25 Jahre IBRP: Ergebnisse und Perspektiven

01/09

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Das Büro existiert nunmehr 25 Jahre. Lange genug, um eine Bilanz zu ziehen und zu versuchen die Stärken und das Erreichte, vor allem aber die Schwächen und Begrenzungen herauszuarbeiten. Wir beabsichtigen nicht, unsere 25jährige Existenz mit großen Feierlichkeiten zu begehen. Vielmehr sehen wir es als unsere Aufgabe als Revolutionäre, die immer komplexere Realität des Kapitalismus zu analysieren und gleichzeitig zu versuchen als ein politischer Bezugspunkt für die immer mehr unter Druck geratene internationale Arbeiterklasse zu fungieren. Eine revolutionäre Avantgarde, die ihre eigenen Erfahrungen nicht kritisch hinterfragt ist dieses Namens nicht wert und wird unweigerlich durch die widersprüchlichen Dynamiken des Kapitalismus hinweggefegt werden. Es sind nur 25 Jahre vergangen, aber angesichts der Veränderungen in den inner-imperialistischen Rivalitäten, der Zusammensetzung des internationalen Proletariats und dem Verschwinden vieler Gruppen des sog. proletarischen politischen Lagers kommt es einem wie ein ganzes Jahrhundert vor. Heute arbeitet das IBRP unter gänzlich anderen Bedingungen als zur Zeit seines Entstehens. Vor diesem Hintergrund ist eine gründliche Auswertung der gemachten Erfahrungen essentiell, um der Aktivität des Internationalen Büros neue Impulse zu geben.

Das Internationale Büro wurde 1983 aus einer gemeinsamen Initiative des Partito Comunista Internazionalista (Battaglia Comunista) und der Communist Workers Organisation heraus gegründet. Die Idee eine internationale Organisation in Angriff zu nehmen kam nicht von irgendwoher, sondern entwickelte sich im Zuge der internationalen Konferenzen der kommunistischen Linken, die von Battaglia Comunista in der zweiten Hälfte der 70er Jahre einberufen worden waren. In den Diskussionen, die im Verlaufe dieser ersten drei internationalen Konferenzen stattfanden, stellten wir auf unserer Seite weitgehende Übereinstimmungen fest, gleichzeitig traten methodologische Differenzen in den Analysen und Perspektiven der anderen Gruppen, die an dieser internationalen Initiative teilnahmen zutage. Die Tendenz zu einer gemeinsamen politischen Aktivität zwischen Battaglia Comunista und der CWO wurde auf der dritten internationalen Konferenz deutlich, auf der die sieben entscheidenden Punkte für eine Teilnahme an weiteren internationalen Konferenzen festgelegt wurden. Diese entscheidenden Punkte beinhalteten die Anerkennung der Oktoberrevolution als eine proletarische Revolution, die Zurückweisung jeder politischen Linie die das Proletariat eine nationalen Bourgeoisie unterordnet bis hin zur Anerkennung des Prinzips nach dem die internationalen Konferenzen als wichtige Schritte in der Arbeit und Diskussion verschiedener revolutionärer Gruppen mit dem Ziel der Schaffung einer internationalen Partei des Proletariats zu sehen sind. Diese Punkte stellten die Basis der vierten internationalen Konferenz dar, an der die CWO, Battaglia Comunista und die iranische SCUM ( Supporters of the Unity of Communist Militants) teilnahmen. Wie sich später herausstellte, bezogen sich letztere zu unrecht auf die grundlegenden Punkte der ersten drei Konferenzen. In dem Versuch, die politischen Widersprüche der SCUM zu überwinden konsolidierten sich die methodologischen Gemeinsamkeiten zwischen CWO und Battaglia Comunista. Dennoch erwiesen sich die Diskussionen mit der SCUM als Misserfolg, da diese später die Kommunistische Partei des Irans auf der Grundlage einer bizarren Form eines humanisierten Stalinismus ins Leben rief. Aufgrund der Erfahrungen der Konferenzen kamen CWO und Battaglia Comunista überein, dass es an der Zeit war, einen qualitativen Schritt vorwärts in der Diskussion zwischen Revolutionären zu machen. Aus diesem Schritt ging das IBRP hervor. Auch wenn die internationalen Konferenzen wesentlich dazu beitrugen, die tiefe Isolation der diversen, sich als revolutionär und marxistisch verstehenden antistalinistischen Gruppen zu überwinden, zeigten sie jedoch gleichzeitig die Tiefe der Differenzen der verschiedenen Gruppen im Allgemeinen, besonders jedoch die grundlegenden Meinungsunterschiede zwischen CWO und Battaglia Comunista auf der einen sowie der Internationalen Kommunistischen Strömung (IKS) auf der anderen Seite. Eine Fortsetzung der Konferenzen hätte nicht zu einer weiteren Klärung geführt, sondern wäre auf eine sterile und akademische Diskussion zwischen Organisationen hinausgelaufen, die politisch sehr weit voneinander entfernt sind. Das IBRP wurde mit dem erklärten Ziel ins Leben gerufen, im internationalen Kontext einen Referenzpunkt für all jene zu schaffen, die die Perspektive des Aufbaus einer internationalen Partei des Proletariats teilen. Um die Erwartungen, die an die Gründung des Büros gesetzt wurden, zu verstehen, muss man sich die damalige internationale Lage ins Gedächtnis rufen. Zu Beginn der 80er Jahre herrschte noch die aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangene bipolare imperialistische Weltordnung mit den USA auf der einen und der Sowjetunion auf der anderen Seite. Die ökonomische Krise, die das gesamte kapitalistische System ergriffen hat, begann zu Beginn der 70er Jahre und machte sich besonders mit der Aufkündigung der Bretton Woods Vereinbarung durch die US-Administration bemerkbar. Die Bourgeoisie reagierte auf die Krise mit einer massiven Umstrukturierung der Industrie. In jedem fortgeschrittenen kapitalistischen Land wurden bedeutende Sektoren der Arbeiterklasse vom Produktionsprozess ausgeschlossen und zur Arbeitslosigkeit verdammt. Während die Bourgeoisie angesichts des durch die Krise bedingten tendenziellen Falls der Profitrate durch die Umstrukturierung der Industrie marginale Konkurrenzvorteile herausholen konnte, begann in Großbritannien und sofort darauf in den USA eine neue Phase, in der die finanzielle Aktivität eine zentrale Rolle einnahm. Dies führte zu einem massiven Einschnitt im System festgelegter Wechselkurse und brachte dem Kapital im internationalen Maßstab neue Bewegungsfreiheit. Dank der globalen Bedeutung des Dollars spielten die USA eine fundamentale und zentrale Rolle im finanziellen Kreislauf. In einem Zeitraum weniger Jahre entwickelten sich die USA vom weltweit größten Kreditgeber zum am meisten verschuldeten Land in der Geschichte. Dieser Prozess wurde durch die besondere Funktion, die der Dollar spielte, ermöglicht, der den USA finanzielle Revenuen einbrachte, mit denen die niedrige Profitrate ihrer produktiven Industrien kompensiert werden konnte.

Trotz der weltweiten Angriffe auf ihre Lebens – und Arbeitsbedingungen, war die Arbeiterklasse nur in wenigen Kämpfen in der Lage, sich Gehör zu verschaffen. Der britische Bergarbeiterstreik 1984-85, die polnischen Streiks und der Streik der spanischen Hafenarbeiter waren die bedeutendsten Episoden wirklichen Widerstands der internationalen Arbeiterklasse gegen die Angriffe, die das Kapital in den 80er Jahren eröffnet hatte. Aber selbst diese Episoden des Kampfes, so wichtig sie auch waren, bleiben unglücklicherweise in ihrem nationalen, ja selbst branchenspezifischen Kontext isoliert. Angesichts des Fehlens eines klaren revolutionären Bezugspunktes in der Klasse hätte dies auch gar nicht anders sein können. In diesem trotz der massiven Angriffe auf die Arbeiterklasse weitgehend von Passivität gekennzeichneten Klima konnte das IBRP seine Analyse der ökonomischen Krise bekräftigen und seine organisatorischen Strukturen auf einen wenn auch bescheidenen Niveau konsolidieren. Während sich die Beziehungen zwischen den beiden Gründungsorganisationen vertieften, führten die vielfältigen Kontakte mit anderen Gruppen nicht zu einer gemeinsamen Übereinstimmung über die politische Plattform des IBRP und folglich auch nicht zum Anschluss an das Büro.

Von Beginn an haben die beiden Gründungsorganisationen des Büros klargestellt, dass das IBRP weder für sich in Anspruch nimmt die internationale Partei des Proletariats zu sein, und sich auch nicht mit der Rolle eines akademischen Diskussionszirkels begnügt. Daraus folgt, dass die Aktivität des IBRP in Übereinstimmung mit seiner politischen Plattform und seinen strategischen Zielsetzungen immer daraufhin arbeitete, Diskussionen zwischen verschiedenen Gruppen auf internationaler Ebene zu initiieren, um so einen konkreten Beitrag für den Wiederaufbau einer wirklichen internationalen revolutionären Partei zu leisten. Die ganze Aktivität des IBRP bestand darin, ohne zu behaupten die Partei oder gar der Kern der zukünftigen Partei zu sein, theoretische und politische Diskussionen mit anderen Gruppen aufzunehmen. Die Organisation von internationalen Konferenzen in verschiedenen Sprachen, Treffen und Diskussionen mit Leuten die uns kontaktierten, sowie die Herausgabe der englischsprachigen Zeitschrift Internationalist Communist (die leider aus finanziellen Gründen eingestellt werden musste) waren über viele Jahre unsere alltägliche Aktivität. Trotz der großen Anstrengungen unserer Genossen – und in diesem Zusammenhang sollten wir an die immense internationale Arbeit denken, die von unseren unvergesslichen und unvergessenen Genossen Mauro Stefanini durchgeführt wurde, fielen die Ergebnisse mager aus. Eine ganze historische Periode lang konnten wir keine neue Sektion für unsere Organisation gewinnen. Erst Anfang der 90er Jahre traten neue Leute in das Büro ein. Dabei handelte es sich jedoch um Individuen oder sehr kleine Gruppen. Auf jeden Fall sind das positive Zeichen, die berücksichtigt werden sollten und uns ermutigen, unsere politische Aktivität kontinuierlich zu verbessern.

Gleichwohl sind die neuen Sektionen in Frankreich, Deutschland und Nordamerika bei weitem kein Grund, eine positive Bilanz nach 25 Jahren IBRP zu ziehen. Wir sind weiterhin mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, und angesichts der Verschärfung der internationalen kapitalistischen Krise liegt es auf der Hand, dass unsere politischen Aktivitäten nicht mit den Bedingungen der gegenwärtigen Klassenkämpfe Schritt halten.

Die Schwierigkeiten des Büros sich zu vergrößern, kann durch verschiedene Faktoren erklärt werden. In erster Linie muss noch einmal die Passivität der Arbeiterklasse in anbetracht des Ausmaßes der Angriffe die die Bourgeoisie in den letzten Jahrzehnten durchgeführt hat hervorgehoben werden. Die verheerenden Angriffe, die die Bourgeoisie gegen die internationale Arbeiterklasse vom Zaun gebrochen hat, haben nur episodenhaft dazu geführt, dass die Klasse zu einem Protagonisten des Kampfes wurde. Der Kampf, den die argentinische Arbeiterklasse zu Beginn des neuen Jahrtausends aufgenommen hat, war davon sicher der Bedeutendste. Angesichts der überwältigenden Macht der Bourgeoisie, die es als herrschende Klasse geschafft hat, ihre Krise auf den Rücken der Arbeiterklasse abzuwälzen, ohne mit einem proletarischen Gegenangriff konfrontiert zu werden, zahlen die vereinzelten revolutionären Avantgarden, das IBRP eingeschlossen, in Bezug auf die Auswirkungen ihrer politischen Aktivität einen hohen Preis. Die weitgehende passive Arbeiterklasse offenbart die Schwierigkeit revolutionärer Aktivität, einen sichtbaren Kontrapunkt in den andauernden Klassenauseinandersetzung zu setzen.

Ein weiter wichtiger Punkt, der nicht unterschätzt werden sollte, betrifft die Auswirkungen des Zusammenbruchs der UdSSR auf die verschiedenen internationalen revolutionären Gruppen. Im Zuge des Ablebens der UdSSR bzw. des sog. „real existierenden Sozialismus” sind selbst Gruppen der kommunistischen Linken ins Straucheln geraten. Einige hatten den Antistalinismus zu ihrer Existenzberechtigung gemacht und somit ihre politische Identität und Daseinsberechtigung verloren. Ebenso traten bei einigen Gruppen des sog. proletarischen politischen Lagers, welche sich schon Ende der 80er Jahre in einer ernsthaften Krise befanden, die theoretischen und politischen Ungereimtheiten noch deutlicher hervor. Schließlich hat die sich verschärfende ökonomische Krise die vereinzelten revolutionären Avantgarden mit der Nase auf die Schwierigkeiten gestoßen, die widersprüchlichen Dynamiken des modernen Kapitalismus zu verstehen. Viele Gruppen sind in ihrem Versuch die in den 70er Jahren einsetzende Krise des kapitalistischen Akkumulationszyklus zu verstehen, zu methodologischen Schemata zurückgekehrt, mit denen schon versucht wurde den großen Crash von 1929 zu analysieren, ohne die gewaltigen Unterschiede die zur heutigen Situation bestehen auch nur in Betracht zu ziehen. Wenn sich Dinge anders entwickeln als angenommen, beginnen die Schwierigkeiten und genau das war das Problem diverser Gruppen die mit der Zeit verschwunden sind. Das Verschwinden von Leuten die eigentlich unsere Gesprächspartner sein sollten, zwingt uns dazu unsere Rolle neu zu überdenken, und nicht da weiterzumachen wo wir zu unserer Gründung 1983 angefangen haben. In Anbetracht einer, in der jüngsten Geschichte beispielslosen Krise, ist dies geradezu unvermeidlich.

Perspektiven
Die Sub-prime Krise

Es ist nun offensichtlich, dass die Hypothekenkrise sich lange hinziehen wird, und Rückwirkungen auf die ganze Weltwirtschaft haben wird. Dies haben kürzlich die Weltbank, der IWF und die Finanzminister der G7 unterstrichen. Angesichts eines geschätzten Verlustes von 1000 Milliarden Dollar geht der IWF davon aus, dass sie sich bis in das Jahr 2009 hinziehen wird. Die Europäische Zentralbank gibt sich optimistischer und geht davon aus, dass die Krise sich Ende dieses Jahres gelegt haben wird. Im wesentlichen stimmen alle Ökonomen und bürgerlichen Analysten darin überein, dass die Krise ernst zu nehmen ist, aber durch einige Manöver in der Geldpolitik der Zentralbanken und neue Regulierungen, die der Finanzspekulation Grenzen setzten, gelöst werden könne. Aus Sicht der bürgerlichen Ökonomie mag die derzeitige Krise als ein Strukturproblem erscheinen, welches in letzter Instanz wie 1987, 1997 und 200 gelöst werden kann. Der revolutionäre Marxismus unterscheidet aber zwischen konjunkturellen Krisen und strukturellen Krisen bzw. Krisen des Akkumulationszyklus. Die ersten entstehen durch ein physiologisches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, welches periodisch auf dem Markt entsteht. Diese können durch Maßnahmen gelöst werden, die entweder das Angebot oder die Nachfrage ankurbeln. Eine strukturelle Krise ist jedoch das Resultat der immanenten Widersprüche des Akkumulationsprozesses, die sich zyklisch in einer unzureichenden Produktion von Mehrwert und dem Fall der Profitrate manifestieren. Dies kann nur durch die Einleitung eines neuen Akkumulationszyklus, d.h. durch die Vernichtung überschüssigen Kapitals gelöst werden. Während sich also das gewaltige Anwachsen der Finanzsphäre für die bürgerliche Ökonomie als die Erfüllung des alten Traums darstellte, aus dem Nichts Reichtum zu produzieren, war dieser Prozess vom Standpunkt des revolutionären Marxismus aus betrachtet, eine Reaktion der Bourgeoisie auf die in den 70er Jahren infolge des tendenziellen Falls der Profitrate einsetzenden Krise des dritten Akkumulationszyklus. Mit der Liberalisierung der Finanzmärkte und der Produktion von fiktiven Kapital war es möglich, aus jeder Ecke des Planten Mehrwert in die Metropolen zu leiten und den dortigen Rückgang der Produktion zu kompensieren. Die führte zu einem gigantischen Spekulationsprozess, dem die zentrale Rolle des Dollars als Leitwährung zugrund lag. Diese Monopolstellung im internationalen Finanzsystem ermöglichte eine eiserne Kontrolle über die Preisbildung von Rohstoffen mit strategischer Bedeutung (im besonderen Maße Öl).

Faktisch hat in der Epoche des Imperialismus das Finanzkapital das Kommando über den Prozess der Kapitalakkumulation übernommen. Dass es möglich wurde durch die Produktion fiktiven Kapitals ohne direkte Rückkopplung zur Produktionssphäre Mehrwert anzueignen, erschien als beste Bestätigung der monetaristischen Theorie, nach der die Produktion von Geld der eigentliche Motor des Reichtums ist. Aber dies wäre ohne die einschneidenden Veränderungen der Marktstrukturen sowie der internationalen Arbeitsteilung ein Traum geblieben. Die Liberalisierung der Kapitalzirkulation wurde erst durch die Einführung der Mirkoelektronik in den Produktionsprozess möglich gemacht. Erst dadurch konnten Produktionsverlagerungen in Länder der Peripherie durchgeführt werden, wo die Arbeitskosten niedrig sind. Gleichzeitig haben die daraus resultierende verschärfte Konkurrenz zwischen den Arbeitern, sowie die entscheidende Kontrolle der Gewerkschaften in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern die Tendenz zur Entwertung der Arbeitskraft vorangetrieben und zu einem allgemeinen Reallohnverlust geführt.

Neue Angriffe auf die Arbeiterklasse

Nachdem sie in der ganzen Welt für schreckliche Kriege, Armut und Zerstörung gesorgt hat, ist die Krise nun zu ihrem Ursprung zurückgegangen. Nun erschüttert sie das Finanzsystem der führenden Industrieländer und damit auch den Dollar, das Herzstück der Produktion von fiktiven Kapital, welches die Weltwirtschaft in den letzten dreißig Jahren angekurbelt hat. Daher ist das Risiko eines totalen Zusammenbruchs des internationalen Bankensystems im Falle eines Scheiterns der Geldpolitik der Federal Reserve und führenden Zentralbanken so groß.
(…)
Darüber hinaus ist auf den Märkten eine künstliche Nachfrage nach Rostoffen und Nahrungsmitteln geschaffen worden, die inflationäre Tendenzen noch gestärkt hat. Ende des Jahres 2007 lag der Preis für einen Barrel Öl bei 69.4 Dollar, jetzt (im Mai 2008) beträgt er 120 Dollar. Innerhalb von vier Monaten ist der Preis um 70 % angestiegen ungeachtet der Tatsache, dass die industrielle Produktion rückläufig und das reale Verhältnis von Angebot und Nachfrage stabil geblieben ist. In Wirklichkeit wurden auf jeden Barrel produzierten und konsumierten Öls auf dem Papier 200 aufgeschlagen und dies führte zu den höheren Preisen als ob es sich um wirkliche Barrels gehandelt habe.
Dasselbe passierte auf dem Markt für Grundnahrungsmittel. Die Tonne Reis wurde Ende 2007 mit 365 Dollar gehandelt. Heute liegt der Preis bei 760 Dollar pro Tonne. Seit letztem August sind die Preise für Weizen um 40% gestiegen. Die Welternährungsorganisation FAO geht davon aus, dass die Nahrungsmittelpreise 2008 um 50% höher sein werden als 2007. Das ist das Doppelte als vor fünf Jahren. Für die Klasse bedeutet dies einen neuen Angriff auf den Wert der Arbeitskraft. Faktisch ist die Existenz von tausenden Menschen in Frage gestellt.

Hungerrevolten

Die jüngsten Hungerrevolten haben sich von Ägypten aus über die bevölkerungsreichsten Länder Nordafrikas bis hin zum Indischen Ozean ausgebreitete, und letztendlich auch Haiti und die ärmsten Länder Lateinamerikas erfasst. Diese Revolten sind ein Signal dafür, dass das Proletariat vollständig in die Enge getrieben ist. In den Metropolen sieht es nicht besser aus. 28 Millionen US-Bürger sind auf Nahrungsmittelgutscheine in Höhe von 100 Dollar pro Monat angewiesen. Millionen sind obdachlos und 45 Millionen leben unterhalb der Armutsgrenze. Allein in Los Angeles haben 200 000 Menschen die die Raten für ihre Hypotheken nicht mehr zahlen konnten ihre Häuser verloren und leben nun in riesigen Zeltlagern. Trotz der Stärke des Euro frisst in Europa die Inflation die Löhne und Renten auf. Auch hier steigen die Preise für Grundnahrungsmittel.

Vom IBRP zur neuen Internationale

Auf vielen Ebenen sind wir mit neuen Realitäten konfrontiert, die wir nicht ignorieren dürfen. Wir stehen vor neuen Perspektiven, bzw. der Möglichkeit, dass die Forderungen der Arbeiter in der Peripherie sich mit der wachsenden sozialen Unzufriedenheit der Arbeiter in den Metropolen decken, was dem proletarischen Internationalismus einen neuen Schwung geben würde. Was früher nur eine Bestrebung war, könnte heute zu einer konkreten politischen Praxis werden.

Die moderne Militärtechnologie hat ein Zerstörungspotential erreicht, dass es möglich macht, mehrere Länder innerhalb weniger Tage um Jahrhunderte zurückzubomben. Angesichts des klaren militärischen Ungleichgewichts zwischen den USA und anderen konkurrierenden imperialistischen Zentren, gehen wir nicht davon aus, dass es mittelfristig zum Ausbruch eines neuen Weltkriegs kommen wird, wie wir ihn bisher kannten. Vielmehr ist ein permanenter imperialistischer Krieg nach dem Muster eines internationalen Dreißigjährigen Krieges wahrscheinlich, der sich bis ins Herz der kapitalistischen Zentren in den Metropolen entwickelt. Auch wenn die imperialistischen Kriege als terroristische Aktionen bzw. assymetrischer Krieg daher kommen, werden immer dieselben Legitimationsmuster bemüht. Sei es nun der sog. „Clash of Civilizations“ oder das Scheitern des sog. Realsozialismus. All das zeigt einmal mehr, dass der Kapitalismus keine Alternativen zu bieten hat.

Die einzig mögliche und konkrete Opposition gegen die Verallgemeinerung von Armut und Krieg ist der revolutionäre Defätismus. Wir müssen den Prozess zur Bildung einer internationalen und internationalistischen revolutionären Partei vorantreiben, und dies ist nur durch konkrete Aktivitäten der Revolutionäre möglich. Wir müssen unsere Interventionskapazitäten weiterentwickeln.

In den letzten 25 Jahren hat das IBRP einen Erfahrungsschatz und das theoretische Rüstzeug entwickelt, welches heute als Bezugspunkt für den Aufbau einer revolutionären proletarischen Organisation dienen kann. Aber um in dieser Hinsicht erfolgreich zu sein, müssen wir gleichermaßen in qualitativer wie quantitativer Hinsicht Schritte nach vorn machen.

Obwohl das Büro eine politische Organisation mit einer hohen politischen Homogenität ist, agiert es derzeit leider nur als ein Koordinierungsinstrument seiner Sektionen, weswegen bestimmten Aktivitäten Grenzen gesetzt sind.

Von daher sollte der Vorschlag der Genossen der CWO eine Art Internationales Sekretariat einzurichten eingehend diskutiert werden. Um flexibel zu agieren, sollte es aus einer begrenzten Anzahl Genossen bestehen, die von den Sektionen bestimmt werden. Seine Aufgaben bestünden neben der besseren Koordinierung der Sektionen, im Knüpfen neuer Kontakte zu Gruppen und Einzelpersonen und in der Einschätzung der verschiedenen Elemente des proletarischen politischen Lagers. Wir reden hier über eine kontinuierliche Aktivität, die theoretische Erarbeitung von Dokumenten, Artikeln und von Propagandamaterial, um die gegenwärtige Isolation zu durchbrechen und so schnell wie möglich einen neuen Zyklus internationaler Konferenzen zu eröffnen, der sich das explizite Ziel der Gründung einer neuen Internationale setzt, ohne die der kapitalistischen Barbarei nicht Einhalt geboten werden kann.

Internationales Büro für die revolutionäre Partei


Partito Comunista Internazionalista
Communist Workers Organisation
Gruppe Internationaler SozialistInnen
Internationalist Workers Group/ Groupe Internationaliste Ouvrier
Bilan & Perspectives
 

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir von der Internationale SozialistInnen (GIS) zur Veröffentlichung. Erstveröffentlicht wurde er auf deren Website.

GIS ist ein marxistischer Diskussions– und Arbeitszusammenhang. Deren Orientierungspunkt ist die Tradition der Kommunistischen Linken, einer Strömung die frühzeitig Nationalismus und Stellvertreterpolitik bekämpft, und die Ideen des revolutionären Marxismus gleichermaßen gegen Stalinismus und Sozialdemokratie verteidigt hat. Als globales System kann der Kapitalismus nur international bekämpft und überwunden werden. Deswegen ist die GIS Teil des Internationalen Büros für die revolutionäre Partei (IBRP), einem internationalen Zusammenschluss linkskommunistischer Gruppen und Organisationen, dessen Ziel es ist durch politische Klärung, Diskussionen und Interventionen einen Beitrag für den Aufbau einer neuen kommunistischen Weltpartei zu leisten.

GIS fordert alle jene, die sich mit dieser Perspektive identifizieren können auf, mit ihnen in Kontakt zur treten und aktiv am Kampf für den Sozialismus teilzunehmen.
Kontakt: gruppe-inter-soz@gmx.net  Website: www.ibrp.org  oder www.gis.de.vu