Produktive und unproduktive Arbeit als Kategorien der Klassennalyse

von Joachim Bischoff, Heiner Ganßmann, Gudrun Kümmel, G. Löhlein

02-2015
 

trend
onlinezeitung

1. Studentenrevolte und Klassenkampf

Erst im  politischen Niedergang  der Studentenbewegung  wird  den mittlerweile untereinander  zerstrittenen Gruppierungen die Frage nach ihrer  Organisationsform aufgezwungen. Im Verfaulungs-prozeß des antiautoritären  Bewußtseins verschwindet  spurlos das Grunddogma der Bewegung von der Notwendigkeit des spontanen, unorganisierten Emanzipationskampfes  und macht endlosen Strategiediskussionen Platz.  Mit der Suche nach Organisationsmodellen löst sich die den  Höhepunkt der  Bewegung chrakterisierende  Theoriefeindlichkeit auf  und an  ihre Stelle  tritt in  Anlehnung an das Lenin'sche Diktum:  "ohne revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Bewegung geben", 1) die Reflexion "der politischen Verlaufsform (der)  antiautoritären Aktionsgeschichte" 2). Obwohl in den verschiedenen  Ansätzen 3)  zur Theorie der Studentenbewegung die Glorifizierung  der Vergangenheit  bestimmendes  Moment  ist, enthalten sie  ein gewisses Maß an Selbstkritik. 4) Diese Selbstkritik läuft  darauf hinaus, daß die diffuse, antiinstitutionelle Strategie ersetzt  werden soll durch theoretisch begründete revolutionäre Arbeit.  Das impliziert, daß an Stelle eines bloß moralischen Appells  an die  Bevölkerung zur  Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse  die Einsicht  tritt, daß "die Bevölkerung ...  eine Abstraktion  (ist), wenn ich z.B. die Klassen, aus denen sie besteht, weglasse. Diese Klassen sind wieder ein leeres Wort, wenn  ich die  Elemente nicht kenne, auf denen sie beruhen. Z.B. Lohnarbeit, Kapital etc." 5) Weil die Studentenbewegung sich nicht mehr  als revolutionäres  Subjekt begreifen  kann, erinnert sie sich  der schon  tot geglaubten Arbeiterklasse. Insofern wird das Verhältnis  von Studentenbewegung und Arbeiterklasse zum zentralen Topos  der Diskussionen  um die  Organisationsmodelle. Zur Bestimmung dieses  Verhältnisses werden verschiedene Theoriefragmente herangezogen.  Gemeinsam ist  den unterschiedlichen Konzeptionen, daß  über eine  Bestimmung des  Stellenwerts der  Wissenschaft als  Produktivkraft im Spätkapitalismus eine systematische Zuordnung von  Studentenbewegung und  Arbeiterklasse  vorgenommen werden soll.  Die Kontroverse  über die Funktion der Wissenschaft im Verwertungsprozeß  vollzieht sich vor dem Hintergrund der verschiedenen Einschätzungen  einerseits der  ökonomischen  Struktur der kapitalistischen  Gesellschaft (Bedeutung  des Monopols)  und andererseits des  Verhältnisses von Ökonomie und Politik (Problem des 'autoritären Staats'). Dabei lassen sich grob zwei Positionen unterscheiden: einmal  6), ausgehend von der Marx'schen These der Erweiterung des  Begriffs der  produktiven Arbeit (reelle Subsumtion der  Wissenschaft unter das Kapital) wird die Studentenbewegung tendenziell  als Form  des Klassenkampfes einer Fraktion des produktiven Gesamtarbeiters  dargestellt;  dagegen  7)  wird  die These von  der Studentenbewegung als Keimform einer gesamtgesellschaftlichen revolutionären  Bewegung als  zu pauschale Einschätzung abgelehnt  und statt  dessen der  Intelligenz nur,  wenn sie ihre eigne  Klasse verläßt  und sich  dem Proletariat anschließt, eine Bedeutung in der revolutionären Arbeit zugemessen 8). In der letzten Konzeption wird eine Kritik an der These von der Erweiterung im  Begriff der  produktiven Arbeit  und der damit gegebenen "neuen Vergesellschaftungsqualität  des Kapitals"  9) formuliert. Als  Argumente   werden  vorgetragen,   daß   "die   gegenwärtige Studentenbewegung in  Westdeutschland ...  sich nicht unmittelbar aus  der  Verwissenschaftlichung  der  Produktion"  10)  erklären lasse, weil der Prozeß der Verwissenschaftlichung kein Spezifikum der modernen  kapitalistischen  Produktionsweise  sei,  weil  die gesamte Intelligenz  keineswegs  dem  produktiven  Gesamtarbeiter zuzurechnen sei,  weil selbst  die Zugehörigkeit  zum produktiven Gesamtarbeiter nicht  automatisch ein adäquates Klassenbewußtsein garantiere  und   weil  Produktionssphäre  und  Ausbildungssektor strikt  unterschieden   werden  müssen.  Diese  Erörterungen  des Verhältnisses von  produktiver  Arbeiter  und  wissenschaftlicher Intelligenz   bleibt    oberflächlich,   da   der   systematische Zusammenhang, in  dem der  Begriff der  produktiven Arbeit in der Kritik der  Politischen Ökonomie steht, nicht entwickelt wird und daher  die   Schlußfolgerung  für   eine   politische   Strategie willkürlich bleiben.

2. Die Theorie vom 'allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher Intelligenz und proletarischem Klassenbewußtsein'

Die Konzeption, die die Studentenbewegung als integralen Bestandteil des  Klassenkampfes darstellt, basiert auf der Einschätzung, daß im  Spätkapitalismus "der Begriff der unmittelbaren Produzenten und  damit der  arbeitenden Klasse  sich insgesamt verändert" 11) habe. Anknüpfend an die Marx'sche Theorie soll "der Strukturwandel der  an sich seienden Klassenlage durch die Expansion produktiver Arbeit  im Monopolkapital"  12) auf den Begriff gebracht werden, womit  über die  Bestimmung der Rolle der wissenschaftlichen Intelligenz  im Klassenkampf  ein Zusammenhang zwischen Studentenbewegung  und   Arbeiterklasse  hergestellt   werden  soll. Zunächst wird dabei das Argument aufgegriffen, daß im Kapitalverhältnis die  formelle und  reelle Subsumtion des Arbeitsprozesses unter den  Verwertungsprozeß unterschieden  werden kann.  Was bei Marx in  der Entfaltung  des Begriffs  vom Kapital im allgemeinen zur Bestimmung  der Produktion  von absolutem und relativem Mehrwert einen  systematischen Stellenwert  hat, wird hier zur differentia specifica von Konkurrenzund Monopolkapitalismus. Die reelle Subsumtion  der Arbeit  unter das Kapital beinhaltet die Erweiterung des  Begriffs der produktiven Arbeit und die Verwissenschaftlichung der Produktion.

Der durch  das Kapital  gesetzte gesellschaftliche  Charakter der Arbeit stellt sich dar als Erweiterung des Begriffs der produktiven Arbeit,  wodurch die Trennung von manuellen und geistigen Potenzen der Arbeit ausgedrückt ist. Dieser Dissoziationsprozeß der Elemente des  Arbeitsvermögens ist  die Basis der Entwicklung der Wissenschaft.

"So schafft das Kapital erst die bürgerliche Gesellschaft und die universelle Aneignung der Natur wie des gesellschaftlichen Zusammenhangs selbst durch die Glieder der Gesellschaft. Hence the great civilizing influence of capital, seine Produktion einer  Gesellschaftsstufe,   gegen  die   alle  frühren  nur  als l o k a l e   E n t w i c k l u n g e n   der Menschheit  und als N a t u r i d o l a t r i e  erscheinen. Die Natur wird erst rein Gegenstand für  den Menschen,  rein Sache  der Nützlichkeit, hört auf als  Macht für sich anerkannt zu werden; und die theoretische Erkenntnis ihrer  selbständigen Gesetze  erscheint selbst nur als List, um sie den menschlichen Bedürfnissen, sei es als Gegenstand des Konsums,  sei es  als Mittel  der Produktion zu unterwerfen." 13)

Wenn die  Entwicklung des  gesellschaftlichen Charakters der Produktion Voraussetzung  für Wissenschaft  ist, so  ist er zugleich Bedingung ihrer  Anwendung: "es  ist nur diese vergesellschaftete Arbeit, die  fähig ist,  die  a l l g e m e i n e n  Produkte der menschlichen   Entwicklung,   wie   Mathematik   etc.   auf   den u n m i t t e l b a r e n     Produktionsprozeß  anzuwenden,  wie andrerseits die  Entwicklung dieser Wissenschaften eine bestimmte Höhe des  materiellen Produktionsprozesses  voraussetzt." 14) Die so umrissene  Entfaltung der  Wissenschaft vollzieht  sich  immer schon einerseits unter der direkten Regie des Einzelkapitals, das sich die Träger wissenschaftlicher Arbeit als Lohnarbeiter unterordnet, andererseits im Rahmen des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wo  die wissenschaftlichen  Arbeiter als Element der allgemeinen Arbeits und Produktionsbedingungen  aus der Revenue 14a) bezahlt werden.

In der  hier kritisierten  Theorie von  der Bedeutung der wissenschaftlichen Intelligenz  im Spätkapitalismus bleibt der von Marx entfaltete  Zusammenhang   vollkommen  unbegriffen.  Wissenschaft fällt erst  im Monopolkapital  vom Platonischen  Ideenhimmel  und verschmilzt mit dem Kapital. "Daß Wissenschaft  zur ersten unmittelbaren Produktivkraft geworden ist,  meint folgendes: Wissenschaft tritt  n i c h t  m e h r in bloßer  Idealität auf, sondern ist vergegenständlicht in sachlichen Arbeitsbedingungen."  15) Demnach  soll "die  Wissenschaft bis zum Ende der konkurrenzkapitalistischen Periode ihren relativ eigenständigen Charakter"  16) behalten.  Die angeblich  erst  im Spätkapitalismus einsetzende  Verwissenschaftlichung der  Produktion und  die Subsumtion  der Wissenschaft unter das Kapital soll den für  das Kapitalverhältnis  an sich konstitutiven Begriff der produktiven Arbeit  verändern. "Die  technologische Umsetzung der Wissenschaft ins  kapitalfixierte Maschinensystem  systematisch seit Ende  des 19.  Jahrhunderts betrieben  und die Tendenz zur Automation haben  das verändert,  was Marx als die reelle Subsumtion der  Arbeit unter  das Kapital  bezeichnet hat."  17) Es ist falsch zu behaupten, erst im Monopolkapitalismus werde durch wissenschaftliche Technologie  der Begriff  der  produktiven  Arbeit "als die  arbeitsteilige Totalität  zur Erscheinung gebracht, die er im  unentfalteten Prinzip schon immer war." 18) Die Entfaltung des Prinzips  macht sich  angeblich darin  geltend, daß "manuelle und geistige  Arbeit, bis  tief in die monopolkapitalistische Reproduktionsperiode hinein  voneinander getrennt,  ... tendenziell wieder  wenn auch  nur in Formen koordinierter Arbeitsteilung zur produktiven  Gesamtarbeit verschmolzen werden. 19) Wenn nicht begriffen wird,  daß die Trennung von manuellen und geistigen Potenzen der  Arbeit Produkt  des Kapitals ist und daß ein Teil der geistigen Arbeiter  schon immer  direkt unter  das  Einzelkapital subsumiert ist, dann kann Marx ein obsoleter Begriff von Proletariat unterschoben  und behauptet  werden, daß  "produktive Arbeit ... nicht  mehr allein  vom  Industrieproletariat  repräsentiert" werde. 20) Das Unverständnis der Stellung der Wissenschaft in der kapitalistischen Produktionsweise  impliziert einen  falschen Begriff vom  Industrieproletariat und nötigt zur Reformulierung einer Revolutionstheorie. "Wenn die Wissenschaften nach Maßgabe ihrer technischen  Umsetzbarkeit und ihre Träger, die geistigen Arbeiter, in  den produktiven  Gesamtarbeiter integriert sind, dann ist nicht  anzunehmen, daß Sozialrevolutionäre Strategien sich in der klassischen  Weise nahezu ausschließlich aufs Industrieproletariat beziehen  können!" 21) Erst im 20. Jahrhundert muß demnach jede Revolutionsstrategie  das Verhältnis  von wissenschaftlicher Intelligenz und  Klassenkampf berücksichtigen,  weil "ein auf die technologische  Klassengesellschaft  bezogenes  Klassenbewußtsein ... nun  nicht mehr allein vom partikularisierten Industrieproletariat verbürgt" 22) wird.

Die geistigen Arbeiter müssen die Mystifikation, daß Wissenschaft Produktivkraft des  Kapitals sei,  zerschlagen, um das revolutionäre Klassenbewußtsein des produktiven Gesamtarbeiters zu inaugurieren. "Die Bewegung wissenschaftlicher Intelligenz muß zum kollektiven Theoretiker  des Proletariats  werden das ist der Sinn ihrer Praxis." 23)

Die im Begriff des Kapitals eingeschlossene Veränderung der technischen und  gesellschaftlichen Struktur des Arbeitsprozesses ist kein Charakteristikum des Monopolkapitalismus. Der in der Theorie von der wissenschaftlichen Intelligenz als integralen Bestandteil des produktiven  Gesamtarbeiters enthaltenen  falschen  Rezeption des Begriffs  der produktiven Arbeit im System der Kritik der Politischen Ökonomie korrespondiert insgesamt eine fragwürdige Vorstellung vom  Monopolkapitalismus. "Der   Ü b e r g a n g   v o m K o n k u r r e n z   z u m    M o n o p o l k a p i t a l i sm u s  führt, wie in der Kritik der politischen Ökonomie von Marx und Engels  selbst angedeutet,  zu einer  Vergesellschaftung  des kapitalistischen Privateigentums  auf  dem  Boden  der  kapitalistischen Produktionsweise  selber und zu einer Vergesellschaftung der produktiven  Arbeit auf dem Boden der Lohnarbeit." 24) Die in der Form  des zinstragenden Kapitals (Kredit) angelegte Auflösung des Privateigentums  innerhalb der Schranken der kapitalistischen Produktionsweise selbst  soll sich  weiter entwickelt  haben  zum permanenten Staatsinterventionismus,  wodurch  die  Zirkulationssphäre "als  legitimationsideologisches  Reich  der  bürgerlichen Sittlichkeit" 25)  zerstört worden  sei und  die  Herrschaft  der Kapitalistenklasse nur  mehr durch außerökonomische Gewalt garantiert  werden   könne.  "Aber  im  Zuge  der  aktienstrukturellen Vergesellschaftung  des  Kapitals,  im  Prozeß  der  Monopolkapitalisierung, wurde  die von  Marx partialisierte außerökonomische Zwangsgewalt, staatsinterventionistisch,  ökonomische  Potenz  in Permanenz."   26) Welche  Einflußmöglichkeiten dem  Staat auf den Reproduktionsprozeß durch die Form des Kredits gegeben und welche Grenzen ihm gesetzt sind, wird nicht abgeleitet; der Zusammenhang von  Aktiengesellschaft,   Monopol  und   Staatsinterventionismus bleibt bloße  Versicherung und  die Horkheimer'sche  Theorie  vom autoritären Staat  wird anhand  einiger  Marx-Zitate  aufpoliert, abgesehen von  der praktischen  Wirksamkeit  dieser  Theorie  vom autoritären Staat  läuft sie  letztlich darauf hinaus, die Kritik der  politischen   Ökonomie  für   obsolet   zu   erklären.   Die "gegenwärtige Theorie  der Emanzipation  unterdrückter Massen ... (ist) im  Rahmen von  Lohnarbeit und  Kapital ganz bestimmt nicht mehr heimzuholen."  27) Durch die These vom Staatsinterventionismus als einer zweiten Natur der kapitalistischen Produktionsweise wird die Widersprüchlichkeit dieser Theorie von der wissenschaftlichen Intelligenz unübersehbar: einerseits wird in Anknüpfung an die Marx'sche Theorie wenn auch auf Basis einer völlig falschen Rezeption  die moderne  kapitalistische Produktionsweise interpretiert, andererseits  soll durch das neue Verhältnis von Ökonomie und  Politik die Wirklichkeit im kategorialen Rahmen der Kritik der  Politischen Ökonomie  nicht mehr begreifbar sein. Dieser Widerspruch macht  deutlich, daß der Rückgriff auf die Bestimmung der produktiven  Arbeit, also der Anschluß an die Marx'sche Theorie, letztlich  die Funktion hat, der bloß moralisierenden Kritik am Spätkapitalismus  den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben. Zwar  wird keine ernstzunehmende Kritik spätkapitalistischer Verhältnisse die  Bedeutung solcher Phänomene wie monopolistische Preisbildung,  Staatsinterventionismus,  Expansion  unproduktiver Arbeit etc.  bestreiten, jedoch  dürfen diese Phänomene nicht aus dem Konnex des gesellschaftlichen Reproduktionszusammenhangs herausgelöst und  in ihrer  Bedeutung verabsolutiert werden. Andernfalls muß  sich notwendig  der Widerspruch entwickeln, daß einerseits vom  Wertbegriff abgerückt und andererseits zur Interpretation wenigstens  partiell an  ihm festgehalten  wird. Die Wissenschaftlichkeit der  Gesellschaftskritik und  die theoretische Begründung revolutionärer  Aktion bemißt  sich auch  daran, welches Maß an  Bewußtheit in  der Auseinandersetzung  mit der Kritik der Politischen Ökonomie erreicht wird. Weil in der Theorie von wissenschaftlicher Intelligenz im Spätkapitalismus unreflektiert  am Begriff der produktiven Arbeit festgehalten und dieser zur zentralen Kategorie der Begründung gegenwärtiger Formen  revolutionärer Tätigkeit  wird, muß er im Konnex des Systems  der Kritik  der Politischen Ökonomie entwickelt werden. Zugleich  muß gefragt werden, welche Bedeutung die Differenzierung zwischen  unproduktiven und produktiven Arbeitern für die Bewegung der Klasse an sich zur Klasse für sich haben kann.

3. Produktive Arbeit im unmittelbaren Produktionsprozeß 28)

Die Ware  ist die  Elementarform des  bürgerlichen Reichtums, das einfachste ökonomische  Konkretum der  bürgerlichen Gesellschaft. Sie stellt  sich dar als Doppeltes. Zum einen ist sie ein äußerer Gegenstand, durch  dessen Konsumtion  menschliche Bedürfnisse irgendwelcher Art  befriedigt werden.  Er ist  dem Menschen auf irgendeine Art  und Weise  nützlich, was  seinen Gebrauchscharakter ausmacht. Der Gebrauchswert ist die Naturalform der Ware und bildet den  "stofflichen Inhalt  des Reichtums". 29) Zugleich bilden aber die  Gebrauchswerte in  der kapitalistischen Warenproduktion die stofflichen  Träger des Tauschwerts. Die Produkte "erscheinen daher nur als Waren, oder besitzen nur die Form von Waren, sofern sie Doppelform besitzen, Naturalform und Wertform." 30) Marx geht frei der Formanalyse des gesellschaftlichen Reichtums der kapitalistischen Produktionsweise aus von dem quantitativen Verhältnis, als das  sich der  Tauschwert zunächst  darstellt. Er  betrachtet Wertsubstanz und  deren immanentes Maß, wobei die hauptsächlichen Gesichtspunkte des  der Doppelform  der Ware unterliegenden zwieschlächtigen Charakters  der Arbeit  entwickelt werden.  "Daß die Substanz des  Tauschwerts ein  von  der  physisch-handgreiflichen Existenz der  Ware oder  ihrem  Dasein  als    G e b r a u c h sw e r t   durchaus  Verschiedenes  und  Unabhängiges,  zeigt  ihr Austauschverhältnis auf den ersten Blick" 31), denn es ist gerade durch die  Abstraktion vom Gebrauchswert charakterisiert. 32) Die Wertgegenständlichkeit   der   Ware   ist   notwendig   abstrakte Gegenständlichkeit. "Man mag daher eine einzelne Ware drehen oder wenden wie  man will,  sie bleibt unfaßbar als Wertding." 33) Ihr Wert  ist   bloß   gegenständlicher   Reflex   von   verausgabter menschlicher Arbeit  ohne sich  in seiner  eigenen Naturalhaut zu reflektieren.   Da   ihre   "Wertgegenständlichkeit   also   rein gesellschaftlich ist,  so versteht  sich auch von selbst, daß sie nur im  gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann." 34)  Weil die  Substanz des Werts gesellschaftliche Arbeit ist,  sich   die  Aneignung  der  Natur  in  und  vermittels  der Gesellschaft vollzieht,  kann diese  Substanz nur sinnlichen Ausdruck durch  Beziehung zwischen  Waren erhalten.  Der Wert  einer Ware muß als eine Gegenständlichkeit erscheinen, welche von ihrer Naturalform "selbst  dinglich verschieden  und ihr  zugleich  mit andrer Ware  gemeinsam ist."  35) Die einfachste Erscheinungsform des Werts ist gegeben, sobald eine Ware sich durch direkte Beziehung einer anderen Ware gleichsetzt.

"Die Warenproduktion  unterstellt die  Warenzirkulation, und  die Warenzirkulation unterstellt  die Darstellung  der Ware als Geld, die Geldzirkulation,  die Verdoppelung  der Ware in Ware und Geld ist ein  Gesetz der  Darstellung des  Produkts als Ware." 36) Wie sich diese  Verdopplung notwendig  aus dem einfachen Wertausdruck entwickelt und  welche weiteren  Bestimmungen dieser Wertform die Warenmetamorphose einschließt,  soll hier  nicht näher  erläutert werden. Der  Warenaustausch ist,  wenn er  in reiner Gestalt vorsichgeht, ein  Austausch von  Äquivalenten und schließt damit die Möglichkeit der  Wertvergrößerung aus,  da in  ihm kein  Wert geschaffen wird. Vergrößerung des Werts, Schaffung von Mehrwert und damit die  Verwandlung von Geld in Kapital kann nicht in der Zirkulation stattfinden.  Betrachtet man  aber den Warenbesitzer außerhalb der Zirkulation, so ist die einzige Wechselbeziehung, die für ihn  noch besteht, die mit seiner eigenen Ware. Die Wertgröße dieser Ware  ist ein  nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessenes Quantum seiner Arbeit. Letztere stellt sich aber nicht dar im Wert der Ware und einem Überschuß über ihrem Wert. Der Warenbesitzer kann einem bestehenden Wert neuen Wert durch neue Arbeit zusetzen, aber dadurch hat sich der ursprüngliche Wert nicht als solcher  vergrößert, d.h. er hat sich nicht verwertet. Einerseits kann  das Kapital  weder in  der Zirkulation noch außerhalb von ihr  entspringen, dennoch  zeigt die  nähere Betrachtung  des Zirkulationsprozesses andererseits  eine Kreislaufform G-W-G', in welcher der  maßlose Trieb  des Werts, seine Selbstverwertung als bestimmendes Moment  der Tauschoperation  ausgedrückt ist. "Unser nur noch  als Kapitalistenraupe  vorhandner Geldbesitzer  muß die Waren zu  ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen, und dennoch am Ende  des Prozesses  mehr Wert herausziehen als er hineinwarf. Seine Schmetterlingsentfaltung  muß in der Zirkulationssphäre und muß nicht  in der Zirkulationssphäre vorgehen." 37) Die Wertänderung kann  nicht im  Austausch stattfinden,  da  Äquivalente  getauscht werden, sondern sie muß aus der Konsumtion einer Ware und damit ihrem Gebrauchswert entspringen.

Es muß also auf dem Markt eine Ware geben, deren Gebrauchswert so beschaffen ist,  daß sich ihre Konsumtion zugleich als Quelle von Wert erweist.  "Und der  Geldbesitzer findet  auf dem  Markt eine solche spezifische  Ware vor  das  Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft." 38)  Der Arbeiter  ist der  Eigentümer dieser seiner Ware, des  Arbeitsvermögens, das  allerdings nicht als Ding außer ihm, sondern nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert. Der Gebrauchswert seiner  Ware, die der Arbeiter dem Kapitalisten zum Kauf anbietet, ist nicht in einem Produkt materialisiert, sie hat außerhalb der Leiblichkeit des Arbeiters überhaupt keine Existenz und besteht  nur der  Möglichkeit nach,  als seine Fähigkeit. Der Arbeiter verkauft  dem Kapitalisten  nicht Arbeit,  sondern seine Fähigkeit zu  arbeiten, die  Disposition über seine Arbeitskraft. 39) Es müssen jedoch, damit der Arbeiter sein Arbeitsvermögen als Ware auf  dem Markt  anbietet, verschiedene  Bedingungen  erfüllt sein. Wie  bei jeder  Ware muß  ihr Besitzer, um sie verkaufen zu können, als  freier Eigentümer  über sie verfüger können. Der Arbeiter tritt somit, als Besitzer des Arbeitsvermögens, dem Käufer seiner Ware  Arbeitskraft als  ebenbürtiger Warenbesitzer  gegenüber. Er  überläßt den  Gebrauch seiner  Ware immer nur für einen bestimmten Zeitraum und verzichtet niemals durch ihre Veräußerung auf sein  Eigentum an ihr. Eine weitere Bedingung für das Vorhandensein der Ware Arbeitskraft auf dem Markt ist, daß der Arbeiter nicht über  die zur Herstellung von anderen Waren nötigen Produktionsmitteln verfügt,  da er sonst von seiner Arbeitskraft unterschiedene Waren  verkaufen könnte.  "Zur Verwandlung  von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden,  frei in  dem Doppelsinn,  daß er  als  freie Person  über   seine  Arbeitskraft   als  Ware  verfügt,  daß  er andererseits andere  Ware nicht  zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen." 40)  Diese Freiheit  ist aber  kein naturgeschichtliches und auch  in dem Sinne kein gesellschaftliches Verhältnis, daß es allen Gesellschaften  gemeinsam wäre,  sondern Ergebnis  spezifischer, der  kapitalistischen  Produktionsweise  vorausgegangener, historischer Prozesse.  41) Bei der Analyse der Ware Arbeitskraft deckt Marx auf, das diese spezifische Ware wie jede andere auch Doppelcharakter  besitzt, also  sowohl Gebrauchswert  als  auch Wert hat. Dieser Wert muß bestimmt werden. Wie im Allgemeinen der Wert einer  Ware nicht  durch ihren  Gebrauchswert bestimmt wird, d.h. nicht  durch den  Nutzen, den der Käufer aus der Ware zieht, sondern durch die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, so  wird auch  der Wert der Arbeitskraft nicht durch das Arbeitsquantum bestimmt, das der Arbeiter zu leisten imstande ist, sondern durch das zur Produktion und Reproduktion seiner Arbeitskraft notwendige  Arbeitsquantum. Als  Wert ist die Arbeitskraft wie  jede andere  Ware Resultat  eines abgeschlossenen Bildungsprozesses, dessen  Effekt der Wert ist. Die Ursache des Nutzens, den  die Ware ihrem Käufer, dem Kapitalisten, bringt, liegt also nicht  im Wert  der Ware. Da aber die Arbeitskraft nicht außerhalb der Person des Arbeiters existiert, fallen ihre Produktionskosten mit  den Lebensund Unterhaltskosten des Arbeiters zusammen. "Die  zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit,  oder der  Wert der  Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel." 42) Der  Arbeiter muß  als Eigentümer  der Arbeitskraft denselben Arbeitsprozeß jeden  Tag von  neuem beginnen können, daher müssen die Lebensmittel ausreichen, ihn in seinem normalen Lebenszustand zu erhalten. Dieser normale Lebenszustand ist aber selbst Produkt historischer Entwicklungen und hängt zu einem großen Teil von der Kulturstufe eines  Landes ab.  "Im Gegensatz zu den anderen Waren enthält also die Wertbestimmung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches  Element." 43) Wie der Arbeiter den Arbeitsprozeß jeden Tag  von neuem  beginnen können  muß, so  müssen, damit das Erscheinen  von   Eigentümern  der  Arbeitskraft  auf  dem  Markt kontinuierlich  ist,   die  durch  Abnutzung  oder  Tod  aus  dem Arbeitsprozeß ausgeschiedenen Arbeiter immer mindestens durch die gleiche  Menge   neuer  Arbeitskräfte   ersetzt  werden.  In  den Lebensmitteln, die  zur  Produktion  der  Arbeitskraft  notwendig sind, müssen  daher die  Lebensmittel für  die nächste Generation von Arbeitern enthalten sein. Da in bestimmten Arbeitszweigen ein entwickeltes Geschick  der Arbeitskraft  verlangt wird, bedarf es vor ihrem  Einsatz einer  bestimmten Bildung  oder Erziehung, für die ein bestimmtes Quantum von Warenäquivalenten aufgebracht werden muß.  Diese Kosten  gehen auch  ein in die zur Produktion der Arbeitskraft aufgebrachte Arbeitszeit. Der Wert des Arbeitsvermögens löst  sich also auf in den Wert der notwendigen Lebensmittel des Arbeiters, oder in die Arbeitszeit, die notwendig ist, um die im weitesten Sinne des Wortes notwendigen Lebensmittel des Arbeiters und  seiner Familie  zu produzieren.  Der Gebrauchswert  der Ware Arbeitskraft, der im Austausch in die Hand des Geldbesitzers übergegangen ist, zeigt sich erst bei ihrem Verbrauch, und dieser vollzieht sich  wie bei  jeder Ware  nicht in  der  Zirkulationssphäre. "Der  Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozeß von  Ware und  Mehrwert." 44) Der Mehrwert, der vom Geldbesitzer  als Kapitalist angeeignet wird, entspringt, wie dargelegt wurde,  nicht aus  dem Akt  des Austausches selbst. Die Zirkulation kann  überhaupt nicht  Wert setzen,  soweit ihr nicht Wert vorausgesetzt  ist, sondern  in ihr  wird nur  die Form  des Werts gesetzt.  Der Austausch der Arbeitskraft gegen Geld ist daher nur  die Voraussetzung  der Verwertung des Gelds als Kapital, die mit der Nutzung des Gebrauchswerts der Arbeitskraft und daher mit neuer  Wertschöpfung zusammenfällt  und in  der  Produktionssphäre vor  sich geht.  Der Kauf und Verkauf des Arbeitsvermögens ist dabei  jedoch unerläßliche  Bedingung für  die Verwertung des Kapitals, d.h. für die Aneignung fremder Arbeit ohne Äquivalent.

Das Kapital  hat sich  durch Austausch von Äquivalenten, zwischen Kapitalist und  Arbeiter, die lebendige Arbeit selbst angeeignet. Der Kapitalist  verfügt nun über die Arbeitskraft, die sich durch ihre Betätigung,  durch Arbeit  im Produktionsprozeß, als Produktivkraft des  Reichtums erweisen  muß. Es  soll nun  die Marxsche Analyse des  Produktionsprozesses als  Konsumtionsprozeß der Ware Arbeitskraft unter dem Aspekt der Stellung von produktiver Arbeit in diesem Prozeß betrachtet werden.

Der Produktionsprozeß  des Kapitals  stellt sich  unter doppeltem Aspekt dar: "Der früher aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit die Gebrauchswert, und derselben Arbeit,  soweit sie  Wert schafft,  hat sich jetzt als Unterscheidung der  verschiedenen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt." 45)  Der Produktionsprozeß  erscheint einmal  als  Arbeitsprozeß, d.h.  als materieller Produktionsprozeß schlechthin, wie er  allen Gesellschaftsformen  eigen ist  und eine ewige Existenzbedingung der  Gesellschaft  bildet,  und  andererseits  als Wertbildungsprozeß und  verlängerter Wertbildungsprozeß, als Verwertungsprozeß. Der  Kapitalist als  Käufer der Ware Arbeitskraft konsumiert diese,  indem er den Arbeiter zur Produktion von Waren für sich  arbeiten läßt.  Der Arbeiter muß daher einen Gebrauchswert schaffen, um seine Arbeit in Ware darzustellen. "Die Produktion von Gebrauchswerten, oder Gütern, ändert ihre allgemeine Natur nicht  dadurch, daß sie für den Kapitalisten und unter seiner Kontrolle vorgeht.  Der Arbeitsprozeß ist daher zunächst unabhängig von  jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten." 46)

Im Arbeitsprozeß macht die lebendige Arbeit vergangene Arbeit zum Gegenstand neuer  Produktion und erzeugt ein Produkt, das ein bestimmtes menschliches Bedürfnis befriedigt. Zur Herstellung eines bestimmten Gebrauchswerts  ist es notwendig, daß der unmittelbare Produzent noch alle Fähigkeiten in sich vereinigt, deren Aktualisierung den  konkret nützlichen Charakter seiner Arbeit ausmacht. Zu diesem subjektiven Faktor des Arbeitsprozesses, der zweckmäßigen lebendigen Arbeit, kommt notwendig als objektiver Faktor noch der Arbeitsgegenstand  und das Arbeitsmittel hinzu. Arbeitsgegenstand ist  zunächst der  im Hinblick auf die Zwecke der Tätigkeit des Arbeiters ungeformt vorgefundene Naturstoff. Neben diesen unmittelbaren in  der Natur  vorgefundenen Arbeitsgegenständen gibt es noch solche, die bereits eine durch menschliche Arbeit vermittelte Formveränderung  erfahren haben,  das Rohmaterial.  Zweites Moment des  objektiven Faktors  ist das  Arbeitsmittel, "ein Ding oder ein  Komplex von  Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand  schiebt und  die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen." 47) Ist  der Arbeitsprozeß schon entwickelt, so sind die Arbeitsmittel Produkte früherer Arbeit Tritt ein Produkt als Arbeitsmittel in  einen neuen  Arbeitsprozeß, so verlöscht sein Produktcharakter und es ist nur noch gegenständlicher Faktor der lebendigen Arbeit. Die Konsumtion des Rohstoffs und der Arbeitsmittel im Arbeitsprozeß durch  die lebendige Arbeit führt diese lebendige Arbeit aus  der Form  der Bewegung,  der Tätigkeit, über in die der Gegenständlichkeit. "Die  Arbeit hat  sich mit  ihrem  Gegenstand verbunden. Sie  ist vergegenständlicht,  und der  Gegenstand  ist verarbeitet." 48)  Der Arbeitsprozeß  als zweckmäßige  Tätigkeit, die sich mit Hilfe des Arbeitsmittels des Arbeitsgegenstandes bemächtigt, wird  von Marx  als eine  von allen Gesellschaftsformen unabhängige ewige  Naturbedingung des menschlichen Lebens begriffen. 49)  "Betrachtet man  den ganzen  Prozeß vom  vom Standpunkt seines Resultats,  des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und  Arbeitsgegenstand, als  Produktionsmittel und die Arbeit selbst als  produktive Arbeit."  50) Produktive  Arbeit  bestimmt sich also  vom einfachen  Arbeitsprozeß her  als die  Arbeit, die sich in  einem Produkt,  d.h. da  es sich hier um die Betrachtung des Arbeitsprozesses in waren-produzierender Form handelt, in einer Ware  realisiert. "Diese  Bestimmung produktiver  Arbeit, wie sie sich  vom Standpunkt  des einfachen  Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs  hin für  den kapitalistischen  Produktionsprozeß." 51) Wie die Bestimmung produktiver Arbeit modifiziert wird, muß die  Betrachtung der  anderen Seite des kapitalistischen Produktionsprozesses, des Verwertungsprozesses zeigen.

Verengung des Begriffs der produktiven Arbeit

Handelte es  sich im  Arbeitsprozeß bei  der Arbeit  um eine  bestimmte produktive, zweckmäßige Tätigkeit zur Schaffung eines bestimmten Gebrauchswertes,  so handelt  es sich beim Wertbildungsprozeß nicht  mehr um  die Qualität einer bestimmten Arbeit, sondern nur  noch um ihre Quantität. Die Arbeit gilt hier nur soweit sie überhaupt  Verausgabung von Arbeitskraft ist und nicht soweit sie einen  bestimmten Gebrauchswert setzt. Aber nicht nur die Arbeit, auch  die Produktionsmittel  erscheinen vom  Standpunkt des Wertbildungsprozesses in einer anderen Bedeutung. Sie stellen ein bestimmtes Quantum  vergegenständlichter Arbeit  dar. Was  im Arbeitsprozeß als  Erhalten der Qualität der vorangegangenen Arbeit erscheint, erscheint im Wertbildungsprozeß als Erhalten der Quantität der  schon vergegenständlichten Arbeit. Im Wertbildungsprozeß muß der Wert der vernutzten Produktionsmittel auf das Produkt übertragen werden  und in diesem wiedererscheinen. Den im Produkt des  kapitalistischen   Produktionsprozesses  wiedererscheinenden Wert hat  die Arbeit nicht im gegenwärtigen Produktionsprozeß geschaffen, er ist vielmehr Produkt eines vorangegangenen Produktionsprozesses und  wird als Wert der Produktionsmittel, weil diese der Produktion  vorausgesetzt sind  und keine  neue Arbeit erfordern, auf  das Produkt  übertragen. Der Neuwert des Produkts wird geschaffen durch den Zusatz von neuer lebendiger Arbeit. Der Wert des Produkts  setzt sich  demnach aus  dem übertragenen  Wert der vernutzten Produktionsmittel  und dem  Wertzusatz  der  vergegenständlichten, lebendigen  Arbeit zusammen.  "Aber die  vergangene Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die lebendige Arbeit, die sich  leisten kann,  ihre täglichen Erhaltungskosten und ihre tägliche Verausgabung,  sind zwei  ganz verschiedene  Größen. Die erste bestimmt  ihren Tauschwert,  die andere  bildet  ihren  Gebrauchswert." 52) Der Gebrauchswert der Arbeitskraft ist es, mehr Wert zu schaffen als ihr eigener Wert beträgt. Der Kapitalist als Käufer der Ware Arbeitskraft zahlt den Tageswert der Arbeitskraft und erhält  dafür  die  Verfügung  über  den  Gebrauch  derselben während des  ganzen Tages.  Indem der  Neuwert, der durch den Gebrauch der Arbeitskraft während eines Tages geschaffen wird, größer ist  als ihr  Tageswert, hat  sich der  Wertbildungsprozeß in einen Verwertungsprozeß verwandelt. Dauert der Wertbildungsprozeß "nur bis  zu dem  Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozeß.  Dauert  der  Wertbildungsprozeß  über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozeß." 53) Die darin eingeschlossene Bildung  von Mehrwert ist der unmittelbare Zweck, und der  Mehrwert das  eigentliche Produkt  des  kapitalistischen Produktionsprozesses.

Mit dem  kapitalistischen Charakter des Produktionsprozesses verengt sich  der Begriff  der produktiven  Arbeit, wie  er sich vom Standpunkt des  einfachen Arbeitsprozesses  ergibt.  Wesentliches Merkmal der  kapitalistischen Produktion ist nicht die Produktion von Waren,  sondern die  Produktion von Mehrwert, und deshalb ist auch nur  die Arbeit produktiv, die Mehrwert für den Kapitalisten schafft, unmittelbar  das Kapital  verwertet. Vom  Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses  erschien alle  Arbeit produktiv,  die sich in  einem Produkt  realisiert. Diese  allgemeine  Bestimmung durch den  einfachen Arbeitsprozeß wird nicht dadurch aufgehoben, daß der  Arbeitsprozeß in  der kapitalistischen  Produktionsweise nur Mittel  für den Verwertungsprozeß des Kapitals wird. Im kapitalistischen Produktionsprozeß werden Waren produziert, und insofern bleibt  die Arbeit produktiv, die sich in Waren, als Einheit von Gebrauchswert  und Tauschwert,  vergegenständlicht. Aber  der kapitalistische Produktionsprozeß  ist nicht  bloß Produktion von Waren, sondern  wesentlich Produktion von Mehrwert. Von daher ist nur die Arbeit produktiv, die sich unmittelbar gegen Kapital austauscht und in ihrem Produkt mehr Arbeitszeit vergegenständlicht, als in  den Waren  vergegenständlicht ist,  die ihren  Träger den produktiven Arbeiter  als solchen  am Leben erhalten. Die Lohnarbeit als  produktive Arbeit  ist Bedingung  des Kapitals, auf ihr beruht seine  Existenz. Das  Kapital tauscht  sich direkt mit dem Arbeitsvermögen  aus.  "Der  Begriff  des  produktiven  Arbeiters schließt daher  keineswegs bloß ein Verhältnis zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt ein, sondern auch ein  spezifisch gesellschaftliches,  geschichtlich  entstandenes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwertungsmittel  des Kapitals  stempelt." 54)  Diese Eigenschaften des  Arbeitsvermögens, Verwertungsmittel des Kapitals zu sein, macht seinen Gebrauchswert für das Kapital aus.

Produktive Arbeit ist daher eine Bestimmung der Arbeit, die absolut nichts  zu tun  hat mit ihrem bestimmten Inhalt oder dem konkreten Gebrauchswert,  worin sie sich darstellt, sondern vielmehr mit der  bestimmten gesellschaftlichen  Form, worin sie sich verwirklicht. Es  kann daher Arbeit desselben Inhalts sowohl produktiv als auch unproduktiv sein. "Der Gebrauchswert der Ware, worin sich die  Arbeit eines  produktiven Arbeiters  verkörpert mag von der futilsten  Art sein.  Diese stoffliche  Bestimmung hängt  mit dieser ihrer Eigenschaft gar nicht zusammen, die vielmehr nur ein bestimmtes gesellschaftliches Produktionsverhältnis ausdrückt. Es ist eine  Bestimmung der  Arbeit, die nicht aus ihrem Inhalt oder ihrem Resultat,  sondern aus  ihrer bestimmten gesellschaftlichen Form stammt."  55) Weil  in der kapitalistischen Produktionsweise die Produktion von Mehrwert bestimmendes Moment ist, ist "nur der Arbeiter ...  produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder  zur Selbstverwertung  des Kapitals dient." 56) Zu untersuchen bleibt, wieweit dieser der allgemeinen Bestimmung der kapitalistischen    Produktion     als    Mehrwertproduktion    korrespondierende Begriff  der  produktiven  Arbeit  bei  näherer Betrachtung des  kapitalistischen Produktionsprozesses und seiner Entwicklung modifiziert werden muß.

Erweiterung des Begriffs der produktiven Arbeit

Die Produktion  und Aneignung des Mehrwerts ist das treibende Motiv, der  Zweck und Inhalt de-kapitalistischen Produktion und bestimmt alle  Verhältnisse und  wesentlichen  Entwicklungsprozesse der kapitalistischen Produktionsweise. Das Kapital kann sich aber nur verwerten,  weil der von allen Produktionsmitteln freie Lohnarbeiter gezwungen  ist, über  die zur Erzeugung seines Lebensunterhalts nötige  Zeit zu  arbeiten. Der Arbeitstag teilt sich auf in den  zur Erhaltung  der Arbeitskraft  notwendigen Teil  und in einen Teil,  in welchem  Mehrarbeit geleistet wird. Die Aneignung dieser Mehrarbeit  wird zum  Selbstzweck und  damit die  ständige Vergrößerung derselben  zur unerläßlichen Bedingung des Produktionsprozesses. Es  gibt zwei  Möglichkeiten den Anteil der Mehrarbeit am  Arbeitstag zu  vergrößern. Einmal  kann dies  durch eine Verlängerung der  Dauer des Arbeitsprozesses, d.h. durch eine absolute Verlängerung  des Arbeitstages, erreicht werden. Zum anderen kann  bei gegebener  Länge des  Arbeitstags eine Vergrößerung des Anteils  der Mehrarbeit, durch Erhöhung der Produktivität der Arbeit erzielt  werden. Die absolute Verlängerung des Arbeitstags ist charakteristisch für die Anfänge der kapitalistischen Produktionsweise, in  der sich  das Kapital den Arbeitsprozeß in seiner historisch überlieferten Gestalt unterwirft. Das Kapital hat sich den Arbeitsprozeß  nur formell subsumiert und noch keine Veränderung der  technischen und  gesellschaftlichen Struktur  desselben hervorgerufen. Erst  die kapitalistische Produktionsweise ist gekennzeichnet durch  die ständige Revolutionierung der technischen und gesellschaftlichen  Bedingungen des Arbeitsprozesses, der Erhöhung der  Produktivkraft  der  Arbeit,  die  die  ursprüngliche Grenze der  notwendigen Arbeitszeit immer weiter zurückdrängt und damit den  Anteil der  Mehrarbeit am  Arbeitstag immer  mehr ausdehnt. Die  Größe der notwendigen Arbeit und damit auch die Größe der Mehrarbeit,  bei gegebener  Größe des  Arbeitstags, wird  bestimmt durch  den Wert der Arbeitskraft. "Mit dem Wert dieser Lebensmittel ist  der Wert seiner Arbeitskraft, mit dem Wert seiner Arbeitskraft ist  die Größe  seiner notwendigen Arbeitszeit gegeben. Die  Größe der  Mehrarbeit aber wird erhalten durch Subtraktion der  notwendigen Arbeitszeit vom Gesamtarbeitstag." 57) Eine Verringerung der  notwendigen Arbeit  resultiert also  aus  einer Verringerung des Werts der Arbeitskraft, die Ergebnis einer Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit und damit einer Veränderung im Arbeitsprozeß ist.  "Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehn wir  hier überhaupt  eine Veränderung  im Arbeitsprozeß, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich erheischte Arbeitszeit verkürzt  wird, ein kleineres Quantum Arbeit also die Kraft erwirbt, ein größres Quantum Gebrauchswert zu produzieren." 58)

Es muß näher bestimmt werden, wie das Kapital die technischen und gesellschaftlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses verändert, um die Produktivkraft der Arbeit und damit den Anteil der Mehrarbeit gegenüber der  notwendigen Arbeit zu steigern, und wie sich dabei die Bestimmung von produktiver Arbeit verändert.

Der einzelne  Arbeiter verkauft  dem Kapitalisten  seine Arbeitskraft und  wird von  diesem bezahlt für diese seine individuelle, vereinzelte Arbeitskraft.  Im Produktionsprozeß  aber arbeitet er nicht als Einzelner, sondern als Glied eines werktätigen Organismus, wodurch  seinem Arbeitsvermögen  neue, gesellschaftliche Potenzen anwachsen.  "Die Form  der Arbeit  vieler die in demselben Produktionsprozeß oder  in verschiedenen,  aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig  neben und miteinander arbeiten, heißt Kooperation."  59) Schon dieses einfache Zusammenwirken von Arbeitskräften aber  bedeutet keineswegs eine bloße Addition derselben, es kommt dabei vielmehr eine Steigerung an Produktivkraft zustande, die  aus dem  gemeinsamen  Charakter  der  Arbeit  entspringt. Unter  "allen Umständen  ist die  spezifische Produktivkraft des  kombinierten Arbeitstags  gesellschaftliche Produktivkraft der  Arbeit oder  Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst." 60)

Diese Art der Vermehrung der Mehrarbeit gegenüber der notwendigen Arbeit durch  Steigerung der  Produktivität beruht also vor allem auf den  gesellschaftlichen Potenzen  der Arbeit,  die durch  die Kombination vieler Arbeiter unter dem Kapital freigesetzt werden. "Weil die  gesellschaftliche Produktivität der Arbeit dem Kapital nichts kostet,  weil sie andererseits nicht von dem Arbeiter entwickelt wird,  bevor seine  Arbeit selbst dem Kapital gehört, erscheint sie  als Produktivkraft,  die das  Kapital von  Natur besitzt, als seine immanente Produktivkraft." 61)

Bei der Kooperation handelt es sich nur um ein Zusammenwirken einer größeren  Anzahl von  Arbeitern unter  demselben Kapital  und noch nicht um eine Veränderung der Produktionsweise innerhalb eines Betriebes.  Das Kapital  aber beschränkt  sich nicht  auf die Produktivitätssteigerung durch ein bloßes Zusammenwirken von mehreren Arbeitern in der Kooperation. Dennoch setzt jede Produktion auf größerer  Stufenleiter ein solches Zusammenwirken voraus, und in diesem Sinne bleibt die einfache Kooperation die Grundform der kapitalistischen Produktionsweise.

Der gesellschaftliche  Charakter der Arbeit besteht nicht nur aus der Konzentration  vieler Arbeiter  an demselben  Ort, sondern er schließt notwendig  auch eine  Differenzierung in der Herstellung des Produkts  ein, die  auf einer  Teilung der Arbeit in einzelne bestimmte Teiloperationen beruht. Historisch erscheint diese Form der gesellschaftlichen Produktion als kapitalistische Manufaktur. "Aus dem  individuellen Produkt  eines selbständigen Handwerkers, der vielerlei  tut, verwandelt sich die Ware in das gesellschaftliche Produkt  eines Vereins  von Handwerkern,  von  denen  jeder fortwährend eine  unterschiedliche Teiloperation verrichtet." 62) Das Prinzip  der Teilung  der  Arbeit  innerhalb  eines  Betriebs stellt jedoch  ein bleibendes  Moment des  gesellschaftlichen Arbeitsprozesses dar und ist nicht an die Form der kapitalistischen Manufaktur gebunden.  In der  Manufaktur aber wird nicht nur eine immer weitergehende  Teilung der  Arbeit des Produktionsprozesses angestrebt, sondern auch früher in einzelne Handwerke geschiedene Prozesse werden  unter einem  Dach kombiniert.  Doch immer stellt sich die  Manufaktur als ein einheitlicher Produktionsmechanismus dar, dessen  einzelne Organe,  die  bestimmte  Teilarbeiten  verrichtenden individuellen  Arbeiter sind.  Durch das Festlegen des einzelnen Arbeiters  auf immer die gleiche Detailarbeit, steigert sich die  Virtuosität des  Detailarbeiters, und das hat eine Verbesserung und  Vermannigfachung der  Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschließlichen Sonderfunktionen der Teilarbeiter zur  Folge. Die  Steigerung der Produktivität der Arbeit, und damit die  Erhöhung des Mehrwerts beruht demnach auf der Kooperation und  der Teilung der Arbeit innerhalb des Produktionsprozesses. Aus  dem Produkt  eines einzelnen Arbeiters wird das Produkt eines Gesamtarbeitskörpers, der dem Kapital einverleibt ist. "Wie in der  einfachen Kooperation  ist in der Manufaktur der funktionierende Arbeitskörper  eine Existenzform  des Kapitals.  Der aus vielen Teilarbeiten  zusammengesetzte gesellschaftliche Produktionsmechanismus gehört  dem Kapitalisten.  Die aus der Kombination der Arbeiten  entspringende Produktivkraft  erscheint  daher  als Produktivkraft des  Kapitals." 63)  Die Grundlage  der Manufaktur aber bleibt  trotz aller Entwicklung der Arbeitsteilung das Handwerk selbst.  Diese enge  technische Basis  aber tritt nach einer gewissen Entwicklung  dem Streben des Kapitals nach immer weitergehender Steigerung  der Produktivität  der Arbeit zur Erhöhung des Anteils der Mehrarbeit am Gesamtarbeitstag als Schranke gegenüber. Erst  die auf  Maschinenbetrieb gegründete moderne Industrie kann  diese Schranke überwinden, "Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel." 64)

An die Stelle des einfachen Handwerkzeugs tritt die Maschine, als das am  weitesten entwickelte Arbeitsmittel, und damit tritt auch eine Änderung  in der Beziehung zwischen Arbeiter und Arbeitsmittel im Arbeitsprozeß ein. Die Maschinerie erscheint als automatisches System  und in keiner Weise als Arbeitsmittel des einzelnen Arbeiters, das die Tätigkeit des Arbeiters auf das Objekt vermittelt. Die  Tätigkeit des Arbeiters wird vielmehr bestimmt und geregelt durch  die Bewegung  der Maschinerie  und nicht umgekehrt. "Der Produktionsprozeß  hat aufgehört  Arbeitsprozeß in dem Sinne zu sein,  daß die  Arbeit als  die ihn beherrschende Einheit über ihn übergriffe."  65) Der  einzelne Arbeiter ist subsumiert unter dem Gesamtprozeß  der Maschine,  er ist nur noch ein Glied dieses Systems, dessen  Einheit in  der aktiven Maschinerie gesetzt ist. Im Arbeitsprozeß ist jetzt die vergegenständlichte Arbeit in Form der Maschine  die beherrschende  Macht über die lebendige Arbeit. Erst wenn  das Arbeitsmittel  innerhalb des  Produktionsprozesses der Arbeit als Maschine gegenübertritt, findet die volle Entwicklung des  Kapitals statt.  Der ganze  Produktionsprozeß erscheint dann nicht  mehr der unmittelbaren Geschicklichkeit des Arbeiters unterworfen, sondern  als technologische  Anwendung  der  Wissenschaft. "Der Produktion wissenschaftlichen Charakter zu geben daher die Tendenz des Kapitals und die unmittelbare Arbeit herabgesetzt zu  einem bloßen  Moment dieses  Prozesses." 66) Die früher während des Arbeitsprozesses auf einen Arbeiter vereinten geistigen und  manuellen Fähigkeiten  haben sich  getrennt und sind auf einzelne spezialisierte  Arbeiter übertragen  worden. Da der Produktionsprozeß immer zugleich Verwertungsprozeß des Kapitals ist, dient die  Maschine innerhalb  des Produktionsprozesses immer nur als Mittel  zur Steigerung  der Produktion von Mehrwert. Sie vermehrt aber  den Wert in diesem Prozeß nur, soweit sie selbst Wert hat, d.h.  selbst ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter Arbeit ist,  und soweit sie das bestehende Verhältnis von notwendiger Arbeit  zu Mehrarbeit  so verändert,  daß die  letztere immer mehr zunimmt auf Kosten der ersteren. 67) Die Maschine wird daher nur dann vom Kapital im Produktionsprozeß angewandt, wenn sie den Arbeiter befähigt,  den Teil  seiner Zeit,  in dem  er Mehrarbeit leistet, zu  vergrößern und  den Teil, in dem er zur Reproduktion notwendige Arbeit  leistet, zu  verringern; also durch Vermehrung der Produktivkraft  der Arbeit  eine größere  Masse zum Unterhalt des lebendigen Arbeitsvermögens nötiger Produkte in kürzerer Zeit herzustellen. 68)

Der Begriff  der produktiven  Arbeit muß  mit der Veränderung des Arbeitsprozesses durch  dessen reelle Subsumtion 69) unters Kapital modifiziert  werden.  Im  kapitalistischen  Produktionsprozeß werden die  spezifisch gesellschaftlichen Produktivkräfte entwickelt und auf großer Stufenleiter findet die Anwendung von Wissenschaft und  Maschinerie auf die unmittelbare Produktion statt. Es ist jetzt nicht mehr der einzelne Arbeiter, sondern mehr und mehr das gesellschaftlich  kombinierte Arbeitsvermögen  der  wirkliche Funktionär des Gesamtarbeitsprozesses. Die verschiedenen Arbeitsvermögen, die  in diesem  Prozeß ein  produktives System  bilden, nehmen dabei  in sehr verschiedener Weise am unmittelbaren Prozeß der Produktbildung  teil. Somit fallen immer mehr Funktionen einzelner lebendiger Arbeitsvermögen unter den Begriff der produktiven Arbeit und ihre Träger werden, soweit sie dem Verwertungsprozeß des  Kapitals dienen,  zu produktiven Arbeitern. Im Produktionsprozeß verwirklicht sich jetzt der gesellschaftliche Gesamtarbeiter durch seine kombinierte Tätigkeit unmittelbar in einem Gesamtprodukt und  dabei ist  es gleichgültig, ob die Tätigkeit des individuellen, vereinzelten  Arbeiters, der  nur ein Glied dieses Gesamtarbeiters bildet,  der unmittelbaren  Handarbeit näher oder ferner steht.

"Mit dem  kooperativen Charakter  des Arbeitsprozesses selbst erweitert sich  daher notwendig  der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu  vollziehen. Die obige ursprüngliche Bestimmung der produktiven Arbeit,  aus der  Natur  der  materiellen  Produktion selbst abgeleitet,  bleibt immer wahr für den Gesamtarbeiter, als Gesamtheit betrachtet.  Aber sie gilt nicht mehr für jedes seiner Glieder, einzeln genommen." 70)

Die reelle  Subsumtion der Arbeit unter das Kapital und damit die Verwandlung des  Produktionsprozesses aus  dem einfachen Arbeitsprozeß in  einen wissenschaftlich  organisierten Prozeß vollendet sich in  dem Maße,  wie "die einzelne Arbeit als solche überhaupt aufhört als  produktiv zu  erscheinen, vielmehr nur produktiv ist in den gemeinsamen die Naturgewalten sich unterordnenden Arbeiten und diese  Erhebung der unmittelbaren Arbeit in gesellschaftliche als Reduktion der einzelnen Arbeit auf Hilflosigkeit gegen die im Kapital repräsentierte,  konzentrierte Gemeinsamkeit  erscheint." 71) Das  Kapital entwickelt notwendig den gesellschaftlichen Charakter der  Arbeit; aber  weil dieser gesellschaftliche Charakter durch den Wert sich erst geltend macht, verhalten sich die unmittelbaren Produzenten  als Eigentümer ihrer Arbeitskraft und damit als vereinzelte  Einzelne. "Als unabhängige Personen sind die Arbeiter Vereinzelte  die in  ein Verhältnis  zu demselben Kapital, aber nicht zueinander treten." 72) Weil Arbeit nicht mehr als Tätigkeit eines  isolierten Individuums  existiert, kann von diesem Standpunkt aus  keine Einsicht  in die  Verhältnisse erfolgen, in denen die  Arbeit immer  schon als  gesellschaftliche gesetzt ist und die  doch diese Isolierung täglich reproduzieren. "Die Erkennung der Produkte als seiner eignen und die Beurteilung der Trennung von  den Bedingungen seiner Verwirklichung als einer ungehörigen, zwangsweisen ist ein enormes Bewußtsein." 73) Da das Kapital Agens  der Vergesellschaftung  ist, ist es naheliegend, daß die unter  das Kapital subsumierten Produzenten am ehesten in der Lage sind, ihre Arbeit als gesellschaftliche zu begreifen. 74) Obwohl die  Modifikation  des  Begriffs  der  produktiven  Arbeit (Erweiterung und Verengung) durch die Subsumtion der Arbeit unter das Kapital  noch nicht  vollständig entwickelt  ist, zeigt  sich schon hier,  wie problematisch  der in der Theorie von der Bedeutung der wissenschaftlichen Intelligenz im Klassenkampf verwandte Begriff der  produktiven Arbeit  ist. Die  Verengung, daß nur die Arbeit produktiv ist, die dem Kapitalisten Mehrwert schafft, wird dort überhaupt  nicht erwähnt.  Damit wird  die gesellschaftliche Formbestimmtheit der  Arbeit ignoriert. Daß die historisch spezifische Form  der Arbeit  unberücksichtigt bleibt, bildet zugleich die Basis für die undifferenzierte Einschätzung der wissenschaftlichen Arbeit  im Spätkapitalismus. Indem nur auf die Entwicklung des Gesamtarbeitskörpers  eingegangen  wird,  kann  jede  konkret nützliche Arbeit  der produktiven  zugerechnet  werden,  und  die Frage nach produktiv oder unproduktiv wird zur müßigen Frage nach dem nützlichen Charakter der Arbeit.

Dieselbe Begriffslosigkeit  zeigt sich  bei der  inhaltlichen Bestimmung der Erweiterung des Begriffs der produktiven Arbeit. Die Subsumtion der  wissenschaftlichen Arbeit  unter das  Kapital ist kein Charakteristikum  des Monopolkapitalismus.  Die formelle und reelle Subsumtion  der Arbeit  unter das Kapital ist eine Bestimmung des  Begriffs des Kapitals im allgemeinen. Wenn diese Differenzierung zum  Kriterium einer  Periodisierung der  historischen Entwicklung des  Kapitalismus  wird,  so  zeigt  sich  darin  ein doppeltes:   einerseits   die   bruchstückhafte   Rezeption   der Marx'schen Theorie, andererseits ein unkritisches Verständnis vom Verhältnis von  Theorie und  Empirie. Beides,  die  Ignoranz  der Verengung  und   die  Unzulänglichkeit  in  der  Entwicklung  der Erweiterung im  Begriff der  produktiven Arbeit, verweist auf die Problematik dieser Form von Gesellschaftskritik.

4. Produktive Arbeit im Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion

Da der kapitalistische Produktionsprozeß nicht nur Produktion von Waren, sondern  wesentlich Produktion  von Mehrwert  ist, ist nur die Arbeit  produktiv, die  sich unmittelbar  gegen Kapital  austauscht und deren Gebrauchswert für den Kapitalisten nicht in ihrer konkreten Nützlichkeit besteht, sondern in der Differenz zwischen dem Wert der Arbeitskraft und dem Wert des Arbeitsprodukts.

"Produktive Arbeit ist nur ein abkürzender Ausdruck für das ganze Verhältnis und  Art und  Weise, worin das Arbeitsvermögen und die Arbeit im  kapitalistischen Produktionsprozeß figuriert. Sprechen wir also  von   p r o d u k t i v e r   A r b e i t,  so sprechen wir von    g e s e l l s c h a f t l i c h    b e s t i m m t e r A r b e i t,  Arbeit, die ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen dem Käufer und Verkäufer von Arbeit einschließt." 75)

Es muß  untersucht werden, ob sich eine Modifikation des Begriffs der produktiven  Arbeit dadurch  ergibt, daß  im Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion  der Wert  zwar in  der  Produktionssphäre entsteht,  aber zu  seiner Realisierung  und zur Wiedererneuerung des ganzen Prozesses die Zirkulation durchlaufen muß. In der  kapitalistischen Warenproduktion,  in welcher der gesellschaftliche Stoffwechsel  durch die  Metamorphosen der Waren vermittelt wird,  setzt sich  der gesamte Prozeß des sich bewegenden Kapitals aus  Produktionsprozeß und  Zirkulationsprozeß zusammen. Diese Prozesse  bilden zwei Abschnitte, welche das Kapital in einer zeitlichen  Reihenfolge durchlaufen muß. Es soll nun betrachtet werden,  ob die Arbeit, die innerhalb des Zirkulationsprozesses aufgebracht werden muß, produktiv oder unproduktiv ist. Der gesellschaftliche  Stoffwechsel, der  sich mit der Warenmetamorphose vollzieht,  kann Bewegungen  der Produkte  von einem Ort zum ändern  erfordern. Diese  Transporte werden Aufgabe einer besonderen Industrie  welche auf der Grundlage der kapitalistischen Produktion als  Ursache  von  Zirkulationskosten  erscheint.  Die Transportkosten erscheinen  nur als  Zirkulationskosten, weil sie "aus Produktionsprozessen entspringen, die nur in der Zirkulation fortgesetzt werden,  deren produktiver  Charakter also  durch die Zirkulationsform nur  versteckt ist."  76) Der  Gebrauchswert von Waren verwirklicht  sich nur in der Konsumtion. Es kann daher, um eine Ware  für den  Konsumenten konsumtionsfähig  zu machen, eine Ortsveränderung derselben  nötig sein.  Das geschieht  in dem zusätzlichen Produktionsprozeß  der Transportindustrie.  Zwar  wird die vorhandene Produktenmasse durch den Transport nicht vermehrt, aber da es sich um einen Produktionsprozeß handelt, wird der Ware Wert  zugesetzt   durch  Wertübertragung   der  in   diesem  Produktionsprozeß angewandten  Arbeitsmittel  und  durch  Wertzusatz vermittels der  lebendigen Arbeit. "Die Transportindustrie bildet einerseits einen  selbständigen Produktionszweig,  und daher eine besondere Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andererseits unterscheidet sie sich dadurch, daß sie als Fortdauer eines Produktionsprozesses   i n n e r h a l b  des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozeß erscheint." 76a) Die in der Transportindustrie angewandte  Arbeit enthält,  wie alle Lohnarbeit in der kapitalistischen Produktion,  Mehrarbeit und  setzt Mehrwert  zu. Sie ist produktive Arbeit.

Die Zirkulation  bildet den  Abschnitt im Prozeß des Kapitals, in dem kein  Wert und somit auch kein Mehrwert geschaffen, wird, der aber zur  Wiedererneuerung der  Produktion notwendig ist. Während der Zeit  in der  sich das  Kapital in  der Zirkulation befindet, kann es  sich nicht  in der  Produktion befinden,  es, kann  sich nicht selbstverwerten.  Diese Zeit bildet die Umlaufoder Zirkulationszeit, die  Dauer seines  Aufenthaltes in  der Produktionssphäre seine  Produktionszeit. "Die Expansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion  der Produktionszeit  oder des  Umfangs, worin ein Kapital von  gegebener Größe  als produktives  Kapital fungiert." 77) Die  Zirkulationszeit beeinflußt  also die  Wertschöpfung und Kapitalverwertung nur  in negativer  Weise, indem  durch ihre Beschleunigung oder  Verlangsamung nur  die Zeit verkürzt oder verlängert wird, in der sich das Kapital nicht verwertet, d.h. keine produktive Arbeit  anwenden kann. Die Zirkulation, in der die Metamorphosen der  Waren vorsichgeht,  beansprucht, um diesen Formwechsel zu bewerkstelligen, Arbeitskraft und verursacht damit Kosten. "Das  allgemeine Gesetz  ist,  daß    a l l e    Z i r k ul a t i o n s k o s t e n ,  d i e  n u r  a u s  d e r  F o r mv e r w a n d l u n g   d e r   W a r e   e n t s p r i n g e n , d i e s e r   l e t z t e r e n   k e i n e n   W e r t    h i nz u s e t z e n. Es  sind bloß  Kosten zur Realisierung des Werts oder zu  seiner Übersetzung  aus einer  Form in die andre. Das in diesen Kosten  ausgelegte Kapital  (eingeschlossen  die  von  ihm kommandierte   Arbeit)    gehört   zu    den   faux   frais   der kapitalistischen Produktion.  Der Ersatz  derselben muß  aus  dem Mehrprodukt geschehn  und bildet,  die  ganze  Kapitalistenklasse betrachtet, einen  Abzug von  Mehrwert oder Mehrprodukt." 78) Die eigentlichen Zirkulationskosten  können, da  durch sie  der  Wert niemals vermehrt  wird, nicht  als Kosten  für produktive  Arbeit bestimmt werden. Werden die Funktionen des Kaufens und Verkaufens von  einem   Agenten  durchgeführt,   der  vom   Verkauf   seiner Arbeitskraft  zur   Durchführung  dieser   Funktionen  lebt,   so verrichtet er  zwar eine notwendige Funktion im Gesamtprozeß, der selbst unproduktive  Arbeiten einschließt.  Die  Funktion  dieses Agenten aber  besteht nicht  darin, Produkte  und damit  Wert  zu schaffen, sondern darin, daß mit dieser Arbeitsteilung ein geringerer Teil  der Arbeitskraft  und Arbeitszeit für diese notwendigen, aber  unproduktiven Funktionen  aufgewandt werden  muß. Wird nun dieser  Agent vom  Kapital angewandt,  so vermindern sich die Zirkulationskosten für  den Kapitalisten dadurch, daß auch dieser Agent, wie  jeder Lohnarbeiter,  nicht den vollen Wert seiner Arbeit, sondern nur den seiner Arbeitskraft erhält. Er leistet also als Lohnarbeiter Mehrarbeit für den Kapitalisten.

"Was er  dem Kapitalisten  kostet und  was er ihm einbringt, sind verschiedene Größen.  Er bringt  ihm ein,  nicht indem  er direkt Mehrwert schafft,  aber indem  er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft soweit er, zum Teil unbezahlte, Arbeit verrichtet." 79)

Wird der  Träger dieser  Arbeit als Lohnarbeiter vom Kapitalisten angewandt, so  werden die  Zirkulationskosten des  Kapitals durch die Nichtbezahlung  der Mehrarbeit  vermindert. Für den Kapitalisten "ist  es  ein  positiver  Gewinn,  weil  sich  die  negative Schranke der  Verwertung seines Kapitals enger zieht." 80) Da die Zirkulationsarbeit keinen Mehrwert schafft, kann sie keine direkt produktive Arbeit  sein, indem  sie aber für den Kapitalisten die Zirkulationskosten durch Mehrarbeit und Beschleunigung des Zirkulationsprozesses vermindert,  erscheint sie  als indirekt produktive Arbeit.

In der kapitalistischen Produktionsweise wird mit der Arbeitsteilung die  Ausführung der  Funktionen der  reinen Zirkulation verselbständigt. "Es  findet also eine Verdopplung statt. Einerseits sind die  Funktionen als Warenkapital und Geldkapital (daher weiter bestimmt  als kommerzielles Kapital) allgemeine Formbestimmtheiten des  industriellen Kapitals.  Andererseits sind  besondere Kapitale, also auch besondre Reihen von Kapitalisten, ausschließlich tätig  in diesen  Funktionen; und diese Funktionen werden so zu besondren  Sphären der  Kapitalverwertung." 81)  Dadurch,  daß diese Funktionen  nun ausschließlich  von einzelnen  Kapitalisten wahrgenommen werden,  entsteht der Schein, als habe sich etwas an dem ursprünglichen  Verhältnis geändert  und als seien die allgemeinen Bestimmungen  von produktiver  Arbeit dadurch modifiziert. Die in der Zirkulation angewandte, indirekt produktive Arbeit erscheint für das kommerzielle Kapital unmittelbar produktiv.

"Dem industriellen  Kapital erscheinen und sind die Zirkulationskosten Unkosten.  Dem Kaufmann  erscheinen sie  als Quelle seines Profits, der  die allgemeine Profitrate vorausgesetzt im Verhältnis zur  Größe derselben steht. Die in diesen Zirkulationskosten zu  machende Auslage  ist daher  für das  merkantile Kapital eine produktive  Anlage. Also  ist auch  die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar produktiv." 82)

5. Produktive Arbeit und nicht-materielle Produktion

Bisher wurde  der Zusammenhang von produktiver Arbeit und der geschichtlich bestimmten  Form des  gesellschaftlichen Produktionsprozesses betrachtet.  Der kapitalistische  Produktionsprozeß ist einerseits Produktionsprozeß  der materiellen Existenzbedingungen wie andererseits  in historisch  spezifischen Produktionsverhältnissen vorsichgehender Prozeß der Aneignung der Natur. Wie in dem historisch spezifischen  sozialen  Lebensprozeß  die  materiellen Produkte produziert  werden, so  werden auch die Verhältnisse der Produktion reproduziert." ... das Ganze dieser Beziehungen, worin sich die Träger dieser Produktion zur Natur und zueinander befinden, worin sie produzieren, dies Ganze ist eben die Gesellschaft, nach ihrer ökonomischen Struktur betrachtet." 83) Es zeigte sich, daß die  ökonomische Struktur  der kapitalistischen  Produktionsweise ein  bestimmtes Verhältnis  zur geistigen  Produktion  einschließt. Die Entwicklung der Wissenschaften ist gebunden an eine Entwicklungsstufe der  vergesellschafteten Arbeit,  wie  andererseits die  Anwendung dieser  Wissenschaften auf den unmittelbaren Produktionsprozeß selbst  wiederum eine bestimmte Stufe der materiellen Produktion  voraussetzt. Was sich am Beispiel der Wissenschaft offenbart, gilt allgemein für den Zusammenhang von materieller und nicht-materieller Produktion.

"Um den  Zusammenhang zwischen  der geistigen  Produktion und der materiellen zu  betrachten, vor  allem nötig, die letztere selbst nicht als  allgemeine Kategorie,  sondern in  b e s t i m m t e r h i s t o r i s c h e r     Form  zu   fassen.  Also   z.B.   der kapitalistischen Produktionsweise  entspricht eine  andre Art der geistigen Produktion  als  der  mittelaltrigen  Produktionsweise. Wird  die   materielle   Produktion   selbst   nicht   in   ihrer s p e z i f i s c h e n  h i s t o r i s c h e n  Form gefaßt, so ist  es  unmöglich,  das  Bestimmte  an  der  ihr  entsprechenden geistigen Produktion  und die Wechselwirkung beider aufzufassen." 84)

Wird von  der ökonomischen  Formbestimmtheit der materiellen Produktion abstrahiert,  so ist damit die Basis zerstört, von wo aus allein "teils  die ideologischen  Bestandteile  der  herrschenden Klasse, teils  die freie geistige Produktion dieser gegebenen Gesellschaftsformation" 85)  bestimmt werden kann. Es muß jetzt untersucht werden, welche Form von Arbeit bei der geistigen Produktion produktiv ist.

Die moderne  Wissenschaft der  Technologie ist selbst Produkt wie Bedingung der  Vergesellschaftung des  Arbeitsprozesses  und  der Trennung von  Handund  Kopfarbeit. Das  mit dieser Trennung gesetzte Verhältnis  von wissenschaftlicher zu unmittelbarer Arbeit verändert sich im Verlauf der kapitalistischen Entwicklung. Diese Veränderung im  Arbeitsprozeß läuft  auf eine Steigerung der Produktivität hinaus,  schließt also  eine Reduktion der notwendigen Arbeit ein. Die der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlichen Gesetze zwingen zu einer systematischen Entwicklung der Produktivkraft der  gesellschaftlichen Arbeit.  Aber weil  hier  die Produktion von  Mehrwert bestimmender Grund ist, kommt die in der Entwicklung der Produktivität begründete Verkürzung der notwendigen Arbeit  nicht den  unmittelbaren Produzenten  zugute.  Wächst zwar an sich mit der Vergesellschaftung der Arbeit die disponible Zeit, die  den Individuen für freie, geistige und gesellschaftliche Betätigung zur Verfügung steht, so ist doch diese Entwicklung Moment der  widersprüchlichen Natur des Kapitals. "In der kapitalistischen Gesellschaft  wird freie  Zeit für  eine Klasse produziert durch  Verwandlung aller  Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit." 86)  Insofern hat  das Kapital einerseits die Tendenz, die notwendige Arbeitszeit, und damit seine produktive Bevölkerung im Verhältnis zum  Gesamtprodukt, auf ein Minimum zu reduzieren, und doch andererseits  umgekehrt die Tendenz, zu akkumulieren und ein möglichst großes  Quantum  fremder  Arbeit  zu  exploitieren.  Es "sucht die Rate der notwendigen Arbeit herabzusetzen, aber zu der gegebnen Rate ein möglichst großes Quantum produktiver Arbeit anzuwenden." 87)  Infolge der  Verwandlung von  Revenue in  Kapital kann insofern  "trotz der wachsenden Produktivität der Arbeit die Arbeiterbevölkerung stets wachsen" 88), allein aus der Vergesellschaftung der Arbeit und der Minimierung der notwendigen Arbeitszeit kann  keine Verschiebung  im Verhältnis von unproduktiver zu produktiver Bevölkerung und damit der Veränderung der nicht-materiellen gegenüber  der materiellen  Produktion abgeleitet werden. Freilich soll  die relative Zunahme der vom materiellen Produktionsprozeß freigestellten  Klassen, rsp. Klassenabteilungen, nicht bestritten werden.  Jedoch bietet die Entwicklung der Produktivität nur  die Möglichkeit  für diese  Freistellung, die Begründung für die reale Tendenz liefert eine andre Überlegung.

"In den  historischen Anfängen  der kapitalistischen Produktionsweise ...  herrschen Bereicherungstrieb  und  Geiz  als  absolute Leidenschaften vor.  ... Auf einer gewissen Entwicklungshöhe wird ein konventioneller  Grad von  Verschwendung, die zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu einer Geschäftsnotwendigkeit des  "unglücklichen" Kapitalisten. ... Obgleich daher die Verschwendung des Kapitalisten nie den bona fide Charakter der  Verschwendung des flotten Feudalherren besitzt, in ihrem Hintergrund  vielmehr stets  schmutzigster Geiz  und ängstlichste Berechnung lauern, wächst dennoch seine Verschwendung mit seiner Akkumulation,  ohne daß  die eine die andre zu beabbruchen braucht." 89)

Mit der  Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise expandiert die Sphäre der nicht-materiellen Produktion, wobei die dort verausgabte Zeit alle möglichen Beschäftigungen (Pfaffen, Ideologen, Literaten,  Künstler und Wissenschaftler etc.) umfaßt. Indes wirkt die  Dissoziation von  geistigen und  manuellen Potenzen im Produktionsprozeß auf die Sphäre der nicht-materiellen Produktion zurück, indem  zunehmend Arbeit  für Ausbildung  und Wissenschaft aufgewandt werden  muß. In  dem Maße, wie sich die Herrschaft des Kapitals entwickelt, werden "auch die nicht auf die Schöpfung des materiellen Reichtums  bezüglichen Produktionssphären  immer mehr von ihm abhängig", wobei "namentlich die positiven Wissenschaften (Naturwissenschaften)  als   Mittel  der  materiellen  Produktion dienstbar gemacht"  90) werden.  Die nicht-materielle  Produktion schließt Funktionen  ein, die für den Reproduktionsprozeß notwendig sind.  Die Nützlichkeit  und Notwendigkeit  dieser Funktionen ändert aber  nichts an der ökonomischen Formbestimmtheit der produktiven Arbeit.

"Die Arbeit  kann notwendig  sein, ohne  produktiv zu  sein. Alle a l l g e m e i n e n,   g e m e i n s c h a f t l i c h e n  Bedingungen der Produktion solange ihre Herstellung durch das Kapital als  solches, unter seinen Bedingungen noch nicht geschehen kann  werden daher  bestritten aus  einem Teil  der Revenue des Landes  der Regierungskasse,  und die Arbeiter erscheinen nicht als produktive  Arbeiter, obgleich sie die Produktivkraft des Kapitals vermehren." 91)

Wenn geistige  Arbeiter nicht  unmittelbar an  der Produktion des materiellen Reichtums  beteiligt sind  und sie  ihre Arbeitskraft nicht gegen Geld als Kapital tauschen, werden sie aus Revenue bezahlt und sind daher unproduktiv.

Prinzipiell kann  die sich expandierende Sphäre der nicht-materiellen Produktion für den Austausch betrieben werden. Jedoch steht die kapitalistische  Produktionsweise gewissen Produktionszweigen dieser Sphäre  feindlich gegenüber. 92) Bei der geistigen Produktion "findet kapitalistische Produktionsweise nur in geringem Umfang statt und kann daher der Natur der Sache nach nur in einigen Sphären stattfinden." 93) Selbst dort, wo die geistige Produktion unter kapitalistischer  Regie betrieben  wird, ist die Arbeit nur formell unter  das Kapital  subsumiert und dennoch kann in diesen Übergangsformen die  Exploitation der  Arbeitskraft am schärfsten sein. 94)  Ferner sind  "diese Erscheinungen der kapitalistischen Produktion ... so unbedeutend, verglichen mit dem Ganzen der Produktion, daß sie gänzlich unberücksichtigt bleiben können." 95)

Voraussetzung für die Darstellung des Verhältnisses von geistiger und materieller  Produktion ist, daß die letztere in ihrer historisch spezifischen  Form untersucht  wird. Es hatte sich gezeigt, daß in  der Theorie von der Rolle der wissenschaftlichen Intelligenz im  Spätkapitalismus die  spezifisch gesellschaftliche  Form der Produktion  nicht entwickelt  und  insofern  die  ökonomische Formbestimmtheit der  produktiven Arbeit  ignoriert wurde.  Diese Ignoranz ist  die Quelle dafür, daß sie in der Bestimmung der Bedeutung geistiger Arbeit in der kapitalistischen Produktionsweise nur oberflächliche und falsche Schlüsse enthält. 96)

6. Produktive Arbeit und Kapitalismuskritik

Der Begriff  der produktiven Arbeit ist bestimmt durch die spezifische gesellschaftliche Form der Aneignung der Natur. In der kapitalistischen Produktionsweise ist nur die Arbeit produktiv, die sich direkt in Kapital verwandelt, also Mehrwert setzt.

"Bloß die bürgerliche Borniertheit, die die kapitalistischen Formen der  Produktion für die absoluten Formen derselben hält daher für  ewige Naturformen  der Produktion  kann die Frage, was produktive Arbeit   v o m   S t a n d p u n k t   d e s  K a p it a l s  aus ist, mit der Frage, welche Arbeit  ü b e r h a u p t produktiv  ist   oder  was     p r o d u k t i v e    A r b e i t überhaupt ist, verwechseln." 97)

Die Borniertheit der bürgerlichen Ökonomie 98) findet ihr Pendant in der  moralisierenden Kapitalismuskritik, wo die Frage nach der Nützlichkeit einer  Arbeit zur  Frage nach deren produktiven Charakter wird. Selbstverständlich muß die

"Arbeit, damit  sie Ware  produziert, ...  nützliche Arbeit sein, einen  G e b r a u c h s w e r t  produzieren ... Und nur Arbeit, die sich  in Ware  darstellt, also  in Gebrauchswerten, ist daher Arbeit, womit sich Kapital austauscht... Aber es ist nicht dieser konkrete Charakter  der Arbeit, ihr Gebrauchswert als solcher..., was ihren  spezifischen Gebrauchswert für das Kapital bildet, sie daher zur   p r o d u k t i v e n  A r b e i t  im System der kapitalistischen Produktion  stempelt. Was  ihren    s p e z i f is c h e n  G e b r a u c h s w e r t  für das Kapital bildet, ist nicht ihr  spezifischer nützlicher  Charakter,  sowenig  wie  die besonderen nützlichen  Eigenschaften des Produkts, worin sie sich vergegenständlicht. Sondern  ihr Charakter  als das schöpferische Element des  Tauschwerts, abstrakte  Arbeit, und  zwar nicht, daß sie überhaupt  ein bestimmtes  Quantum dieser  allgemeinen Arbeit vorstellt, sondern  ein   g r ö ß r e s   Quantum, als  in  ihrem Preis, d.h. dem  W e r t  d e s 
A r b e i t s v e r m ö g e n s, e n t h a l t e n  ist." 99)

Wenn also aus dem bestimmten stofflichen Inhalt einiger Arbeiten, wie z.B.  Rüstungsund Luxusgüterproduktion und Werbung, ihr unproduktiver Charakter  abgeleitet wird,  so zeigt dies, wie wenig das Wesen  der kapitalistischen  Produktion begriffen ist. Anhand zweier Beispiele moderner Gesellschaftskritik soll diese fragwürdige Bestimmung  der produktiven  Arbeit verdeutlicht  werden. So schreibt W. Hoffmann:

"Nicht-produktiv  wenngleich vom  allgemeinen zivilisatorischen und kulturellen  Stand der Gesellschaft, teilweise auch von Herrschaftsverhältnissen aus betrachtet  n o t w e n d i g  ist die rein distributive  Tätigkeit im  Handel, die Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung,  in  künstlerischen,  ärztlichen,  wissenschaftlichen Berufen  etc. Nicht-produktiv  ist auch die. materielle Produktion  selbst, wenn  sie der  Erzeugung  von  Produkten dient, die nicht die persönlichen oder sachlichen Produktivkräfte erhalten oder vermehren (Luxusgüter, Rüstungsguter)." 100)

P.A. Baran  bestimmt unproduktive Arbeit als "all die Arbeit, die zur Produktion jener Güter und Dienstleistungen führt, nach denen eine Nachfrage  nur innerhalb der besonderen Bedingungen und Verhältnisse des kapitalistischen Systems besteht, nicht aber in einer rational  geordneten Gesellschaft." 101) An diesen Beispielen wird deutlich,  daß die  Bestimmung produktiver Arbeit in der Abstraktion vom  kapitalistischen Charakter  der Produktion festgesetzt wird und daß damit das Lamentieren über Verschwendung nicht zur Erkenntnis  der Gesetze  der historischen Form der Produktion beiträgt und die Kapitalismuskritik bloß moralisierend bleibt. Es zeigt sich, daß, wenn wissenschaftliche Arbeit, nur weil sie notwendig und nützlich ist, als produktive Arbeit bestimmt wird, ein verbreiteter Fehler  vorliegt. Daher  muß untersucht  werden, aus welchen Quellen die Sucht herrührt, die produktive und die unproduktive Arbeit durch ihren stofflichen Inhalt zu bestimmen.

Nach Marx sind für diesen allgemeinen Fehler drei Momente maßgeblich:

"1. Die der  kapitalistischen Produktionsweise eigentümliche, und aus ihrem  Wesen entspringende fetischistische Anschauung, welche ö k o n o m i s c h e   Formbestimmtheit, wie   W a r e  zu sein,
p r o d u k t i v e   Arbeit zu  sein etc.,  als den  stofflichen Trägern dieser Formbestimmtheiten oder Kategorien an und für sich zukommende Eigenschaft betrachtet.

2. Daß den  Arbeitsprozeß als  solchen betrachtet, die Arbeit nur p r o d u k t i v  ist, die in einem  P r o d u k t  (materiellen Produkt, da es sich hier nur um materiellen Reichtum handelt) resultiert;

3. Daß im    w i r k l i c h e n    Reproduktionsprozeß   seine r e a l e n  Momente betrachtet, ein großer Unterschied mit Bezug auf die Bildung etc. des Reichtums, zwischen der Arbeit, die sich in reproduktiven Artikeln und andrer, die sich in bloßen luxuries darstellt." 102)

Daß Nützlichkeit  Kriterium der Unterscheidung wird, liegt daran, das produktive und unproduktive Arbeit nicht auf den ersten Blick als solche  im Reproduktionsprozeß  erkennbar sind, denn wie sich die Warenproduktion  verallgemeinert mit der Ausweitung der Lohnarbeit, so  verallgemeinert sich mit der Ausweitung der Warenproduktion die Form des Lohns. Die Lohnform affiziert auch zunehmend die nicht-substantiellen Arbeitsverausgabungen innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft.  Gegenüber dem Kapitalverhältnis äußerliche und  zufällige Formen der Arbeit erhalten den Schein von notwendigen und immanenten Formen.

"Eine Masse  von Funktionen  und Tätigkeiten, die einen Heiligenschein um  sich hatten,  als Selbstzweck galten, gratis geschahen oder auf  Umwegen bezahlt  wurden (wie alle Professionals, Ärzte, barristers etc.  in England,  wo der  barrister und der physician nicht auf  Zahlung klagen  konnten oder  können), verwandeln sich einerseits direkt  in   L o h n a r b e i t e r,   so verschieden ihr Inhalt und ihre  Z a h l u n g  sein mag. Andrerseits verfallen sie  ihre Wertschätzung, der Preis dieser verschiedenen Tätigkeit von  der Hure  zum König  den   G e s e t z e n,  d i e  d e n  P r e i s 
d e r  L o h n a r b e i t  regeln." 103).

7. Produktive Arbeit und Klassenbewußtsein

In dem Maße, wie sich die kapitalistische Produktionsweise historisch entwickelt, unterliegen auch die unproduktiven Arbeiter den Gesetzen der Lohnarbeit. Daraus folgt: "Jeder produktive Arbeiter ist Lohnarbeiter, aber deswegen ist nicht jeder Lohnarbeiter produktiver Arbeiter." 104) Es muß jetzt grob skizziert werden, welche Bedeutung die Differenzierung zwischen produktiven und unproduktiven Arbeitern  für die  Bewegung von  der Klasse an sich zur Klasse für  sich, d.h.  für die Entstehung des Klassenbewußtseins hat. 105)

Die Aufhebung  des Kapitalverhältnisses  ist selbst Produkt eines langwierigen Klassenkampfes,  in dem sich erst das Bewußtsein von der historischen  Gebundenheit der Trennung der lebendigen Arbeit von ihren  Verwirklichungsbedingungen entwickelt. Die Möglichkeit des organisierten Kampfes und damit die Entwicklung eines solchen "enormen Bewußtseins"  hängt von  der Stellung der Produzenten im Reproduktionsprozeß ab,  die durch  die Differenzierung  zwischen produktiver und  unproduktiver Arbeit  bestimmt wird. Der produktive Arbeiter,  der direkt unters Kapital subsumiert ist, entwickelt selbst notwendig eine Gleichgültigkeit gegenüber der konkret nützlichen Form seiner Tätigkeit und erfährt die reale Vergesellschaftung im  Arbeitsprozeß. Weil der gesellschaftliche Charakter der Arbeit  vom Kapital gesetzt ist, steht der Arbeiter dem Kapital nicht  als Einzelner gegenüber, sondern als Kollektiv, obwohl die Form  des Lohns den Schein seiner Individualität als Warenbesitzer täglich  reproduziert. Daß  "der Arbeiter  selbst  absolut gleichgültig gegen  die Bestimmtheit seiner Arbeit" 106) ist, daß sie bloß  formelle Tätigkeit für ihn bleibt, ist die Basis dafür, daß der Konflikt von Lohnarbeit und Kapital rein herausgearbeitet werden kann.  Durch die  Lohnformen, die  Hierarchisierung im Arbeitsprozeß und die unterschiedliche Qualifikation und Ausbildung der Glieder  des Gesamtarbeiters  kann diese vom Kapital gesetzte Abstraktion zeitweilig  verdeckt  werden.  In  welchem  Maße  die Gleichgültigkeit gegen  den stofflichen  Charakter der Arbeit und die Organisiertheit  im Kampf um den Wert der Arbeitskraft historisch gegeben  sind, hängt ab von der zyklischen Bewegung des Kapitals im nationalen Rahmen und auf dem Weltmarkt. Die politische Strategie muß von einer Klassenanalyse ausgehen, die den historischen Stand dieser Bewegung mitaufnimmt.

Dagegen ist  bei den unproduktiven Arbeitern, die aus Revenue bezahlt werden  und für die sich das Kapitalverhältnis nur indirekt geltend macht,  in der Regel diese Gleichgültigkeit gegen die Bestimmtheit der  Arbeit nicht  gegeben. Zugleich  ist ein Großteil dieser Arbeiten nicht unmittelbar vergesellschaftet und die damit gegebene Zersplitterung  erschwert  kollektives  Handeln.  Selbst wenn tendenziell  der Wert  dieser Arbeitskräfte den Gesetzen der Lohnarbeit unterworfen  wird und  ihre Funktionen  den Schein der "höheren" Tätigkeit  verlieren, soweit  er überhaupt  je  gegeben war, bleiben  die Ansätze  von kollektivem  Handeln auf Erhaltung bzw. Erhöhung  des Anteils  an der  Revenue gerichtet. Obwohl die von den unproduktiven Produzenten ausgehenden Arbeitskämpfe Anlaß zu schwerwiegenden  gesellschaftlichen Konflikten  geben  können, bleibt ihr Gegensatz zum Kapital nur vermittelt. Gegen die Versuche zur  Organisierung von  Lehrern,  Krankenschwestern,  Wissenschaftlern etc. spricht nichts, gegen die Verabsolutierung dieser Versuche im Rahmen einer revolutionären Strategie alles.  

Anmerkungen


1) W.I. Lenin:  WERKE Bd.  5, S.  379; ferner: RPK, 2. Jg. Nr. 52 1970, S.  2; Marxismus-Kollektiv: "Die ML-Kritik am Intellektuellen ist  eine logische  Unmöglichkeit", in: M. Horkheimer: KRITISCHE THEORIE DER GESELLSCHAFT Bd. III, Raubdruck, S. XXV.
2) H.J. Krahl: "Zum allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher Intelligenz und  proletarischem Klassenbewußtsein", in: SDS-INFO, Nr. 26&27, Dez. 1969.
3) Vgl. Krahl,  a.a.O.; Marxismus-Kollektiv,  a.a.O.; K.H.  Roth: "J. Schmierers  Marsch in  die syndikalistische  Sackgasse",  in: APO-PRESS, Nr. 22/23; J. Schmierer: "Zur Analyse der Studentenbewegung", in: ROTES FORUM 5; ders.: "Die theoretische Auseinandersetzung vorantreiben  und die  Reste der  bürgerlichen  Ideologie entschieden bekämpfen!", in: ROTES FORUM; alle Aufsätze außer dem des Marxismus-Kollektivs  sind in einer gesonderten Broschüre zu sammengefaßt, die  ohne Titel  in Berlin  1970 erschienen ist und aus der im folgenden zitiert wird.
4) Vgl. Roth:  "Meines Erachtens  können wir heute ruhig zugeben, daß ein  gerüttelt Maß unserer Forderungen bis hin zum Westberliner OSI-Modell  der neuen Verwertungsstruktur des großen Kapitals
konform gewesen ist", a.a.O., S. 34.
5) K. Marx:  GRUNDRISSE DER KRITIK DER POLITISCHEN ÖKONOMIE, Berlin 1953, S. 21.
6) Vgl. Krahl, a.a.O., Marxismus-Kollektiv, a.a.O., Roth, a.a.O.
7) Vgl. dazu die oben angeführten Aufsätze von Schmierer.
8) G. Lukacs:  "Zur Organisationsfrage  der Intellektuellen", in: KOMMUNISMUS, Jg. 1, H. 3 1920, S. 17.
9) Krahl, a.a.O., S. 10.
10) Schmierer: "Zur Analyse der Studentenbewegung", a.a.O., S. 2.
11) Krahl: a.a.O., S. 11.
12) ebda., S. 10.
13) K. Marx: GRUNDRISSE, a.a.O., S. 313.
14) K. Marx:  RESULTATE DES  UNMITTELBAREN  PRODUKTIONSPROZESSES, Frankfurt 1969, S. 50.
14a) Marx gebraucht den Begriff Revenue in einem doppelten Sinne: "erstens um den Mehrwert als periodisch aus dem Kapital entspringende Frucht,  zweitens um  den Teil dieser Frucht zu bezeichnen,
der vom Kapitalisten periodisch verzehrt oder zu seinem Konsumtionsfond geschlagen  wird." (K.  Marx: DAS KAPITAL, Bd. 1, a.a.O.,
S. 618,  Anmerkung 33)  Hier wird  Revenue stets im zweiten Sinne verwandt.
15) Marxismus-Kollektiv: a.a.O.,  S. XXXIII, "nicht mehr" von uns hervorgehoben.
16) Roth: a.a.O., S. 38.
17) Krahl:  a.a.O.,   S.  11.   Im  verunglückten   Ausdruck  wie "kapitalfixiertes Maschinensystem"  zeigt sich  die  begriffslose Vermengung von  Wertzirkulation und  stofflichen Bestimmungen des Arbeitsprozesses.
18) Krahl: a.a.O., S. 11.
19) Roth: a.a.O., S. 29
20) Marxismus-Kollektiv: a.a.O., S. XXXVI.
21) Krahl: a.a.O.,  S. 11  und  Marxismus-Kollektiv:  a.a.O.,  S.XXXVI.
22) Marxismus-Kollektiv: a.a.O., S. XXXVI.
23) Krahl: a.a.O., S. 18.
24) ebda., S. 10.
25) ebda.
26) Marxismus-Kollektiv: a.a.O., S. X.
27) ebda., S. IV.
28) Zu den  folgenden Ausführungen  vgl. G.  Löhlein: "Produktive und unproduktive  Arbeit als Kategorien der Gesellschaftskritik", Diplomarbeit Berlin 1970.
29) K. Marx:  DAS KAPITAL  I, Berlin 1964, MEW Bd. 23, S. 50. Der stoffliche Inhalt  des Reichtums  fällt zunächst ganz aus der Betrachtung der politischen Ökonomie heraus, die es nur mit den ge-
sellschaftlichen Formbestimmungen  des Reichtums  zu tun hat. Nur soweit der Gebrauchswert "modifiziert wird durch die Formverhältnisse oder als sie modifizierend erscheint" (ders.: GRUNDRISSE...
a.a.O." S. 736), wird er zum Gegenstand der politischen Ökonomie. Vgl.  R.   Rosdolsky:  ZUR  ENTSTEHUNGSGESCHICHTE  DES  MARXSCHEN 'KAPITAL', Bd. 1, Frankfurt, 1968, S. 98-124; H. Grossmann: MARX, DIE KLASSISCHE  NATIONALÖKONOMIE UND  DAS  PROBLEM  DER  DYNAMIK, Raubdruck Berlin 1969 S. 36 ff.
30) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 62.
31) K. Marx:  DAS KAPITAL  I, Kap.  1 der 1. Aufl., Hamburg 1867, in: K.  Marx & F. Engels: STUDIENAUSGABE Bd. 2, Hrsg. von I. Fetscher, Frankfurt 1966, S. 217.
32) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 51.
33) Ebda., S. 62.
34) Ebda.
35) Ebda., S. 66.
36) K. Marx: DAS KAPITAL II, Berlin 1963, MEW Bd. 24, S. 355.
37) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 180 f.
38) Ebda.
39) Diesen elementaren  Zusammenhang übersieht R. Damus (Habermas und der  heimliche Positivismus bei Marx, in: SOPO 4, Dez. 69, S. 28 und  46). Auf  ihre Thesen  kann hier  nicht näher eingegangen werden. Damus  weist mit  Recht auf  die  Seichtheit  der  Habermas'scher. Marx-Rezeption  hin, dennoch  zeigt dieser Fehler, daß sie selbst Arbeit verdinglicht begreift
40) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 183.
41) Marx stellt  den Tauschverkehr als "reale Basis aller Gleichheit und Freiheit" in der bürgerlichen Gesellschaft dar. Als Voraussetzung der  Gleichheit und  Freiheit der sich im Warenverkehr gegenübertretenden Warenbesitzer  erscheint  in  der  klassischen Ökonomie "das  Gesetz der Aneignung durch die eigene Arbeit". Indem Marx diesem Gesetz der "ursprünglichen Appropriation" und der daraus folgenden "ursprünglichen Akkumulation" die Geschichte der "ursprünglichen Expropriation"  entgegensetzt,  entlarvt  er  die Zirkulationssphäre als  die Oberfläche  der bürgerlichen  Gesell-
schaft, deren Voraussetzung die Trennung der Masse der Individuen von den  Produktionsmitteln ist.  Vgl.  K.  Marx:  GRUNDRISSE..., a.a.O., S.  151-162, 901-918;  ders.: DAS  KAPITAL Bd. 1, a.a.O.,
24. Kapitel:  Die sogenannte  ursprüngliche Akkumulation, S. 741-791. Warum freilich  die unmittelbaren  Produzenten diesem  Schein der Oberfläche der  bürgerlichen Gesellschaft aufsitzen, erklärt Marx nicht  durch   bloßen   Verweis   auf   die   realen   Kapitalien (Konkurrenz), wie ihm Krahl in theoretischer Brüderschaft mit den Vertretern der  kritischen Theorie  unterschiebt. Wer  jedoch die
Notwendigkeit der  Verkehrung von  Subjekt und Objekt im Kapitalverhältnis durch  die Wertformen  nicht begriffen  hat, der  kann Zirkulation und  Konkurrenz zum "legitimationsideologischen Reich der bürgerlichen Sittlichkeit" erklären, das neuerdings durch den Staatsinterventionismus zerstört  worden sei.  In der Theorie vom autoritären Staat  ist eben  nie untersucht  worden, wie sich die Harmonien der  Zirkulationssphäre notwendig  im Bewußtsein durchsetzen, wie dieser Prozeß vermittelt ist.
42) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 185.
43) Ebda.
44) Ebda., S. 189.
45) Ebda., S. 211.
46) Ebda., S. 192.
47) Ebda., S. 194.
48) Ebda., S. 195.
49) Ob sich  aus dieser  Bestimmung des  Arbeitsprozesses bereits ableiten läßt,  daß Marx das "Verhältnis der Gattung zur umgebenden Natur"  (J. Habermas:  ERKENNTNIS  UND  INTERESSE,  Frankfurt 1968, S.  49) als invariantes aufgefaßt hat, "das durch den Funktionskreis instrumentalen  Handelns festgelegt  ist" (ebda.), wie es Habermas tut, mag angesichts des Stellenwerts solcher Abstraktionen bei  Marx bezweifelt  werden. Objektivität  der  Erfahrung konstituiert sich  für Marx  nicht vonvornherein "innerhalb eines durch anthropologisch tiefsitzende Handlungsstrukturen bestimmten Auffassungsschemas" (ebda.),  sondern gerade  indem für  Marx die gesellschaftliche Form  der Produktion  und des Reichtums zum Gegenstand wird, wird das angeblich "invariante Verhältnis der Gattung zur  umgebenden Natur"  (ebda.) aufgesprengt. Zur Kritik des Gattungsbegriffs vgl.  K. Marx  & F. Engels: DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE, Berlin  1958, MEW Bd. 3, S. 37, wo Marx dagegen polemisiert, daß der  Geschichtsprozeß  "nun  wieder  spekulativ-idealistisch, d.h.  phantastisch   als  'Selbsterzeugung   der  Gattung'   (die 'Gesellschaft als  Subjekt') gefaßt  und dadurch die aufeinanderfolgende Reihe  von im Zusammenhange stehenden Individuen als ein
einziges Individuum  vorgestellt werden (kann), das das Mysterium vollbringt, sich selbst zu erzeugen."
50) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 196.
51) Ebda., Anm. 7.
52) Ebda., S. 207 f.
53) Ebda., S. 209.
54) Ebda., S. 532.
55) K. Marx:  THEORIEN ÜBER  DEN MEHRWERT I, Berlin 1965, MEW Bd. 26.1, S.  128. Die  Abstraktion vom  konkret nützlichen Charakter der Arbeit und ihrem Produkt, die das Kapital vornimmt, überträgt
sich unter  Bedingungen der  entfremdeten Arbeit  auch  auf  der. Lohnarbeiter: "In fact ist ja dieser 'produktive' Arbeiter gerade ebenso interessiert  an dem  Scheißdreck, den  er machen muß, wie
der Kapitalist  selber, der  in anwendet, und der auch den Teufel nach dem Plunder fragt." (K. Marx: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 184) Diese Abstraktion  entspricht dem Begriff des Werts. Kapital, der
prozessierende Wert  kann nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen  werden. Hier zeigt sich jedoch, daß der bürgerliche Verstand  die Welt  des Scheins  nicht zu durchstoßen vermag. Denn die dem Wer: eigentümliche Abstraktion oder Gleichgültigkeit gegen den Gebrauchswert bleibt im Bewußtsein der Produktionsagenten falsche  Abstraktion, weil  letztlich Kapital  doch  aus  den stofflichen Bestimmungen  des Arbeitsprozesses  abgeleitet  wird. Die Sucht  bei der  Analyse der  kapitalistischen Produktionsform den Wert und seine Formen aus dem Gebrauchswert abzuleiten, zeigt
sich auch  bei der Bestimmung der produktiven Arbeit. Später wird auf diese: Problem näher eingegangen.
56) K. Marx: DAS KAPITAL I, a.a.O., S. 532.
57) Ebda., S. 332.
58) Ebda., S. 333.
59) Ebda., S. 344.
60) Ebda., S. 349.
61) Ebda., S. 353.
62) Ebda., S. 357 f.
63) Ebda., S. 381.
64) Ebda., S. 391.
65) K. Marx: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 585.
66) Ebda., S. 587.
67) Der Wert  der Maschine wird dabei nur in aliquoten Teilen auf das Produkt  übertragen und  sie wird  nur eingesetzt, soweit ihr eigener Wert  geringer ist  als die  von ihr  ersetzten  Arbeitskräfte. Vgl.  ebda., S.  653 f.: "Es kann sich leicht eingebildet werden, die  Maschine als solche, weil sie als Produktivkraft der Arbeit wirkt,  setze Wert.  Wenn die  Maschine aber keiner Arbeit bedürfte, würde  sie den Gebrauchswert vermehren können; aber der Tauschwert, den  sie schüfe, wäre nie größer als ihre eignen Produktionskosten, ihr  eigner Wert,  die in ihr vergegenständlichte Arbeit. Nicht  weil sie Arbeit ersetzt, schafft sie Wert, sondern nur insofern  sie ein Mittel ist, die Surplusarbeit zu vermehren, und nur  diese selbst  ist sowohl  das Maß,  wie die Substanz des Mehrwerts, der  mit Hilfe  der  Maschine  gesetzt."  Gegen  diese Argumentation ist  angesichts der  sog.  wissenschaftlich-technischen Revolution  immer wieder eingewandt worden, daß die Wertbe-
stimmung  durch   Arbeitszeit  mit  dem  ungeheuren  Einsatz  von "arbeitssparenden Maschinen"  obsolet geworden  sei. So geht z.B. Habermas' Einwand  dahin, daß in den "arbeitssparenden Maschinen" selbst Wissenschaft  und Technologie  vergegenständlicht sei.  Er fordert daher eine Revision der Mehrwerttheorie unter zwei Aspekten. Einerseits  muß "in  den Wertausdruck  für das  aufgestockte konstante Kapital auch der darin umgesetzte 'advance in technical knowledge'    explizit"     eingehen.    Andererseits     sollten "Rationalisierungsarbeiten als  produktive Arbeit zweiter Ordnung verstanden und  gewertet werden  ... -  als eine zwar unselbständige, weil auf produktive Arbeit erster Ordnung angewiesene, aber zusätzliche Quelle  der Wertbildung.  Diese Arbeiten  sind einerseits nicht  produktiv in dem Sinne der unmittelbaren Gütererzeugung; gleichwohl  verändern sie  deren Voraussetzung  derart, daß aus ihr  nicht mehr  nur mehr  Mehrwert, sondern . insgesamt mehr Tauschwerte hervorgehen"  (J. Habermas: "Zwischen Philosophie und Wissenschaft: Marxismus  als Kritik",  in:  THEORIE  UND  PRAXIS, Neuwied und  Berlin 1963,  S. 188-197).  Das erste Argument liefe darauf hinaus,  für den  Wert einer  Maschine theoretisch mehr zu veranschlagen als-  sie den Kapitalisten kostet. Im zweiten Argument unterstellt  Habermas Marx einen vulgärmaterialistischen Begriff von Produktiver Arbeit. Ähnlich: T.W. Adorno: "Einleitungsvortrag zum  16. Deutschen Soziologentag", Frankfurt 1968, (Hekt.-. Manuskript)  S. 5;  H. Marcuse:  DER  EINDIMENSIONALE  MENSCH, Neuwied und  Berlin  1967,  S.  48;  J.  Habermas:  "Technik  und Wissenschaft als  Ideologie", in:  TECHNIK UND  WISSENSCHAFT  ALS IDEOLOGIE, Frankfurt  1968, S. 79 f; ders.: ERKENNTNIS UND INTERESSE, a.a.O.,  S. 59-87;  J. Robinson: AN ESSAY ON MARXIAN ECONOMICS, 5. Aufl. London 1967, S. 18-22 und 35-42. Letzteres ist  nur allgemeines. Resultat der Aktionen vieler einzelner Kapitalisten,  die jeder für sich den Zweck verfolgen, mit dem Einsatz der Maschinerie den Wert ihrer Produkte unter den gesellschaftlich durchschnittlichen Wert zu senken und so einen Extramehrwert zu  erzielen. "Die  Arbeit von ausnahmsweiser Produktivkraft wirkt  als potenzierte  Arbeit oder  schafft in gleichen Zeiträumen höhere  Werte als die gesellschaftliche Durchschnittsarbeit derselben  Art... Der Kapitalist, der die verbesserte Produktionsweise anwendet, eignet sich daher einen größeren Teil des Arbeitstags an,  als die  übrigen Kapitalisten  in demselben  Geschäft" (K. Marx: DAS KAPITAL Bd. 1, a.a.O., S. 337).
68) Letzteres ist nur allgemeines Resultat der Aktion vieler ein-zelner Kapitalisten,  die jeder für sich den Zweck verfolgen, mit dem Einsatz der Maschinerie den Wert ihrer Produkte unter dem gesellschaftlich durchschnittlichen Wert zu senken und so einen Extramehrwert zu  erzielen. "Die  Arbeit von ausnahmsweiser Produktivkraft wirkt  als potenzierte  Arbeit oder  schafft in gleichen
Zeiträumen höhere  Werte als die gesellschaftliche Durchschnittsarbeit derselben  Art... Der Kapitalist, der die verbesserte Produktionsweise anwendet, eignet sich daher einen größeren Teil des Arbeitstags an,  als die  übrigen Kapitalisten  in demselben  Geschäft." (Karl Marx: DAS KAPITAL, Bd. 1, a.a.O., S. 337.)
69) Zur Unterscheidung  von formeller und reeller Subsumtion vgl. ebda., S.  533; ferner:  ders.: RESULTATE...,  a.a.O., S.  45-64; ders.: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 654 f.
70) K. Marx: DAS KAPITAL Bd. l, a.a.O., S. 531 f.
71) ders.: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 588.
72) ders.: DAS KAPITAL, Bd. l, a.a.O., S. 352.
73) ders.: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 366 f.
74) Dieses Argument,  das die Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver  Arbeit relevant  ist für  die Entwicklung  des Klassenbewußtseins, muß später wieder aufgenommen werden.
75) ders.: RESULTATE..., a.a.O., S. 69.
76) ders.: DAS KAPITAL Bd. 2, a.a.O., S. 138.
76a) ebda., S. 153.
77) ebda., S. 127.
78) ebda., S. 150.
79) ders.: DAS KAPITAL Bd. 3 in: MEW Bd. 25, Berlin 1964, S. 311.
80) ders.: DAS KAPITAL Bd. 2, a.a.O., S. 134.
81) ders.: DAS KAPITAL Bd. 3, a.a.O., S. 312.
82) ebda., S. 313. In dieser Bestimmung ist die Differenz der Betrachtungsweisen vom  Standpunkt des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und  des individuellen  Kapitals eingeschlossen. Vgl. dazu ders.: DAS KAPITAL Bd. 2, a.a.O., S. 138 f.
83) ders.: DAS KAPITAL Bd. 3, a.a.O., S. 826 f.
84) ders.: THEORIEN  ÜBER DEN  MEHRWERT Bd. l, in: MEW Bd. 26, 1, Berlin 1965, S. 256 f.
85) ebda., S. 257.
86) ders.: DAS KAPITAL Bd. 1, a.a.O., S. 552.
87) ders.: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 199.
88) ebda., S. 200.
89) ders.: DAS KAPITAL Bd. l, a.a.O., S. 620
90) ders.: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 146.
91) ders.: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 432.
92) vgl. ders.: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 257.
93) ebda., S.  386, vgl.  auch ders.: RESULTATE..., a.a.O., S. 73f.
94) ders.: RESULTATE..., a.a.O., S. 73.
95) ders.: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 386.
96) Das vom  Marxismus-Kollektiv gegen Marcuse gesetzte Postulat, daß "die  Warenanalytischen Wertformtheoretischen und klassenanalytischen Kategorien  der Kritik  der politischen Ökonomie durch
zuhalten" seien, will man nicht den "revolutionstheoretischen Bestimmungen naturrechtliche und ethische Fundierungsmuster" unterstellen, gilt für es selbst. Vgl. Marxismus-Kollektiv..., a.a.O., S. XV.
97) K. Marx: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 368 f.
98) ders.: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 184: "Oder die modernen Ökonomen haben  sich zu  solchen Sykophanten  des Bourgeois gemacht, daß sie  demselben weismachen  wollen, es  sei produktive Arbeit, wenn einer ihm die Läuse auf dem Kopf sucht, oder ihm den Schwanz reibe, weil  etwa die  letztere Bewegung  ihm den  dicken Kopf  - blockhead -  den nächsten Tag aufgeräumter für das comtoir machen werde".
99) ders.: THEORIEN..., Bd. 1, a.a.O., S. 376.
100) W. Hofmann:  GRUNDELEMENTE DER WIRTSCHAFTSGESELLSCHAFT, Hamburg 1969, S. 64.
101) P.A. Baran:  POLITISCHE ÖKONOMIE DES WIRTSCHAFTLICHEN WACHSTUMS, Neuwied  und Berlin  1966, S.  94; vgl.  auch J.M. Gillman: PROSPERITÄT IN DER KRISE, Frankfurt 1968, S. 23
102) K. Marx: RESULTATE..., a.a.O., S. 72.
103) ebda., S. 67.
104) ebda., S. 66.
105) Eine Darstellung  des Problems,  die über  bloße Andeutungen hinausgeht, unterstellt  die Aufarbeitung  einer Reihe  von  Zwischengliedern im  System der Kritik der politischen Ökonomie, die
bis jetzt  nicht geleistet ist. Das impliziert nicht nur die Aufarbeitung der  Marx'schen Theorie,  sondern auch die Untersuchung gegenwärtiger empirischer Verhältnisse.
106) K. Marx: GRUNDRISSE..., a.a.O., S. 204.

Editorische Hinweise

Erstveröffentlicht in: Sozialistische Politik 6/7, Westberlin Juni 1970, S. 69-89