Zentralafrikanische Republik (ZAR):
Kurze Zusammenfassung der letzten Ereignisse

Präsident-inn-enwechsel in der Krise. EU schickt Frankreich Truppen hinterher

von Bernard Schmid

02-2014

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Wenn das Land erst einmal am Abgrund steht, dann dürfen es gerne auch einmal die Frauen richten. Erstmals in der Geschichte der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) seit ihrer Unabhängigkeit 1960, und erstmals generell in den Staaten des französischsprachigen Afrika, wurde eine Frau zur Staatspräsidentin ernannt. Am Donnerstag, den 23. Januar 14 legte die 59jährigen Catherine Samba-Panza ihren Amtseid ab.

Ihre Ernennung zur Übergangspräsidentin, auf welche sich der „Nationale Übergangsrat“ (CNT) am Montag zuvor – dem 20. Januar d.J. - einigte, gilt augenblicklich als letzte Chance, das Abgleiten des Landes in einen katastrophalen Bürgerkrieg zwischen Bevölkerungs- und Religionsgruppen zu vermeiden. „Eine Frau kann ein interessantes Symbol sein, um die internationale Sichtbarkeit zu garantieren“, zitiert die Pariser Abendzeitung Le Monde einen ungenannten Diplomaten.

Samba-Panza hatte seit Mai 2013 als Bürgermeisterin der Hauptstadt Bangui regiert. Sie gilt unter anderem deswegen als geeignete Integrationsfigur für das Amt der Übergangspräsidentin, weil sie unterschiedliche Zugehörigkeiten in ihrer eigenen Person vereint. Samba-Panza wurde im Juni 1954 im Tschad als Kind eines kamerunischen Vaters und einer zentralafrikanischen Mutter geboren. Tschad und Kamerun sind die Nachbarländer der ZAR im Norden und im Süden, wobei besonders das tschadische Regime seit Monaten intensiv auf die Geschickte des Krisenstaates im geographischen Zentrum Afrikas Einfluss nimmt. Der Regionalgipfel, bei dem am 09. Januar 14 die Absetzung des seit März 2013 als Übergangspräsident regierenden früheren Rebellenführers Michel Djotodia beschlossen wurde, fand nicht zufällig in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena statt.

Samba-Panza gehört darüberhinaus zur christlichen Bevölkerungsgruppe, die vor allem im Süden und in der Mitte der ZAR lebt. Aber sie spricht Arabisch, das als Landessprache im Tschad fungiert, was sie wiederum an die Muslime im tschadisch-zentralafrikanischen Grenzgebiet annähert. Deswegen glauben viele, sie könnte die wachsenden Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungs- und Religionsgruppen eindämmen. Ihre relative politische Unerfahrenheit wird von vielen als Vor-, von anderen wiederum als Nachteil ausgelegt.

Catherine Samba-Panza hat vor einem Vierteljahrhundert Versicherungsrecht an der Pariser Sorbonne studiert. Später arbeitete sie für die Filiale des deutschen Versicherungskonzerns Allianz in der ZAR. Parallel dazu war sie aber auch in NGOs tätig und besonders für die Rechte der Frauen in ihrem Land engagiert.

Am 20. Januar 14 beschloss eine Zusammenkunft der EU-Außenminister in Brüssel, 500 Soldaten zusätzlich zu den französischen Truppen in die ZAR zu entsenden. Dies bedeutet eine signifikante politische Unterstützung für das Eingreifen Frankreichs, wie dessen Präsident François Hollande sie bereits bei einem EU-Gipfel am 19. Dezember 13 in Brüssel eingefordert hatte – damals war die Entscheidung verschoben worden. Militärisch wird sich dadurch vor Ort zunächst nichts ändern, dafür ist die Truppenzahl aus anderen EU-Ländern zu gering.

Editorische Hinweise

Wir bekamen den Artikel vom Autor für diese Ausgabe.