Wenn das Land erst einmal am Abgrund steht, dann
dürfen es gerne auch einmal die Frauen richten.
Erstmals in der Geschichte der Zentralafrikanischen
Republik (ZAR) seit ihrer Unabhängigkeit 1960, und
erstmals generell in den Staaten des
französischsprachigen Afrika, wurde eine Frau zur
Staatspräsidentin ernannt. Am Donnerstag, den 23.
Januar 14 legte die 59jährigen Catherine Samba-Panza
ihren Amtseid ab.
Ihre Ernennung zur Übergangspräsidentin, auf
welche sich der „Nationale Übergangsrat“ (CNT) am Montag zuvor –
dem 20. Januar d.J. - einigte, gilt augenblicklich als letzte
Chance, das Abgleiten des Landes in einen katastrophalen
Bürgerkrieg zwischen Bevölkerungs- und Religionsgruppen zu
vermeiden. „Eine Frau kann ein interessantes Symbol
sein, um die internationale Sichtbarkeit zu garantieren“,
zitiert die Pariser Abendzeitung Le Monde einen
ungenannten Diplomaten.
Samba-Panza hatte seit Mai 2013 als
Bürgermeisterin der Hauptstadt Bangui regiert. Sie gilt unter
anderem deswegen als geeignete Integrationsfigur für das Amt der
Übergangspräsidentin, weil sie unterschiedliche Zugehörigkeiten
in ihrer eigenen Person vereint. Samba-Panza wurde im Juni 1954
im Tschad als Kind eines kamerunischen Vaters und einer
zentralafrikanischen Mutter geboren. Tschad und Kamerun sind die
Nachbarländer der ZAR im Norden und im Süden, wobei besonders
das tschadische Regime seit Monaten intensiv auf die Geschickte
des Krisenstaates im geographischen Zentrum Afrikas Einfluss
nimmt. Der Regionalgipfel, bei dem am 09. Januar 14 die
Absetzung des seit März 2013 als Übergangspräsident regierenden
früheren Rebellenführers Michel Djotodia beschlossen wurde, fand
nicht zufällig in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena statt.
Samba-Panza gehört darüberhinaus zur
christlichen Bevölkerungsgruppe, die vor allem im Süden und in
der Mitte der ZAR lebt. Aber sie spricht Arabisch, das als
Landessprache im Tschad fungiert, was sie wiederum an die
Muslime im tschadisch-zentralafrikanischen Grenzgebiet annähert.
Deswegen glauben viele, sie könnte die wachsenden Konflikte
zwischen den beiden Bevölkerungs- und Religionsgruppen
eindämmen. Ihre relative politische Unerfahrenheit wird von
vielen als Vor-, von anderen wiederum als Nachteil ausgelegt.
Catherine Samba-Panza hat vor einem
Vierteljahrhundert Versicherungsrecht an der Pariser Sorbonne
studiert. Später arbeitete sie für die Filiale des deutschen
Versicherungskonzerns Allianz in der ZAR. Parallel dazu war sie
aber auch in NGOs tätig und besonders für die Rechte der Frauen
in ihrem Land engagiert.
Am 20. Januar 14 beschloss eine Zusammenkunft
der EU-Außenminister in Brüssel, 500 Soldaten zusätzlich zu den
französischen Truppen in die ZAR zu entsenden. Dies bedeutet
eine signifikante politische Unterstützung für das Eingreifen
Frankreichs, wie dessen Präsident François Hollande sie bereits
bei einem EU-Gipfel am 19. Dezember 13 in Brüssel eingefordert
hatte – damals war die Entscheidung verschoben worden.
Militärisch wird sich dadurch vor Ort zunächst nichts ändern,
dafür ist die Truppenzahl aus anderen EU-Ländern zu gering.
Editorische Hinweise
Wir
bekamen den Artikel vom Autor für diese Ausgabe.
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