Die Erlöse stammten aus Stromgeschäften auf dem Balkan. Das Basislager für die illegalen Geschäfte war Kosova. Diese Mafia- Geschäfte sollte über einen Fonds, den anderen Mitgliedern der Bande zugute kommen. Die Bandenmitglieder, die angeblich eine humanitäre Aktion in Kosova durchführen, setzten den Essener als eine Art Treuhänder ein, um nach Abschluß ihrer Mission in Kosova eine lebenslange Rente zu kassieren. Der Essener gibt zu seiner Verteidigung an:“ Nach einigen Jahren sollten die Gelder wieder nach Kosovo zurückfließen“. Diese Aussage wird, von der Bochumer Staatsanwaltschaft nicht ernst genommen. Der Angeklagte der mittlerweile geständig ist, räumte ein, eine halbe Million Dollar in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Im Dezember 02. stellte, der in Alicante lebende Deutsche, sich dem Gericht. Der Prozeß findet am 28. April in Bochum statt.

Der Hintergrund

Einem Agenturbericht zufolge hatten westliche Geberländer den Kosovo- Energieversorger seit 1999 mit hundert Millionen Euro unterstützt. Jene 4,3 MIO Dollar stammen angeblich aus dem Verkauf von überschüssigem Strom, weil er in Kosova nicht gebraucht wurde. Über die Transaktion soll auch ein sehr ranghoher KEK- Chef informiert gewesen sein. Das ist die offizielle Darstellung, der internationalen Nachrichtenagenturen. Diese Darstellung, wie sie auch in der WAZ wiedergegeben wurde, ist ein schlechter Witz.

Leben und Strom in Kosova

In Kosova sind die Winter kälter und härter als in Deutschland. Dennoch verfügen die Bewohner seit 1999 über höchstens zwei bis drei Stunden Strom am Tag. Der Strompreis wird unabhängig von der realen Stromversorgung per monatlicher Schätzung festgelegt. Die Einwohner Prishtinas erhalten monatliche Stromrechnungen vergleichbar, mit den Stromkosten in München- Schwabing. In Deutschland ist jedoch bei bezahlter Rechnung, die Stromversorgung rund um die Uhr gewährleistet . In Kosova gibt es weder eine garantierte Stromversorgung, noch ein Einkommen, dass den Strompreis bezahlbar macht. Fast 83% der Bevölkerung sind ohne Arbeit und damit ohne jegliches Einkommen. Diejenigen die eine Arbeit haben, bekommen im Schnitt 135 Euro im Monat. Allerdings sind Zehntausende von gut verdienenden UNMIK- Mitarbeitern, eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle. Die Herrschaften haben Tausende Euro in ihren Taschen und selbstverständlich Bedürfnisse. Sie benötigen Wohnraum, Klamotten Alkohol Zigaretten oder Frauen. Das wird ihnen von diversen Händlern geliefert. Eine normale ökonomische Entwicklung, kann auf diese Art niemals entstehen. Sie wird sogar, wie in dem oben geschilderten Fall bewußt hintertrieben. Die organisierte Kriminalität findet in Sachen Drogen und Frauenhandel, in den anwesenden rund hunderttausend UNMIK- Leuten zahlungskräftige Kunden vor.

Fazit

Die Arbeiter in den Stromerzeugungswerken fordern seit Jahren, in die Entscheidungen einbezogen zu werden. Dieses Anliegen wird bis dato völlig ignoriert. Grundsätzlich werden Einheimische wie unwissende „ Eingeborene“ behandelt. Wenn ein Kosovare versucht einen Zebrastreifen zu überqueren und es nähert sich ein internationales Fahrzeug, wird die Arroganz der Protektoratsherren sofort deutlich. Die Bewohner Kosovas verfügen zwar über ein „Parlament“, ohne jegliche Kompetenz, denn Herr Steiner hat immer das letzte Wort, dafür haben die Kosovaren jede Menge Armut und Fremdbestimmung. Es ist nicht verwunderlich, dass die UNMIK in Kosova Armik genannt wird. Armik heißt in deutsch Feind. Die Lage ist spannungsgeladen und paradox. Kürzlich gerieten in einem Lokal in Prishtina zwei internationale Polizisten schwer aneinander. Der eine war aus Pakistan und der andere aus Indien. Sie stritten sich mit gezogener Waffe über den Kaschmir- Konflikt.

Editorische Anmerkungen

Max Brym stellte uns diesen Artikel zur Veröffentlichung zur Verfügung. Er lebt als freier Journalist in München. Im Partisan.net hat er seine Homepage.