8. März 2009
Internationaler
FrauenMädchenLesben Kampftag

03/09

trend
onlinezeitung

Der Kampf der Frauen geht weiter...
Aufruf von Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

Der 8. März, Internationaler Frauentag, steht traditionell immer im Zusammenhang mit der Forderung nach Freiheit, selbstbestimmtem Leben, Gleichwertigkeit, sozialen Rechten, Gerechtigkeit und Demokratie.

Bei den gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen ist es wichtig, sich diese Tradition noch einmal ins Bewusstsein zu rufen:

Die gegenwärtige Systemkrise wirkt sich in unterschiedlicher Form auf alle Lebensbereiche aus. Im ersten Schritt büßte das kapitalistische System seine Maske der sozialen Marktwirtschaft ein. Soziale Rechte wurden zunehmend beseitigt, die öffentliche Daseinsversorgung privatisiert, die Arbeitsverhältnisse massiv verschlechtert. Die Zahl der Erwerbslosen stieg infolge von Massenentlassungen an, Menschen wurden mit Gesetzen wie Hartz IV in die Armut gedrängt. Im Gegenzug wurden die Möglichkeiten für Unternehmer und Konzerne immer weiter ausgebaut.

Die Finanzkrise als Produkt dieses Systems beeinträchtigt in erster Linie das Leben von Frauen und wirkt sich auf deren ohnehin ungünstiges Geschlechterverhältnis noch negativer aus. Die Arbeitskraft von Frauen ist noch immer weniger wert als die der Männer, oder die Erwerbsarbeit ist der Reproduktionsarbeit übergeordnet. Wir beobachten, wie die Armut zunehmend ein weibliches Gesicht bekommt. Soziale Probleme führen meist auch zu innerfamiliären Problemen, die oft in Form von Gewalt gegen Frauen ausgetragen werden.

Den Einfluss patriarchaler und religiöser Strukturen, die Frauen auf die Rolle der Hausfrau und Mutter reduzieren wollen, von Frauen erkämpfte Rechte bedrohen und in vielen Ländern Schwangerschaftsabbruch wieder kriminalisieren wollen, müssen wir zurückdrängen.

Das neoliberale System, welches aufgrund seiner Profitgier keine Staatsgrenzen mehr respektiert, verändert gewaltsam bestehende Grenzen und lässt je nach Interessenlage auch neue Staaten entstehen, wie wir es im Kosovo erleben konnten. Außenpolitisch setzt die neoliberale Politik auf Krieg und Instabilität und instrumentalisiert hierfür ungelöste Konflikte für eigene imperiale Interessen. Wir sehen dies heute im Nahen und Mittleren Osten, im Kaukasus und in vielen afrikanischen Staaten.

Als kurdische Frauen wissen wir genau, was Kriege und Zerstörung bedeuten. Von allen Seiten sind Kurdinnen der Gewalt ausgesetzt. Sie erleiden staatliche Verfolgung als Kurdinnen; sie werden verhaftet und gefoltert, weil sie sich für ihre demokratischen Rechte einsetzen. Zugleich werden Frauen durch feudal-patriarchale Gesellschafts- und Familiennormen unter Druck gesetzt, zwangsverheiratet oder im Namen der Ehre bedroht und ermordet, weil sie sich den patriarchalen Traditionen widersetzen.

Die Unterdrückung der Frauen ist eine weitere wichtige Säule einer Herrschaftspolitik, die auf patriarchaler Dominanz basiert. Über die Frauenfrage wird die Unterdrückung bis in die Gesellschaft und Familien hineingetragen und aufrechterhalten. Krieg und Besatzung festigen Gewaltverhältnisse und erhöhen das gesellschaftliche Gewaltpotential, das sich insbesondere in der Ausbeutung von Frauen und Kindern manifestiert.

Darum spielt die Frauenfrage bei der Überwindung des Systems eine Schlüsselrolle. Die Frauenfrage als Grundsatzfrage besitzt das Potential, Veränderungen auf allen Ebenen feministischer und somit gerechter zu gestalten.

Damit unsere Wünsche und Visionen Wirklichkeit werden, wollen wir uns austauschen, vernetzen, anfreunden, und lernen, organisiert und weltweit gemeinsam zu kämpfen, für Gleichberechtigung und ein befreites Leben in einer befreiten Gesellschaft.

Lasst uns am 07. März 2009 gemeinsam für unsere Rechte auf die Strasse gehen! Wir laden alle Frauen dazu ein, sich an der 8. März Bündnisdemo zu beteiligen.

Auch dieses Jahr sagen wir wieder:
 

Es lebe der 8. März – Frauen und Mädchen international für Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung!

Schluss mit den Ehrenmorden überall!

Meine Ehre ist meine Freiheit!

Kein Krieg – Kein Staat – Kein Patriarchat!

Quelle: http://www.antifa-kok.de