8. März 2010 Internationaler FrauenMädchenLesben Kampftag

8. März: Feier- oder Kampftag?

von
Kersten Artus
 

03/10

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Mindestlöhne, Arbeitszeitverkürzung, Gleichstellung – es gibt viele Forderungen, die zur vollständigen Emanzipation gestellt werden und die noch lange nicht durchgesetzt sind. Der Feiertag ist dennoch überfällig, weil Frauen vor allem seit Beginn der Industrialisierung schon viel erreicht haben.

Unzählige Feministinnen, Gewerkschafterinnen, Antifaschistinnen, Politikerinnen haben für Frauenrechte gekämpft – manche sind dafür sogar gestorben. Ihnen gilt unser Respekt. Im Mittelalter wurden Frauen verbrannt, erschlagen, weil sie für Frauen Gutes getan haben, weil sie selbstbewusst waren, weil sie sich nicht unterdrücken ließen. Sie sollen durch den Feiertag gewürdigt werden.

Frauen und Mädchen erfahren auch heute noch ständig Gewalt. Es gibt aber Helferinnen, die sich um diese Frauen kümmern: in Frauenhäusern, in Gewaltberatungsstellen, in Obdachlosentreffs. Sie verdienen es, gefeiert zu werden. Es gibt Betriebsrätinnen, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Sie begleiten Kolleginnen zum Arbeitsgericht, wenn diese nach der Elternzeit gekündigt werden. Ihnen gilt Dank für ihren Einsatz.

Frauen, die aus ihrem Heimatland flüchten müssen, werden in Deutschland unfreundlich aufgenommen. Die Asylgesetze sind menschenfeindlich geändert worden. Viele Frauen haben Angst vor Abschiebung. Den Status der Duldung und nicht selten auch der Illegalität und Papierlosigkeit zu ertragen, erschüttert diese Frauen und traumatisiert sie. Sie erfahren dennoch Hilfe und Solidarität: Andere Frauen verbringen nach ihrer Erwerbsarbeit unzählige Stunden damit, sich um sie zu kümmern. Ärztinnen leisten kostenlose medizinische Hilfe. Sie verdienen einen Tag im Jahr, an dem man ihnen dankt. Viele Mädchen sind perspektivenlos. Eine ganze Generation wächst in Hartz IV-Haushalten auf. Für diese Mädchen stellt sich nicht die Frage, wie sie Karriere machen. Für sie stellt sich die Frage nach einem guten Schulabschluss, Schutz vor zu frühen Schwangerschaften, Schutz vor Niedriglöhnen, Drogen, Prostitution. Wer sich um diese Mädchengeneration kümmert, ihr Orientierung gibt, verdient endlich Anerkennung.

In vielen Ländern ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag, in Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Burkina Faso, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Kuba, Mazedonien, Moldawien, in der Mongolei, in Russland, Serbien, Tadschikistan, in der Ukraine, in Usbekistan, Vietnam und Weißrussland. In China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei. Es wird also höchste Zeit, dass auch die „westlichen“ Länder ihre Frauen mit einem Feiertag würdigen.

Editorische Anmerkungen

Wir  spiegelten den Artikel von der feministischen Onlinezeitung Anschläge

Kersten Artus („Die Linke“ Hamburg) treibt die Kampagne „Der Internationale Frauentag muss ein Feiertag werden“ seit 2009 voran: http://8-maerz.de