Wie man die Bergwerke in Trepca übernimmt

DIE PLÄNE UND DIE PROPAGANDA 

von Diana Johnston
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Der Vergleich zweier Dokumente, des Papiers der International Crisis Group (ICG) (internationale Krisengruppe) vom November 1999 über den Bergwerkskomplex in Trepka und eines Artikels von ICG- Beraterin Susan Blaustein im Toronto Star vom 23. Februar 2000 gewährt einen aussergewöhnlich klaren Einblick in die Arbeitsweise der "internationalen Gemeinschaft".

Die Internationale Krisengruppe (ICG) ist eine hochkarätige Denkfabrik, die von dem Finanzier George Soros unterstützt wird. Sie wurde 1995 vor allem dafür gegründet, Regierungen, die unter Führung der NATO, die Umgestaltung des Balkans vornehmen, Handlungsempfehlungen zu geben. Eine Hauptfigur dabei ist Morton Abramovitz aus der Spitze der U.S.-Politik, graue Eminenz der neuen "humanitären Interventions" Politik und Sponsor der Kosovo Albanischen Serparatisten.

Am 26. November letzten Jahres, gab die ICG ein Papier heraus mit dem Namen: "Trepca: Sinn in das Labyrinth bringen (Making Sense of the Labyrinth)", indem der UN-Mission im Kosovo (UNMIK) der Rat gegeben wurde, schnellstmöglich die Bergwerksgruben in Trepka von den Serben zu übernehmen und dem auch Erklärungen  beigefügt waren, wie das zu geschehen habe. Der Februar-Artikel der ICG-Journalistin stellt eine Vulgarisierung der anti-serbischen Position dar und ist   darauf angelegt, die Öffentliche Meinung im Sinne der ICG-Politik zu beeinflussen. Es war sicher nicht der der Letzte.

Das ICG-Papier: Manipulativ und doppeldeutig

Trepka ist ein Konsortium von ungefähr 40 Grubenbetrieben und Fabriken, die zumeist, aber nicht alle, im Kosovo gelegen sind. Darunter vor allem Stari Trg, "eine der ergiebigsten Gruben Europas" und die Ergiebigste auf dem Balkan, die augenblicklich geschlossen ist, sowie die Zvekan-Hütte in Smelter, die nordöstlich von Mitrovica gelegen ist und immer noch von einem serbischen Management geführt wird. Sie ICG ruft die UNMIK unter Bernard Kouchners Leitung dazu auf, den Streit um die Besitzrechte an der Industrie abzubrechen und  das Management in eigene Hände zu nehmen.

Am 25. Juli erliess Kouchner ein Dekret, in dem es hiess, "(dass) die UNMIK den festen und bewegliche Besitz, inklusive der Bankguthaben und anderen von oder im Namen der serbischen Republik Jugoslawiens und der Republik Serbiens oder einem ihrer Organe in der Republik Kosovo geführten Besitztümer, verwalten soll. Das Papier der ICG schloss damit, dass UNMIK und KFOR eine schnelle und entschiedene Übernahme des Trepca - Komplexes vornehmen soll, einschliesslich der sofortigen vollständigen Schliessung der Umwelt gefährdenden Anlagen in Zvecan." An Zvecan ist in Wirklichkeit nur eines nicht in Ordnung, dass sie von Serben betrieben wird und für Jugoslavien Gewinne erwirtschaftet.

Aber im "Szenario der Massnamen" [game-plan of measures]  die von der ICG vorgeschlagen werden, wird der UNMIK weiter geraten ein "Zvecan Team zur Bewerten des Umweltschutzes" [Zvecan environmental assessment team] dahingehend zu instruieren, dass es über den Zustand der Ausrüstung berichtet und "daraus Vorschläge für entsprechende Massnamen entwickelt..." Umweltgefahren werden als Vorwand für die Schliessung von Zvecan benutzt und entziehen den letzten Serben im Kosovo ihre Lebensgrundlage. Inzwischen, soll "Stari Trg, eine der ergiebigsten Gruben Europas wieder profitabel gemacht werden und oberste Priorität für die Investoren haben, die dem Kosovo wieder auf die Beine helfen wollen.

Die Handlungsanleitung [game-plan] sieht einen stufenweisen Beginn des Abbaubetriebs vor, der den "Kosovaren", sprich ethnischen Albanern, ihre Zukunft sichern hilft. Denn, obwohl die ICG sagt, dass "die Arbeiter und Manager in allen Trepca Bereichen nur nach Qualifikations-Gesichtspunkten der ausgesucht werden sollten," fügt sie hinzu "dass niemand mit Bindung an das Belgrader Regime in Betracht kommen solle" -- abgesehen davon, dass sie sowieso alle "Agenten Milosevics" sind werden üblicherweise alle Serben grundsätzlich mit dem "Belgrader Regime" identifiziert.

Diese eklatante Übernahme wertvollen Besitzes in einem Gebiet, das nominell immer noch ein Teil Serbiens ist, wird natürlich als notwendige Massnahme zum Schutze der unterdrücken Albaner gerechtfertigt. "Die Rückkehr auch nur einiger weniger hundert Kosovarischen Bergleuten würde für alle Kosovaren das Zurückgewinnen ihrer Heimat bedeuten."

Man kann sich das Medienereignis leicht vorstellen. Wenn auch die Feindschaft gegen die Serben ehrlich erscheint, so ist die Liebe zu den Albanern aber nicht vollkommen. In der kurzen Aufzählung des ICGs über vergangene ethnische Zusammenstösse wegen des Betriebs der Trepca-Gruben, der mit der mit der üblichen anti-serbischen Tendenz unterlegt ist, erweist sich die grundsätzliche Scheinheiligkeit dominierender Mächte, im Ausspielen zweier Menschengruppen gegeneinander. Der ICG-Bericht merkt an, dass "Trepca für Kosovo Albaner lange als das Symbol der serbischen Unterdrückung und ihres eigenen Widerstands dagegen" galt und zählt dann auf, dass nach 1974, als die Kosovaren die Trepca-Anlagen schliesslich selber betreiben konnten, "die Kosovaren Tausende von Jobs schufen", das aber "1981-82 eine Art `Trepca-gate ( Anspielung auf den Watergate- Skandal)` -- in der kosovoalbanische Arbeiter bezichtigt wurden, große Gold- und Silbermengen gestohlen zu haben -- den Vorwand für die Entlassung vieler Ingenieure und Techniker lieferte." Ob es wirklich Diebstal war oder nur ein "Vorwand", ist, so lange die Serben dafür verantwortlich sind, für die internationale Gemeinschaft uninteressant...

Und nachher?  Der Report folgert: " Einfach die Trepca-Gruben den Kosovaren  auszuhändigen, verbietet sich, angesichts der Knappheit vor Ort in der Verfügbarkeit  neuster Technik, der Notwendigkeit international verifizierbarer Standards gegen Korruption" sowie der Beschädigung der Einrichtungen von selbst. Und was  die "Tausende von Jobs" angeht, die von und für Kosovo-Albaner geschaffen wurden, die stehen nicht auf der Tagesordnung der internationalen Gemienschaft.

Die manipulative Scheinheiligkeit der ICG-Politik-Designer gegenüber den Serben stinkt noch mehr zum Himmel. Die ICG drängt die UNMIK dazu, sich mit dem Spielplan für die Übernahme der wertvollen Grupenkomplex noch vor den den Wahlen in Serbien zu beeilen, damit einer dem Westen genehmeren Regierung nicht vorgeworfen werden könne, "sie habe Trepca verloren". Alle serbischen Führer, inklusive der Opposition, würden Protest einlegen müssen, wenn UNMIK Trepca und die Zvecan-Hütten übernehmen würde, bemerkt die ICG-Studie. "Sie könnten allerdings die Tatsache mit dem Argument für sich ausbeuten, dass der `Verlust` auf den Pariah Status Milosevics zurückführen sei und Serbien wieder einmal wegen seiner Präsenz im Amt einen wichtige Aktivposten verloren habe. Unter der Massgabe dass die Aktionen noch vor jeglichen Wahlen durchgeführt werden, würden Pläne zur Absetzung Milosevics sogar befördert werden." Kurz, die internationale Gemeinschaft wird Trepca übernehmen, wer auch immer in Belgrad herrscht. Besser wäre es, es geschehe solange Milosevic noch im Amt ist, damit die westlich unterstützte "fortschrittliche, demokratische" Opposition so tun könne, als ob es Milosevichs Schuld sei!

Propaganda in den Medien: Vertrautes gegen Wahrheit

Soviel Zynismus ist kaum zu überbieten, aber es gibt immer noch Platz genug, um ein Paar Lügen daran zu hängen. Das ist die Aufgabe der Medienpropaganda, die es darauf anlegt, dass die breite Öffentlichkeit die Politik, die in elitären Denkfabriken und Regierungen ausgedacht wird, auch schluckt. Der Artikel von ICG-Seniorin und Beraterin Susan Blaustein vom 23.Februar im Toronto Star (ein kanad. Tageszeitung, d. Übers.):

"Mitrovica, Auslöser für den nächsten Balkankrieg [Mitrovica flashpoint for the next Balkan war]" verdient den Jeamie Shea-Preis für die schamloseste Kriegspropaganda des Monats. (Jamie Shea ist Natosprecher in Brüssel d. Übers.). Alle Klischees werden aufgezählt. "Jahrhunderte alter Hass" (wir sind nicht Schuld, Leute); dann der Hauptmissetäter: Milosevitch; die unzuverlässigen Franzosen, die entgegen der Notwendigkeit der internationalen Gemeinschaft "Rückgrat" zu zeigen und jedem "Versuch Milosevics ihre Standfestigkeit zu erschüttern" entgegenzutreten, klein beigeben haben. Für Blaustein steckt natürlich Milosevic hinter den Unruhen in der Stadt Mitrovica und "sein grosses finanzielles Interesses" an den Trepka-Gruben und Zvetan-Hütten. Die NATO hat das Kosovo besetzt und seit 8 Monaten lang zugesehen, wie Albaner die meisten der nicht-albanischen Bevölkerung ermordeten, terrorisierten und vertrieben, aber Blaustein ist in der Lage und schreibt ( und die Zeitung druckt es ): " Die Stadt ist der Notnagel [lynchpin] in Belgrads Strategie, mit der Vertreibung aller Nichtserben aus der Region ein `Gross-Serbien` zu schaffen." Der ICG- Bericht von November 1999 merkte an, "(dass) Offizielle der internationalen Finanzwelt schon länger beobachten, dass die Bergwerks-Industrie agesichts ihrer Struktur die Nummer eins auf der ganzen Welt für Geldwäsche ist" und betonte dass "das Interesse des Milosevic-Clans an der Ausbeutung der Gruben möglicher weise über das Gewinne machen hinausgeht." Diese Vermutung wird von Blaustein noch etwas weitergetrieben, indem sie schreibt, dass die Hüttenwerke in Zvecan nach "weitverbreiteter Auffassung dem Regime als nützliche Geldwäschemechanismus gedient hat". Und überhaupt, wenn die Serben Zvecan wirklich zum Gewinne machen brauchen, warum sorgen sie dann für Unruhe? Ach, dieser Milosevitch! Darum, weil "Mitrivica Milosevitchs einzig verbliebener Halt im Kosovo ist." und darum " ist er entschlossen die gesamte internationale Gesellschaft an der Nase herumzuführen [call the bluff]". Die Welt ist eine grosse "Erprobung des Willens und der Entschlossenheit (test of wills)" auf dem die Kleinen ständig die Grossen "bluffen" bis die Grossen sie schliesslich auslöschen. Den Kleinen scheint das irgendwie Spass zu machen. Weiss der Himmel, warum.

Blaustein fährt fort und entschuldigt die Albaner wegen deren Gewalttätigkeiten kürzlich und gibt den Franzosen die Schuld. Nicht die Serben werden aus dem Kosovo vertrieben, sondern die Albaner die "Opfer der Schergen Milosevics sind, die ethnische albanische Zivilisten beaufsichtigen, belästigen, terrorisieren und vertreiben, kurz alle, die es wagen im serbischen Teil der Stadt zu leben oder dort hin zu fahren." Der Racketenangriff auf einen Bus voll mit serbischen Zivilisten, bei dem zwei Menschen getötet wurden, war "nicht unprovoziert"; die Albaner waren wegen des ewigen Verschliessens der Augen der internationalen Gemeinschaft vor der ständigen "Unterdrückung durch Serben an ethnischen Albanern" ungeduldig geworden... Indem man dem albanischen Mob von wütenden ethnischen Albanern nicht erlaubt, den letzten Teil Kosovos, in dem es einigen Serben noch möglich ist mehr oder weniger normal zu leben, zu übernehmen, geben nach Meinung von Blaustein, "internationale Offizielle die von der UN festgestellte Verpflichtung auf, im Kosovo eine multi-ethnische Gesellschafft zu schaffen und zu schützen". Dieser Abschnitt soll im Voraus die Schuldigen am "nächsten Balkankrieg" kenntlich machen. Er steht im völligen Widerspruch zu den Tatsachen, dem was während 8 Monaten fremder Besatzung im Kosovo geschehen ist.

Wie kann es also jemand wagen, einen solchen Artikel zu veröffentlichen? Die Antwort ist, dass die Propagandisten mit der Tendenz uninformierter Leser rechnen,  das was ihnen geläufig und vertraut vorkommt für wahr zu halten. Die Klischees über "Milosevic" und "Gross Serbien" sind vertraut. Die Wahrheit nicht. Ob und wann "der nächste Balkankrieg" ausbricht und die "internationale Gemeinschaft" die gesamte Kontrolle über den Trepca Gruben- Komplex übernimmmt, braucht die abgelenkte Öffentlichkeit nicht so genau zu erfahren, weil jeder sowieso schon alles weiss: Der Bösewicht Milosevic macht wieder Ärger.

Den ICG-Report, "Trepca: Making Sense of the Labyrinth," 
finden Sie unter: http://www.emperors-clothes.com/articles/Johnstone/icg.htm
den Blaustein Artikel unter http://www.emperors-clothes.com/articles/Johnstone/flashpoint.htm

Übersetzung: Hartmut Gehrke-Tschudi

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