Es ist noch nicht lange her, da hat die Bochumer Opel-Belegschaft eine Woche
lang keine Autos produziert und sich „gut informiert“, über das was das
Management mit ihr vor hat und was mensch dagegen tun könnte.
Wir verdanken es
tiefschürfender, fundamental wertkritischer Erkenntnis, dass Kämpfe, wie diese
„lang anhaltende Informationsveranstaltung“ nicht zur Abschaffung von Ware und
Geld führen können. Was unsere Neunmalklugen bei ihren
Wirklichkeitsverbiegungen gern übersehen ist unter anderem folgendes:
- Ca. eine Woche lang wurde
die Ware Opelauto nicht produziert und folglich konnte Opel diese nicht
produzierte Ware auch nicht verhökern und in Geld umwandeln.
- Der so oft nichts sagend
strapazierte „abstrakte Sachzwang von Ware und Geld“, der die
„Warensubjekte“ angeblich unterschiedslos und vollständig beherrscht,
versagte für eine Woche seinen Dienst. Sie taten nicht, wie ihnen geheißen!
- Damit stockte und stoppte
für ca. eine Woche die Verwertung eines Einzelkapitals, das ökonomische
Gesetz der Verwertung von Wert war einen Moment lang und an
einem Ort außer Kraft gesetzt.
- Die Menschen verweigerten
einen Moment lang nicht nur dem abstrakten, ökonomischen Sachzwang ihre
Gefolgschaft, sondern auch den Funktionären des Kapitals. Sie folgten nicht
dem fremden Kommando über ihre Arbeitskraft. Sie wurden „vertragsbrüchig“
und stellten damit das Rechtsgefüge der kapitalistischen Warenproduktion in
Frage.
Das alles sind sehr
bedeutsame Ereignisse, vor allem für diejenigen, die daran beteiligt waren. In
solchen Auseinandersetzungen wird soziales Lernen unter Lohnabhängigen
möglich, wie sonst nirgends. Es wird möglich, weil durch das Verhalten der
Menschen der abstrakte ökonomische Sachzwang durchbrochen und für einen Moment
aufgehoben wurde. Ohne solche Kämpfe wird die Überwindung des Kapitalismus
allenfalls eingebildete Fiktion der selbsternannten „Weisen des Abendlandes“
bleiben.
Es geht hier nicht darum,
eine hohes Lied auf eine nicht vorhandene revolutionäre Arbeiterbewegung
anzustimmen, etwas in einen Streik hinein zu interpretieren, was er nicht ist
und nicht sein kann, aber es geht darum, dass Sozialrevolutionäre eine
angemessen positive Einstellung zu den angeblich bloß „systemimmanenten
Klassenkämpfen“ wieder gewinnen und erkennen, welche Potenzen in solchen
Auseinandersetzungen schlummern. Wer den Systembruch, den ein solcher Streik
bedeutet, nicht erkennen kann, der weiß nicht, was das System ist!
Editorische Anmerkungen
Peter
Trotzig schreibt ab der Nr. 1-05 in unregelmäßigen Abständen seine
Kommentare zum Zeitgeschehen. Dieser wurde am 25.1.2005 erstellt.
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