Im Süden von
Baden-Württemberg finden regelmäßig und sehr
oft sogenannte „Gesellschaftsjagden“ statt.
Diese Drückjagden auf die Tiere des Waldes
werden von der Verwaltung des Großgrundbesitzes
des Hochadligen Hauses von Fürstenberg in ihrem
Fürstlich Fürstenbergischen Schloss in
Donaueschingen organisiert.
Diese Treibjagden
sind nach Angaben der Veranstalter auf ihrer
Internetseite sehr groß denn neben etwa 100
Jägern sind jedes mal auch etwa 100 Treiber mit
etwa 100 Jagdhunden beteiligt. Auf Gemarkung
der Orte Lenzkirch, Blumberg, Schluchsee,
Meßkirch und Bräunlingen sollen jedes Jahr
jeweils mehrere solche „Gesellschaftsjagden“
stattfinden. So war am 29 Januar 2019 auch noch
eine Treibjagd in Lenzkirch geplant.
Tierschützer in
der Region protestieren jedoch gegen diese
Treibjagden weil Tierschutzgesetze verletzt
werden und auch Jäger protestieren seit
längerem gegen diese Art der Jagd. So werden
bei diesen Treibjagden sämtliche Tiere des
Waldes aufgescheucht und aus ihren Revieren und
der Region vertrieben und das auch jetzt im
Winter, wo sie es wegen der Kälte und dem hohen
Schnee schon schwer haben und dadurch
zusätzlich dezimiert werden. Die Jäger schießen
außerdem auf flüchtende Tiere die gehetzt und
in Bewegung sind, wodurch eine genaue
Identifizierung der Tiere und ein genauer
Schuss nicht möglich ist. Die Folge sind Angst,
große Schmerzen und ein qualvoller Tot für die
Tiere.
Die Tierschützer
haben jedoch die Öffentlichkeit über soziale
Netzwerke und Zeitungen und Radios informiert.
Außerdem sind sie an das für Lenzkirch
zuständige Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
sowie per Eilantrag auch an das
Verwaltungsgericht Freiburg mit der
Aufforderung herangetreten, die Treibjagd zu
untersagen.
Die Zeitung
Schwarzwälder Boote unter anderem berichtete
über diese Angelegenheit und meldete
schließlich, dass „der Fürst“ die Treibjagd von
Lenzkirch abgesagt habe. Tierschützer waren am
29 Januar aber trotzdem im Raum Lenzkirch
unterwegs, um nötigenfalls Vergehen gegen die
Tierschutzgesetze dokumentieren und Anzeigen zu
können.
Bis September
gilt nun für viele Tierarten die Schonzeit und
damit ist die „Saison“ für Treibjagden auch zu
Ende.
In der Region
sind Wild oder Spuren von Wild sehr selten
anzutreffen und das dürfte auf die schon immer
intensive Jagd auf dem fürstlichen
Großgrundbesitz zurückzuführen sein. Bis zur
politischen Neuordnung mit der Gründung der
Rheinbundstaaten im Jahre 1806 zählte das
Fürstentum mit zu den größten im Gebiet des
heutigen Baden-Württemberg. Auch nach vielen
Verkäufen von Grundstücken und auch von
Betriebsgelände wie der Fürstenbergischen
Brauereien und der Fürstenbergischen
Papierfabriken zählt der Fürstenbergische
Grundbesitz mit 180 Quadratkilometern noch
immer zu den ganz großen. Wenn der Autor
richtig gerechnet hat beinhaltet er etwa gut
0,5 Prozent der Fläche des Landes
Baden-Württemberg, 1,8 Prozent des
Regierungsbezirkes Freiburg (Südbaden) oder 13
Prozent eines der Landkreise, in dem das
Fürstentum heute liegt. Hierbei ist nur der
zusammenhängende Großgrundbesitz der
Fürstenberger im Süden von Baden-Württemberg
gerechnet, ohne separaten Großgrundbesitz in
anderen Regionen, ohne Nebenlinien des Hauses
mit anderen Schlössern und ohne den
Großgrundbesitz in den USA und Kanada, den es
noch geben soll.
Die Treibjagden
und die starke Dezimierung der Tiere des Waldes
werden mit dem Verbiss, mit dem Schaden den die
Wildtiere an Bäumen angeblich anrichten
begründet und der Notwendigkeit, den Aufwand
für die Forstarbeit zu mindern und den
Holzertrag zu steigern.
Bei der geringen
Menge an Wild in der Gegend im Vergleich zu den
Tälern und dem Zustand des Waldes, scheint dies
jedoch wenig glaubhaft. Es gibt in der Regel
einen ganzen Teppich von unzähligen kleinen
Tannen oder anderen ganz jungen Bäumen die
wachsen weil eben wenig Wild da ist das auch
mal davon frisst. Hier hätte man sehr viel
Arbeit beim Forsten denn das ökologische
Gleichgewicht ist bei so wenig Wild gestört.
Der
eigentliche Grund für die „Gesellschaftsjagden“
der Fürstenberger dürfte die Pflege einer
schlechten Tradition sein, die sie gemeinsam
mit anderen Adligen und Großbürgern auch aus
ganz Deutschland und der Schweiz pflegen. Wald
und Wild waren ursprünglich Gemeineigentum und
gehörten allen, bis eine Herrschende Klasse,
darunter auch schon die Vorfahren der
Fürstenberger, diese wichtigen
Ressourcen zu ihrem Privateigentum
erklärten. Sie wurden zu Herren über Wälder,
Tiere und sogar über die Bauern die in
Leibeigenschaft gerieten. Nicht "der Mensch“ an
sich hat viele Tierarten ausgerottet sondern
eben die Herrschenden Klassen mit solchen
Treibjagden. Bis heute werden die Tiere des
Waldes durch die Treibjagden dezimiert und die
Wiederansiedlung von Tierarten wird sehr
erschwert.
Der Luchs soll im
Schwarzwald angeblich wieder heimisch sein.
Forscher der Universität Freiburg suchten im
letzten Jahr jedoch im großen Umkreis intensiv
aber vergeblich. Erst in Reutlingen, also sehr
weit über den Großgrundbesitz der Fürstenberger
und ihre Treibjagden östlich hinaus, haben sie
ein Paar entdeckt. Mit anderen Wildtierarten
sieht es ähnlich aus.
Tierschützer
klären über diese Gesellschaftsjagden weiter
auf und werden nach Ende der Schonzeit im
September wieder aktiv werden. Wald und Forst
müssen im Interesse der Umwelt und der großen
Mehrheit der Menschen und der Tiere gehegt und
gepflegt werden.
Lenzkirch
am 29.01.19
Editorische Hinweise
Den Artikel erhielten wir vom Autor für diese
Ausgabe.
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