Wie bildet sich Klassenbewusstsein ?
Gegen den Kapitalismus !

von
Siegfried Buttenmüller

01/2018

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Oft wird das „fehlende Klassenbewusstsein" beklagt das Ursache dafür sei das Linke Organisationen stagnieren und in der Krise sind. Es gibt jedoch mehrere Schichten und Klassen in der Gesellschaft und deren Bewusstsein ist verschieden. Die untere Klasse ist als das von Marx so bezeichnete Proletariat oder heute auch als die „99 Prozent" oder auch als „Unterschicht" bezeichnet, die Hauptklasse.

 

Das Bewusstsein der Klassen wird im allgemeinen von ihrer Lage und ihren spezifischen Interessen geprägt. Für die Angehörigen der Hauptklasse stellt sich die Frage ob sie mit den bestehenden Verhältnissen leben können, wie die allgemeine Tendenz der Lebensverhältnisse ist und ob die Gesellschaft überhaupt eine Zukunft hat und wie diese aussehen kann.

 

In den letzten Jahrzehnten basierte die Gesellschaft faktisch auf einem faulen Klassenkompromiss, auf einer Lüge. Sozialreformen würden angeblich die Lage der unteren Klasse immer mehr verbessern und zu immer besseren Lebensbedingungen führen. Sozusagen ein reformistischer Übergang in eine Gesellschaft ohne Klassen oder doch zumindest in eine Gesellschaft in der es allen gut ging, war scheinbar die allgemeine Richtung. Der interne „Burgfrieden" im Lande war ein wesentlicher Teil dieses Gesellschaftsvertrages der so zu Lasten des Proletariates in der sogenannten „Drittwelt" ging.

 

Bei der allgemein defizitären Struktur des Kapitalismus hatte dieser Klassenkompromiss oder Gesellschaftsvertrag seinen Preis der mit wirtschaftlicher Expansion, Globalisierung, Ausweitung der Geldmengen, anwachsen der allgemeinen Verschuldung des Staates usw. bezahlt wurde.

 

Das Wirtschaftssystem Kapitalismus ist hier jedoch einmal mehr an seine Grenzen gelangt, mehr an Expansion, Verschuldung usw. ist nicht möglich. Es gibt keinen reformistische Überwindung des Kapitalismus wie teilweise suggeriert wurde, es kann nur durch ein besseres Wirtschaftssystem ersetzt werden.

 

Spätestens mit der Agenda 2010 der Schröder / Fischer Regierung aber auch schon vorher wurde dieser Klassenkompromiss gekündigt. Reformabbau, die Verschlechterung der Lage und die Verschärfung der Ausbeutung der unteren Klasse steht auf der Agenda der Systemparteien.

 

Die Hauptklasse reagiert mehrheitlich distanziert und kritisch auf diese Entwicklung. Das Ergebnis sind vermehrte Wahlenthaltung, die Krise der Systemparteien, das zumindest temporäre Erscheinen neuer Bewegungen wie den Piraten, der WASG und Die Linke. Mit den sogenannten „Volksparteien" geraten die führenden politischen Formationen SPD und Union nun zunehmend in existenzbedrohende Lagen.

 

Die Bürokratie des kapitalistischen Sektors „Politik" reagiert auf ihre Deligimation durch breite Schichten auf ihre Weise. Sie versucht mit Populismus den drohenden Verlust ihrer privilegierten Stellung in der Gesellschaft abzuwenden. PR Unternehmer wie Mährholz werden finanziert um politisch genehme „Bewegungen" zu initieren. Sein Nachfolger ist Bachmann, dessen „Pegida Bewegung" inzwischen ebenfalls im eigenen Morast versunken ist. Die von Professoren gegründete und geführte AFD ist ein weiters Phänomen der Krise des Systemes und Ergebnis des Populismus der überflüssigen Bürokratie des Systemes. Die Wiedereinführung der DM und Hetze gegen die Flüchtlinge sind ihre Hauptthemen. Diese „Themen" greifen auch Bürokraten aller bestehenden Parteien auf um zu versuchen ihrem Niedergang entgegen zu wirken. Ein populistischer Wettlauf der den Niedergang des politischen und gesellschaftlichen Systemes beschleunigt und sich zur Krise aller Parteien ausweitet.

 

Das Proletariat als Hauptklasse blickt mit immer mehr schaudern auf die politische Klasse die sich mehr und mehr als Fäkaliengrube der Gesellschaft entpuppt. Nichtwähler sind seit Jahren die größte Wählergruppe und von den Wählern wurden sehr viele unter anderem damit getäuscht, daß der Populismus durch Wahlteilnahme verhindert werden müsse. Erschütterungen wie Finanzkrisen als Vorzeichen des Scheiterns des wirtschaftlichen Systemes und die Reaktionen der Verantwortlichen verstärken diese Haltung.

 

Die Frage warum nun all die verschiedenen „Linken" von dieser Lage nicht profitieren ist gut zu beantworten. Allgemein sind Linke leider keine Antikapitalisten und glauben sogar noch mehr als alle Anderen daran, das dieses System durch Sozialreformen erträglich gestaltet und gerettet werden könnte. Die Linke, DKP, MLPD aber auch die zahlreichen trotzkistischen, stalinistischen, maoistischen usw. Kleingruppen und die Gewerkschaften sind Teil dieses Systemes und wollen es nur erhalten. Das Lohn-Preis-Profitsystem als Basis der Gesellschaft wird von ihnen überhaupt nicht in Frage gestellt und so sind sie vom ihrem eigenen Bewusstsein her zu den rückständigsten geworden. Das Proletariat kann ihnen gar nicht folgen den ihre kapitalistische Politik ist falsch und gar nicht machbar. Genau wie ihre kapitalistischen und bürokratischen Organisationsmethoden falsch sind. Es ist die leninistische Wirtschaftspolitik der kapitalistischen NÖP und die leninistischen Organisationsmethoden des bürokratischen Zentralismus die Scheitern und dem das Proletariat nicht folgt. Auch die völkische und nationalistische Politik dieses Spektrums hat noch nie etwas mit Links zu tun gehabt. Die Arbeiterklasse hat kein Vaterland und braucht keine neuen Nationalstaaten, in Katalonien nicht, in Kurdistan, Palästina, Bayern und in allen anderen Gegenden nicht. Das Bewusstsein des Proletariates basiert auf internationaler Solidarität und zeigt den Bürokraten mit ihren „Brexit", „Dexit" und sonstigen Nationalbewegungen eine Absage. Für das Proletariat nutzlose Formationen und Klassen versinken im Sumpf ihrer Querfront, weil ihr kapitalistisches Fundament zerbricht. 

 

Das Klassenbewusstsein der unteren Schichten ist also durchaus vorhanden und gesund. Doch wie kann man in die Offensive kommen und was ist zu tun ?

 

Zunächst einmal ist Opposition gegen das Lohn-Preis-Profit System nötig denn dieses System geht unter. Man muss mit dem System brechen und Alternativen propagieren wie Marx, Engels und Rosa Luxemburg es gemacht haben. Das Scharfe Schwert des Proletariates ist die politische Ökonomie und dieses macht es allen brürokratischen und bürgerlichen Klassen weit überlegen. Wir müssen die Klasse auf diese Scharfe Waffe aufmerksam machen, denn wenn es diese erst einmal in die Hand genommen haben wird, dann wird all der geistige und reale Unrat den Bürokraten und Kapitalisten erzeugt haben entsorgt werden.

 

Werben wir also für die Organisationsmethoden und ein wirtschaftliches System das den Interessen des Proletariates, also der großen Mehrheit der Menschen sowie den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Gesellschaftsanalyse entspricht.

 

Nur gegen den Kapitalismus kann das Klassenbewusstsein gestärkt werden, denn dieses Wirtschaftssystem ist Ursache der Spaltung der Gesellschaft in Klassen überhaupt

 

Quelle: Zusendung durch den Autor am 6.1.2018