Djibouti ist ein kleines Land
von knapp einer Million Einwohner/inne/n am Horn von
Afrika. Als letzte französische Kolonie auf dem
afrikanischen Kontinent wurde es 1977 unabhängig. Es
dient mehreren Großmächten als ständige
Militärbasis: Die französische Armee ist ständig
präsent, mit derzeit noch rund 2.000 Mann (obwohl
die 13. Brigade der Fremdenlegion im Sommer 2011 auf
die neu eingerichtete französische Militärbasis in
Abu Dhabi am Arabisch-Persischen Golf abgezogen
wurde). Seit der Eröffnung einer größeren
US-Militärbasis im Jahr 2002 ist inzwischen auch
eine ähnlich hohe Zahl von US-Amerikanern dort
stationiert. In jüngerer Zeit ist auch die
Bundeswehr (mit einem kleineren Kontingent) dort
präsent, seitdem Deutschland und Djibouti im Januar
2002 ein gemeinsames „Memorandum“ im Zeichen des
„Antiterrorismus“ unterzeichneten.
Am 22. Februar 13 fanden in
Djibouti Wahlen statt, deren Ergebnisse nach Auffassung
vieler Beobachter von massivem Betrug geprägt waren.
Asma Djama ist eine Juristin in
Djibouti. Der wirkliche Name ist der Redaktion bekannt.
Das Interview wurde am 11. März 13 geführt.
Frage: Sie haben nur unter
Pseudonym akzeptiert, offiziell mit uns zu sprechen.
Warum?
Antw.: Die
Repression ist derzeit omnipräsent. Es ist auch
wahrscheinlich, dass unser Telefonat von anderen Leuten
mitgehört wird. Ebenso, wie der E-Mail-Verkehr allgemein
überwacht wird. Meine letzten Antwortmails an Sie kamen
mir übrigens alle zurück, obwohl die Adresse stimmte.
Wahrscheinlich war ihr Inhalt zu kritisch.
Frage: Wie können Sie die
generelle Situation kurz charakterisieren?
Antw.: Der seit
1999 amtierende Präsident Ismael Omar Guelleh („IOG“),
der frühere Sicherheitschef des Landes, stellte sich zur
Wiederwahl. Bereits als er im Februar 2011 die
Verfassung ändern ließ, um überhaupt ein weiteres Mandat
antreten zu können, kam es zu massiven Unruhen, die mit
Schusswaffen niedergeschlagen wurden. Das stand auch im
Kontext des „Arabischen Frühlings“; unser Land ist
Mitglied in der Arabischen Liga. Es war aber angekündigt
worden, dass diese Wahl transparent verlaufen solle. Ein
Hohn. Einerseits wurde massiv manipuliert. Grotesk ist
es, wenn jetzt behauptet wird, die Regierungspartei UMP
(Union für die Präsidentenmehrheit) habe sogar in der
Hauptstadt Djibouti-City mit 49,4 Prozent knapp vor dem
Oppositionsbündnis USN (Union für die nationale Rettung)
mit 47,6 Prozent abgeschnitten.
Frage: Warum?
Antw.: Das ist ein Witz, die
Hauptstadt ist eine Hochburg der Opposition. Obwohl IOG
es versteht, immer wieder mit dem „ethnischen“ Faktoren
zu spielen, den alten Tribalismen zwischen Afar, Issa
und aus Somalia stammenden Bevölkerungsteilen. Seit der
Bekanntgebe der offiziellen Ergebnisse am 25. Februar
kam es zu heftigen Protesten. Vergangene Woche wurde auf
eine Demonstration von Oberschülern geschossen, es gab
mindestens vier Tote. Die drei wichtigsten Anführer der
USN sind im Gefängnis. Mindestens 850 Menschen wurden
festgenommen, vor allem aus den Reihen der USN. Aber
auch einige Geistliche, die der Muslimbrüderpartei MoDel
nahe stehen. Aber der französische Botschafter - René
Forceville – meinte, die Wahlergebnisse als
„glaubwürdig“ anerkennen zu müssen. Dies war für das
Regime das entscheidende Signal.
Editorische Hinweise
Das Interview erhielten wir
vom Autor für diese Ausgabe.