Notizen und Gedanken
Denk ich an die Friedensbewegung
in der Nacht

von Max Brym

03/03
 
 
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Dann werd ich zwar nicht um den Schlaf gebracht und es fließen auch keine heißen Tränen, dennoch bleibt ein fahler Geschmack beim morgendlichen Erwachen. Ein Blick auf die Seiten der Faschisten im Internet, verstärkt diesen Druck im Magen. Die Faschisten rufen im linken Jargon zum Kampf gegen den US Imperialismus auf. Die Faschos wollen gegen die Zionisten und die US- Ostküste mobilisieren. Die Lektüre des Spiegels oder der Süddeutschen Zeitung ermöglicht einem scheinbar umstandslos, die schnöden Öl- Interessen der USA zu durchschauen. Das Lesen der UZ oder der Jungen Welt wird überflüssig, da der Spiegel journalistisch besser die Interessen der US-Ölmultis aufzeigt. Jedoch glauben viele “Linke” in der Friedensbewegung eine fortschrittliche Massenbewegung vorzufinden. In Wirklichkeit gilt es jedoch zu begreifen: Die Masse der Friedensbewegten ist alles andere als fortschrittlich.

Es wird gegen den amerikanischen Krieg demonstriert.

Das ist der grundlegende Charakter der vorhandenen Bewegung. Es wird nicht wahrgenommen, dass der deutsche imperiale Drang, bereits Kriege führte und zu führen gedenkt, aber nur im eigenen Interesse. Im Fall Irak wird den USA aggressiv der Frieden erklärt. Die Mehrheit in der Friedensbewegung sieht in den USA den Hauptfeind und stärkt dadurch der deutschen Regierung den Rücken. Deren Politik gegenüber dem Irak ist mörderisch und barbarisch auch wenn sie sich friedlich gibt. Saddam führt seit Jahrzehnten Krieg gegen die eigene Bevölkerung, dies kostete za. 1 Million Menschen das Leben. Mit diesem Regime möchte Deutschland wieder normale Beziehungen unterhalten. Das ist mindestens so barbarisch gegenüber der Bevölkerung im Irak, wie ein Bombardement.

Warum wird das nicht durchschaut ?

In weiten Teilen der Friedensbewegung wird die Welt als Spielball des US- Imperialismus wahrgenommen. Keinesfalls wird die Zunahme der zwischenimperialen Widersprüche registriert. Die Theorie vom globalen Kapitalismus, früher nannte das Kautsky Ultraimperialismus, führt bei vielen zu nationalistischen Schlußfolgerungen. Es wird gegen das heimatlose internationale Finanzkapital ( Für einige mit dem Zentrum US- Ostküste) polemisiert. Dabei wird an die Regierung apelliert, gegen den Weltverbrecher USA, eine nationale Politik zu betreiben. Nur wenigen fällt auf, wie stark die Achse Paris, Berlin Moskau bereits daran arbeitet ein reaktionärer Gegenpol zu den USA zu werden. Noch weniger wird erkannt, wie stark die These vom Hauptfeind USA die Nazis anziehen muß. Der herrschende Tendenz, anläßlich der Demos, Israel anstelle des Regimes im Irak zu kritisieren, ist erstens abstrus und zweitens latent antisemitisch. All das mag vielen in der Bewegung nicht geläufig sein, aber der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert.

Editorische Anmerkungen

Max Brym stellte uns diesen Artikel zur Veröffentlichung zur Verfügung. Er lebt als freier Journalist in München. Im Partisan.net hat er seine Homepage.