Betrieb & Gewerkschaft:

Ein Brief vom DHL-Angestellten

von  Ilija Uwaroff

02/11

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Diese Geschichte begann am Ende 2008. Ich zog mich von einem Transportunternehmen, das mit Güterversorgung zwischen Russland und Südossetien beschäftigt war. Wie alle Menschen, habe ich die beste Möglichkeit gesucht, da ich ein bisschen müde vom Wagen „Gazel“ war.

Meine Wahl fiel auf das große respektable Unternehmen „DHL International“. Erst später hab ich verstanden, was wirklich „International“ bedeutet. Ich habe fleißig alle Papiere für die Personalabteilung gesammelt, da ich früher nie bei einem so großem Unternehmen angestellt war. Die Arbeitsbedingungen, die mir angeboten wurden, wie ein guter Parkplatz, Verpflegung, Uniform, soziale Garantien und stabiles Gehalt, - alles hat mir gepasst. Genauer gesagt, das war ein Märchen!

Endlich habe ich alle Unterlagen gesammelt und die Probezeit war vorbei. Ich begann zu arbeiten und für meine Arbeit bezahlt zu werden. Zuerst war ich jedes Mal todmüde, die Moskauer Autobahn ist immer überlastet. Ich hab mich in Geduld gefasst, denn die Arbeit war bezahlt. Dann hatte ich meinen ersten Urlaub, wie bei jedem Arbeitgeber.
Ich begann meine Arbeit nach dem Urlaub kurz vor dem Neujahr 2011. Ich hatte fast keine Ausruhe wegen ständiger Müdigkeit von Überstunden und wegen des hohen Tempo auf Moskauer Autobahn. Einmal habe ich an der Strecke gefragt, ob meine Arbeit bezeichnet wird. Man hat mir geantwortet, dass meine Arbeit nicht bezeichnet wird, und noch mehr: das Management ist überzeugt, dass alles in Ordnung ist und um meine Lohn zu erhalten, muss ich meine ganze Zeit der Firma schenken. Und das betrifft jeden ordentlichen Kurier, Fahrer, Ausleser.

Nachdem ich nach der Aufmerksamkeit des Managements gefragt habe (nach 18:00 Uhr, irgendwo im Stau), wurde ich zum Chef herausgebeten, da ich etwas getan habe, was man sonst nicht macht.

Und dann fing Folgendes an.

Mich hat Dmitriy Tarasenkov herausgebeten – Stationsmanager von DON Moskau DHL. Er hat mir deutlich gesagt: „Willst du gut arbeiten – dann arbeite, willst du schlecht arbeiten – dann arbeite schlecht“. Das bedeutet: es gibt nicht „zu viel“ oder „wenig“ Arbeit, es gibt nur „gut“ oder „schlecht“. Aber was soll ich mit dem Arbeitsvertrag mit legitimer Lohn und normiertem Arbeitstag tun? Wenn der Vertrag die bestehenden Rechtsvorschriften verletzt, ist er ungültig.
Am 30. Dezember 2010 rief ich einen Krankenwagen, weil ich wegen des Mangels an Schlaf mich sehr schlecht fühlte. Man hat mir einen Krankenschein wegen der starken Überlastung gegeben. Ich habe Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und ständige Kopfschmerzen gekriegt. Aber diese Geschichte ist noch nicht zu Ende. Von diesem Moment an begann meine allmähliche Vertreibung aus dem Personalbestand von DHL. Ich hatte nichts zu tun, als zu versuchen, bei Personalleiter von DHL, Yelena Petrova, Wahrheit zu finden. Sie hat mich selbst herausgebeten. Unser Gespräch verlief in Gegenwart des DHL-Anwalts.

Das erste, was von mir verlangt wurde, war Erklärung meiner Abwesenheit. Alles wurde von mir erklärt und bestätigt. Aus dem Gespräch mit Petrova hab ich verstanden, dass die ständigen Veränderungen in meiner Arbeitsbeschreibung (die nach dem Wunsch der Führung entstanden) wurden zu „hart auf hart“. Ich habe in den Dokumenten von DHL Unklarheiten herausgefunden und habe beschlossen, keine Anklagen bei den offiziellen Institutionen zu machen, sondern begann mit der vollen Übereinstimmung mit der Arbeitsgesetzgebung zu arbeiten (eine Arbeitszurückhaltung).
Danach begann das Schrecklichste. Die ständigen Veränderungen in meiner Arbeitsbeschreibung wurden fortgesetzt. Man hat von mir ständig Erklärungen gefordert. Ich habe mich hartnäckig geweigert. Das Ergebnis war Misshandlung vom Sicherheitsdienst, die plötzlich zu aktiv wurde. Sicherheitsdienst wird von einer „zu verantwortlichen Person“, Aleksander Wrenyof, vertreten. Eines Tages, als ich einen Brief an die Webseite der Arbeit und Widerstand antijob.anho.org gesendet habe, hat man wegen der Drohungen von meiner Anhänger auf dieser Seite eine Milizanzeige gemacht.

Ich wurde verhaftet, habe eine Erklärung für die Miliz geschrieben, dann wurde ich freigelassen.

Aber das war noch nicht das Ende! Es war ein Fehlschlag von DHL. Am selben Tag hat Wrenyof einen Aufruf bei der psychiatrischen Klinik wegen meines angeblich inadäquaten Verhaltens gemacht. Die Ärzte sind angekommen, aber haben einen falschen Aufruf festgelegt. Danach sind sie weggefahren.

Sicherheitsdienst wollte das nicht so einfach lassen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes haben einen unheimlichen Krach gemacht. Ich habe mit meiner Handycamera alles aufgenommen, aber man hat mich geschlagen und ich habe mein Handy fallengelassen. Jetzt habe ich eine Milizanzeige gemacht und eine Erklärung geschrieben, man hat mir einen Abschnitt gegeben.

Ich werde von der Firma gefeuert sein, genau wie viele von meinen Kollegen im 2009. Und werde wie sie bedroht sein. Alles wegen der Tatsache, dass ich mit der Ausbeutung nicht einverstanden bin. Wegen der Tatsache, dass die Arbeit völlig bezahlt werden muss. Wegen der Tatsache, dass ich die Arbeitsgesetzgebung befolgt habe. Wegen der

Tatsache, dass ich nicht stumm war und nicht geschwiegen habe.
Braucht unser Staat nur Unternehmen, die Steuern zahlen, sind die Arbeitsnehmer unnützlich?
Brauchen wir die Unternehmen nur um Lohn zu erhalten?

ANFORDERUNGEN der Arbeitnehmer sind einfach und erfüllbar – die Überstunden für 2010 müssen bezahlt werden, 3 Stunden pro Tag von Montag bis Freitag.

Wir bitten um Solidarität mit den Mitarbeitern von DHL Russland.

Editorische Anmerkungen

Den Artikel spiegelten wir bei Indymedia, wo er am 26.1.11 erschien.

Ilija Uwaroff  ist Mitarbeiter von DHL. uviliya@gmail.com - mehr zu dem Konflikt unter
http://antijob.anho.org