New Left in Town: Großdemo in Jersusalem

von Paul Panter

03/10

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Am Abend des 06. März 2010 protestierten jüdische und arabische Linke im Osten von Jerusalem gegen das israelische Regime und die Vertreibung weiterer arabischer Familien aus den betroffenen Säuberungs-und Siedlungsgebieten.

Am Abend des 06. März versammelten sich in Ostjerusalem nach Angaben der Veranstalter etwa 6.000 jüdische und arabische Linke um gegen die Kriegspolitik der rechtskonservativen Regierung in Israel und die anhaltende Vertreibung von Palästinensern zu demonstrieren. Konservative Mainstreammedien berichten von 3.000 bis 3.500 Teilnehmern. So oder so war es die größte gemeinsame Demo in der Geschichte Israels. Eine linke außerparlamentarische Opposition war in den letzten Jahren in Jerusalem kaum wahrnehmbar, auch wenn es seit Jahren in der Linken gemeinsame Demonstrationen gegen die Siedlungspolitik gibt und in Sheikh Jarrah nun seit einigen Monaten wöchentlich Demonstrationen gibt.

Begleitet wurde die Demonstration vom größten Polizeiaufgebot seit 30 Jahren. Nach israelischen Verhältnissen war die Größenordnung der Demonstration ein Schock für die Rechte. Einige Mitglieder der Knesset konnten es sich nicht nehmen lassen das Geschehen aus der Ferne in gepanzerten Fahrzeugen zu beobachten, wie auch Arieh Eldad, Mitglied der rechtsradikalen Partei „National Union“ welcher sich anschließend erwartet herabwürdigend äußerte: „Die Dreistigkeit der israelischen Linken hat nun zu einem Verrat geführt und zu einer Kooperation mit den Feinden Israels.“

Ähnlich auch der Tenor der Mainstreammedien, die ihre Widersprüche jedoch nicht verstecken konnten und auch die Gerichte scharf attakierten, da diese die Demo ausdrücklich genehmigten und auch erlaubten die Abschlusskundgebung vor einem Haus einer betroffenen Familie zuzulassen.

Die Route verlief einmal mehr durch Sheikh Jarrah, ein Altstadtbezirk unweit vom Zentrum welcher zu einem Symbol für die Vertreibung geworden ist. Regelmäßig kam es hier in den letzten Monaten zu Demonstrationen. Die Annektierung von Ostjerusalem im Jahr 1967 hat die UN nie anerkannt, die Situation in Ostjerusalem kann zumindest etwas mit den Gentrifizieurngsprozessen in einigen deutschen Großstädten verglichen werden: In Israel findet die „Säuberung“ aber nicht nach sozialer Zugehörigkeit statt, sondern nach ethnischer Zugehörigkeit. Die Menschenverachtende Ideologie die dahinter steht ist die gleiche.

Die kraftvolle Demo war mit unzähligen roten Fahnen, palästinensischen Fahnen und abgewandelten israelischen Fahnen, welche in hebräisch die Aufschrift „Frieden“ trugen, gesäumt. Vereinzelt sei es zu Steinwürfen auf Polizisten und Soldaten gekommen. Festnahmen gab es aber keine, die Behauptungen einiger Medien nach denen Araber Orthodoxe Juden angegriffen haben entpuppte sich als eine typische Fälschung.

Es tut sich was in Jerusalem. Es gibt eine Neue Linke in der Stadt die keine Angst mehr davor hat mit der alten Antisemitismuskeule erschlagen zu werden. So waren auch die Sprechchöre ein Schlag ins Gesicht für Antideutsche Forentrolle: „No to ethnic cleansing“ oder nicht nur vereinzelt „Fight Zionism – Free Israel“

Die nächste Demo ist schon am nächsten Samstag. Unterstützen wir die Neue Bewegung gegen die Herrschaft, die das Synonym für Orwells ewigen Krieg ist, lassen wir uns nicht mehr blenden.

Vorherige Demos:

Demo gegen Räumungen in Sheikh Jarrah
Demonstrieren im Regen und Tränengas

Weitere Links:

Anarchists against the wall: http://awalls.org/
Kollektiv von FotografInnen-AktivistInnen: http://activestills.org/
Berichte von Demos und Aktionen: http://popularstruggle.org/
Ta'ayush - "Gemeinsam leben": http://taayush.org/
Menschenrechtsorganisation: http://btselem.org/

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den den Artikel von Indymedia, wo er am 7.3.2010 erschien.