Stan Terg Mitrovica-Gedenkveranstaltung der Bergarbeiter-Vergangenheit und Realität

von Agron Sadiku
03/06

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Am 21. Februar fand zum Gedenken an den historischen Bergarbeiterstreik vor 17 Jahren eine Veranstaltung der Minenarbeiter, in ihrem ehemaligen Streiklokal in Stan Terg statt. Rund 1300 Minenarbeiter begannen am 20. Februar 1989 in der Mine des Kombinates Trepca, einen unbefristeten Hungerstreik gegen die Aufhebung der Autonomie Kosovas, durch das Milosevic Regime. Der Streik wurde damals mit falschen Versprechungen und Gewalt gebrochen. Nach achttägigem Streik wurden verschiedene Streikführer und der ehemalige Direktor des Kombinates Trepca, Aziz Abrashi, sowie der Direktor der Mine Burhan Kavaja, verhaftet und längere Zeit inhaftiert. Nach und nach wurden alle albanischen Arbeiter entlassen und im Herbst 1990 gab es keine albanischen Bergarbeiter im Kombinat Trepca mehr.

Die Minenarbeiter stellten damals die Vorhut der Arbeiterbewegung in Kosova dar. Bereits im November 1988 marschierten die Arbeiter aus Mitrovica in Richtung Prishtina, um ihre Solidarität mit dem von Milosevic abgesetzten Chef des kosovarischen „Bundes der Kommunisten“ Azem Vllasi, zu bekunden. Vllasi wurde weil er gegen den serbischen Chauvinismus auftrat, durch Milosevic seines Postens enthoben. Der Streik im Februar 1989 fand weltweite Beachtung. Die Arbeiter kämpften nicht um höhere Löhne, sondern mit roten Fahnen für die nationalen Rechte ihrer Nation, gegen Nationalismus und Chauvinismus. 

Die Veranstaltung am 21. Februar 

Die Veranstaltung fand in einer würdigen und gespannten Atmosphäre statt. Der geladene Gast Azem Vllasi, erinnerte in seiner Rede an den „historischen Charakter des Streiks der die gesamte Nation inspirierte“. Aziz Abrashi erklärte: „ Damals am 20. Februar leisteten wir entschiedenen Widerstand und gaben dem Ziel, nach einem freien und unabhängigen Kosova, entscheidende Impulse.“ Allerdings vermißten einige Redner in der heutigen Realität, den Respekt vor den „sozialen Rechten der Arbeiter“. Im ersten Teil der Veranstaltung sprach Burhan Kavaja, von, „der ungeheureren Ignoranz gegenüber den elementaren Bedürfnissen der Menschen“. Dafür gab es besonderen Applaus. An einer Rede des angereisten „ Energieministers“ Ethem Ceku hatten die Arbeiter keinerlei Interesse. Der Herr Minister zog es dann auch vor, zu schweigen. In der Tat, der ehemalige  Streikaktivist Shahin Begu, traf den Nagel auf den Kopf als er sagte: „ Rund 70% der Bergarbeiter sind seit 17 Jahren ohne Arbeit Nur einige durften nach langen Ringen mit der UNMIK im letzten Jahr die Produktion -auf Probe- aufnehmen.“ Begu meinte weiter, „ diese Lage werden wir nicht hinnehmen,  wir und unsere Familien leben in bitterster Armut“. Nach dem Beitrag des Gewerkschafters  Avdi Uka, der ebenfalls die Regierung und die UNMIK schwer kritisierte versprach Azem Vllasi, ( er ist gegenwärtig außenpolitischer Berater des Premierministers Bajram Kosumi) „sich vehement für Trepca einzusetzen“. 

Resümee 

Die meisten  Minenarbeiter aus Mitrovica sind seit 17 Jahren ohne Arbeit und Brot. Zuerst wurden sie durch das Milosevic Regime angegriffen und ihrer Rechte beraubt, um anschließend von der UNMIK ignoriert zu werden. Im Jahr 1999 legten die Arbeiter den UNMIK Behörden einen Plan vor,wie sie die Produktion in Eigenregie, in Kooperation mit den serbischen Arbeitern in Zvecan, wieder in Gang setzen könnten. Dieser Plan wurde von den UNMIK- Behörden als „ durchaus machbar“ eingestuft. Dennoch wurde den Arbeitern nicht die Möglichkeit gegeben ans Werk zu gehen, Trepca soll privatisiert werden, was sich schlecht mit der Produktion in Arbeitereigentum und Arbeiterkontrolle verträgt. Der deutsche UNMIK Privatisierungskommisar Joachim Rücker, will Trepca komplett verscheuern. Interessant sind dabei die Rohstoffe des Kombinates. Bis 1989 hatte Trepca in Europa den zweiten Rang bei den Zink,Nikel und Bleifördermengen. Diese Werte sollen billig verhökert werden und arbeiten soll nur personell reduziertes junges „profitbringendes Frischfleisch“. Wer an dieser Entwicklung nicht interessiert ist muß den kompletten kolonial-kapitalistischen Strukturen in Kosova an den Kragen gehen. Für Argumente in dieser Richtung sind die Arbeiter in Mitrovica durchaus ansprechbar.

Quellen Koha Ditore 22.2.06 Max Brym „ Brennende Steine Kosova“ München August 2000  http://www.Kosova-Aktuell.de 
 

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde uns vom Autor am 28.2.2006 zur Verfügung gestellt.