Kosova kennt
Armut und Massenelend in erschreckendem Ausmaß. Das Land hat
ein geschätztes Bruttonationaleinkommen von 1.100 Dollar pro
Kopf. Dieser Wert ist mit Äthiopien oder Sambia vergleichbar.
Im Vergleich zu den jüngsten EU- Mitgliedern Bulgarien und
Rumänien, ist das Bruttonationaleinkommen zehn Mal niedriger.
Der Politologe Behlul Beqaj erklärte: „Unterernährt sind 50
Prozent der Bevölkerung und 15 Prozent haben nichts zum Essen.
Rund 330.000 Menschen haben keine Arbeit.“ Große
Unzufriedenheit herrscht auch bei den 75.000 Rentnern und
25.000 Lehrkräften . Knapp ein Drittel der knapp zwei
Millionen Einwohner Kosovas ist unter 14 Jahre alt. Jedes Jahr
melden sich immer mehr Arbeitssuchende. Die EU Bürokraten
sehen in der Geburtenrate eine „große Belastung“. Besonders
befürchten sie, dass immer mehr Arbeitssuchende den „
europäischen Arbeitsmarkt belasten könnten“. Die Agentur
Reuters schreibt dazu: -„Rund 375.000 Kosova-Albaner arbeiten
in den USA, Deutschland, der Schweiz oder anderen
Industriestaaten. Jährlich schicken sie, wie der Ökonom
Ibrahim Rexhepi erklärt, “an die 450 Millionen Euro“, nach
Hause. „Das macht 50 Prozent des gesamten Haushalts aus. Ich
weiß nicht, wie wir ohne diese Geldquelle überleben würden, da
Kosovo Güter im Wert von 1,5 Milliarden Euro einführen muss
und mit Exporten nur 150 Millionen Euro einnimmt.“-
Ökonomische Realitäten
Trotz oder gerade wegen der
brutalen Privatisierungsorgie, ist der öffentliche Sektor immer
noch der größte Arbeitgeber des Landes. Dort gibt es einen
Mindestlohn von 120 Euro im Monat. In den privatisierten
Betrieben wird hingegen nur ein Durchschnittseinkommen von 80
Euro im Monat erzielt. Für die Beschäftigten in diesem Bereich
gibt es keinerlei Kündigungsschutzgesetz. Die Hälfte der
privaten Wirtschaft besteht aus Einzelhandel. Die meisten
Kleinkapitalisten beschäftigen nur zwei oder drei Leute zu
Niedrigstlöhnen. Der große Rest versucht schwarz zu arbeiten
und wartet auf die Geldspritze der im Ausland lebenden
Verwandten.
Die Pläne der EU Bürokratie
und ihrer Kollaborateure
Herr Thaci beschwor bei seiner
Regierungserklärung, die Segnungen großer privater Investitionen
in Kosova. Angeblich liege die Perspektive in der Öffnung der
Märkte für ernsthafte Auslandsinvestitionen und in der Öffnung
der Grenzen. Mit dieser fatalen Perspektive werden mehrere Dinge
vollständig ignoriert. Die EU- Beamten in Prishtina werben
vehement für den Standort Kosova, unter Hinweis auf die
„billigen Arbeitskräfte“ und den Rohstoffreichtum. Zudem werden
niedrige Steuern für Investitionen in Kosova in Aussicht
gestellt. Ergo dem internationalem Kapital wird die Arbeitskraft
der Menschen in Kosova auf der Basis von Hungerlöhnen angeboten.
Gleichzeitig bietet man im Rahmen des gegenwärtig auf dem Balkan
laufenden Steuersenkungswettbewerbes praktisch dem Kapital das
Land und seinen Reichtum umsonst an. Bis vor einigen Monaten
prahlte Serbien mit einem Körperschaftssteuersatz für
Kapitalgesellschaften von nur 10%. Kurz darauf unterbot
Montenegro, Serbien mit einem Satz von 9%. Letzteres führte in
Albanien dazu, die Körperschaftssteuer vollständig
abzuschaffen. Selbstverständlich bleibt in diesem ruinösem
Wettbewerb fast nichts mehr, um soziale Leistungen durch das
Staatsbudget zu finanzieren. Dieser Wettbewerb zugunsten
kapitalistischer Extraprofite ist die generelle Strategie der
EU. Bekanntlich wird jetzt UNMIKISTAN- Kosova, in
EUMIKISTAN-Kosova verwandelt. Die Kosova Treuhandagentur AKM
bleibt im Land und wird weiter den Reichtum Kosovas systematisch
entwerten und privatisieren. Jetzt geht es um die großen
Filestücke. Die AKM Bürokraten in Prishtina werden nicht müde
den „Reichtum an Bodenschätzen“ zu preisen. Mehr als 20
Milliarden Tonen Blei und Zink, rund 15 Milliarden Tonen
Braunkohle und ebenso viel Nickel liegen unter der Erde. Weitere
Metalle oder Agrarprodukte sollen laut AKM, die Exportschlager
sein. Selbstverständlich soll dieser natürliche Reichtum Kosovas,
zu Schleuderpreisen auf dem kapitalistischen Weltmarkt angeboten
werden.
Privatisierung der
Energieversorgung geplant
Verschiedene Konzerne haben
die Absicht sich den Energiesektor Kosovas unter den Nagel zu
reißen.. Der Kosova Energie-Konzern KEK produziert in
Moment nur 800 Megawatt Strom täglich. Die Provinz alleine
verbraucht 1.000 Megawatt. Dies wurde durch jahrelanges
Missmanagement durch die UNMIK Manager erreicht. Dahinter
verbirgt sich eine gezielte Entwertungsstrategie, gegenüber den
Energieblöcken Kosova A und Kosova B. Die Agentur Reuters
bemerkt dazu: „In diesem Jahr soll aber der Auftrag für den Bau
eines dritten Kohlekraftwerks international ausgeschrieben
werden. KEK-Sprecher Nezir Sinanin sagt: „Kosovo A, das alte
Kraftwerk, gebaut in den Sechzigern, sollte nur noch sieben
Jahre am Netz bleiben. Kosovo B sollte bis 2024 funktionsfähig
sein. Kosovo sollte dank großer Kohlevorkommen Strom exportieren
können. Dies sollte das neue Kraftwerk Kosovo C ermöglichen. Es
soll bis 2014 fertig gestellt werden und 2.100 Megawatt
produzieren können. Kosovo C wird nur die Kohle aus der Nähe des
Kraftwerks nützen, nicht die aus dem Norden.” Was den Menschen
nicht gesagt wird ist, dass hinter dem Projekt die Absicht steht
aus Kosova den Stromproduzenten in der Region zu machen.
Letzteres geben die Braunkohlevorkommen auch her. Natürlich wird
diese Möglichkeit- Einkommen zu erzielen privatisiert. Dies wird
mit weiteren Verlusten von Arbeitsplätzen und weiteren
Preissteigerungen verbunden sein. Es geht schließlich um den
Profit, den verarmten Menschen Kosovas wird dann einfach der
Strom aus betriebswirtschaftlichen Gründen abgedreht. Die
eventuellen energietechnischen Möglichkeiten werden nur noch
zahlungskräftige Kunden in Kosova, Mazedonien Bulgarien usw.
nutzen können. Außerdem akzeptiert das Projekt Kosova C die
Teilung Kosovas. Denn das Projekt verzichtet auf die nördlichen
Zipfel des Landes und die dortigen Ressourcen.
Handelspartner Serbien
Auf absehbare Zeit bleibt
Serbien, neben Mazedonien und Kroatien der wichtigste
Handelspartner Kosovas. Gegenwärtig droht Belgrad mit einem
Wirtschaftsembargo sollte Kosova formal die Unabhängigkeit
erhalten. Dies würde einen Preisanstieg von mindestens 10
Prozent vor allen Dingen für Grundnahrungsmittel auslösen.
Reuters bemerkt dazu: „. Die Preise in Pristina sind jetzt
schon auf EU-Niveau. Und bezahlt wird offiziell in Euro“.
Fazit
Die ökonomische Perspektive
Kosovas unter den Prämissen des kapitalistischen Neoliberalismus
und Kolonialismus sind mehr als düster. Notwendig ist ein
wahrhaft sozialistisches Programm um den Menschen eine
Perspektive bieten zu können. Ansätze dazu gibt es in Kosova
genug. Die Unzufriedenheit mit der politischen Kaste ist enorm
angestiegen. Die „ Internationalen“ werden als Feinde begriffen
und der Widerstand gegen die Privatisierungspolitik wird größer.
Wirkliche Unabhängigkeit und Freiheit kann es nur auf
antikapitalistischer Basis geben.
Editorische
Anmerkungen
Den Text erhielten wir
vom Autor zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe.