Die Kölner Ereignisse Stellungnahmen & Kommentare aus dem linken Spektrum

Verlogener Aufschrei – Wenn Rechte den Feminismus entdecken

von "Die Freiheitsliebe"

01/2016

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„Pegida schützt!“ – Unter diesem Motto hat die aus verschiedenen Rechten bestehende Gruppe Pegida NRW für Samstag den 9. Januar eine Kundgebung vor dem Kölner Hauptbahnhof angemeldet. Unterstützt werden sie dabei von der rechtsextremen Pro Bewegung, NPD und anderen Organisationen. Die Demo richtet sich vermeintlich gegen die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht, Pegida versucht diese auszunutzen und sich selber als Retter darzustellen und sexuelle Gewalt als etwas prinzipiell migrantisches darzustellen. Doch gegen ihre Demonstration formiert sich Widerstand, aus dem Lager derjenigen, die schon immer gegen Sexismus und sexuelle Gewalt kämpften. Das Motto: „Nein zu rassistischer Hetze! Nein zu sexueller Gewalt!“

Sonja Ziegler, Sprecherin von Köln gegen Rechts, die die Gegenkundgebung angemeldet hat, erklärte gegenüber Report K: „Die gewalttätigen, sexuellen Übergriffe an Sylvester sind durch nichts zu entschuldigen. Die geheuchelte Empörung von Pegida und Co., die weitgehend selbst aus sexistischen und gewalttätigen Milieus entstammen, dient allerdings nur einem Zweck: die verständliche Empörung über die Angriffe zu nutzen, um eine rassistische, gewalttätige Stimmung gegen alle MigrantInnen und Flüchtlinge zu schüren.“ Unterstützt werden sie dabei vom gewerkschaftlich dominierten Bündnis „Köln stellt sich quer“, welches ebenfalls zur Gegenkundgebung um 12 Uhr am Breslauerplatz aufruft. Das Bündnis erklärte: „Unabhängig davon, wem die Täter um den Kölner Hauptbahnhof zuzurechnen sind, gilt es deutlich und unmissverständlich klarzumachen: Gewalt gegen Frauen ist immer ein Verbrechen! Die Geschehnisse in der Silvesternacht sind Anschläge auf unsere Grundwerte, unseren gesellschaftlichen Konsens, unsere Freiheit und die Menschenwürde. Dazu gehört der insbesondere der Schutz von Frauen vor sexueller Gewalt genauso wie der Schutz von Flüchtlingen. Die Ereignisse der Silvesternacht dürfen nicht von Rechtsextremen, Pro NRW, AFD und Pegida, für ihre eigenen Zwecke genutzt werden, wie dies bereits jetzt in den sozialen Netzwerken in Form von pauschaler Hetze gegen Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge geschieht. Angriffe auf Flüchtlingsheime, wie aktuell in Köln Mülheim sind unerträglich und dürfen sich nicht wiederholen. 850 festgestellte rassistisch motivierte Übergriffe auf Flüchtlingsheime sind 850 zu viel!“

Geheuchelte rechte Empörung

Dass die Empörung geheuchelt wird immer wieder deutlich wenn rechte Kräfte den Kampf gegen Sexismus als Genderblabla abtun odersich sexistisch äußern. Auch zu Übergriffen an Karneval oder dem Oktoberfest herrscht regelmäßig schweigen, denn es sind die jetztigen Täter, die dafür sorgen, dass sich die Rechten empören, ihnen geht es um den Kampf gegen Migranten, Frauenrechte und die Unversehrheit der Frauen sind dabei ein Mittel zum Zweck.

Auch dazu schweigen die Rechten und Rassisten: Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums erfährt jede siebte Frau in Deutschland in ihrem Leben sexuelle Gewalt. Jede vierte Frau – unabhängig von Bildungsstand oder sozialem Status – ist häuslicher Gewalt mit zum Teil lebensbedrohlichen Verletzungen ausgesetzt. Die Täter sind fast immer männlich, eine aussagekräftige Kategorisierung nach Religion, Herkunft, Bildungsstand oder sozialem Status existiert allerdings nicht.

Marion Wegscheider und Silke Stöckle machen daher deutlich: „Es gäbe also jeden Tag mehr als genug Gründe für einen gesellschaftlichen Aufschrei gegen Sexismus und sexuelle Gewalt in Deutschland. Beide Phänomene sind mit dem herrschenden Frauenbild eng verwoben…Was die gesellschaftliche Linke angeht, so muss absolute Klarheit darüber herrschen, dass die Frauenunterdrückung in Deutschland strukturell angelegt ist und wir uns im Kampf gegen sie keinesfalls durch Rassismus spalten lassen dürfen – wir müssen beiden Erscheinungen mit gleicherEntschlossenheit die Stirn bieten.“

Auch die Feministin Antje Schrupp machte im Interview deutlich: “ Es wird eben nicht über die sexuelle Belästigung geredet, sondern es wird über den vermuteten kulturellen Hintergrund der Täter geredet, die man noch gar nicht kennt. Es wird darüber geredet, ob angebliche politische Korrektheit verhindert hat, dass man sich über irgendwas nicht äußert. Es wird das Thema genutzt, um klassische rassistische Klischees auszuleben, entweder subtil oder ganz krass.“

 

Quelle: http://diefreiheitsliebe.de/gesellschaft/verlogener-aufschrei-wenn-rechte-den-femminismus-entdecken/ | 7.1.2016