Berlinale
Deutsche Diplomaten verwehren Gast aus Kosova die Einreise

von Ilir Berisha (Prishtina) - Übersetzung Max Brym

 

03/2017

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onlinezeitung

In Berlin findet gegenwärtig(*) die Berlinale statt. An der Veranstaltung nehmen Filmemacher, Schauspieler  und Regisseure aus der ganzen Welt teil. Aus der ganzen Welt- Nein . Deutsche Diplomaten  von der Botschaft in Prishtina haben  dem Direktor des DokuFest Eroll Biliban aus Prizren ein Visa für die Einreise nach Deutschland und damit die Teilnahme an den 67. Internationalen Filmfestspielen in Berlin, der BERLINALE, verwehrt.

Der Grund: Bilibani konnte angeblich nicht nachweisen, dass er über genügend finanzielle Mittel für seinen Unterhalt während des Aufenthalts in Deutschland verfügt.

Die Zeitung  schreibt SEHNSUCHTSORT dazu:

"Die Entscheidung der deutschen Diplomaten in Prishtina verweist in ihrer – mit Verlaub – grandiosen bürokratischen Dummheit und uninformierten Arroganz auf ein grundlegendes Dilemma der deutschen Kosovo-Politik: Das Fehlen selbst basaler Kenntnisse der zugegeben komplexen Verhältnisse der Region. Die noch junge Republik, im Frühjahr 2008 durch Deutschland als souverän und autonom anerkannt, ist eines der letzten verblieben europäischen Ghettos. Außer nach Albanien, Makedonien, Montenegro und die Türkei dürfen Kosovaren in kein anderes europäisches Land visumfrei einreisen – ein Bärendienst für die junge kosovarische Demokratie und Wasser auf die Mühlen albanischer Nationalisten und religiöser Fundamentalisten, denen die Abschottungspolitik der EU jedes Jahr junge frustrierte Kosovaren, die jeglicher Horizonterweiterung entbehren, in Scharen in die Arme treibt.

Arrogant und uniformiert zeigt sich die Entscheidung der deutschen Diplomaten in Prishtina vor allem vor dem Hintergrund, dass die Botschaft eine eigene Kultursektion unterhält – die über die kulturelle Entwicklung des Landes und deren maßgebliche Repräsentanten qua Auftrag und Stellenbeschreibung eigentlich informiert sein sollte. Dass die Mitarbeiter letzterer jedoch, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem ehemaligen Attaché Christoph Deißenberger, der das DokuFest persönlich besuchte und deswegen kannte, in einer diplomatischen Blase leben, an der die kulturelle Entwicklung des Gastlandes zum größten Teil vorbeigeht, ohne das jemand davon Notiz nimmt, dafür legt die Entscheidung, Eroll Bilibani, der seit 2012 Direktor des DokuFest ist, die Einreise nach Deutschland zu verwehren, beredtes Zeugnis ab.“ 

*) Der Artikel wurde am 14.2.2017 verfasst und uns für diese Ausgabe von Max Brym zur Verfügung gestellt.