Antispezismus - eine Kritik

von
Rafael Sebastián Guillén Vicente

02/10

trend
onlinezeitung

Derzeit breitet sich, insbesondere in der linken Szene eine Ideologie namens „Antispeziesmus“ aus. Doch was hat es damit auf sich? Dies möchte Ich versuchen in diesem Artikel näher zu erläutern. Das grossartige Aufplustern der Tierrechtsbewegung zum „Antispeziesmus“, und somit zum trendigen Vegriff von einer ethischen Qualität eines Antirassismus oder Antisexismus, ist für meinen Begriff schlicht gefährlicher Unsinn.

Zurück geht dieser Begriff auf Richard D. Ryder einen britischen Psychologen der diesen Begriff in einem selbst herausgegebenen Flugblatt , welches er 1970 in Oxford herausgegeben hatte, zum ersten Mal verwendete.

Ryder, der im westentlichen von den Schriften Peter Singers beeinflusst war, verstand unter ihm eine Art „Artenagoranz“. Genauso wie die Rassisten ungerechtfertigt die Interessen ihrer eigenen Rasse bevorzugten, würden die Anhänger der Artenarroganz ungerechtfertigt die Interessen der Mitglieder ihrer eigenen Art über diejenigen aller anderen Lebewesen stellen.

Wir Menschen haben es nach Jahrhunderttausenden endlich geschafft, dass der Schutz unserer Minderheiten - Kranke, Behinderte, Alte - zum allgemein anerkannten ethischen Gebot werden konnte.
Die geforderte Gleichsetzung Mensch-Tier würde diese positive Entwicklung wieder zunichte machen.
Vor allem würde angewandter Speziesmus zu einer völlig unübersichtlich verzweigten Nischen Gesellschaft zahlloser gleichberechtigter Minderheiten führen, in der unsere menschlichen Minderheiten nur einige unter sehr vielen wären. Unsere Alten, Kranken, Behinderten und anderen Minoritäten würden sang- und klanglos untergehen zwischen den Interessen all der Orang-Utans, der Bonobos, der Delphine, Ameisen, Schildkröten….. etc. etc. Alles Gattungen, denen eine wahrhaft antispeziestische Gesellschaftsform mit keinem Argument eine ebenso bemühte und intensive Förderung wie der unseren vorenthalten könnte.

Wozu dies in der Praxis führt, hat vor Jahren schon mal der -„Philosoph“ und Euthanasie Befürworter Peter Singer angedeutet, als er laut darüber nachdachte wieso eigentlich Behinderte oder Kranke oder Säuglinge mehr Rechte haben sollten als gesunde Säugetiere wie Affen, Pferde oder Hunde. Ein konkretes Beispiel: Wieso eine Million € für ein Heim für ein oder zwei Dutzend menschlicher Behinderter ausgeben, wenn ich für die gleiche Summe hundert oder zweihundert Berggorillas ein sicheres, artgerechtes Biotop verschaffen kann? Für einen „normalen“ Menschen keine Frage, für einen praktizierenden Antispeziesisten aber ein Problem, dass er aus Antispeziesistischer Sicht nur abwägend – nur auf Kosten der Menschen lösen könnte.

Die Welt des Menschen und die des Tieres lassen sich nicht miteinander vermischen. Dies würde entweder den Untergang der Tiere bedeuten, oder aber die Übernahme „eiskalter“ evolutionärer Kriterien auf den Menschen. Eugenik, Zuchtauslese und am Ende auch Auschwitz liessen mal wieder grüssen.

Diese menschenverachtenden Denkweisen manistifzieren sich in der Praxis von Antispeziesten Tierhaltungsbetriebe mit Konzentrationslagern gleich zu setzen und somit auf unsägliche Weise den Holocaust zu relativieren.

Vollkommen unausgegoren auch die Tragweite des formulierten Gesellschafts-Ideals. Welche Tiere sollten dem Menschen rechtlich-ethisch gleich gesetzt werden? Nur höhere Säugetiere? Alle Wirbeltiere? Oder gar überhaupt alles Lebendige? Das Dilemma: Die geringste Einschränkung würde von Anfang an die Bankrotterklärung des eigenen, ach so hohen Ideals bedeuten, während keinerlei Einschränkung nur das Chaos noch unübersichtlicher machen und das Ende jedweder lebensfähigen Gesellschaft nur um so schneller und unausweichlicher mit sich bringen müsste.

Linke, die sich als „Antispeziesten begreifen machen, verstehen die klassische Triple Oppression als verkürzt und sehen den Speziesmus als in einem Atemzug Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat.

Dies bedeutet in der Praxis das ein Mensch, der auf welche Weise auch immer, antispeziestisch handelt, gleich zu setzten ist mit Nazis und Sexisten.

In der Praxis sieht man das daran, das Antispeziesten die Fahne der Antifaschistischen Aktion verwenden. Diese war ein Teilbereich des Roten Frontkämpferbundes der, 1923 erstmals in Erscheinung getreten, es sich zur Aufgabe gemacht hatten den aufstrebenden Faschismus zu bekämpfen.


Was bleibt ist eine sehr fragwürdige Ideologie, der einen Ansatz bietet die Linke Szene in Deutschland noch weiter zu spalten. Der Verfassungsschutz hätte es nicht besser erfinden können.

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von Indymedia, wo er am 28.01.2010 erschien.