Stichwort KOSOVA
Die Banken in Kosova „leiden“ unter der Finanzkrise

von Max Brym

01/10

trend
onlinezeitung

Der Bankensektor im Kosovo leidet an den Folgen der Finanzkrise. Dies ist am BESTEN an der Zurückhaltung der Banken bei Kreditvergaben zu sehen. Gleichzeitig wachsen im kosovarischen Bankensektor, die faulen Kredite und die Einlagen sinken. Die beiden größten Banken des Landes, die Pro Credit Bank und die österreichische Raiffeisenbank
zeichnen die Lage in den dunkelsten Farben. Nach ihren Angaben gab es im Jahr 2009 eine Verringerung der Kreditnachfrage sowohl im geschäftlichen Bereich, als auch im „Privatkunden Bereich“. Die „Bank of Kosovo“ (Staatsbank) spielt im Bankengeschäft nur eine völlig untergeordnete Rolle. Die Staatsbank darf nur 20% der Bankeinlagen des Landes ihr eigen nennen. Aus den operativen Geschäftsfeldern ist die Staatsbank damit fast ausgeschlossen. Der Euro ist Landeswährung und im Bankenbereich dominieren die obengenannten Privatbanken. Jede Art von Bankenkontrolle wird in Kosova von der führenden politischen Kaste nicht einmal angesprochen.

Die Probleme der Privatbanken

Der Wert der vergebenen Kredite im Bankensektor Kosovas liegt insgesamt bei 1.28 Milliarden Euro. Von Januar bis September 2009 stieg die Zahl der vergebenen Kredite um 13,2 Prozent. Dieser Anstieg fällt im Vergleich zum September 2008, um 23,8 Prozent geringer aus. Im Jahr 2008 lag das Wachstum des Geschäfts und Kreditvolumens noch bei 37%.

Der Generaldirektor, der "Pro Credit Bank“ Philip Sigwart, sieht als Ursache, „die Zunahme von faulen Krediten, die zu einer Gewinnsenkung geführt haben“. Außerdem wirft er der Justiz Kosovas vor, „viel zu säumig mit den Schuldnern umzugehen“. Nach Sigwart gibt es einige indirekte Auswirkungen der weltweiten Krise, so haben sich die Überweisungen aus der Diaspora verringert, ebenso gibt es eine „Reduzierung von ausländische Investitionen“. Mit am wichtigsten für die Stabilität des Bankensektors sind für Sigwart noch, „die Bankeinlagen der höchst profitabel arbeitenden staatlichen RTK „( Radio und Telekommunikation Kosovas). Iliriana Tahiraj, Managerin für für Öffentlichkeitsarbeit der „Raiffeisenbank " kommt zu ähnlichen Schlüssen wie ihr Kollege von der Pro Credit Bank. Nach ihr war schon der Beginn des Jahres 2009 mit „einem leichten Rückgang  der Einlagen behaftet“. Gleichzeitig hat „das Wachstum der faulen Kredite, den Rückgang der Gewinne beeinflusst“. Hinter diesen Worten verbirgt sich speziell bei der Raiffeisenbank, die Not der kosovarischen Bauern. Über Jahre wurde den Bauern nur Kredite zu einem Effektivzins von 14% gewährt. Viele Bauern sehen sich zwischenzeitlich außer Stande diese Kredite zu bedienen. Die Höfe in Kosova sind zu klein, die Maschinen und das Saatgut zu teuer und die Kredite geben den Bauern fast den Rest. Zudem werden jede Menge landwirtschaftliche Produkte, oft subventioniert, oder illegal über die serbische Grenze nach Kosova geschafft. Die Bauern in Kosova sind daher nicht konkurrenzfähig und hoch verschuldet. Aber kehren wir zu Frau Tahiraj zurück. Frau Tahiraj bejammert die hohen Rückstellungen „ für die faulen Kredite was den Gewinn beeinflusst“. Nach der Raiffeisenbank stieg die Zahl der faulen Kredite innerhalb von drei Monaten, von 3,7 Prozent auf 4 Prozent. Alban Hashani, ein Experte für die Wirtschaft erklärte: „Der Rückgang der Kredite, verminderte Geschäfts-Darlehen und der Kreditrückgang an private Haushalte erhöhen, die wirtschaftliche Problemlage“. Aus einem Untersuchungsbericht der Pro Kredit Bank geht hervor , dass der Bankensektor am Ende des dritten Quartal 2009 nur noch einen Nettogewinn von etwas über 18 Mio. Euro, aufwies was einem Rückgang von 37,7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht. Dies hat drei Ursachen: 1. Die Überweisungen aus der Diaspora gingen 2008 um 10 Prozent zurück. 2. Die Investitionstätigkeit in Kosova lässt nach. 3. Die Erträge aus den Beteiligungen an privatisierten Firmen gehen wegen der Absatzkrise auf dem Weltmarkt zurück. Die privaten Unternehmen haben wegen der Kreditklemme, Probleme Investitionen zu tätigen und die Arbeiter zu bezahlen. Die Situation im Finanzsektor beinhaltet in nächster Zeit einen schweren Angriff auf die Arbeiter und die Bauern. Neuerlich wird der Versuch verschärft werden Löhne nicht oder nur teilweise auszuzahlen. Den Bauern sollen die Daumenschrauben wegen ihrer Bankschulden angezogen werden. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür.

Sowohl die Raiffeisenbank wie die Pro Credit Bank sprechen von der Möglichkeit einer neuen Finanzkrise in Kosova, wenn es zu einem Zusammenbruch der Überweisungeneisungen aus dem Ausland kommt. In der Tat, diese Befürchtung gründet sich auf reale Fakten, immer mehr werden die Einkommen von albanischen Arbeitern und Jugendlichen in den Metropolen reduziert. Als Folge der Krise werden jetzt speziell Arbeiter aus dem industriellen Kernbereichen der Wirtschaft geworfen. Anderen Teilen der Arbeiterschaft wird ihr Einkommen verringert, oftmals durch Kurzarbeit und Lohnverzicht. Die Kapitalistenklasse in den Metropolen will die Krisenlasten voll auf die Beschäftigten abwälzen. Davon sind viele Immigranten aus Kosova betroffen.

Quelle: http://www.gazetaexpress.com/web/index.php

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde uns von Max Brym für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt.