Wenn wir ein gegebnes
Land politisch-ökonomisch betrachten, so beginnen
wir mit seiner Bevölkerung, ihrer Verteilung in
Klassen, Stadt, Land, See, den verschiednen
Produktionszweigen, Aus- und Einfuhr, jährlicher
Produktion und Konsumtion, Warenpreisen etc.
Es scheint das
Richtige zu sein mit dem Realen und Konkreten, der
wirklichen Voraussetzung zu beginnen, also z. B. in
der Ökonomie mit der Bevölkerung, die die Grundlage
und das Subjekt des ganzen gesellschaftlichen
Produktionsakts ist. Indes zeigt sich dies bei
näherer Betrachtung [als] falsch. Die Bevölkerung
ist eine Abstraktion, wenn ich z. B. die Klassen,
aus denen sie besteht, weglasse. Diese Klassen sind
wieder ein leeres Wort, wenn ich die Elemente nicht
kenne, auf denen sie beruhn. Z. B. Lohnarbeit,
Kapital etc. Diese unterstellen Austausch, Teilung
der Arbeit, Preise etc. Kapital z. B. ohne
Lohnarbeit ist nichts, ohne Wert, Geld, Preis etc.
Finge ich also mit der Bevölkerung an, so wäre das
eine chaotische Vorstellung des Ganzen und durch
nähere Bestimmung würde ich analytisch immer mehr
auf einfachere Begriffe kommen; von dem
vorgestellten Konkreten auf immer dünnere
Abstrakta, bis ich bei den einfachsten
Bestimmungen angelangt wäre. Von da wäre nun die
Reise wieder rückwärts anzutreten, bis ich endlich
wieder bei der Bevölkerung anlangte, diesmal aber
nicht als bei einer chaotischen Vorstellung eines
Ganzen, sondern als einer reichen Totalität von
vielen Bestimmungen und Beziehungen. Der erste Weg
ist der, den die Ökonomie in ihrer Entstehung
geschichtlich genommen hat. Die Ökonomen des 17.
Jahrhunderts z. B. fangen immer mit dem lebendigen
Ganzen, der Bevölkerung, der Nation, Staat, mehren
Staaten etc. an; sie enden aber immer damit, daß
sie durch Analyse einige bestimmende abstrakte,
allgemeine Beziehungen, wie Teilung der Arbeit,
Geld, Wert etc. herausfinden. Sobald
diese einzelnen Momente mehr oder weniger
fixiert und abstrahiert waren, begannen die
ökonomischen Systeme, die von dem Einfachen, wie
Arbeit, Teilung der Arbeit, Bedürfnis, Tauschwert
aufstiegen bis zum Staat, Austausch der Nationen,
und Weltmarkt. Das letztre ist offenbar die
wissenschaftlich richtige Methode. Das Konkrete ist
konkret, weil es die Zusammenfassung vieler
Bestimmungen ist, also Einheit des Mannigfaltigen.
Im Denken erscheint es daher als Prozeß der
Zusammenfassung, als Resultat, nicht als
Ausgangspunkt, obgleich es der wirkliche
Ausgangspunkt und daher auch der Ausgangspunkt der
Anschauung und Vorstellung ist. Im ersten Weg wurde
die volle Vorstellung zu abstrakter Bestimmung
verflüchtigt; im zweiten führen die abstrakten
Bestimmungen zur Reproduktion des Konkreten im Weg
des Denkens. Hegel geriet daher auf die Illusion
das Reale als Resultat des sich in sich
zusammenfassenden, in sich vertiefenden, und aus
sich selbst sich bewegenden Denkens zu fassen,
während die Methode vom Abstrakten zum Konkreten
aufzusteigen, nur die Art für das Denken ist, sich
das Konkrete anzueignen, es als ein geistig
Konkretes zu reproduzieren. Keineswegs aber der
Enlstehungsprozeß des Konkreten selbst. Zum
Beispiel die einfachste ökonomische Kategorie,
sage z. B. Tauschwert, unterstellt Bevölkerung,
Bevölkerung produzierend in bestimmten
Verhältnissen; auch gewisse Sorte von Familien-
oder Gemeinde- oder Staatswesen
etc. Er kann nie existieren außer als abstrakte,
einseitige Beziehung eines schon gegebnen
konkreten, lebendigen Ganzen. Als Kategorie führt
dagegen der Tauschwert ein ante-diluvianisches
Dasein. Für das Bewußtsein daher — und das
philosophische Bewußtsein ist so bestimmt —, dem
das begreifende Denken der wirkliche Mensch und
daher die begriffne Welt als solche erst das
Wirkliche ist, — erscheint daher die Bewegung der
Kategorien als der wirkliche Produktionsakt — der
leider nur einen Anstoß von außen erhält —, dessen
Resultat die Welt ist; und dies ist — dies ist aber
wieder eine Tautologie — soweit richtig, als die
konkrete Totalität als Gedankentotalität, als ein
Gedankenkonkretum, in fact ein Produkt des Denkens,
des Begreif ens ist; keineswegs aber des außer
oder über der Anschauung und Vorstellung denkenden
und sich selbst gebärenden Begriffs, sondern der
Verarbeitung von Anschauung und Vorstellung in
Begriffe. Das Ganze, wie es im Kopfe als
Gedankenganzes erscheint, ist ein Produkt des
denkenden Kopfes, der sich die Welt in der ihm
einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die
verschieden ist von der künstlerischen, religiösen,
praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt. Das
reale Subjekt bleibt nach wie vor außerhalb des
Kopfes in seiner Selbständigkeit bestehn; solange
sich der Kopf nämlich nur spekulativ verhält, nur
theoretisch. Auch bei der theoretischen Methode
daher muß das Subjekt, die Gesellschaft, als
Voraussetzung stets der Vorstellung vorschweben.
Aber haben diese
einfachen Kategorien nicht auch eine unabhängige
historische oder natürliche Existenz vor den
konkretem? Qa depend. Zum Beispiel Hegel
fängt die Rechtsphilosophie richtig mit dem Besitz
an, als der einfachsten rechtlichen Beziehung des
Subjekts. Es existiert aber kein Besitz vor der
Familie oder Herrschafts- und Knechtsverhältnissen,
die viel konkretre
Verhältnisse sind. Dagegen wäre es richtig zu
sagen, daß Familien, Stammesganze existieren, die
nur noch besitzen, nicht Eigentum haben. Die
einfachere Kategorie erscheint also als Verhältnis
einfacher Familien- oder Stammgenossenschaften im
Verhältnis zum Eigentum. In der höhern Gesellschaft
erscheint sie als das einfachere Verhältnis einer
entwickelten Organisation. Das konkrete Substrat,
dessen Beziehung der Besitz ist, ist aber immer
vorausgesetzt. Man kann sich einen einzelnen Wilden
besitzend vorstellen. Dann ist aber der Besitz kein
Rechtsverhältnis. Es ist unrichtig, daß der Besitz
sich historisch zur Familie entwickelt. Er
unterstellt vielmehr immer diese „konkretere
Rechtskategorie". Indes bliebe dann immer soviel,
daß die einfachen Kategorien Ausdrücke von
Verhältnissen sind, in denen das unentwickeltere
Konkrete sich realisiert haben mag, ohne noch die
vielseitigre Beziehung oder Verhältnis, das in der
konkretem Kategorie geistig ausgedrückt ist,
gesetzt zu haben; während das entwickeltere
Konkrete dieselbe Kategorie als ein untergeordnetes
Verhältnis beibehält. Geld kann existieren und hat
historisch existiert, ehe Kapital existierte, ehe
Banken existierten, ehe Lohnarbeit existierte etc.
Nach dieser Seite hin kann also gesagt werden, daß
die einfachre Kategorie herrschende Verhältnisse
eines unentwickeltem Ganzen oder untergeordnete
Verhältnisse eines entwickeitern Ganzen ausdrücken
kann, die historisch schon Existenz hatten, eh das
Ganze sich nach der Seite entwickelte, die in einer
konkretem Kategorie ausgedrückt ist. Insofern
entspräche der Gang des abstrakten Denkens, das
vom Einfachsten zum Kombinierten aufsteigt, dem
wirk|lichen historischen Prozeß.
Andrerseits kann
gesagt werden, daß es sehr entwickelte, aber doch
historisch unreifere Gesellschaftsformen gibt, in
denen die höchsten Formen der Ökonomie, z. B.
Kooperation, entwickelte Teilung der Arbeit etc.
stattfinden, ohne daß irgendein Geld existiert, z.
B. Peru. Auch bei den slawischen Gemeinwesen tritt
das Geld, und der es bedingende Austausch, nicht
oder wenig innerhalb der einzelnen Gemeinwesen
hervor, sondern an ihrer Grenze, im Verkehr mit
andren, wie es denn überhaupt falsch ist den
Austausch mitten in das Gemeinwesen zu setzen, als
das ursprünglich konstituierende Element. Er tritt
vielmehr im Anfang eher in der Beziehung der
verschiednen Gemeinwesen aufeinander, als für die
Mitglieder innerhalb eines und desselben hervor.
Ferner: Obgleich das Geld sehr früh und allseitig
eine Rolle spielt, so ist es im Altertum doch als
herrschendes Element nur einseitig bestimmten
Nationen, Handelsnationen, zugewiesen. Und selbst
im gebildetsten Altertum, bei Griechen und Römern,
erscheint seine völlige Entwicklung, die in der
modernen bürgerlichen
Gesellschaft vorausgesetzt ist, nur in der Periode
ihrer Auflösung. Also diese
ganz einfache Kategorie erscheint in ihrer
Intensivität nicht historisch als in den
entwickeltsten Zuständen der Gesellschaft.
Keineswegs alle ökonomischen Verhältnisse
durch-wadend. Zum Beispiel im römischen Reich, in
seiner größten Entwicklung, blieb Naturalsteuer und
Naturallieferung Grundlage. Das Geldwesen
eigentlich nur vollständig dort entwickelt in der
Armee. Es ergriff auch nie das Ganze der Arbeit.
So, obgleich die einfachre Kategorie historisch
existiert haben mag vor der konkretem, kann sie in
ihrer völligen intensiven und extensiven
Entwicklung grade einer kombinierten
Gesellschaftsform angehören, während die
konkretere in einer weniger entwickelten
Gesellschaftsform völliger entwickelt war.
Arbeit scheint eine
ganz einfache Kategorie. Auch die Vorstellung
derselben in dieser Allgemeinheit — als Arbeit
überhaupt — ist uralt. Dennoch, ökonomisch in
dieser Einfachheit gefaßt, ist „Arbeit" eine ebenso
moderne Kategorie, wie die Verhältnisse, die diese
einfache Abstraktion erzeugen. Das Monetarsystem z.
B. setzt den Reichtum noch ganz objektiv, als Sache
außer sich im Geld. Gegenüber diesem Standpunkt war
es ein großer Fortschritt, wenn das Manufaktur-
oder kommerzielle System aus dem Gegenstand in die
subjektive Tätigkeit — die kommerzielle und
Manufakturarbeit — die Quelle des Reichtums setzt,
aber immer noch bloß diese Tätigkeit selbst in der
Begrenztheit als Geldmachend auffaßt. Diesem
System gegenüber das physiokratische, das eine
bestimmte Form der Arbeit — die Agrikultur — als
die Reichtumschaffende setzt, und das Objekt selbst
nicht mehr in der Verkleidung des Geldes, sondern
als Produkt überhaupt, als allgemeines Resultat der
Arbeit. Dieses Produkt noch der Begrenztheit der
Tätigkeit gemäß als immer noch Naturbestimmtes
Produkt — Agrikulturprodukt, Erdprodukt par
excellence.
Es war ein ungeheurer
Fortschritt von Adam Smith jede Bestimmtheit der
reichtumzeugenden Tätigkeit fortzuwerfen — Arbeit
schlechthin, weder Manufaktur-, noch kommerzielle,
noch Agrikulturarbeit, aber sowohl die eine wie die
andre. Mit der abstrakten Allgemeinheit der
reichtumschaffenden Tätigkeit nun auch die
Allgemeinheit des als Reichtum bestimmten
Gegenstandes, Produkt überhaupt oder wieder Arbeit
überhaupt, aber als vergangne, vergegenständlichte
Arbeit. Wie schwer und groß dieser Übergang war,
geht daraus hervor, wie Adam Smith selbst noch von
Zeit zu Zeit wieder in das physiokratische System <
zurückfällt. Nun könnte es scheinen, als ob damit
nur der abstrakte Ausdruck für die einfachste und
urälteste Beziehung
gefunden, worin die Menschen — sei es in welcher
Gesellschaftsform immer — als produzierend
auftreten. Das ist nach einer Seite hin richtig.
Nach der andren nicht. Die Gleichgültigkeit
gegen eine bestimmte Art der Arbeit setzt
eine sehr entwickelte Totalität
wirklicher Arbeitsarten voraus, von denen keine
mehr die alles beherrschende ist. So entstehn die
allgemeinsten Abstraktionen überhaupt nur bei der
reichsten konkreten Entwicklung, wo Eines vielen
Gemeinsam erscheint, allen gemein. Dann hört es
auf, nur in besondrer Form gedacht werden zu
können. Andrerseits ist diese Abstraktion der
Arbeit überhaupt nicht nur das geistige Resultat
einer konkreten Totalität von Arbeiten. Die
Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit
entspricht einer Gesellschaftsform, worin die
Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in die
andre Übergehn und die bestimmte Art der Arbeit
ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die Arbeit
ist hier nicht nur in der Kategorie, sondern in der
Wirklichkeit als Mittel zum Schaffen des Reichtums
überhaupt geworden, und hat aufgehört als
Bestimmung; mit den Individuen in einer
Besonderheit verwachsen zu sein.
Ein solcher Zustand
ist am entwickeltsten in der modernsten Daseinsform
der bürgerlichen Gesellschaften — den Vereinigten
Staaten. Hier also wird die Abstraktion der
Kategorie „Arbeit", „Arbeit überhaupt", Arbeit sans
phrase, der Ausgangspunkt der modernen Ökonomie,
erst praktisch wahr. Die einfachste Abstraktion
also, welche die moderne Ökonomie an die Spitze
stellt, und die eine uralte und für alle
Gesellschaftsformen gültige Beziehung ausdrückt,
erscheint doch nur in dieser Abstraktion praktisch
wahr als Kategorie der modernsten Gesellschaft. Man
könnte sagen, was in den Vereinigten Staaten als
historisches Produkt, erscheine bei den Russen z.
B. — diese Gleichgültigkeit gegen die bestimmte
Arbeit — als Naturwüchsige Anlage. Allein einmal
verteufelter Unterschied, ob Barbaren Anlage haben
zu allem verwandt zu werden, oder ob Zivilisierte
sich selbst zu allem verwenden. Und dann entspricht
praktisch bei den Russen dieser Gleichgültigkeit
gegen die Bestimmtheit der Arbeit das traditionelle
Festgerittensein in eine ganz bestimmte Arbeit,
woraus sie nur durch Einflüsse von außen
herausgeschleudert weiden.
Dies Beispiel der
Arbeit zeigt schlagend, wie selbst die
abstraktesten Kategorien, trotz ihrer Gültigkeit —
eben wegen ihrer Abstraktion — für alle Epochen,
doch in der Bestimmtheit dieser Abstraktion selbst
ebensosehr das Produkt historischer Verhältnisse
sind und ihre Vollgültigkeit nur für und innerhalb
dieser Verhältnisse besitzen.
Die bürgerliche
Gesellschaft ist die entwickeltste und
mannigfaltigste historische Organisation der
Produktion. Die Kategorien, die ihre Verhältnisse
ausdrücken, das Verständnis ihrer Gliederung,
gewähren daher zugleich Einsicht in die Gliederung
und die Produktionsverhältnisse aller der
untergegangnen Gesellschaftsformen, mit deren
Trümmern und Elementen sie sich aufgebaut, von
denen teils noch unüberwundne Reste sich in ihr
fortschleppen, bloße Andeutungen sich zu
ausgebildeten Bedeutungen entwickelt haben etc. In
der Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur
Anatomie des Affen. Die Andeutungen auf Höhres in
den untergeordneten Tierarten können dagegen nur
verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon
bekannt ist. Die bürgerliche Ökonomie liefert so
den Schlüssel zur antiken etc. Keineswegs aber in
der Art der Ökonomen, die alle historischen
Unterschiede verwischen und in allen
Gesellschaftsformen die bürgerlichen sehen. Man
kann Tribut, Zehnten etc. verstehn, wenn man die
Grundrente kennt. Man muß sie aber nicht
identifizieren. Da ferner die bürgerliche
Gesellschaft selbst nur eine gegensätzliche Form
der Entwicklung, so werden Verhältnisse frührer
Formen oft nur ganz verkümmert in ihr anzutreffen
sein, oder gar travestiert. Zum Beispiel
Gemeindeeigentum. Wenn daher wahr ist, daß die
Kategorien der bürgerlichen Ökonomie eine Wahrheit
für alle andren Gesellschaftsformen besitzen, so
ist das nur cum grano salis zu nehmen. Sie können
dieselben entwickelt, verkümmert, karikiert etc.
enthalten, immer in wesentlichem Unterschied. Die
sogenannte historische Entwicklung beruht überhaupt
darauf, daß die letzte Form die vergangnen als
Stufen zu sich selbst betrachtet, und, da sie
selten, und nur unter ganz bestimmten Bedingungen
fähig ist, sich selbst zu kritisieren — es ist hier
natürlich nicht von solchen historischen Perioden
die Rede, die sich selbst als Verfallzeit vorkommen
—, sie immer einseitig auffaßt. Die christliche
Religion war erst fähig zum objektiven Verständnis
der frühern Mythologien zu verhelfen, sobald ihre Selbstkritik zu einem gewissen Grad,
sozusagen
fertig war. So kam bürgerliche Ökonomie erst
zum Verständnis der feudalen, antiken, Orientalen,
sobald die Selbstkritik der bürgerlichen
Gesellschaft begonnen. Soweit die bürgerliche
Ökonomie nicht mythologisierend sich rein
identifiziert mit der vergangnen, glich ihre Kritik
der frühem, namentlich der feudalen, mit der sie
noch direkt zu kämpfen hatte, der Kritik, die das
Christentum am Heidentum, oder auch der
Protestantismus am Katholizismus ausübte.
Wie überhaupt bei
jeder historischen, sozialen Wissenschaft, « ist
bei dem Gang der ökonomischen Kategorien immer
festzuhalten, daß, wie in der Wirklichkeit, so im
Kopf, das Subjekt, hier die moderne bürgerliche
Gesellschaft, gegeben ist, und daß die Kategorien
daher Daseinsformen, Existenzbestimmungen, oft nur
einzelne Seiten dieser bestimmten Gesellschaft,
dieses Subjekts ausdrücken, und daß sie daher
auch wissenschaftlich keineswegs da erst anfängt,
wo nun von ihr als solcher die Rede ist. Dies ist
festzuhalten, weil es gleich über die Einteilung
Entscheidendes zur Hand gibt. Zum Beispiel nichts
scheint naturgemäßer als mit der Grundrente zu
beginnen, dem Grundeigentum, da es an die Erde,
die Quelle aller Produktion und allen Daseins,
gebunden ist, und an die erste Produktionsform
aller einigermaßen befestigten Gesellschaften — die
Agrikultur. Aber nichts wäre falscher. In allen
Gesellschaftsformen ist es eine bestimmte
Produktion, die allen übrigen, und deren
Verhältnisse daher auch allen übrigen, Rang und
Einfluß anweist. Es ist eine allgemeine
Beleuchtung, worein alle übrigen Farben getaucht
sind und [welche] sie in ihrer Besonderheit
modifiziert. Es ist ein besondrer Äther, der das
spezifische Gewicht alles in ihm hervorstechenden
Daseins bestimmt. Zum Beispiel bei Hirtenvölkern
(bloße Jäger- und Fischervölker liegen außer dem
Punkt, wo die wirkliche Entwicklung beginnt). Bei
ihnen kommt gewisse Form des Ackerbaus vor,
sporadische. Das Grundeigentum ist dadurch
bestimmt. Es ist gemeinsames und hält diese Form
mehr oder minder bei, je nachdem diese Völker mehr
oder minder noch an ihrer Tradition festhalten, z.
B. das Gemeindeeigentum der Slawen. Bei Völkern von
festsitzendem Ackerbau — dies Festsetzen schon
große Stufe —, wo dieser vorherrscht wie bei den
Antiken und Feudalen, hat selbst die Industrie und
ihre Organisation und die Formen des Eigentums,
die ihr entsprechen, mehr oder minder
Grundeigentümlichen Charakter; ist [sie] entweder
ganz von ihm abhängig wie bei den altem Römern
oder, wie im Mittelalter, ahmt [sie] die
Organisation des Landes in der Stadt und ihren
Verhältnissen nach. Das Kapital selbst im
Mittelalter — soweit es nicht reines Geldkapital
ist — als traditionelles Handwerkszeug etc. hat
diesen grundeigentümlichen Charakter. In der
bürgerlichen Gesellschaft ist es umgekehrt. Die
Agrikultur wird mehr und mehr ein bloßer
Industriezweig und ist ganz vom Kapital beherrscht.
Ebenso die Grundrente. In allen Formen, worin das
Grundeigentum herrscht, die Naturbeziehung noch
vorherrschend. In denen, wo das Kapital herrscht,
das gesellschaftlich, historisch geschaffne
Element. Die Grundrente kann nicht verstanden
werden ohne das Kapital. Das Kapital aber wohl ohne
die Grundrente. Das Kapital ist die alles
beherrschende ökonomische Macht der bürgerlichen
Gesellschaft. Es muß Ausgangspunkt, wie Endpunkt
bilden und vor dem Grundeigentum entwickelt werden.
Nachdem beide besonders betrachtet sind, muß ihre
Wechselbeziehung betrachtet werden.
Es wäre also untubar
und falsch, die ökonomischen Kategorien in der
Folge aufeinanderfolgen zu lassen, in der sie
historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist
ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die
sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft
aufeinander haben, und die genau das umgekehrte von
dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder
der Reihe der historischen Entwicklung entspricht.
Es handelt sich nicht um das Verhältnis, das die
ökonomischen Verhältnisse in der Aufeinanderfolge
verschiedener Gesellschaftsformen historisch
einnehmen. Noch weniger um ihre Reihenfolge „in der
Idee" (Proudhon), (einer verschwimmelten
Vorstellung der historischen Bewegung). Sondern um
ihre Gliederung innerhalb der modernen bürgerlichen
Gesellschaft.
Die Reinheit
(abstrakte Bestimmtheit), in der die Handelsvölker
— Phönizier, Karthaginienser — in der alten Welt
erscheinen, ist eben durch das Vorherrschen der
Agrikulturvölker selbst gegeben. Das Kapital als
Handels- oder Geldkapital erscheint eben in dieser
Abstraktion, wo das Kapital noch nicht das
beherrschende Element der Gesellschaften ist.
Lombarden, Juden nehmen dieselbe Stellung gegenüber
den agrikulturtrei-benden mittelaltrigen
Gesellschaften ein.
Als weitres Beispiel
der verschiednen Stellung, die dieselben Kategorien
in verschiednen Gesellschaftsstufen einnehmen: Eine
der letzten Formen der bürgerlichen Gesellschaft:
joint-stock-companies. Erscheinen aber auch im
Beginn derselben in den großen privilegierten und
mit Monopol versehnen Handelskompanien.
Der Begriff des
Nationalreichtums selbst schleicht sich bei den
Ökonomen des 17. Jahrhunderts so ein — eine
Vorstellung, die noch zum Teil bei denen des 18.
fortgeht —, daß bloß für den Staat der Reichtum
geschaffen wird, seine Macht aber im Verhältnis zu
diesem Reichtum steht. Es war dies noch unbewußt
heuchlerische Form, worin sich der Reichtum selbst
und die Produktion desselben als Zweck der
modernen Staaten ankündigt und sie nur noch als
Mittel zur Produktion des Reichtums betrachtet.
Die Einteilung
offenbar so zu machen, daß 1) die allgemein
abstrakten Bestimmungen, die daher mehr oder minder
allen Gesellschaftsformen zukommen, aber im oben
auseinandergesetzten Sinn. 2) Die Kategorien, die
die innre Gliederung der bürgerlichen Gesellschaft
ausmachen und worauf die fundamentalen Klassen
beruhn. Kapital, Lohnarbeit, Grundeigentum. Ihre
Beziehung zueinander. Stadt und Land. Die drei
großen gesellschaftlichen Klassen. Austausch
zwischen denselben. Zirkulation. Kreditwesen
(private). 3) Zusammenfassung der bürgerlichen
Gesellschaft in der Form des Staats. In
Beziehung zu sich selbst betrachtet. Die
„unproduktiven" Klassen. Steuern. Staatsschuld.
Öffentlicher Kredit. Die Bevölkerung. Die Kolonien.
Auswanderung. 4) Internationales Verhältnis der
Produktion. Internationale Teilung der Arbeit.
Internationaler Austausch. Aus- und Einfuhr.
Wechselkurs. 5) Der Weltmarkt und die Krisen.
Editorische Hinweise
Karl
Marx, Grundrisse der Kritik der politischen
Ökonomie, Berlin 1953, 1. Auflage, S. 21.-29
"Das
vorliegende Werk erschien 1939 und 1941 im Verlag
für fremdsprachige Literatur, Moskau, in zwei
Teilen. Der Hauptband umfaßte die Seiten I-XVI und
1-764 der vorliegenden Ausgabe, der Anhangsband
(der auch im Vorwort des
Marx-Engels-Lenin-Instituts Moskau auf S. XIV bis
XVI erwähnt wird) die Seiten 765 -1102.
Die vorliegende Ausgabe ist von dem hier folgenden
Blatt an ein fotomechanischer Nachdruck der
Moskauer Ausgabe von 1939 und 1941; jedoch wurden
die am Schluß des Anhangsbandes aufgeführten
Entzifferungs- und Druckfehler im Text des Werkes
selbst berichtigt. Die beiden Teile der Moskauer
Ausgabe wurden zu einem Band zusammengefaßt;
verzichtet wurde auf eine Wiedergabe der Bild- und
Faksimilebeigaben. / Der Verlag"
OCR-Scan red. trend
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