Quelle: LOTTA - Antifaschistische Zeitung aus NRW 2-2000

NPD in NRW im Aufbruch?  
Landesweite Demonstration angekündigt

03/00 trdbook.gif (1270 Byte) trend online zeitung Briefe oder Artikel: info@trend.partisan.net   ODER per Snail: Anti-Quariat Oranienstr. 45 D-10969 Berlin
Von der JN in NRW ist nichts mehr zu hören seit der Abspaltung des Flügels um den ehemaligen Landesvorsitzenden Achim Ezer im Frühjahr letzten Jahres. Alle verbliebenen Kräfte konzentrieren sich heute auf die Mutterpartei. Die NPD ihrerseits ist gestärkt aus diesem Prozeß hervorgegangen.

Für "Anfang Mai 2000" hat die nordrhein-westfälische NPD eine landesweite Demonstration "gegen Sozialabbau und Massenarbeitslosigkeit" im Ruhrgebiet angekündigt. Man möchte "eindeutig Position für die eigene Rohstoffquelle ... beziehen und auf die soziale Not der abservierten Bergleute" hinweisen. Ein Termin Anfang Mai bietet sich geradezu an, findet doch am 14. Mai die Landtagswahl in NRW statt. Die NPD in NRW wird zu den Landtagswahlen in NRW antreten, mit der Einschränkung, daß sie es ihren Kreisverbänden freigestellt hat zu entscheiden, ob in den einzelnen Wahlbezirken KandidatInnen aufgestellt werden oder nicht. Es dürfte bekannt sein, daß ein Verbot einer Demonstration, die im Rahmen eines Wahlkampfes einer kandidierenden Partei durchgeführt wird, nur selten von den Gerichten ausgesprochen wird. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, wie das Verbot der geplanten Großdemonstration am 1.5.1999 in Bremen gezeigt hat.

Die NPD in NRW scheint auf den diesjährigen 1. Mai zu schielen. Alles deutet auf eine landesweite Demonstration gegen Sozialabbau im Ruhrgebiet, z.B. in Duisburg, Oberhausen oder im Kreis Recklinghausen hin, aus der aber auch schnell eine bundesweite Demonstration werden kann. Die NPD- Demonstrationen am 12.9.1998 in Münster, am 26.10.1998 in Bonn und am 2.10.1999 in Köln haben gezeigt, daß die nordrhein-westfälische NPD durchaus in der Lage ist, größere Demonstrationen zu organisieren und unter entsprechenden Polizeischutz durchzuführen. Die Planung des NPD- Bundesverbandes für den diesjährigen 1. Mai ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Einiges deutet auf ein dezentrales Konzept hin, was sich aber auch als Ablenkungsmanöver oder als Start einer Reihe von Testballons herausstellen könnte. Der hessische NPD-Kreisverband Lahn-Dill hat bereits eine Demonstration in Wetzlar angekündigt, auf der auch der NPD- Bundesvorsitzende Udo Voigt sprechen soll.

NPD NRW auf Verjüngungskurs

Insgesamt hat sich der Kreis der Führungskader der NPD verjüngt. Braune Betonköpfe wie der Solinger Wolfgang Frenz haben sich unfreiwillig zurückgezogen und das Feld "neuen" Leuten überlassen müssen. Die Wahl eines neuen Landesvorstandes auf dem letzten Landesparteitag am 14.11.1999 in Mülheim/Ruhr hat folgende Konstellation ergeben: Vorsitz und stellvertretender Vorsitz sind nach wie vor in den "bewährten" Händen von Udo Holtmann (Oberhausen) und seinen Stellvertretern Wolfgang Henning aus Bochum (zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit), dem Landesschatzmeister Erwin Kemna aus Ladbergen und dem Vorsitzenden des Regionalverbandes Ruhr Bernd Kremer (Essen). Weiterhin im Vorstand zu finden sind der Velberter Detlev Hebbel (zuständig für Personal), der Wuppertaler JN Landesvorsitzender Andreas Weber, die Hertenerin Jutta Kevering (zuständig für Presse- und Informationsarbeit), der Schwelmer Axel Hellmann (zuständig für die Koordination der Fachreferate), der Leiter des "Deutschen Kulturwerks" und NPD-Bezirksvorsitzende Südwestfalen Thorsten Crämer aus Schwelm (zuständig für Kommunalpolitik) sowie "zur besonderen Verwendung" der Dortmunder Horst Rosenow, der lokal in die zweite Reihe abgerutscht ist. 

In den erweiterten Vorstand als Leiter der Fachreferate wurden der Iserlohner Timo Pradel (Familienpolitik), das ehemalige Mitglied des "Rudolf-Hess-Aktionskomitees" und ex-Inhaber des Lüdenscheider "Donner-Versands" Stephan Haase (Umwelt und Landwirtschaft), der Privatdetektiv und Vorsitzende des NPD-Bezirksverbandes Ostwestfalen Manfred Gutsche und der Borkener Kreisvorsitzender Ralf Fortwengel aus Ahaus (Wirtschaft und Finanzen) gewählt. Kooptiertes Mitglied ist der Schulungsreferent Stephan Lux aus Heiligenhaus. 

Das Landesschiedsgericht der Partei leitet der Oberhausener Manfred Aengenvoort. Bei der konkreten Planung, Organisation und technischen Abwicklung einer landes- oder gar bundesweiten Demonstration dürften neben Holtmann und seinen Stellvertretern insbesondere die Aktivposten Crämer, Hellmann, der Herner Kreisvorsitzende Claus Kremer, der Ordnerdienstleiter der NPD- Bundesverbandes Dietmar Mayer aus Troisdorf und das Ehepaar Jutta und Wolfgang Kevering für die NPD NRW unersetzlich sein. Letzterer ist aus "guten" Grund nicht Mitglied des Landesvorstandes, da er im Alter von 18 Jahren einen bestialischen Mord an einer Frau beging und hierfür neun Jahre Haft absitzen mußte (vgl. Städtebericht Recklinghausen).

Nicht nur der Stamm der Führungskader verjüngt sich, auch die NPD-AktivistInnen auf der Straße werden immer jünger. So führten am 29.01.2000 in Berlin 17- 20-jährige Neonazis aus dem östlichen Ruhrgebiet mit einem Transparent der NPD NRW den NRW-Block an. Insgesamt kommt die NPD in NRW seit einem Jahr offensiver daher. Insbesondere der von Wolfgang Kevering geleitete Kreisverband Recklinghausen und der Bezirksverband Südwestfalen unter der Leitung von Torsten Crämer sind sehr umtriebig und rekrutieren Leute aus ihrem Umfeld. Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist 1999 ausgebaut worden.

Das Organ des Landesverbandes NRW, die "Deutsche Zukunft", wurde inhaltlich und vom Outfit her aufgepeppt und seit Juni 1999 wird als zweite Monatspostille die vierseitige "Wir in NRW", die vom Ehepaar Kevering erstellt wird, herausgegeben. Viele Kreisverbände treten öffentlich wahrnehmbarer als früher auf und verstecken sich nicht mehr in dunklen Kneipenhinterzimmern, in die sich kein "Neuer" hinein traut. Kontaktadressen und wöchentliche Treffen werden freizügiger denn je präsentiert, in der Einschätzung, daß man die Sache schon im Griff habe, was in vielen Fällen leider auch zutrifft. Auch der Schulungsarbeit wird etwas mehr Bedeutung beigemessen, was von den Abtrünnigen um Ezer immer wieder gefordert worden war.

Fazit

Als Fazit soll mit dieser Einschätzung keineswegs ein "zweiter Frühling" der NPD herbei geredet werden. Trotzdem sollte die aufgezeigte Entwicklung in der NPD sehr genau beobachtet werden und Aktivitäten gegen sie weiter intensiviert werden. Es komme niemand und zeige sich überrascht und unvorbereitet, wenn tatsächlich die NPD am 1. oder 6. Mai in NRW mit mehreren hundert oder gar mehreren tausend Nazis in NRW marschieren möchte.

Nachtrag: Die NPD will laut des KV Essen am 06/05/00 in Essen maschieren! 
Also: Achtet auf Ankündigungen - contact your local Antifa!
  

LOTTA - Antifaschistische Zeitung aus NRW 
c/o Geschichtswerkstatt 
Wellinghoferstr. 44 
44263 Dortmund

nach oben