Betrieb und Gewerkschaft
Solidarität mit Zabit Cumcu

von Karl Mueller

01/11

trend
onlinezeitung

MAN Diesel&Turbo in Oberhausen beabsichtigte drei Wochen vor Weihnachten, den Betriebsrat Zabit Cumcu fristlos zu entlassen. Dem Alleinverdiener und Vater von drei Kindern soll so die Existenzgrundlage genommen werden. Dazu erklärteam 5.12. ein sofort gegründetes Solidaritätskomitee "Gemeinsam sind wir stark": 

"Zabit Cumcu ist seit 1994 Mitglied des Betriebsrates, wir alle wissen, dass er sich stets für die Interessen der Kollegen eingesetzt hat. Er war einer der wenigen Betriebsräte, die 2006 gegen die so genannte 'Absichtserklärung' waren, nach der neu eingestellte Kollegen und junge Kollegen nach der Ausbildung wenn sie im Leistungslohn beschäftigt sind, bis zu 600 Euro weniger verdienen als die anderen Mitarbeiter. Zabit Cumcu war auch fünf Jahre Jugendvertreter und hat 1993 gemeinsam mit allen Auszubildenden an der eine Woche dauernden Besetzung der Lehrwerkstatt (damals an der Essener Str.) teilgenommen, um die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden durchzusetzen. 

Die Begründung für die Kündigung ist an den Haaren herbei gezogen. Angeblich soll Zabit Cumcu einen türkischen Jugendvertreter in einer Diskussion am Arbeitsplatz bedroht haben. Drei weitere Mitarbeiter der Kostenstelle waren ebenfalls anwesend. Hinter dem Rücken von Zabit Cumcu wurden erst die Auszubildenden aus dem Service-Bereich von einem freigestellten Betriebsrat 'verhört', danach die Mitarbeiter der Kostenstelle von der Personalabteilung. Keiner der Befragten hat nach eigenen Aussagen einen derartigen Vorwurf bestätigt.

Betriebsratsmitglieder haben nach § 15, Absatz 1 Kündigungsschutzgesetz ein Sonderkündigungsrecht und können nur fristlos und mit Zustimmung des Betriebsrates gekündigt werden. Heute muss sich der Betriebsrat mit dem Kündigungsantrag befassen. Wir erwarten, dass trotz aller konkreten Meinungsverschiedenheiten, die bestehen mögen, der Betriebsrat sich gegen diesen Kündigungsantrag ausspricht. Der Antrag auf fristlose Entlassung unseres Betriebsrats Zabit Cumcu ist ein Angriff auf die gesamte Belegschaft.

Will man vor einer bevorstehenden Übernahme der MAN durch VW und einem eventuellen Abstoßen der MAN Diesel&Turbo aktive Kollegen mundtot machen? Soll hier ein Exempel statuiert werden, damit keiner mehr aufmuckt? Die fristlose Entlassung muss vom Tisch, der Kollege Zabit Cumcu verdient unsere breite und solidarische Unterstützung."

Sofort nach Erscheinen eines Flugblatts des Solikomitees veröffentlichte der  IG-Metall Vertrauenskörper von Thyssen-Nirosta in Krefeld es auf seiner Homepage, um gegen die geplante fristlose Kündigung des Kollegen Zabit Cumcu zu mobilisieren.

Wie nun bekannt wurde, sollen auf Druck des IGM-Ortsvorsitzenden in Oberhausen, Peter Koppers, sowie der Betriebsräte Helmut Brodrick (BR-Vorsitzender) und Gerhard Kreutzer (stv. Konzernbetriebsrats-Vorsitzender der MAN SE) von MAN Diesel&Turbo, beide ebenfalls im Ortsvorstand der IGM, die Kollegen bei Thyssen-Nirosta durch ihren Ortsvorstand veranlasst worden sein, das Flugblatt und die Solidarität mit Zabit Cumcu von der Homepage zu entfernen.

Offensichtlich geht es diesen Gewerkschaftsfunktionären darum, die Entwicklung einer betriebs- und ortsübergreifenden Solidarität mit dem Kollegen Cumcu zu verhindern. In der Roten Fahne vom 3.1.2011 wird daher die Frage aufgeworfen, "ob die rechten IGM-Führer in Oberhausen nicht selbst maßgeblich an der geplanten fristlosen Kündigung von Zabit Cumcu beteiligt sind."

Editorische Anmerkungen

Das Solikomitee "Gemeinsam sind wir stark" ist zu erreichen über:
Uwe Pahsticker, Bachstr. 69i, 46149 Oberhausen, Tel: 0208 - 660219