Zur Methode der Profitratenbestimmung
Anmerkungen zur Empirie der 'säkularen Entwicklung der Kapitalrentabilität'


von Harald Mattfeldt

01-2015

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INHALT

1. VORBEMERKUNG
2. BERECHNUNG DER PROFITRATE UND IHRER KOMPONENTEN
3. VERGLEICH DER DIREKTEN MIT DER KOMPONENTENBERECHNUNG DER PROFITRATE
4. INTERPRETATION DES ERGEBNISSES DER KOMPONENTENRECHNUNG
5. PROFITRATENENTWICKLUNG IN GROßBRITANNIEN UND DEN USA
6. PROFITRATENFALL UND ALTERNATIVE WIRTSCHAFTSPOLITIK
7. ERGEBNIS
8. LITERATUR

 

...das Marxsche Profitratentheorem (ist) ein logisch begründetes Gesetz, somit empirisch weder falsifizierbar noch empirisch zu bestätigen.
Empirisch relevant ist nur die Rentabilität.
Karl-Georg Zinn

1. Vorbemerkung

In seinen Lehrveranstaltungen zu den Themenbereichen Verteilung, Konjunktur sowie Wachstum
empfiehlt der Verfasser den Studierenden u.a. das Lehrbuch von Heinz Bontrup „Lohn und Gewinn“.(1)
Es gehört zu den wenigen deutschsprachigen Lehrbüchern, die volks- und betriebswirtschaftliche
Aspekte miteinander verbinden und aufeinander beziehen. Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass
dieses Lehrbuch ausführlicher auf ein Thema eingeht, welches in der klassischen Nationalökonomie
allgegenwärtig war, aber in den volkswirtschaftlichen Lehrbüchern von heute fast völlig fehlt. Gemeint ist die Behandlung der Theorie und Empirie der Profitrate.

Bontrup schreibt zur Begründung: „Um die Profitrate dreht sich im Kapitalismus alles. Hierauf basiert
das ganze System“(2) und in dem Aufsatz „Zur säkularen Entwicklung der Kapitalrentabilität“, der in etwa den Ausführungen zur Profitrate in seinem Lehrbuch entspricht, ebenso deutlich: „In marktwirtschaftlich-kapitalistischen Ordnungen dreht sich letztlich alles um die Rentabilität des eingesetzten Kapitals, hier als Profitrate bezeichnet. Sie bestimmt die Höhe der Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigung.“(3) Die Erörterung der Theorie und empirischen Entwicklung der Profitrate müsste danach eigentlich im Zentrum jedes volkswirtschaftlichen Lehrbuchs und jeder Abhandlung über Konjunkturen, Wachstum und Beschäftigung (in kapitalistisch organisierten Wirtschaftssystemen) stehen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Über die Gründe sei hier nicht weiter nachgedacht. Eine der Ursachen dürfte darin liegen, dass die Autoren von Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre in ihrem eigenen Studium nie mit dem Themenkreis Profitrate in Berührung gekommen sind. Persistenz und Hysterese gibt es nicht nur auf dem Arbeits-, sondern offenbar auch auf dem Lehrbuchmarkt. Bontrup selbst jedenfalls setzt die Erkenntnis über die erhebliche Bedeutung der Profitrate für die Analyse des entwickelten Kapitalismus und der in ihnen stattfindenden Prozesse in seinem Lehrbuch in die Tat um, theoretisch wie empirisch.

Wir wollen uns diese Umsetzung einmal genauer ansehen. Dies hat u.a. seinen Grund darin, dass aus den Reihen der Studierenden meiner Lehrveranstaltungen wie aus der am Department Wirtschaft und Politik (früher Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik) existierenden studentischen Arbeitsgruppe „Profitratenentwicklung“ zahlreiche kritische Fragen zu dem Vorgehen und den Ergebnissen der empirischen Berechnungen im Lehrbuch wie in dem genannten Aufsatz gestellt wurden. Dieser Beitrag richtet sich deshalb insbesondere an diejenigen, die mit der genannten Literatur arbeiten. Thematisiert werden soll auch, ob die im zweiten Satz des obigen Zitats formulierten Hypothesen mit empirisch untermauert werden können......

1) Heinz Bontrup (2000), Lohn und Gewinn. Volks- und betriebwirtschaftliche Grundzüge, München/Wien
2) ebenda, S. 350 (Hervorhebung von Heinz Bontrup)
3) Ders. (2000), Zur säkularen Entwicklung der Kapitalrentabilität, in: WSI Mitteilungen 11/2000, S. 718


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