Der Kampf zweier Linien in der DKP wird fortgesetzt

Thomas Hagenhofer: Auswertung 21. Parteitag und wie weiter?

01/2016

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung [kamue]: Am 14./15. November fand in Hannover der 21. Parteitag der DKP statt. In der November- und Dezemberausgabe dokumentierten wir Texte rund um den Parteitag, worin die beiden kontroversen politischen Hauptlinien in der Partei zum Ausdruck kamen. Der Kampf dieser beiden Linien ist nicht beendet. Die Minderheitsfraktion - die "marxistische Linke" - hat begonnen, ein "Netzwerk kommunistische Politik" in der DKP aufzubauen. Dazu fand am 19.12.2015 ein bundesweites Treffen in Hannover statt.

Frank Braun
wird auf die aktuelle Entwicklung in der DKP und deren Bedeutung für die BRD-Linke in seinem Vortrag auf dem Veranstaltungswochenende "20 Jahre TREND" eingehen.

Noch ist der 21. PT nicht ganz über die Bühne gegangen(*), dennoch kann man bereits jetzt eine grundlegende Bilanz ziehen.

Dabei sind im Wesentlichen die Erwartungen erfüllt worden, es gab keine wirklichen Überraschungen:

1) Der Parteitag war in weiten Teilen unpolitisch, hat sich nicht mit den brennenden Fragen unserer Zeit beschäftigt. Dies ist Folge einer nun seit Jahren anhaltenden Entpolitisierung der DKP zugunsten einer „Haltungspartei“. Wichtig ist nicht mehr, was die DKP bewegt sondern dass sie „die richtige ideologische Linie“ vertritt, so wie sie nun im angenommenen Leitantrag steht. Bestes Beispiel für diese Haltung ist die BDK Rheinland, bei der ein Bezirk quasi zerlegt wurde, nur um die Mehrheitsverhältnisse zu kippen.

2) Das Diskussionsklima war in Teilen unterirdisch. Von Klackeuren auf den Rängen angefangen bis zu teils ans wahnhafte grenzenden Beifallsstürmen einzelner Delegierte. Da kann Jürgen Lloyd, Leiter der KL-Schule, in seinem Diskussionsbeitrag einen Teil der Partei auffordern, diese zu verlassen, ohne dass ein Parteivorsitzender oder die Tagungsleitung dazu etwas sagt.

3) Mit dem Leitantrag und der Handlungsorientierung sowie dem Beschluss zur Kandidatur zu den Bundestagswahlen ist eine Richtungsentscheidung gefallen. Die Partei soll in ein Korsett gezwängt werden, dass auf eine Isolation der DKP hinausläuft. Das Motto heißt: Wir kümmern uns um uns selbst, Bündnisse sind uns weitgehend egal. Wenn die DKP wieder stärker wird, dann wird alles besser. Völlig außer Acht gelassen wird dabei die Dialektik zwischen Entwicklung von Bewegungen, von Bündnissen mit der Parteientwicklung.

4) Die Wiederwahl von Hans-Peter Brenner zum stellv. Parteivorsitzenden – nach seinen Aussagen zu Stalin – ist ein Signal an all die Kräfte, die unsere Konsequenzen aus Zusammenbruch und Zerschlagung des Sozialismus negieren wollen. In der Partei soll nun eine Wende weg vom Parteiprogramm hin zu einer rein positiven Sicht auf die SU unter Stalin eingeläutet werden. Patrik Köbele taktiert mit diesen Kräften, er weist sie nicht in die Schranken, weil er selbst in dieser Frage schwankt. Bestes Beispiel ist die Veranstaltung der DKP Bochum keine Woche nach dem Parteitag.

5) . Die Phase der Festigung der Positionen der neuen Mehrheit ist mit diesem Parteitag abgeschlossen. Aus meiner Sicht war Patriks Auftritt der Versuch, einen Vorstand zu bekommen, der zumindest rudimentär die Mehrheitsverhältnisse in der Partei widerspiegelt. Er hat offensichtlich Angst davor, dass dieser PV in großen Teilen der Partei nicht mehr ernst genommen wird. Ein Skandal ist die Wahl von Dagmar Henn aus München in den PV. Und nicht wegen ihres Abgangs aus der LINKEN sondern wegen ihrer Positionen. Henn ist eine radikale Vertreterin der Pro-Putin-Haltung, sie vertritt in ihrem Blog die abenteuerliche Forderung nach Ausweitung des Bürgerkriegs über die ganze Ukraine und erteilt allen Linken, die eine Deeskalation fordern, eine Absage.

Was folgt aus alldem?

*) Der 21. Parteitag soll im Frühjahr 2016 fortgesetzt und beendet werden / kamue

Das komplette Referat als PdF-Datei lesen.

Quelle: http://www.kommunisten.de/attachments/6041_Auswertung_21Parteitag_thomas_hagenhofer.pdf