„Wir wollen lernen“ ist eine Klassenkampforganisation
Unter den fünf „Vertrauensleuten“ der Organisation befinden sich drei Rechtsanwälte. Zu den Unterstützern der Organisation gehören diverse Schul- und Elternräte, die Junge Union, der Deutsche Lehrerverband und der Verband Deutscher Realschullehrer (Hamburg).
Der Deutsche Lehrerverband ist eine Organisation von LehrerInnen außerhalb des DGB und hat wesentlich weniger Mitglieder als die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW). Bekannt ist der Deutsche Lehrerverband vor allem durch die Veröffentlichungen ihres Präsidenten Josef Kraus, der notorisch den Bildungsforschungsergebnissen widerspricht, die eine Abschaffung der frühen sozialen Aufteilung im Schulsystem nahe legen. Der Deutsche Lehrerverband, der Verband Deutscher Realschullehrer und der Deutsche Philologenverband sind ständische Interessensorganisationen von Real- und vor allem GymnasiallehrerInnen, die sich gegen eine Schulstrukturänderung aussprechen, die von der sehr viel größeren GEW allerdings als Notwendigkeit eingestuft wird.
Neben den konservativen
Lehrerverbänden sind es vor allem Eltern aus den „feinen
Stadtvierteln“ Hamburgs, die die Privilegien für ihre Kinder
sichern und damit die Benachteiligung von
Nicht-Akademikerkindern fortführen wollen. Was sich hier
zeigt, ist ein Klassenkampf von oben. In Berlin finden
ähnliche Kämpfe statt. So äußerte sich der Elternsprechr
André Schindler auf einer Veranstaltung mit den Worten: „Wir
Eltern werden Wege finden, unsere Kinder aufs Gymnasium zu
bringen. Denn es gibt Tricks, die werden wir nutzen – ganz
egal was Sie machen.“ In diesen Kämpfen vor ort wird die
Bildungspolitik durchgesetzt. Es ist also nicht so, dass die
Bildungspolitik nach den Kapital-Interessen der Wirtschaft
ausgerichtet ist. Sie steht sogar im Widerspruch zu diesen
Interessen, da sich die klassenspezifischen Interessen der
reichen Eltern nicht unbedingt mit den Kapital-Interessen
der Wirtschaft decken und in diesem Interessenskonflikt sind
die Eltern mächtiger als die Unternehmensverbände.
Diverse Studien bestätigen das zunehmende Verlangen der
Eltern aus den Mittel- und Unterschichten, sich von unteren
Schichten abzugrenzen. Selbst eine Studie der konservativen
Konrad-Adenauer-Stiftung spricht davon, dass wir auf „dem
Weg in eine Klassengesellschaft“ seien. Es liegt nicht
zuletzt am Engagement von uns Arbeiterkindern,
Nicht-Akademikerkindern, die Diskriminierungen im
Bildungssystem zu stoppen.