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Das Dilemma 
der erweiterten Reproduktion

von Ralph Netzker
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Im Jahre 1913 erschien im Verlag Paul Singer, Berlin ein Buch von

Rosa Luxemburg (1870-1919):
Die Akkumulation des Kapitals
Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus.

Das Buch erfuhr eine entschiedene Ablehnung durch die meistenteils sozialdemokratischen Rezensenten. Um ihr Anliegen zu verdeutlichen und die wissenschaftliche Qualität ihrer Kritiker zu beleuchten, schrieb Luxemburg noch eine Erwiderung:

Die Akkumulation des Kapitals
oder
Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben - Eine Antikritik

Die Antikritik erschien erst 1921 - zwei Jahre nach Luxemburgs Ermordung - im Verlag Franke, Leipzig.

Gegenstand der Untersuchung ist „die Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals“. Behandelt wird das Thema anhand der Schemata der „einfachen“ und der „erweiterten Reproduktion“, wie sie Karl Marx (1818-83) in „Das Kapital“ Bd. 1 und 2 darlegt. Diese Schemata weisen in der Marxschen Darstellung eine Problematik auf, die Rosa Luxemburg aufgreift und die sie einer überraschenden Deutung zuführt. Offensichtlich war die Überraschung für ihre sozialdemokratischen Rezensenten eine Hausnummer zu groß...

Bevor das eigentliche Thema ausgeführt werden kann, müssen wir uns einige elementare Grundlagen der kapitalistischen Warenproduktion ansehen.

Kapitalistische Warenproduktion weist gegenüber anderen Formen der Warenproduktion eine bestimmte historische Besonderheit auf: Sie wird nicht betrieben um des Gebrauchsgegenstandes willen, sondern wegen des Wertzuwachses (Mehrwert, Profit).

Beispiel: Toyota baut keine Autos, um die Versorgung der Bevölkerung mit Fahrzeugen zu gewährleisten, koste es was es wolle, sondern weil im Verlaufe des Produktionsprozesses ein Wertzuwachs entsteht, der am Ende wohltönend in der Konzernkasse klingelt. Bliebe dieser Wertzuwachs auf absehbare Zeit aus, würde Toyota die Fabrikation einstellen, einerlei ob ein Bedarf an Fahrzeugen besteht oder nicht.

Wie kommt dieser Wertzuwachs zustande?

Eine besonders einfache und populäre aber nichtsdestoweniger falsche „Erklärung“ geht davon aus, dass der Fabrikant sein Produkt einfach zu einem etwas höheren Preis verkauft, als er für seine Herstellung investiert hat. In der Tat tut er das, aber warum lässt ihm der Markt das durchgehen und warum erzielt er tatsächlich einen Gewinn bei diesem Vorgehen? Schließlich besteht die Grundvoraussetzung jeglichen Warentauschs darin, dass sich nur gleiche Werte (Äquivalente) gegeneinander austauschen, ein willkürlicher Zuschlag würde also nicht akzeptiert werden - sein Produkt wäre unverkäuflich. Darüber hinaus ist unser Fabrikant nicht der einzige Anbieter, und die Grundstoffe seiner Produktion musste er bei anderen Fabrikanten kaufen, die ihrerseits (nach dieser Theorie) einen Aufschlag auf ihre Kosten verlangten, so dass am Ende bei diesem Prozess nichts anderes herauskäme als eine simple Geldentwertung (Inflation). Ein einziger Anbieter ohne Konkurrenz und Zulieferer (!) könnte so tatsächlich profitieren, aber die Gesamtheit der Fabrikanten? Wer zahlt denn am Ende die Summe der Zuschläge? Der Konsument kann das jedenfalls nicht, wie wir im Verlaufe der Untersuchung feststellen werden.

Die tatsächliche Lösung des Problems liegt im Begriff der durchschnittlichen gesellschaftlichen Produktivität der Arbeit“ (Arbeitsproduktivität). Wenn ein durchschnittlicher Produzent (hier ist jetzt der Malocher gemeint, nicht der Absahner) pro Tag im Schnitt nicht mehr produzieren könnte, als er (und seine Familie) an eben diesem Tag zum Leben braucht, dann könnte es eine kapitalistische Warenproduktion nicht geben: Einem nackten Mann kann man bekanntlich nicht in die Tasche greifen...

Diesen Zustand (gesellschaftliche Produktion = Existenzminimum für alle) wollen wir als 100% Produktivität (oder Produktivität = 1) bezeichnen. Während der Jäger- und Sammlerperioden der Menschheit lag die Arbeitsproduktivität vermutlich nahe bei 100%; fiel sie (vorübergehend) darunter, dann verhungerte irgendjemand. Dauerhaftes Absinken unter 100% bedeutet Aussterben.

Arbeitsproduktivitäten über 100% bedeuten in irgendeiner Hinsicht Wohlstand und/oder Sicherheit - egal in welcher Gesellschaftsordnung auch immer.

Auf der Grundlage dieser einfachen Überlegungen betrachten wir nunmehr

Das Schema der einfachen Reproduktion

  c v m c+v+m  
I. 4.000 + 1.000 + 1.000 = 6.000 (Produktionsmittel)
II. 2.000 + 500 + 500 = 3.000 (Konsumtionsmittel)

Schwierige Mathematik ist das sicher nicht, aber wir müssen natürlich zuerst die Bedeutung der Begriffe erklären:

  • Produktionsmittel werden heutzutage als Investitionsgüter (Maschinen, Anlagen, Gebäude, Grundstücke, Rohstoffe und Energie) bezeichnet.
  • Konsumtionsmittel sind entsprechend Konsumgüter aller Art.
  • c ist bei Marx die Abkürzung für „konstantes Kapital“
  • v bedeutet „variables Kapital“
  • m schließlich ist der geheimnisvolle „Mehrwert“ um den es bei der ganzen Veranstaltung ausschließlich geht...

Das konstante Kapital c ist der Anteil an Produktionsmitteln, der zur Herstellung eines bestimmten Warenquantums eingesetzt werden muss. „Anteil“ deshalb, weil eine Maschine oder ein Gebäude üblicherweise mehrere Produktionszyklen übersteht und immer nur „anteilig“ verschleißt und vernutzt wird.

Der jeweilige Wert dieser Produktionsmittel muss natürlich im Endprodukt wieder in Erscheinung treten, weil sie ja immer wieder neu angeschafft werden müssen. „Konstant“ heißt dieser Kapitalanteil deshalb, weil durch die Vernutzung kein Wertzuwachs sondern lediglich eine Wertübertragung auf das Endprodukt stattfindet. Der anteilige Wert der Produktionsmittel muss am Ende wieder zur Reinvestition zur Verfügung stehen - nicht mehr und nicht weniger.

Wollte ein Fabrikant den Wert seines konstanten Kapitals dadurch „vermehren“, dass er einfach einen höheren Betrag abschreibt, als es der realen Vernutzung entspricht, dann liefe dies einfach auf den bereits besprochenen Preiszuschlag hinaus, den er zwar versuchen kann, dessen Realisierung (in Geld) jedoch in den Sternen steht.

Wenn das konstante Kapital c vereinfacht gesprochen als Materialkosten bezeichnet werden kann, dann entspricht das variable Kapital v ganz einfach den Personalkosten. Aber ganz so einfach liegen die Dinge hier nicht: Was eine Tonne Aluminium kostet, lässt sich auf dem Warenmarkt leicht und genau ermitteln: Angebot und Nachfrage ergeben auf der Basis der Herstellkosten einen stets wechselnden, aber auch stets eindeutig bestimmbaren Preis. Was aber ist der Preis menschlicher Arbeitskraft?

Auf dem antiken Sklavenmarkt lagen die Verhältnisse wie auf jedem anderen Markt auch: Der Sklavenhändler musste durch den Verkauf seine Kosten und seine Lebensführung „erwirtschaften“, das ergab einen Preis, der einmalig in Geld zu entrichten war. Der Rest waren dann „Betriebskosten“ in Form von Nahrung, Kleidung und Unterkunft deren jeweilige Ausgestaltung die Lebensdauer der Anschaffung beeinflussten.

Statt eines Sklavenmarktes haben wir seit einiger Zeit einen Arbeitsmarkt. Der Sklavenhändler unseligen Angedenkens ist zum „Arbeitgeber“ mutiert und kauft die benötigte Arbeitskraft nicht mehr „am Stück“ sondern „scheibchenweise“. Aber zu welchem Preis?

Karl Marx schreibt in „Das Kapital“ Bd.1 Seite 185:

„Wenn der Eigentümer der Arbeitskraft (vulgo: Arbeiter) heute gearbeitet hat, muß er denselben Prozeß morgen unter denselben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel muß also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten. Die natürlichen Bedürfnisse selbst, wie Nahrung, Kleidung, Heizung, Wohnung usw., sind verschieden je nach den klimatischen und andren natürlichen Eigentümlichkeiten eines Landes. Andrerseits ist der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein historisches Produkt und hängt daher großenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. Im Gegensatz zu den andren Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element. Für ein bestimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist der Durchschnitts-Umkreis der notwendigen Lebensmittel gegeben.“

Grob vereinfacht kann man also den Wert der Arbeitskraft mit dem jeweiligen „Existenzminimum“ einer Gesellschaft gleichsetzen - wobei unter Existenzminimum das „dauerhafte Existenzminimum“ zu verstehen ist, das also die Aufzucht und Ausbildung neuer Arbeitskräfte gesellschaftlich durchschnittlicher Qualifikation beinhaltet. Der Preis der Arbeitskraft kann in Krisenzeiten (Massenarbeitslosigkeit) unter dieses Existenzminimum sinken (Verelendung), in Zeiten der Prosperität (relativer Mangel an Arbeitskräften) über das Existenzminimum anwachsen (relativer Wohlstand). Die Festlegung (Aushandlung) des jeweiligen Preises findet hier (BRD) und heute (1999) in Tarifauseinandersetzungen (Gewerkschaften kontra Arbeitgeber) statt. Bestimmend für den Preis der Arbeitskraft sind also konjunkturelle Situation, Grad der Beschäftigung und Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaften (Organisationsgrad). Jede Verknappung von Arbeitskraft, ganz gleich aus welchem Grund, muss sich tendenziell in einer Erhöhung ihres Preises auswirken: Daher die große Bedeutung möglichst kurzer Wochen- und Lebensarbeitszeiten.

Der Mehrwert m ist gegeben durch die Gleichung m = (p · v)-v, wobei v das variable Kapital (s.o.) und p die Arbeitsproduktivität ist. Bei einer Produktivität von 1 (100%) ist m = (1 · v)-v = 0 wie oben bereits ausgeführt: Wenn ein durchschnittlicher Arbeiter pro Tag im Schnitt nicht mehr produzieren könnte, als er (und seine Familie) an eben diesem Tat zum Leben braucht, dann könnte er keinen Mehrwert produzieren. Da die gesamte kapitalistische Warenproduktion aber nur des Mehrwerts wegen aufrechterhalten wird, lässt sich daraus messerscharf schließen, dass die Produktivität der Arbeit im Durchschnitt höher als 1 liegen muss - um wieviel höher? Schätzungen, basierend auf der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, ergeben für den Zeitraum der letzten 40 Jahre eine durchschnittliche Produktivität der Arbeit von ca. 2,5 (250%). Das Verhältnis von Mehrwert zu variablem Kapital, also die sogenannte Mehrwertrate m/v, errechnet sich somit zu m/v = ((p · v)-v)/v = 1,5 (150%).

Kehren wir nun zurück zum eigentlichen Gegenstand unserer Betrachtung, dem

Schema der einfachen Reproduktion

  c v m c+v+m  
I. 4.000 + 1.000 + 1.000 = 6.000 (Produktionsmittel)
II. 2.000 + 500 + 500 = 3.000 (Konsumtionsmittel)
III. 6.000 + 1.500 + 1.500 = 9.000 (Gesamtprodukt)

Wie unschwer zu errechnen, geht Marx bei seinem Beispiel von einer Mehrwertrate von 100% aus - entsprechend einer Produktivität von 200% - dies stellt eine rechnerische Vereinfachung dar und ist für die weitere Untersuchung nicht von Interesse.

Wichtig ist hingegen der Kreislaufcharakter des Schemas: Die Summe der Produktionsmittel (6.000) entspricht exakt der Summe des konstanten Kapitals (6.000 c), die Summe der Konsumtionsmittel (3.000) entspricht der Summe aus variablem Kapital (1.500 v) plus Mehrwert (1.500 m). Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die erste Abteilung (Produktionsmittel) - pro Zeiteinheit - genau soviel produziert, wie Abteilung eins und zwei zusammen an konstantem Kapital vernutzen. Und es bedeutet, dass die zweite Abteilung (Konsumtionsmittel) das gesamte variable Kapital plus den Mehrwert abdeckt. Wir haben es also hier mit einem einfachen Modell (Schema) für die quantitative Zusammensetzung einer kapitalistischen Warenproduktion zu tun. Jede dauerhafte Abweichung von dieser Zusammensetzung würde den Kreislauf (Reproduktion) des gesellschaftlichen Gesamtkapitals stören oder gar zum Erliegen bringen.

Die äußerst einfache Struktur des Schemas verdankt sich einer Reihe von methodischen Voraussetzungen, die an dieser Stelle kurz erläutert werden müssen:

Da sich Marx ausschließlich für die Struktur der kapitalistischen Produktionsweise interessiert, finden auch nur die Kategorien dieser Produktionsweise Verwendung. Nimmt z.B.

  • ein Arbeitskraftbesitzer zur Reproduktion seiner Arbeitskraft Dienstleistungen in Anspruch (Arzt, Friseur, Rechtsanwalt etc.), dann muss er sie aus seinem eigenen Einkommen bezahlen, also aus dem variablen Kapital.
  • Ein Produktionsmittelbesitzer bezahlt persönliche Dienstleistungen ebenfalls aus seinem Einkommen, dem Mehrwert.
  • Produktionsbezogene Dienstleistungen sind nichts weiter als Personalkosten und werden aus dem variablen Kapital bestritten.

Marx schreibt daher in „Das Kapital“ Bd.2 Seite 334:

„Nun aber existieren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von diesen beiden Klassen erhalten oder, soweit sie es ohne Gegenleistung erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerts in der Form von Rente, Zins etc.“

Und des weiteren in „Das Kapital“ Bd.1 Seite 607 (Fußnote 21a):

„Um den Gegenstand der Untersuchung in seiner Reinheit, frei von störenden Nebenumständen aufzufassen, müssen wir hier die gesamte Handelswelt als eine Nation ansehn und voraussetzen, daß die kapitalistische Produktion sich überall festgesetzt und sich aller Industriezweige bemächtigt hat.“

Anders, mit Begriffen der uns heute geläufigen Thermodynamik, ausgedrückt: Marx untersucht die Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals als „geschlossenes System“, ohne irgendwelche Austauschprozesse mit einer wie auch immer gearteten nichtkapitalistischen Umwelt zu berücksichtigen.

Betrachten wir nun Zeile III (Gesamtprodukt), so erkennen wir, dass die Klasse der Kapitalbesitzer 7.500 Geldeinheiten (6.000 c + 1.500 v) in die Produktion hineinsteckt und 9.000 Einheiten aus der Produktion herauszieht. Die Differenz (1.500 m) ist der Mehrwert, dessentwegen der ganze Prozess überhaupt nur in Gang gesetzt wurde. Das Verhältnis von Mehrwert zu Gesamtkapital ist die Profitrate m/(c+v) = 1.500/7.500 = 0,2 (20%). Für ein konstantes Kapital >0 ist die Profitrate also stets kleiner als die Mehrwertrate.

Kommen wir nun zum ersten Kernpunkt unserer Betrachtung. Wir fragen uns nun - zusammen mit Marx und Luxemburg:

„Wer bezahlt den Mehrwert?
Woher kommt das Geld, das im Verkauf der Waren den Mehrwert realisiert?“

Um das Problem zu verdeutlichen: Das Schema der einfachen Reproduktion ist ein Kreislaufschema; es beansprucht, auf einfachste Art und Weise die Kapitalzirkulation einer warenproduzierenden Gesellschaft darzustellen. Ein Kreislauf zeichnet sich dadurch aus, dass er geschlossen ist: Anfang und Ende gehen ineinander über. Für die Posten konstantes und variables Kapital gilt dies vollkommen:
6.000 c plus 1.500 v werden eingesetzt und auf das fertige Produkt übertragen. Sie werden für den nächsten Produktionszyklus wieder benötigt, ihr Verkauf ist also bei gleichbleibender Produktion gesichert, da sie einfach in die Produktion zurückfließen: Die Produktionsmittelbesitzer werden für 6.000 Einheiten Produktionsmittel kaufen, um weiter produzieren zu können, die Arbeitskraftbesitzer werden für 1.500 Einheiten Konsumtionsmittel kaufen, um weiter arbeiten zu können. Ein Gesamtwert von 7.500 Einheiten ist also am Markt realisierbar.

Die Kapitalbesitzer wollen jedoch nicht 7.500 Einheiten realisieren, sondern deren 9.000 - wollten sie sich mit 7.500 zufriedengeben, hätten sie sich den ganzen Produktionsprozess sparen können: 7.500 Werteinheiten hatten sie ja bereits vor Beginn der Produktion. Ihnen geht es letztlich nur um die 1.500 Einheiten Mehrwert - und die wollen sie gefälligst auch bezahlt bekommen...

Dass der Mehrwert die produktivitätsabhängige Mehrarbeit des Arbeitskraftbesitzers ist, die dieser zwar erbringt, aber nicht bezahlt bekommt, weil der Wert seiner Arbeitskraft mit der Summe v bereits abgegolten ist, haben wir oben ausgeführt. Der Mehrwert resultiert also aus der Fähigkeit der Ware Arbeitskraft, mehr zu produzieren, als sie selbst wert ist; dies unterscheidet sie von allen anderen Waren auf dem Markt und ist ein Hinweis darauf, dass sie tatsächlich keine Ware wie jede andere ist.

Die Differenz zwischen eingesetztem Kapital (7.500) und Gesamtprodukt (9.000) wird also vom Arbeitskraftbesitzer erarbeitet, er erhält dafür jedoch das variable Kapital v und kauft dafür Konsumtionsmittel im Wert von 1.500. Tatsächlich erzeugt der Prozess jedoch Konsumtionsmittel im Wert von 3.000 - bleibt nach wie vor eine Differenz von 1.500 Einheiten. Wer kauft diese zusätzlichen 1.500 Einheiten und bezahlt damit erst den Mehrwert um den es bei der ganzen Veranstaltung geht? Der Arbeiter würde wohl ganz gerne, allein: Er hat nur 1.500 Einheiten bekommen und kann davon keine 3.000 Einheiten bezahlen und somit auch nicht konsumieren...

In „Das Kapital“ Bd. II, S. 335 verkündet Marx schließlich nach langen und ausführlichen Erörterungen die Lösung dieses Problems:

„In der Tat, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitalistenklasse selbst wirft das Geld in die Zirkulation, das zur Realisierung des in den Waren steckenden Mehrwerts dient. Aber notabene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel, für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Zirkulation ist.“

Das Resultat ist in der Tat paradox und überraschend: Auf den ersten Blick kann es so erscheinen, dass der Kapitalbesitzer überhaupt nichts hat von seiner ganzen Operation - ist er doch gezwungen, den gesamten Mehrwert selbst zu finanzieren... Auf den zweiten Blick stellt sich die Angelegenheit dann etwas anders dar: Die Kapitalbesitzer kaufen und verkaufen sich gegenseitig Konsumtionsmittel, die sie selbst nicht erarbeitet haben, die vielmehr im Verlaufe des Produktionsprozesses von den Arbeitskraftbesitzern unbezahlt hergestellt wurden. Dies ist vergleichbar mit einem sich ständig erneuernden Lottogewinn, der lediglich an die Auflage gebunden ist, das erhaltene Geld alsbald wieder konsumtiv auszugeben. Ein dritter Blick schließlich kommt zu dem Ergebnis, dass „Konsumtionsmittel“ durchaus nicht nur in Schwarzbrot und Grützwurst bestehen, sondern auch so angenehme Dinge umfassen wie z.B. Herrenhäuser mit umgebenden Parks, Penthouse-Wohnungen in London, Paris und New York, Champagner und den sprichwörtlichen Kaviar (igitt...), teure Autos und Klamotten, Motorboote, Segeljachten, Rennpferde und all das andere, was in gewissen Kreisen so als das absolute Existenzminimum gilt.

Genau wie die Arbeitskraftbesitzer ihren Teil des gesellschaftlichen Gesamtproduktes konsumieren müssen, um erstens am Leben und zweitens arbeitsfähig zu bleiben, genau so müssen die Kapitalbesitzer ihren Teil des gesellschaftlichen Gesamtproduktes konsumieren, um erstens am Leben und zweitens Kapitalisten zu bleiben.

Luxemburg fasst zusammen (S. 128):

„Um den individuellen ungenießbaren Mehrwert (Ein Fabrikant, der Rattengift oder Waschbenzin herstellt, kann sein Mehrprodukt nicht unmittelbar konsumieren... R.N.) gegen die entsprechende Menge Lebensmittel einzutauschen, ist ein doppelter Akt der Warenzirkulation nötig: der Verkauf des eigenen Mehrprodukts und der Einkauf der Lebensmittel aus dem gesellschaftlichen Mehrprodukt. Da diese zwei Akte ausschließlich innerhalb der Kapitalistenklasse vor sich gehen, unter einzelnen Kapitalisten stattfinden, so geht auch das vermittelnde Geldmedium hierbei nur aus einer Hand der Kapitalisten in die andere und bleibt immer in der Tasche der Kapitalistenklasse hängen.“

Ganz zufrieden sind wir aber mit dieser Lösung immer noch nicht. Machen die Damen und Herren Kapitalbesitzer nicht ständig geltend, dass sie ihren Wohlstand nicht durch Verprassen sondern, ganz im Gegenteil, durch permanenten Konsumverzicht erlangt haben? Außerdem und vor allem: Kapitalistische Warenproduktion dient ja nicht dazu, den Kapitalbesitzern einen - zugegebenermaßen auskömmlichen - Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Kapitalismus hat die Akkumulation von Kapital zum Ziel, nicht lediglich seine Erhaltung.

Hierzu Luxemburg (S. 129):

„Aber die einfache Reproduktion auf kapitalistischer Basis ist in der theoretischen Ökonomie eine imaginäre Größe, eine wissenschaftlich so berechtigte und unentbehrliche imaginäre Größe wie die Wurzel aus -1 in der Mathematik. Jedoch das Problem der Realisierung des Mehrwertes ist damit für die Wirklichkeit, d.h. für die erweiterte Reproduktion oder Akkumulation, durchaus nicht gelöst.“

Das Schema der erweiterten Reproduktion

Erstes Jahr

  c v m c+v+m  
I. 5.000 + 1.000 + 1.000 = 7.000 (Produktionsmittel)
II. 1.430 + 285 + 285 = 2.000 Konsumtionsmittel)
III. 6.430 + 1.285 + 1.285 = 9.000 (Gesamtprodukt)

Zweites Jahr

  c v m c+v+m  
I. 5.417 + 1.083 + 1.083 = 7.583 (Produktionsmittel)
II. 1.583 + 316 + 316 = 2.215 Konsumtionsmittel)
III. 7.000 + 1.399 + 1.399 = 9.798 (Gesamtprodukt)

Drittes Jahr

  c v m c+v+m  
I. 5.869 + 1.173 + 1.173 = 8.215 (Produktionsmittel)
II. 1.715 + 342 + 342 = 2.399 Konsumtionsmittel)
III. 7.584 + 1.515 + 1.515 = 10.614 (Gesamtprodukt)

Viertes Jahr

  c v m c+v+m  
I. 6.358 + 1.271 + 1.271 = 8.900 (Produktionsmittel)
II. 1.858 + 371 + 371 = 2.600 Konsumtionsmittel)
III. 8.216 + 1.642 + 1.642 = 11.500 (Gesamtprodukt)

Hierzu ist zuerst anzumerken, dass der Begriff „Jahr“ hier natürlich nur als Beispiel dient. Gemeint sind in jedem Falle Produktions-Zyklen: Erster Zyklus, zweiter Zyklus etc.

Wie kommt nun dieses Schema im Unterschied zur einfachen Reproduktion zustande?

Luxemburg schreibt (S. 284):

„Hier geht die Akkumulation von Jahr zu Jahr ununterbrochen in dem Maße fort, daß jeweilig aus dem erzielten Mehrwert die Hälfte von den Kapitalisten konsumiert, die Hälfte kapitalisiert wird. Bei der Kapitalisierung wird fortlaufend für das Zusatzkapital wie für das Originalkapital dieselbe technische Basis, d.h. dieselbe organische Zusammensetzung oder Einteilung in konstantes und variables Kapital und auch dieselbe Ausbeutungsrate (immer = 100 Prozent) beibehalten.“

Dieses Schema der erweiterten Reproduktion trifft die Realität, wie sie allenthalben in Erscheinung tritt, offensichtlich weit besser als das (imaginäre) Schema der einfachen Reproduktion.

Sektor I erzeugt im ersten Jahr 7.000 Einheiten Produktionsmittel, die im zweiten Jahr vollständig in die Produktion eingehen. Im zweiten Jahr werden 7.583 (±1) Einheiten Produktionsmittel erzeugt, die im dritten Jahr vollständig vernutzt werden und so weiter und so fort. Was die Produktionsmittel angeht, ist der Kreislauf also geschlossen, er hat, genauer gesagt, die Form einer sich erweiternden Spirale angenommen. Dass die erzeugten Produktionsmittel vollständig in die Produktion zurückfließen, ist kein Zufall, sondern Definition: Die Produktionsmittel sind schließlich der eigentliche Gegenstand der gesellschaftlichen Akkumulation; ihr Besitz oder Nichtbesitz ist das Kriterium der Klassenzugehörigkeit.

Wie sieht es nun mit den Konsumtionsmitteln aus? Betrachten wir wieder den Kreislaufcharakter des Schemas:

Sektor II erzeugt im ersten Jahr 2.002 Einheiten Konsumtionsmittel. Davon gehen 1.286 an die Arbeiter - verbleiben 716. Die Kapitalisten akkumulieren nach dem ersten Jahr 683 Einheiten, d.h. sie konsumieren 1.286 - 683 = 603 Einheiten. Es verbleiben 716 - 603 = 113 Einheiten. Dieser Überschuss an Konsumtionsmitteln erhöht sich rein rechnerisch nach dem zweiten Zyklus auf 117 und nach dem dritten auf 128 und so weiter und so fort, ad infinitum - Konsumtionsmittel, die niemand bezahlen, niemand kaufen, daher niemand konsumieren kann. Diesen Überschuss kann niemand bezahlen, weil alles verfügbare Kapital im Zuge der erweiterten Reproduktion bereits ausgegeben ist. Da der Überschuss nicht zu verkaufen ist, wird der darin enthaltene Mehrwert nicht realisiert, kann somit auch nicht kapitalisiert werden. Hiermit beißt sich das Schema in den Schwanz: Das so viel versprechende Schema der erweiterten Reproduktion kommt ins Stocken, bevor es überhaupt in Gang gekommen ist.

Luxemburg untersucht nun dieses Schema nach allen Richtungen und kommt zu dem Resultat, dass dieses Vorauseilen der Konsumtionsmittelproduktion vor der Produktionsmittelproduktion bei allen denkbaren Ausgestaltungen des Schemas gesetzmäßig auftritt - also nicht nur zufällig in der von Marx am Ende von „Das Kapital“ Bd. II als Beispiel ausgeführten. Tatsächlich ergibt das Marxsche Schema sogar ein relatives Optimum. Darüber hinaus weist sie nach, dass unter Berücksichtigung der realen Entwicklung der Arbeitsproduktivität und damit der organischen Zusammensetzung des Kapitals (dem Verhältnis von c zu v) die auftretende Disproportionalität immer nur größer wird. Das von Marx ausgeführte Schema macht also das Problem sichtbar, nicht jedoch sein wahres Ausmaß.

Aus der Untersuchung der einfachen Reproduktion wissen wir, dass die Lösung des Realisierungsproblems nur unter einer Bedingung möglich ist:

  • vollständiger Konsum des Mehrwerts durch die Klasse der Kapitalisten - wie auch immer - und somit keine Akkumulation.

Wird der anfallende Mehrwert dagegen nur teilweise konsumiert, entsteht auch und gerade bei Kapitalisierung des verbleibenden Mehrwerts ein Überschuss, der sich im geschlossenen System der kapitalistischen Produktion und Zirkulation nicht verkaufen lässt.

Luxemburg fasst zusammen (S. 299):

„Das Problem beruht auf folgendem: Wie gestaltet sich die gesellschaftliche Reproduktion unter der Bedingung, daß ein wachsender Teil des Mehrwerts nicht von den Kapitalisten konsumiert, sondern zur Erweiterung der Produktion verwendet wird? Das Draufgehen des gesellschaftlichen Produkts, abgesehen von dem Ersatz des konstanten Kapitals, in der Konsumtion der Arbeiter und der Kapitalisten ist hier von vornherein ausgeschlossen, und dieser Umstand ist das wesentlichste Moment des Problems. Damit ist aber auch ausgeschlossen, daß die Arbeiter und die Kapitalisten selbst das Gesamtprodukt realisieren können. Sie können stets nur das variable Kapital, den verbrauchten Teil des konstanten Kapitals und den konsumierten Teil des Mehrwerts selbst realisieren, auf diese Weise aber nur die Bedingungen für die Erneuerung der Produktion in früherem Umfang sichern. Der zu kapitalisierende Teil des Mehrwerts kann unmöglich von den Arbeitern und Kapitalisten selbst realisiert werden. Die Realisierung des Mehrwerts zu Zwecken der Akkumulation ist also in einer Gesellschaft, die nur aus Arbeitern und Kapitalisten besteht, eine unlösbare Aufgabe.“

Nichtsdestoweniger wissen wir, dass Kapitalakkumulation und damit erweiterte Reproduktion eine empirische Tatsache ist. Wir stellen also noch einmal die Frage aller Fragen:

  • Wer kauft, bezahlt und konsumiert den stetig größer werdenden Überschuss an Konsumtionsmitteln, die bei der Erzeugung des Mehrwerts anfallen und auf dem Markt realisiert werden müssen?

Luxemburg schreibt (S. 300):

„Die Realisierung des Mehrwerts ist in der Tat die Lebensfrage der kapitalistischen Akkumulation. Sehen wir der Einfachheit halber ganz vom Konsumtionsfonds der Kapitalisten ab, so erfordert die Realisierung des Mehrwerts als erste Bedingung einen Kreis von Abnehmern, außerhalb der kapitalistischen Gesellschaft. Wir sagen: von Abnehmern und nicht: von Konsumenten. Denn die Realisierung des Mehrwerts besagt von vornherein gar nichts über die Sachgestalt des Mehrwerts. Das Entscheidende ist, daß der Mehrwert weder durch Arbeiter noch durch Kapitalisten realisiert werden kann, sondern durch Gesellschaftsschichten oder Gesellschaften, die selbst nicht kapitalistisch produzieren.“

Die Arbeiter, die bekanntlich weder Maß noch Ziel kennen, geben alles aus, was sie verdienen. Dies fällt ihnen aber nicht schwer, weil sie ohnehin nur soviel verdienen, wie sie zum Leben benötigen. Nicht so hingegen unsere asketisch lebenden Kapitaleigner: Sie entsagen und verzichten und tragen die Hälfte ihres Einkommens wieder zurück in die Produktion. Weder Arbeiter noch Kapitaleigner haben also genug Kaufkraft, um den gesetzmäßig entstehenden Überschuss aufkaufen und konsumieren zu können. Das System der kapitalistischen Produktion und Zirkulation funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass es gerade kein geschlossenes System ist: Marx' Schema der erweiterten Reproduktion entspricht vollständig der Realität, wenn man seine methodische Voraussetzung - keine Austauschprozesse mit einer wie auch immer gearteten nichtkapitalistischen Umwelt - fallen lässt...

Es ist nun an der Zeit, einige theoretische Folgerungen aus Luxemburgs Untersuchung zu ziehen:

  1. In einer kapitalistischen Marktwirtschaft herrscht prinzipiell und unabwendbar ein Mangel an kaufkräftiger Nachfrage für Konsumgüter. Dies resultiert daraus, dass
    • die Arbeiter und Angestellten mehr produzieren, als sie an Einkommen erhalten, und
    • die Kapitalbesitzer weniger konsumieren, als ihnen an Einkommen „zufließt“.
  2. Anders ausgedrückt: Hinsichtlich Konsumgütern aller Art besteht - im Verhältnis zur kaufkräftigen Nachfrage - eine beständige (relative, nicht absolute) Überproduktion.
  3. Diese Überproduktion tritt gesetzmäßig auf, nicht durch konjunkturelle Schwankungen oder sonstige Unregelmäßigkeiten.
  4. Um den in dieser Überproduktion enthaltenen Mehrwert doch noch realisieren zu können, werden folgende Strategien angewandt:
  • Export: Man versucht, den inländisch erzeugten Mehrwert im Ausland zu realisieren. Natürlich geht dies nur zu Lasten der jeweiligen Außenhandelspartner...
  • Verdrängungswettbewerb: Man versucht, die benötigte Nachfrage von den Konkurrenten abzuziehen; durch
    • niedrigere Verkaufspreise (mindert den Profit),
    • höhere Qualität (mindert ebenfalls den Profit),
    • Werbung (s.o.)

Luxemburgs Untersuchung diente ursprünglich dazu, den Imperialismus, d.h. die mehr oder weniger gewaltsame Ausweitung und Eroberung von Beschaffungsmärkten für (billige) Rohstoffe und Absatzmärkten für (teure) Fertigprodukte zu erklären. Nichtsdestoweniger lassen sich ihre Erkenntnisse auch auf so banale Erscheinungen wie die Werbebranche oder das Verhältnis von angebots- zu nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik übertragen.

Wenn das strukturelle Problem einer kapitalistischen Marktwirtschaft in Überproduktion und mangelnder Massenkaufkraft besteht, und dies zeigt das Schema der erweiterten Reproduktion eindeutig, dann kann sich jeder ausrechnen, was von einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik à la Neoliberalismus zu halten ist: Sie kann das Problem immer nur weiter verschärfen - durch zunehmende Arbeitslosigkeit und vermehrte Konkurse.

Und wenn sich schon einmal jemand gefragt hat, warum derartige Unsummen für Werbung ausgegeben werden, dann wird er hier ebenfalls fündig: Die Werbung, d.h. die gezielte Manipulation einzelner Konsumenten und ganzer Märkte, ist eine Antwort des Kapitalismus auf das Dilemma der erweiterten Reproduktion. Wenn nicht genügend Nachfrage für alle Anbieter vorhanden ist, müssen halt einige auf der Strecke bleiben. Die Werbewirtschaft soll dafür sorgen, dass es nicht ihre Auftraggeber trifft - darin besteht ihre „Kreativität“...

Aus dem notwendigen Scheitern der erweiterten Reproduktion in einem geschlossenen System von Warenproduzenten einerseits, sowie ihrem empirisch vorfindlichen Fortschreiten in einer nach wie vor gemischten Weltwirtschaft andererseits, lassen sich folgende allgemeine Schlussfolgerungen ziehen:

  • Das System der kapitalistischen Marktwirtschaft ist seinem Wesen nach parasitär - nicht im Sinne eines Werturteils, sondern im Sinne seiner inneren Struktur und seiner äußeren Beziehungen.
  • Die kapitalistische Produktionsweise expandiert gezwungenermaßen in immer neue Märkte und untergräbt eben dadurch ihre zukünftigen Verwertungsbedingungen.
  • Wenn sich diese Produktionsweise so verallgemeinert hat, dass eine weitere Expansion an ihre geographischen und ökologischen Grenzen stößt, dann bleibt nur noch der Verdrängungswettbewerb:
    • immer mehr und immer raffiniertere Werbung und Bewusstseinsmanipulation,
    • Konzentration statt Expansion,
    • Kapitalvernichtung durch Konkurse und kriegerische Auseinandersetzungen.

Im Sinne eines ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Wirtschaftens ist die kapitalistische Produktionsweise kontraproduktiv und ohne jede Zukunftsperspektive.

Wann fangen wir an, uns über Alternativen Gedanken zu machen?