Betrieb & Gewerkschaft
(Spanien) PLUS entlässt junge Mutter, die ihre Rechte fordert
03/06

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Fátima Fernandéz, Arbeiterin der PLUS-Filiale 'Carretera de Su Eminencia' in Sevilla (Spanien) und Mitglied unserer Schwesterorganisation CNT-AIT, wurde von Ihrem Arbeitsplatz entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat.

Rechts seht ihr das Logo der Solidaritätskampagne der CNT Spanien. Siehe auch die Seite der CNT Sevilla
Im folgenden, zur näheren Information, ein Flugblatt und ein Aktionsbericht ...

Fátima arbeitete bereits 5 Jahre bei der Firma PLUS. Ihre Wochenarbeitszeit betrug 24 Stunden, verteilt auf drei verschiedene Schichten morgens, abends und nachts (in Spanien gibt es keinen Ladenschluss). Sie verdiente dabei monatlich ungefähr 500 Euro. Nachdem nun ihre Tochter geboren wurde, bat Fátima die Firma PLUS um feste
tägliche Arbeitszeiten von 12:00 bis 16:00 Uhr, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten diesbezüglichen Anträgen, welche von PLUS nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde vom Gericht verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird." Weniger als 48 Stunden nach diesem erfolgreichen Prozeß, kündigte die Firma PLUS unserer Kollegin zum 20. Oktober 2005.

In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch PLUS gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse Supermarktes zu arbeiten, um sie von ihren Kolleginnen zu isolieren. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 Grad Celsius in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, daß Fátima einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde erklärt, daß Fátima "unter täglich wechselnden Essenszeiten leidet, sowie unter der Unmöglichkeit die Tochter mitzunehmen oder sie zu festen Zeiten aus dem Kindergarten abzuholen." Ausserdem wurde "die Schwierigkeit mit der Tochter zu Kinderärzten zu gehen oder mit der ihr die Freizeit zu verbringen" sowie "die unablässige Suche nach jemanden, der sich um die Tochter kümmert" beschrieben. Es wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima gezwungen wird,
psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Wir fordern von PLUS die sofortige Weiterbeschäftigung von Fátima zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten.

Wir zeigen PLUS, dass ein Angriff auf eine von uns ein Angriff auf uns alle ist. Wir protestieren international vor Filialen des Tengelmann-Konzerns bis unsere Forderungen erfüllt sind.


FAU-IAA Hamburg, Leipzig, et al.

Bundesweite Aktionen (Stand 24.2.2006)

03.02.2006 - Protestaktionen bei 9 Filialen der Supermarktkette PLUS in Hamburg

Mitglieder der FAU-Hamburg verteilten in den letzten Tagen Flugblätter in und vor 9 PLUS-Filialen in er Stadt.
In nahezu allen Fällen waren sowohl die KundInnen als auch die KollegInnen sehr interessiert an der Sache. In drei Filialen versprachen die KollegInnen den Fall bei sich zu diskutieren. Die FAU-Hamburg wird in den nächsten Wochen weitere Aktionen gegen PLUS durchführen.


09.02.2006 - Protestaktion vor PLUS-Supermarktfiliale in Berlin

Heute protestierten Gewerkschaftsmitglieder der FAU Berlin vor der PLUS-Supermarktfiliale Gartenstraße/Reinickendorfer Straße. Sie verteilten Flugblätter an die Kundschaft, um auf den Fall Fatima Fernandez in Sevilla (Spanien) hinzuweisen, die entlassen wurde, weil sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat (siehe dokumentiertes Flugblatt oben). Diese Aktion reiht sich in eine Kampagne ein, die die spanische Gewerkschaft CNT seit Oktober letzten Jahres zur Unterstützung der entlassenen Kollegin führt. Inzwischen kam es bereits zu mehreren Protestaktionen vor PLUS-Supermärkten in Deutschland und auch in Berlin wird die Kampagne weitergeführt werden.

Bilder der Berliner Protestaktion: ksy-b(a)fau.org


10.02.2006 - Erste Protestaktionen vor PLUS-Supermarktfilialen auch in Bonn

Mitglieder der FAU-Bonn verteilten Informationsflyer mit einem Protestfax-Vordruck vor Plusfilialen in der Bonner Innenstadt. Es ist geplant, weitere Filialen im Bonner Stadtgebiet zu besuchen.
Die Reaktionen der zahlreichen Kunden war durchweg sehr interessiert und ausgesprochen empört über den Vorfall. Lediglich eine Filialleiterin war recht aufgebracht und wollte Platzverbot (vor dem Supermarkt) erteilen. Wir hoffen, dass die Geschäftsleitung von Plus schon viele Protestfaxe erreicht hat.
Foto und Protestfax zum herunterladen auf der FAU Bonn-Webseite


13.02.2006 - Unterstützung für spanische PLUS-Mitarbeiterin in Braunschweig

Nach zahlreichen Aktionen im Bundesgebiet wurden am Abend des 13. Februars auch in Braunschweig Beschäftigte und KundInnen von vier PLUS-Filialen über die unrechten Umstände der Entlassung von Fatima Fernandez, informiert. Die spanische Arbeiterin der PLUS- Filiale „Carretera de Su Eminencia“ in Sevilla forderte ihre Rechte als Mutter bei der PLUS-Leitung ein, die sie dann vor die Tür setzte. Als Mitlied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT erlebt sie seit Beginn ihres Arbeitskampfes praktische Solidarität, die seit vergangenem Montag auch in Braunschweig gezeigt wird.
Sowohl die MitarbeiterInnen als auch zahlreiche KundInnen interessierten sich für den Fall und legten für kurze Gespräche sogar Pausen in ihre Einkäufe ein. Eine Kassiererin der Filiale am Heidberg war offensichtlich über die Aktion schon informiert worden und reagierte ohne Diskussionsbereitschaft mit Rausschmiß und Polizeiandrohung, was auf die drei KundInnen lächerlich gewirkt haben muss. In dieser Gemeinschaftsaktion der Freien ArbeiterInnen Union und Banda Nera Braunschweig hat die PLUS-Leitung einmal mehr erfahren, dass internationale Solidarität eine Waffe ist.


14.02.2006 - FAU Hannover unterstützt PLUS-Arbeiterin in Spanien

Am 14.Februar 2006 informierte die FAU Hannover zeitgleich die Beschäftigten in sechs PLUS- Filialen in Hannover über die Situation unserer Kollegin Fatima Fernandez. Die Arbeiterin ist Mitglied der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT. Sie wurde von ihrem Arbeitsplatz, der PLUS- Filiale „Carretera de Su Eminencia“ in Sevilla (Spanien) entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat.
Sowohl die Beschäftigten als auch die Kundinnen und Kunden zeigten sich weitestgehend interessiert. In einigen Filialen waren die Beschäftigten offenbar schon vorab von der Geschäftsleitung auf mögliche Aktionen vorbereitet worden.


23.02.06 Soliaktion in Giessen

Am heutigen Donnerstag wurden auch in Giessen KundInnen und MitarbeiterInnen der hiesigen Plusfiliale von Mitgliedern der FAU Lahn mit Flugblättern über den unhaltbaren Umgang von Plus mit seinen MitarbeiterInnen informiert. Die Reaktionen waren grösstenteils positiv und reichten bis zu Kommentaren wie: "Eigentlich dürfte man bei Plus garnicht mehr einkaufen". Das Personal nahm die Flugblätter interesiert entgegen allerdings war die Marktleiterin nach "Prüfung" der Angelegenheit davon überzeugt, dass das alles nichts brächte wenn wir hier herumstünden. Nachdem die Stimmung immer aggressiver wurde und uns mit der Polizei gedroht wurde verliessen wir das Gelände.

Editorische Anmerkungen

Der Text erschien auf der Website der FAU.