Kommentare zum Zeitgeschehen
QUO VADIS, Linkspartei?

von Joachim Augustin

01/2016

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Guten Tag, Genossinnen und Genossen!

Nachdem wir am vergangenen Wochenende mit der jährlich wiederkehrenden Gedenkveranstaltung unseren beiden geistigen "Vorsitzenden" Luxemburg/Liebknecht geehrt haben, möchte ich trotzdem am heutigen 15. Januar , dem Tag, an dem sie beide 1919 von einem Mordkommando liquidiert wurden, die Gelegenheit nutzen, um daran zu erinnern, dass die Linkspartei auf dem Wege ist, ihre Ideale zu vergessen.

Man hat beide ermordet, um durch ihre "Beseitigung" auch ihre Ideen verschwinden zu lassen. Besonders die von Rosa Luxemburg vertretene kritische Solidarität mit der russischen Oktober-Revolution und ihr fester Glaube an den Sieg und damit an die Änderung der Machtverhältnisse zur Überwindung des Kapitalismus/Imperialismus durch die proletarische Revolution rief nicht nur in den eigenen Reihen einen gewissen Widerspruch hervor, sondern machte sie zum "Todfeind" des Bürgertum und vor allem der regierenden SPD.

Aber der Mord an den Beiden bewirkte nur, dass man ihre Stimmen nicht mehr hörte. Doch den Tod zu erleiden für ihre Ideale machte sie unsterblich. Und zeigt gleichzeitig ganz deutlich, dass der politische
Mord nicht nur den Schergen der Macht oder des Kapitalismus (was ja beides zusammen gehört) als Mittel zum Zweck diente, sondern sogar in einer Partei, die bei ihrer Gründung durch Leute wie August Bebel und Wilhelm Liebknecht (1869 SDAP, aus der 1890 die SPD hervorging) die Rechte des Proletariats vertreten wollte und die Ideen des Marxismus als richtig erkannt hatte.

Denn das Mordkommando unter Waldemar Papst, der sich schon durch besondere Grausamkeiten Tage zuvor bei der Niederschlagung des "Spartakus-Aufstandes" einen blutigen Namen gemacht hatte, wurde mit der "Lösung" beauftragt. Und zwar von Kriegsminister Gustav Noske, Mitglied der SPD!

Ein Schlächter, der dann bei der Beseitigung der Münchener Räterepublik unter Kurt Eisner oder der Bremer Räterepublik mit Waffengewalt jeden Widerstand gebrochen hat. Ergebnis waren über 1.000 Tote. Was ihm den "Ehrentitel" Blutnoske einbrachte! Um den Boden für den politischen Mord zu bereiten, hatte in mehreren Aufrufen unter der Überschrift "Stunde der Abrechnung" die SPD-Parteizeitung "Der Stürmer" (Oh, Entschuldigung, da habe ich doch glatt die Parteien verwechselt) ich meine natürlich den "Vorwärts", aufgerufen, Rosa und Karl "tot zu schlagen"! Man kann hier auch die BILD-Zeitung aufführen, die den Boden für den Mord an Rudi Dutschke bereitet hat.

Nachdem Waldemar Papst 1970 ganz friedlich gestorben war, fand man in seinen Tagebüchern folgende Eintragung: " Dass ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte und Rückendeckung von Friedrich Ebert hatte und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Leute haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere "Zusammenarbeit"!

"Ehrenmänner" und Kavaliere in einem Mordkomplott! Gibt es heute noch, nur da findet man sie bei der Mafia oder bei Geheimdiensten wie der CIA oder dem MOSSAD!

Und trotz dieser bekannten Tatsachen gibt es immer noch Leute in unserer Partei, die der SPD die Hand reichen wollen. Einer Partei, die aus Machtkalkül zum Büttel der CDU/CSU verkommen ist. Die sich nie für ihre Schuld am politischen Mord an Rosa und Karl entschuldigt hat oder die Schuld offiziell anerkannt haben. Die vom Gegner von TTIP/CETA zum größten Lobbyisten dafür herab gesunken ist. Deren Vorsitzender der ehemalige POP-Beauftragte unter Schröder war. Volker Pispers hat ihn richtig charakterisiert, als er sagte: Früher waren Dick und Doof 2 Personen.

Deshalb muss für uns immer gelten, niemals vergessen werden: WER HAT UNS VERRATEN? SOZIALDEMOKRATEN !!!!

Für uns gibt es keinen Platz an der Seite der SPD !!! Unsere Werte sind die Glaubwürdigkeit und die Gerechtigkeit. Tragen wir unser rotes Panier als Zeichen, dass wir ihnen zu Ehren die Ideen von Karl und Rosa auch in Zukunft als Wertmesser gegenüber jedermann anwenden, vor uns her. Auf unserem eigenen Weg. Kein Anbiedern an die SPD oder die Grünen!!! Wenn wir ihre Ideale verraten würden, in dem wir den Sozen die Steigbügel halten würden dann sterben sie ein 2. Mal!

Nun werden viele sagen, um etwas erreichen zu können, muss man eine Mehrheit haben. Aber die SPD will uns nur -wenn überhaupt- um ihre eigene Macht zu erreichen. Danach werden sie uns wegwerfen wie einen alten Handschuh. Aber wir haben eine Verpflichtung den Menschen gegenüber, die uns ihre Stimme, also ihr Vertrauen schenken. Wer eine kleine, aber feine Partei wie die unsere wählt, weiß, dass unser Weg schwer und steinig ist. Und Geduld erfordert.

Deshalb möchte ich an den Schluss meines Beitrages ein Zitat von Eduard Benesch setzen, das er gebraucht hat, als er erfahren hatte, dass das Sudetenland von Chamberlain und Daladier geopfert worden ist (Münchner Abkommen, 1938), um Hitler vom Krieg abzuhalten:

"Echter Idealismus besteht nicht in der Jagd nach augenblicklicher Verwirklichung dessen, was vielleicht eine Chimäre oder Illusion sein könnte, sondern im täglichen, unermüdlichen, beständigen Kampf um die allmähliche Annäherung an das, was uns als Ideal vorschwebt."

QUO VADIS, Linkspartei?

In diesem Sinne
Euer Augustin

Quelle: Zusendung per Email am 18.01.2016 durch den Autor.

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