Zum politischen Profil der "Gelbwesten"
Über die Notwendigkeit auf den Demonstrationen der Gilets Jaunes wieder als Schwarzer Block aufzutreten

Ein Text von der Website Paris Luttes Infos

02/2019

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Über die Notwendigkeit, die Anwesenheit eines Schwarzen Blocks an der Spitze der Demos bei den “Acte XI und XII“ wieder zu installieren … Ein Text, der an andere kürzlich auf der Website von Paris Luttes Infos veröffentlichte Vorschläge anknüpft: “Für eine gelbe Welle, die überflutet. Wahrhaftig” (1) vom 22. Januar und “Protokoll eines unbestimmten ‘Acte'” (2) vom 18. Januar 2019

Die Tage werden länger und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dem grauen Himmel der ‘Acte I’ bis ‘Acte X’ (3) der ‘Gelben Westen’ bald blauer Himmel folgen wird, und dass diese Demonstrationen im Laufe der Zeit im aufkommenden Frühling erblühen und das helle Sonnenlicht zu uns zurückfinden wird.

Für jeden aufmerksamen Teilnehmer an den Pariser Demonstrationen (denn die Demonstrationen in den Provinzen nehmen oft eine andere Wendung) scheint es offensichtlich, dass die Aufzüge weitgehend von einem rechtsextremen Flügel übertölpelt werden, der in aller Öffentlichkeit herum stolziert. An der Spitze der Demonstrationen konnten wir Paramilitärs beobachten, die gut zu identifizieren waren, wie dieser Victor Lenta mit seinem traurigem Gesicht. Royalisten, die aufs vortrefflichste typisiert waren, “Unpolitische” wie Eric Drouet (4), weniger “Unpolitische” wie der FN/RN (5)- Typ Maxime Nicolle (6) alias “Fly Rider”, vor sich hertragend die übelsten Transparente wie „Der CRS mit uns”, selbsternannte ‘Verkehrspolizisten’ oder Pseudomitglieder eines Ordnungsdienstes der “Gelben Westen”, die sich aus den bekanntesten Mitgliedern der “bastion social” (7) und Konsorten zusammensetzen, sowie einigen kriegsführenden Priestern der ‘Civitas’ (8) und anderen Figuren aus der ‘Lebensschützer’ Bewegung

Während der ‘Acte IX und X’ in Paris und Marseille beobachteten wir ungewöhnliche Verhaltensweisen der Ordnungsdienste der ‘Gelben Westen’, die sich jenseits der selbsternannten Kontrolle der Demonstrationsrouten darum bemühten, offensives Agieren zu unterdrücken und in Marseille sogar so weit gingen, Demonstranten an die Polizei übergeben.

Das kann nicht mehr so weitergehen.

Wir sagen: Die Zeiten ändern sich, lasst uns mit unseren Farben demonstrieren und die Führung in den Demonstrationen mit einem oder mehreren black blocs übernehmen, abhängig von unserer Stärke.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Der black bloc ist nicht tot und als solcher notwendig, um der laufenden Konfrontation zu einem erfolgreichen Ende zu verhelfen.

Der black bloc schützt und sichert den Grad an Zusammengehörigkeit und Solidarität, der für die Fortsetzung und Entwicklung der Bewegung notwendig ist.

Der black bloc sichert die Kontinuität dieser Bewegung mit den Kämpfen gegen das Arbeitsgesetz 2016 und die der Eisenbahner und Studenten im Jahr 2018. Und mit einer internationalistischen Bewegung, die sich jeder Herrschaft entzieht, aber die vielfältigen Kämpfe von heute noch weiter verstärkt.

Der Schwarze Block hat jede Legitimation, um die rechtsextremistischen und faschistischen Demonstranten, an der Spitze oder am Rande der Demonstrationen, die nur auf die Installation von Verhandlungsoptionen ausgerichtet sind (die RN hat ihre Anweisungen gegeben, wir dürfen die Propaganda der RN/FN für die Europawahlen nicht behindern), in der Logik der vergangenen Demonstrationen der Gewerkschaft, derer wir alle müde sind, aufzuhalten.

Und zugleich der ‘cortège de tête’ (Frontblock) (9) zurückkehrt.

Ein offensiver, revolutionärer, antifaschistischer und antirassistischer ‘cortège de tête’ (Frontblock) ist notwendig, um alle unsere Gefährten wieder zu vereinen, die durch Zögern und diffuse Vorstellungen über diese Bewegung verwirrt sind.

Wenn wir jeden Samstag und bei verschiedenen Aktionen dort sein sollten, sollten wir zusammen da sein. Dieser ‘cortège de tête’ wird viele verschiedene Ziele erreichen: Uns zu finden, aufzuhören zu zögern und es uns ermöglichen unsere Sprache auf eine aktive und lebendige Weise wiedererlangen.

Dies wird eine Gelegenheit sein, unsere prächtigen Fronttranparente (10)zu präsentieren und unsere Parolen zu verfeinern.

Viele Freunde werden uns dankbar sein, dass wir alle wieder zusammen da sind, entschlossen und solidarisch, um die Gefahren für alle bei den Zusammenstößen zu verringern.

Wir sagen, es lebe der prächtige und freudvolle Aufstand, der unsere Fähigkeit zur politischen Intervention in jeder Weise verändert!

Fussnoten:

(1) https://paris-luttes.info/pour-une-maree-jaune-qui-deborde-11539?lang=fr

(2) https://paris-luttes.info/protocole-de-l-acte-indefini-11524?lang=fr

(3) Sämtliche Mobilisierungen der Gilets Jaunes an den Wochenenden werden fortlaufend als ‘Acte…’) benannt. Am 26. Januar steht also der ‘ActeXI’ an.

(4) Siehe ein kurzes Portrait in der SZ: https://www.sueddeutsche.de/politik/profil-eric-drouet-1.4243368

(5) Der Front National hat sich im Sommer letzten Jahres in Rassemblement National umbenannt und behauptet nun, die politische Mitte zu präsentieren.

(6) Von Maxime Nicolle ist gesichert, dass er bei Facebook wiederholt Pressemitteilungen von Marine Le Pen mit einem „Like“-Kommentar versah. Maxime Nicolle trat auch wiederholt als Liebhaber von Verschwörungstheorien hervor; er verbreitete etwa nach dem jihadistischen Attentat von Strasbourg vom 11. Dezember 18 den (infolge von Kritik wieder gelöschten) Kommentar, es handele sich um eine „false flagg“-Aktion der Regierung.

(7) ‘bastion social’ – Kleine, aber stetig wachsende Gruppierung von Faschisten, die sich am erfolgreichen Modell von ‘Casa Pound’ aus Italien orientieren.

(8) Klerikale Faschisten, siehe ein Beitrag im DLF: https://www.deutschlandfunk.de/frankreich-politisch-missachtete-katholiken-machen-politik.886.de.html?dram:article_id=366665

(9) In den letzten Jahrzehnten waren fast alle großen (linken) Demonstrationen in Paris von den Gewerkschaften, maßgeblich der CGT organisiert worden. Diese lief auch stets an der Spitze der Demos. Erst mit der Bewegung gegen das „loi travail“ 2016 wurde ihr diese Führungsposition streitig gemacht. Erst waren es einige Hundert, später Tausende, die die Führung auf den Demos übernahmen. Antagonist*innen, Anarchist*innen, unabhängige Gewerkschaftler*innen, eine bunte Mischung. Aus diesem ‘cortège de tête’ heraus kam es regelmäßig zu direkten Aktionen und Konfrontationen mit den Bullen, mehrmals versuchten die Ordnungsdienste verschiedener Gewerkschaften, vor allem der CGT mit Gewalt diesen ‘cortège de tête’ zu isolieren, scheiterten aber auch am Widerstand der eigenen Basis.

(10) Die Fronttransparente des black bloc zeichnen sich im Allgemeinen nicht nur durch kreative Losungen aus, sondern sind in der Regel auch mit diversen Materialien verstärkt, um sich gegen Angriffe der Bullen mit Granaten und Gummigeschossen besser schützen zu können.

Dieser Beitrag erschien am 24. Januar 2019 auf Paris Luttes Infos (https://paris-luttes.info/de-la-necessite-de-restaurer-l-11550?lang=fr), die Übersetzung erfolgte sinngemäß.

Quelle: https://de.indymedia.org/node/28521 / 25.1.2019