Des Revisionismus letzte Weisheit

von Abram Deborin
 

01/08

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Einleitende Bemerkungen
der Redaktion (
der Zeitschrift 
„Unter der Fahne der Revolution“)
zum Text und dem Autor

Den folgenden Text von Abram Deborin veröffentlichen wir aus mehreren Gründen in der ersten Ausgabe von Unter der Fahne der Revolution. Erstens zeigt er die theoretischen Verbindungslinien zwischen der reformistischen Sozialdemokratie und der religiösen, philosophisch-idealistischen Weltanschauung. Im Gegensatz zu den Behauptungen vieler sogenannter MarxistInnen ist der tatsächliche, unverfälschte Marxismus nicht bloß eine besonderen Analyse der inneren Mechanismen der kapitalistischen Ökonomie oder eine Auffassung der notwendigen politischen Strategie der ArbeiterInnenklasse. Der Marxismus ist weit mehr – er ist eine in sich geschlossene Weltanschauung, deren Methode alle Einzelwissenschaften, angefangen von der Ökonomie, die Politik, Kultur bis hin zu den historischen und Naturwissenschaften, durchdringt und miteinander verbindet. Diese Methode, dieser ‚Ariadnefaden’ – wie es ein anderer marxistischer Philosph und Schüler Deborins, Iwan K. Luppol, bezeichnete – ist die materialistische Dialektik. (1) Abram Deborin selbst definiert das Verhältnis der Philosophie zu den Einzelwissenschaften folgendermaßen:

Die materialistische Dialektik als umfassende Methodologie muß alle konkreten und empirischen Wissenschaften durchdringen, denn sie ist sozusagen die Algebra-Wissenschaft, die die inneren Beziehung in den konkreten Inhalt hineinbringt.“ (2) 

Der Reformismus ist jene bürgerliche Strömung innerhalb der ArbeiterInnenbewegung, welche die Privilegien und Interessen der Bürokratie in Partei und Gewerkschaft ausdrückt, die sich der proletarischen Basis bedienen, um sich der herrschenden Klasse als deren Handlanger anzudienen. Der Reformismus nimmt heute in Österreich v.a. die Gestalt der Sozialdemokratie an – und dazu zählt auch der sogenannte „linke“ Flügel wie „Genosse Buchinger“ und die SJ-Führung. Gruppierungen wie die KPÖ stellen mittlerweile – außerhalb der Steiermark – nur eine Bonzai-Variante des Reformismus dar. Heute steht mit Alfred Gusenbauer ein bekennender Katholik an der Spitze der SPÖ und auch die KPÖ-Führung um Walter Baier biedert sich seit Jahren an die katholische Fokulare-Bewegung an und marschierte sogar artig zur Messe in den Stephansdom. Das ist natürlich kein Zufall, haben doch diese Leute den Marxismus nie als Weltanschauung begriffen geschweige denn verstanden.

Umso wichtiger ist es für wirkliche, also orthodoxe MarxistInnen, den ideologischen Klassenkampf gegen die religiös-idealistischen Tendenzen in der ArbeiterInnenbewegung und der Linken zu führen. Das Motto der kommunistischen Theoriezeitschrift Unter dem Banner des Marxismus hat für uns heute nichts an Gültigkeit verloren:

Indem wir uns schlagen unter dem Banner der optimistischen Weltanschauung des revolutionären Proletariats, indem wir uns schlagen unter dem Banner des Marxismus, erklären wir jeder Art von Religion, jeder Art von Idealismus, jeder Art von Entstellung und Verfälschung der Wissenschaft den Krieg.“ (3) 

Schließlich wollen wir damit einen heutzutage zwar unbekannten, tatsächlich jedoch einen größten marxistischen Philosophen seit dem Tode Lenins vorstellen. Wir wollen daher auch eine kurze Biographie Deborins darlegen: Abram Moiseevič Deborin wurde 1881 in Kovno (Litauen) geboren. (4) Nach Abschluß einer staatlich-jüdischen Schule erlernt er das Schlosserhandwerk. Er schließt sich einem illegalen marxistischen Arbeiterzirkel an und wird bald von den staatlichen Behörden ausgewiesen. 1903 geht er in die Schweiz ins Exil, wo er sich Lenin und den Bolschewiki anschließt. Er studiert Philosophie an der Universität in Bern und veröffentlicht bereits trotz seines jungen Alters Beiträge in der „Neuen Zeit“, dem unter der Leitung von Karl Kautsky herausgegebenen theoretischen Organ der deutschen Sozialdemokratie die gleichzeitig auch die einflußreichste Theoriezeitschrift in der II. Internationale vor 1914 darstellt. 1907 trennt er sich von den Bolschewiki und unterstützt die Menschewiki bis 1917, um sich danach wieder der Partei Lenins anzuschließen. Während der Revolution 1917 hält er sich in der Stadt Poltava auf, wo er zum Vorsitzenden des Sowjets gewählt wird.

Bereits vor der Revolution widmet er sich intensiv Fragen der marxistischen Philosophie. Sein Lehrer und Begründer des russischen Marxismus – Grigori Plechanow – gibt im Jahre 1916 dessen bereits 1908 verfaßtes Buch „Einführung in die Philosophie des dialektischen Materialismus“ heraus. Lenin schrieb damals einige Kommentare zu diesen Frühschriften Deborin. (5)

Nach der Revolution widmet er sich der marxistischen Lehrtätigkeit und unterrichtete am Institut der Roten Professur, der Kommunistischen Akademie, am von David Rjazanov geleiteten Marx-Engels-Institut (auch Rjazanov, der beste Marx-Kenner des 20. Jahrhunderts, wurde 1931 wie Deborin ein Opfer der stalinistischen Säuberungen) sowie der Sverdlov-Universität. Er entwickelte in den 1920er Jahren eine äußert umfangreiche literarische Tätigkeit und wird zum führenden und einflußreichsten Vertreter der dialektisch-materialistischen Philosophie. Einer seiner Anhänger beschrieb seinen Status unter den StudentInnen der Philosophie mit den Worten, Deborin sei „der Engels der Gegenwart“.

Die unter seiner Leitung herausgegebene marxistische Theoriezeitschrift Pod Snamenem Marxisma (Unter dem Banner des Marxismus) spielte in den 1920er Jahren eine zentrale Rolle für die Entwicklung und Ausarbeitung der marxistischen Weltanschauung nach dem Tode Lenins. Es war daher nur logisch, daß die stalinistische Bürokratie 1930 Deborin und die Redaktion als „idealisierende Menschewisten“ und verantwortlich für die „philosophischen Grundlagen des Trotzkismus“ denunzierte und zerschlug. Danach degenerierte die Zeitschrift zu einem unwissenschaftlichen, vulgär-„marxistischen“ Rechtfertigungsorgan der an die Macht gekommenen bürokratischen Kaste. Deborin selber kapitulierte unter dem Druck der Bürokratie und stirbt 1963 eines natürlichen Todes.

Seine philosophischen Werke wurden leider nur teilweise auf deutsch übersetzt und sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie wir meinen, und wir beabsichtigen daher, in den Spalten zukünftiger Ausgaben von „Unter der Fahne der Revolution“ sowohl Arbeiten Deborins und seiner Anhänger sowie eine Würdigung dieser zu veröffentlichen. Die marxistische Weltanschauung muß gerade in der heutigen Epoche der revolutionären Umbrüche und ideologischen Verwirrungen verteidigt und weiterentwickelt werden. Revolutionäre KommunistInnen können es sich nicht leisten, auf das Studium der Arbeiten eines der größten marxistischen Philosophen seit dem Tode Lenins zu verzichten.

Abschließend noch der Hinweis auf die Quellenangabe. Deborins Artikel beruht auf einen Vortrag, den er auf der Tagung der Gesellschaft streitbarer Materialisten vom 28. November 1924 hielt. Er erschien in der deutschsprachigen Theoriezeitschrift „Unter dem Banner des Marxismus“ (1. Jahrgang (1925-26), Heft 1, S. 64-89).

Fußnoten

(1) Iwan K. Luppol: Lenin und die Philosophie. Zur Frage des Verhältnisses der Philosophie zur Revolution (1928), S. 13

(2) Abram Deborin: Materialistische Dialektik und Erkenntnis (1925); in: Abram Deborin: Dialektik und Erkenntnis (russ.) (1929); zitiert in: Predrag Vranicki: Geschichte des Marxismus, Band 2, S. 582

(3) Geleitwort der Reaktion: „Unter dem Banner des Marxismus“, 1. Jahrgang (1925-26), Heft 1, S. 7f.

(4) Folgende biographische Angaben beruhen auf Rene Ahlberg: „Dialektische Philosophie“ und Gesellschaft in der Sowjetunion, Berlin 1960, S. 12

(5) Siehe W. I. Lenin: Philosophische Hefte, in: Lenin Werke Band 38, S. 572-581


 

I.

Der Revisionismus betrat die Arena der Geschichte mit dem Anspruch, den Marxismus von seinen angeblich „unwissenschaftlichen“ Elementen, denen in erster Reihe der Materialismus und die Dialektik zugezählt wurden, zu „säubern“. Der Vater des Revisionismus, Eduard Bernstein, zeichnete sich niemals durch besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Philosophie aus, weshalb ihm der Marxismus, als einheitliche Weltanschauung, stets ein Buch mit sieben Siegeln geblieben ist. Nichts natürlicher daher, daß, als unter dem Druck der zur sozialdemokratischen Partei gestoßenen kleinbürgerlichen und spießbürgerlichen Elemente die Revision des Marxismus einsetzte, sich just Eduard Bernstein an die Spitze dieser Bewegung stellte. Im philosophischen Teil kritisierte der Revisionismus am Marxismus in der Hauptsache die dialektische Methode und materialistische Geschichtsauffassung. Die Dialektik wurde als ein dem Marxismus völlig wesensfremdes, mit wissenschaftlicher Erkenntnis angeblich überhaupt unvereinbares Element hingestellt. Von sicherem bürgerlichen Instinkt geleitet, erstrebte der Revisionismus den Ersatz der revolutionären Dialektik durch vulgären Evolutionismus, der im Gegensatz zu ersterem die Möglichkeit von Revolutionen verneint und die Herrschaft des Prinzips stetiger Aufeinanderfolge postuliert.

Neben der Dialektik wurde auch der Materialismus, der alle Erscheinungen der Natur wie der Geschichte vom Standpunkte der Kausalität und objektiven Notwendigkeit aus betrachtet, durch den Revisionismus einer starken Kanonade unterworfen. Als einzig wissenschaftliche Weltanschauung schließt der Materialismus natürlich auch den Atheismus in sich, so daß der Angriff auch ihm galt.

Nachdem der Revisionismus den Materialismus abgelehnt hatte, schwenkte er zum Kantschen Idealismus ab. Eines schönen Tages verwandelten sich alle Revisionisten in „furchtbar gesittete“ Leute und begannen das Primat der Ethik über die Wissenschaft und das der Theologie über die Kausalität zu predigen. Der Rückzug vor der wissenschaftlichen Weltanschauung Marx’ vollzog sich auf der ganzen Front angeblich im Namen der Wissenschaft, in Wahrheit dagegen im Namen der  Interessen kleinbürgerlicher Mitläufer der Sozialdemokratie, die fest am Glauben hängen.

Die Revisionisten hatten seinerzeit seitens der orthodoxen Marxisten eine gebührende Abfuhr erhalten. Im Verlaufe einer beträchtlichen Zeitspanne stand der revisionistischen Strömung der linke revolutionäre Flügel gegenüber. Der Revisionismus erstarkte indessen immer mehr. Schließlich hatte er alle revolutionären Elemente aus der Sozialdemokratie endgültig verdrängt. Gegenwärtig ist die gesamte Sozialdemokratie einheitlich revisionistisch. Das Jubiläum des 70. Geburtstages Kautskys, der einst an der Spitze des orthodoxen Flügels der internationalen Sozialdemokratie gestanden hatte, setzt in dieser Beziehung einen endgültigen Strich unter die Vergangenheit. Dieses Jubiläum offenbart die radikale Liquidation just jenes Marxismus, an dessen Spitze einst derselbe Kautsky gestanden.Welche Ironie der Geschichte!

Hatte die deutsche Sozialdemokratie einmal als revolutionäre proletarische Partei ihre Existenz eingebüßt, so mußte sie sich natürlich auch auf ideologischem Gebiet vom Marxismus endgültig lossagen. Man könnte hier einwenden, das sei bereits längst geschehen. Gewiß, im Wesentlichen stimmt das. Doch muß dabei im Auge behalten werden, daß erstens die Sozialdemokraten auch heute noch ohne eine marxistische Phraseologie schwer auskommen können, daß diese daher noch lange Zeit beibehalten wurde; zweitens, scheint uns, daß bisher den konkreten ideologischen Prozessen, die mit dem „Umlernen” der Sozialdemokratie zusammenhängen, nur geringe Aufmerksamkeit gewidmet worden ist. Welchem Ziele treibt die Ideologie der sozialdemokratischen Führer zu? Das ist die Frage, die jeden Marxisten interessieren muß.

Wir sind überzeugt, daß viele überrascht sein werden, zu erfahren, daß die Ideologen der Sozialdemokratie, die sich von der marxistischen „Last” befreit haben, sich nichts Geringerem widmen als dem Ausbau einer neuen sozialistischen Religion. Begann der Revisionismus seine Karriere mit der Entfernung aller angeblich unwissenschaftlichen Elemente aus dem Marxismus, so vollendet er nun seine Karriere, wie zu erwarten und von den orthodoxen Marxisten längst vorausgesehen worden war, mit der Bankrotterklärung der Wissenschaft, d. h. mit dem prinzipiellen Verzicht auf die Wissenschaft zugunsten des Glaubens, zugunsten der Religion.

Wie die Russen Bulgakow, Struve und Berdjajew, verzweifeln nun auch die Ideologen der deutschen Sozialdemokratie an der Wissenschaft, suchen sie und finden sie ihre Rettung allein in der Ethik und Religion. Sie bespeien jetzt auf alle Art ihre eigene stümperhafte Revolution und suchen zu beweisen, Krieg und Revolution hätten alle Welt von der Unzulänglichkeit des Marxismus augenfällig überzeugt. Der Marxismus habe ihrer Meinung nach Bankrott gemacht, weshalb eine neue Revision desselben im Geiste einer ethischen und religiösen Weltanschauung erforderlich sei.

Um das zu belegen, seien hier einige Stellen aus Artikeln verschiedener sozialdemokratischer Literaten angeführt.

Ein gewisser Arthur Bonus weist in einem 1919 in den „Sozialistischen Monatsheften” unter dem Titel „Religion und Revolution” erschienenen Artikel nach, daß sich Marx’ Negation der Religion den Anschauungen bürgerlicher Aufklärer des 18. Jahrhunderts anschließe. Besagter gottesfürchtiger Mann stellt den Marx’schen Anschauungen über die Revolution allen Ernstes die Lehre Christi entgegen. Während Marx auf dem revolutionären Standpunkt stehe und das Proletariat zum Sturze der Herrschaft der Bourgeoisie auffordere, habe „unser Herrgott Jesus Christus“ niemals zum Aufstand aufgefordert noch die Notwendigkeit des staatlichen Umsturzes eingesehen. Der revolutionären Gewalt habe Christus die Kraft des Wortes und des Geistes entgegengestellt. „Und so liegt auch die Zukunft der Arbeiterbewegung“, führt unser neugebackener Apostel aus, „in der Vorbereitung und dem Vertrauen auf die Kraft des Geistes, der ohne Gewaltanwendung siegt.“ (1)

Ein weiterer Apostel neuer Religion, namens Hans Ehrenberg, beweist, daß alles Übel der bürgerlichen Wissenschaft der naturwissenschaftlichen Weltanschauung und dem Geiste der Kritik entstamme. Zum Glück sei damit jedoch noch nicht die ganze Arbeiterklasse vergiftet. „Nur ein kleiner Teil der Arbeiterschaft“, schreibt Ehrenberg, „ist von dem Bildungshochmut des akademischen Bürgertums angesteckt worden und hat sich von Bibelkritik und naturwissenschaftlicher Weltanschauung seine religiösen Gefühle verderben lassen.“ Der Arbeiter habe sich bisher, dank der feindseligen Stellung der Kirche zum Sozialismus, der Religion gegenüber indifferent verhalten. „Bisher hat die christliche Religion nur das Kleid des Bauern und das des Bürgers getragen; das Kleid des Arbeiters ist der Kirche unbekannt gewesen und bis jetzt auch unbekannt geblieben“, kündet uns derselbe Verfasser weiter. Jetzt sei die Zeit gekommen, in der der Arbeiter dem Christentum seinen Stempel aufzudrücken, es zu seiner Religion zu machen habe.

Natürlich sind die Apostel der neuen „sozialistischen Religion“ auch um das Erfinden entsprechender Formen des Gottesdienstes besorgt. „Daß es an Religion in den Gottesdiensten fehlt“, schreibt einer der heiligen Väter der neuen sozialistischen Kirche, „liegt vor allem daran, daß die neue Frömmigkeit noch nicht den Weg zur Darstellung ihres Fühlens gefunden hat“.

Ein gewisser Perthel vertieft die Frage und resümiert die Aufgaben des Sozialismus in einem „Frömmigkeit und Sozialismus“ überschriebenen Artikel wie folgt: „Eine neue Zeit steht vor der Tür, die auch hier eine neue Wirklichkeit schaffen wird. Aufgabe des Sozialismus wird es sein, die Frömmigkeit von der zu kurzen Zielsetzung auf das Ich zu befreien, Aufgabe der Frömmigkeit, den Sozialismus mit letzten ewigen Kräften zu durchströmen.“ (2)

So also sehen die Aufgaben des Sozialismus aus! Werden sich wirklich Arbeiter finden, die solchem Fieberwahn ernsthaft Gehör schenken? Muß es denn nicht jedem Arbeiter klar sein, daß ihm Steine statt Brot vorgesetzt werden und er mit Kindereien genarrt wird?

Alle erwähnten Verfasser suchen nachzuweisen, daß die Revolution die Unzulänglichkeit des Marxismus oder, wie sie sich ausdrücken, des „ökonomischen Sozialismus“ offenbart habe. Das Grundübel des Marxismus sehen diese Herrschaften in jener atheistischen Denkrichtung, die der materialistischen Weltanschauung Marx’ entspringe. Daher, erklären sie, müsse man den Materialismus und Atheismus entschieden ablehnen und sich auf den Boden des religiösen Sozialismus stellen. Die Revolution sei antireligiös und mit Gewaltanwendung verbunden. Dabei habe man ferner fest im Auge zu behalten, daß sogenannte materielle Revolutionen im Leben der Völker nichts änderten. Religiöse Erlebnisse allein bestimmten den Gang der Geschichte. Der Geist siege ohne jede Gewaltanwendung. Darum müsse der Sozialisierung der Produktionsmittel „eine Sozialisierung des Geistes und Gewissens“ vorausgehen.

Doch selbst der bornierteste Blödsinn besitzt seine Logik. Bestimmt einmal die Religion den Lauf menschlicher Geschichte, ist die Religion erst einmal zur Quelle aller Veränderungen im Leben der Völker geworden, so ist es nur logisch und folgerichtig, zuvor erst eine „Sozialisierung des Geistes und Gewissens“ zu fordern. Nehmen wirklich deutsche Arbeiter ein solches Geschwätz ernst?

Leider erhalten alle diese Narreteien seitens der deutschen Arbeiter nicht die ihnen gebührende Abfuhr. Ja, gewisse, noch rückständige, in religiösen Vorurteilen befangene Arbeiter scheinen immer noch bereit zu sein, ihrem eigenen Henker den für sie bestimmten Strick zu halten.

Das Auftreten der Bonus, Ehrenberg, Perthel, Allwohn u.a. in den „Sozialistischen Monatsheften“, mit der Predigt einer neuen Religion, stellt jedoch keineswegs eine vereinzelte, isolierte Erscheinung dar, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Der religiöse Wahn hat im Gegenteil breiteste Kreise der Sozialdemokratie erfaßt. Wie wäre es sonst zu erklären, daß in dem vor dem Görlitzer Parteitag der SPD, der das alte Erfurter Parteiprogramm liquidierte, herausgegebenen Sammelheft zur Programmrevision die gleichen Ideen wie in den „Sozialistischen Monatsheften“ entwickelt wurden? Darin führt beispielsweise Gustav Radbruch zur Religionsfrage folgendes aus: „Daß eine gemeinsame Weltanschauung, eine neue Religiosität in der Arbeiterklasse im Entstehen ist, kann kein feineres Ohr überhören. Gerade in dem empörten Aufschrei gegen die Kirche und ihre Pfarrer, wie man ihn bei den Kämpfen um die weltliche Schule sooft hörte, wird schmerzlich enttäuschte Sehnsucht nach Religion deutlich vernehmbar. Und nicht nur Sehnsucht — jene weltfromme und diesseitsfrohe Religiosität selber wird in ihren Grundlinien schon erkennbar. Gerade auf Grund der materialistischen Geschichtsauffassung mußten wir ja erwarten, daß auch das empordrängende Proletariat einen kulturellen, einen religiösen ‚Überbau‘ über sich hinaus setzen werde. Religion ist Privatsache — das mag richtig sein in der Bedeutung, daß Religion nicht Staatssache sei; unrichtig ist es sicherlich in dem Sinne, daß Religion nur Sache des einzelnen, nicht Sache der Gemeinschaft sei, Sache der ganzen Arbeiterklasse. Die Privatisierung der Religion in diesem Sinne stünde in schärfstem Widerspruch zur Sozialisierung der Wirtschaft und auch des Geistes, die das Wesen des Sozialismus ausmacht.“ (3)

Das angeführte Zitat ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. Der gelehrte Jurist Radbruch scheint ein außerordentlich scharfes „Gehör“ zu besitzen. Er braucht nur das Ohr an die Erde zu legen, um das Wachsen des neuen religiösen Bewußtseins, die Entstehung einer neuen „Religiosität“ zu vernehmen. Gemäß einem ihm zur Verfügung stehenden sechsten Sinn erkennt er sogar in der Empörung der Arbeiter gegen die Kirche und das Pfaffentum eine Sehnsucht der Arbeiter nach Religion. Das ist dasselbe, als wollten wir sagen, die Empörung der Arbeiter gegen den Krieg bedeute nichts anderes als die Sehnsucht der Arbeiter nach einem Kriege. Im weiteren stellt sich heraus, daß Radbruch im Verein mit Allwohn, Ehrenberg und anderen Federfüchsen der „Sozialistischen Monatshefte“ — Radbruch verfügt nicht nur über ein scharfes Gehör, sondern auch über einen beneidenswerten Gesichtssinn — bereits die Konturen der neuen Arbeiterreligion erkannt hat, über die er sich allerdings wohlweislich ausschweigt. Besonders erheiternd wirkt indessen die Behauptung Radbruchs, gerade die materialistische Geschichtsauffassung fordere, daß man sich einen religiösen „Überbau“ setze. Das zeigt, wie man jede Lehre verdrehen kann. Gestützt auf sein „tiefes“ Verständnis für den Marxismus, fordert Radbruch weiter, die Religion solle Sache der gesamten Arbeiterklasse werden — wozu man mit der Sozialisierung des Geistes zu beginnen habe. Schade, daß die Sozialdemokratie, die seinerzeit die Einsetzung einer wirtschaftlichen Sozialisierungskommission „erzwang“, gleichzeitig nicht auch ein proletarisches Kirchenkonzil zur Sozialisierung der Religion einberufen hat; die Tätigkeit eines solchen Konzils wäre sicherlich ebenso fruchtbringend verlaufen wie die Tätigkeit der wirtschaftlichen Sozialisierungskommission.

An einer anderen Stelle seines „hervorragenden“ Artikels schreibt Gustav Radbruch: „Auch hat die Kirche, und die katholische Kirche mehr noch als die evangelische, eine große Anpassungs- und Aufnahmefähigkeit erwiesen gegenüber den Wandlungen der Wirtschaft und der Weltanschauung. Der Versuch muß auch diesmal gemacht werden, den alten Bau für den neuen Geist zu erobern, ehe man sich entschließt, neben den Ruinen der alten Kirche einen Neubau zu errichten.“ (4)

Wie sich’s einem anständigen Mitglied der Sozialdemokratischen Partei geziemt, ist Radbruch jedoch weit entfernt, etwa zu irgendwelchen radikalen Handlungen auf dem Gebiete der Schaffung einer neuen Religion aufzufordern. Er denkt gar nicht daran, Grundfesten zu erschüttern. Daher, meint Radbruch, solle man keine neuen sozialdemokratischen Kirchen errichten, solange nicht alle Mittel zur Reformation der katholischen und der protestantischen Kirche erschöpft seien. Eine der grundlegenden Aufgaben der Arbeiterklasse besteht somit in der Sozialisierung des Katholizismus und des Protestantismus. Der Antrag Radbruchs an den Parteitag der SPD in der Religionsfrage läuft denn auch in dieser Hinsicht auf folgendes hinaus: „Ermöglichung der Pflege proletarischer Weltanschauung und Religiosität innerhalb und außerhalb der bestehenden Religionsgesellschaften.“

Ein anderer Verfasser konstatiert in einem „Staat und Religion“ überschriebenen Artikel vor allem, daß wir, „die Kraftstoffelei Ludwig Büchners überwunden haben“. Der Verfasser des Artikels, J. Meerfcld, will damit sagen, daß sie sich vom Materialismus und damit also vom Marxismus losgesagt, ihn aber mitnichten auf dem Wege wissenschaftlicher Kritik überwunden hätten. Ludwig Büchner ist unseren Christenmenschen zur Vogelscheuche und zum Popanz alter Heuchler geworden.

Wenn diese Herrschaften von Büchner reden, meinen sie in Wirklichkeit den Materialismus schlechthin und den Marxschen insbesondere. Gewiß ist der dialektische Materialismus, von dem unsere Sozialkatholiken keinerlei Vorstellung haben, sehr weit entfernt vom Materialismus Büchners. Dennoch muß offen erklärt werden, daß, im Vergleich zu den modernen sozialdemokratischen Pygmäen, Ludwig Büchner ein wahrer Riese ist. Der Vorzug ersterer vor den Materialisten besteht darin, daß sie „ein größeres Verständnis für die metaphysischen Bedürfnisse besitzen“, wie sich unser unbezahlbarer Verfasser ausdrückt. Nach solchen Erklärungen ist naturgemäß auch die Grundlage für eine „Versöhnung des Sozialismus mit dem Christentum“ gegeben, was auf dem Boden des Materialismus niemals geschehen könnte. Haben wir ja doch in der Partei, sagt er weiter, „dogmengläubige katholische Geistliche, die stramme Marxisten sind“. Und was die Arbeiter betrifft, so „verlangen sie Vertiefung, sie dürsten nach Erkenntnis; stärker als früher drängt sich in ihren, vom Kriege zerrissenen Seelen die Frage Gott und Welt und die Frage, wie durch den Staatsorganismus religiöses Empfinden ausgewertet werden soll, in den Vordergrund“. (5)

Weiter teilt uns der in dieser Frage so kompetente Autor mit, daß „ungemein zahlreiche unserer Parteimitglieder sich aktiv am religiösen Gemeinschaftsleben beteiligen und weder auf die äußeren Formen dieses Gemeinschaftslebens noch auf ihr innerliches Verhältnis zur Religion und Kirche verzichten wollen“. (6)

Wenn die Dinge so liegen, daß es in der Sozialdemokratischen Partei „dogmengläubige katholische Geistliche gibt, die stramme Marxisten sind“, und die große Masse der Parteimitglieder am kirchlichen Leben aktiv teilnimmt, so wird allerdings das Streben sozialdemokratischer Ideologen, den „wissenschaftlichen Sozialismus“ mit dem „rechtgläubigen Christentum“ in Einklang zu bringen, menschlich begreiflich. So tief war die Theorie der Sozialdemokratie noch nie gefallen! Man wäre versucht, über all das zu lachen, besäße die Sozialdemokratie nicht noch einen bestimmten Einfluß auf die Arbeiter. Leider ist die Autorität der Sozialdemokratie bei den Arbeitern noch groß. Darum ist der ideologische Kampf um den echten Marxismus und die Bekämpfung aller seiner Entstellungen, insbesondere aber seiner Ersetzung durch die Theologie, die allerdringendste Aufgabe der Gegenwart.

II.

Die hier besprochene religiöse Bewegung in der Sozialdemokratie hat nun ihren Theoretiker in der Person Max Adlers (7) gefunden, der dieser praktischen religiösen Bewegung die philosophisch-mystische Begründung liefert. Max Adler war stets Kantianer, sowohl in Fragen der Erkenntnistheorie als auch der Ethik. Und das genügt natürlich vollständig, um weitsichtige Leute von der Art des katholischen Theologen Steinbüchel, von dem weiter unten noch die Rede sein wird, hoffnungsvoll zu Adler als dem „Mann der Zukunft“ emporschauen zu lassen. Schon 1921 hatte Steinbüchel prophezeit, die Brücke vom Marxismus zur Religion würde dereinst der ethische Sozialismus schlagen.

Der Revisionismus stellt die theoretische Verfälschung des Marxismus durch die bürgerliche Ideologie dar. Der „radikale“ Max Adler hat von jeher die bürgerliche Ideologie in der marxistischen Weltanschauung kultiviert. Da nun der Kantianismus unter den modernen Ideologen der Bourgeoisie die größte Verbreitung genießt, ist es nur zu natürlich, daß sich der ideelle Einfluß der Bourgeoisie auf das Proletariat in Versuchen einer Kombination von Kantschem Idealismus und Marxismus geltend machte.

Marx hat es sich wohl nie träumen lassen, daß der von ihm eingeführte wissenschaftlich tiefe Begriff des vergesellschafteten Menschen mit der Zeit zum Ausgangspunkt einer neuen Religion gemacht werden würde. Nun, Max Adler hat ein ganzes religiös-philosophisches System geschaffen, dem er den Begriff des vergesellschafteten Menschen zugrunde legt, wobei unser Philosoph den vergesellschafteten Menschen in ein mystisches Wesen, einen transzendentalen „kritischen“ Gott, verwandelt.

Nicht unbefleckter Empfängnis verdankt der Adlersche Gott seine Existenz, auch entsprang er nicht dem Haupte Jupiters, sondern lediglich Max Adlers selbst, der ihn im Wege einer Verkoppelung Kants und Marx’ zeugte. Was für Wunder doch heutzutage noch geschehen! Nachdem unser Philosoph den vergesellschafteten Menschen zunächst in ein mystisches Ungeheuer verwandelt, begründet er diese heroische Tat durch Kant, gibt ihr eine religiös-philosophische Unterlage und erhält auf solche Weise eine neue sozialistische Religion.

In der Tat ist jedes individuelle Subjekt ein allgemeines Subjekt, ein vergesellschafteter Mensch. Das besagt, daß in jedem Individuum die Gesellschaft enthalten ist. Gewiß ist nahezu der gesamte Inhalt des individuellen Bewußtseins — alle Vorstellungen, Begriffe und Ideen — ein sozialer Inhalt. Soweit wäre also alles richtig, und all das lehrte uns Marx. Darauf setzt nun aber bei Adler ein unglaublich mystisches Durcheinander ein, daß nur ein „Gott“ entwirren kann. Durch Verkoppelung des Marxschen Begriffes des sozialen oder vergesellschafteten Subjektes mit der Kantschen Erkenntniskritik gelangt Adler zur Postulierung von a priori-Funktionen des vergesellschafteten Menschen und zur Verlegung des gesamten empirischen und realen Inhalts des „Sozialismus“ auf das Bewußtsein dieses sozialen Subjekts. Der „vergesellschaftete Mensch“, nicht der lebendige, konkrete Mensch, sondern das vergesellschaftete Bewußtsein ist somit der Träger des Sozialismus des Geistes und der Demiurg der Wirklichkeit. Es würde uns zu weit führen, wollten wir diese mystische Konstruktion einer ernsthaften Kritik unterziehen. Überdies ist das eine langweilige, sogar sehr langweilige Sache!

Adler erklärt also den „Sozialismus“ zur formal-gnoseologischen (erkenntnistheoretischen, die Red.) Kategorie des vergesellschafteten sozialen Menschen. Wir übergehen hier die Verwechslung der Begriffe „sozial“ und „sozialistisch“. Das transzendentale Bewußtsein Kants stellt sich nach der Lehre Adlers dar als identisch mit dem Marxschen Begriff des vergesellschafteten Menschen. Wie das transzendentale Bewußtsein ein überindividuelles Bewußtsein sei, so bedeute auch der „vergesellschaftete Mensch“ die Überwindung des Individualismus und Bejahung des „Sozialismus“. In diesem Sinne sei Kant gewissermaßen der größte Sozialist gewesen, da er bis zu den letzten Quellen, bis zum Sozialismus des Bewußtseins, zum Sozialismus des Geistes vorgedrungen sei. Es kümmert Adler nicht, daß das transzendentale Bewußtsein Kants zum Unterschied von dem „vergesellschafteten Menschen“ Marx eine rein formale, übergeschichtliche und überempirische Kategorie darstellt und seinem ganzen Wesen nach innerlich widerspruchsvoll ist. Doch, wie erwähnt, können wir hier auf die Einzelheiten der Begründung der Unzulänglichkeit der Theorie des transzendentalen Bewußtseins nicht eingehen. Wir beschränken uns auf obige Bemerkungen.

Das Kantsche überindividuelle Bewußtsein, das über der Wirklichkeit steht und ihr seine Gesetze diktiert, verfügt über eine Reihe von a priori-Funktionen, d. h. von der Erfahrung unabhängiger Funktionen. Mit diesen a priori-Funktionen stattet nun Max Adler seinen „vergesellschafteten Menschen” aus, der (nach Adler) denn auch nichts anderes sei als das transzendentale Subjekt Kants. In voller Übereinstimmung mit Kant akzeptiert Adler drei Arten des Bewußtseins oder drei grundlegende Funktionen desselben: die Erkenntnis-, die Willens (Moral)- und die Glaubensfunktion. So wird die Funktion des Glaubens oder das religiöse Bewusstsein zu einem Element der menschlichen Natur. Der Glaube bildet eine notwendige und allgemeingültige Form des Bewußtseins des vergesel1schafteten Menschen, ohne welchen Bewußtsein überhaupt undenkbar sei.

Max Adler war niemals orthodoxer Marxist. Dennoch hatte er sich bisher nie zu so reaktionären Schlussfolgerungen verstiegen, obwohl die Zulässigkeit solcher Schlußfolgerungen sich aus seiner allgemeinen, idealistischen Weltanschauung ergab. Wir sagen es offen heraus, daß die Religion Adlers weit reaktionärer ist als alle positiven Religionen, denen der primitive, naive Volksglaube heute noch anhängt. Ist doch vom Standpunkt Adlers, wie oben ausgeführt, der Glaube der menschlichen Natur schlechthin immanent, während er andererseits eine synthetische, sowohl Erkenntnisfunktionen als „ethische“ Funktionen in sich schließende Kategorie darstellen soll. Der Glaube sei die bestimmende Funktion und liege deshalb sowohl theoretischer Erkenntnis wie praktischem Handeln zugrunde.

Von diesem mystischen Standpunkte aus erklärt Max Adler weiter, wir seien die Träger transzendentaler Ideen, die jeder Wirklichkeit vorausgingen, seien rein geistige Wesen. Die Religion aber sei die Offenbarung unseres Geistes, d.h. des Geistes des vergesellschafteten Menschen.

Die wissenschaftliche Erkenntnis halte der Kritik schon deshalb nicht stand, weil sie ausschließlich mit den Kategorien der Kausalität und Notwendigkeit operiere, während nichts ohne die Anwendung der Kategorie der Zweckmäßigkeit erklärt werden könnte. Die Entwicklungslehre, der Darwinismus, wie der Marxismus müßten vom Standpunkte der der Welt eigenen immanenten Zweckmäßigkeit einer Revision und Umwertung unterzogen werden. Der geschichtliche Fortschritt, der, laut Adler, in erster Linie im Fortschritt der Vernunft bestehe (da Adler im Einklang mit allen Idealisten, insbesondere Kant und Hegel, die Vernunft zur Grundlage der Welt macht), sei ohne die Idee eines Endzieles, d.h. ohne Gott, ebenso undenkbar wie eine Naturentwicklung überhaupt. Das Leben des Menschen als solches, erklärt Adler, würde, gäbe es keinen Gott, jeden Sinnes bar sein. Die Garantie dafür, daß der geschichtliche Fortschritt nicht innehält, sondern ad infinitum (bis zur Unendlichkeit, die Red.) dauert, wie, daß er zum Triumph des Sozialismus führt, liege in Gott, nicht aber in den objektiven materiellen Bedingungen der Wirklichkeit. Wenn aber Gott die Garantie alles menschlichen Fortschritts und des Triumphes des Endziels ist und der Prophet Adler uns versichert, Gott habe sich die Verwirklichung des Sozialismus zum Ziele gesetzt, so können wir uns jeden Kampf sparen und beruhigt nach Hause gehen. Dem Proletariat bleibt nur übrig zu glauben. Glaube aber versetzt bekanntlich Berge.

Am Schlusse dieses Kapitels scheint es uns am Platze, Adlers Buch einige Proben zu entnehmen, um dem Leser ein Bild der ungewöhnlichen Kraft des religiös-mystischen Enthusiasmus Adlers, besser der ganzen Tiefe seines Sturzes zu geben. So lesen wir z.B.:

„Die Welt des religiösen Bewußtseins ist durch direkte Anschauung nicht zu erfassen. Wir können sie nur in Gleichnissen uns selbst versinnlichen. Wenn wir daher von einem ewigen Leben sprechen und von einem höchsten, allweisen und allmächtigen, allgütigen und allgerechten Wesen, so sind das nur Bilder, unter denen wir uns den ganzen Inhalt dessen deutlich machen, was im religiösen Bewußtsein zum Ausdruck ringt.“ Oder: „Der eigentliche Sinn der Entwicklung liegt gar nicht dort, wo ihn der Naturalismus (lies Materialismus! A. D.) bisher gesehen hat, in der Heranbildung des tierischen Lebens zum Menschen, sondern in der Fortbildung des Menschlichen zum Göttlichen.“ (8)

In angenehmer Erwartung der Verwandlung des Menschen Adler in einen fleischlosen Engel verharrend, gestatten wir uns gleichzeitig, unsere Wartezeit (Zeit ist reichlich genug vorhanden!) zu einer Auseinandersetzung mit andern göttlichen Kreaturen auszunützen, und zwar mit dem Katholiken Theodor Steinbüchel und dem Sozialdemokraten Albert Kranold. 

III.

Die katholische Kirche zeichnet sich, wie bekannt, durch Klugheit, praktischen Sinn, insbesondere aber durch ihre Anpassungsfähigkeit aus. Sie bekämpft mit Feuer und Schwert das Emporkommen neuer Ideen und schreitet selbst zur physischen Vernichtung der „Ketzer“, doch nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Denn sie versteht es, auch rechtzeitig den Rückzug anzutreten, sobald sie sich von der Unvermeidlichkeit des Sieges neuer Wahrheiten, neuer Ideen oder einer neuen gesellschaftlichen Klasse überzeugt hat. Bei allen gesellschaftlichen und ideellen Umwälzungen indessen bleibt sie sich selbst treu, bleibt sie lediglich um die Interessen Gottes, der Kirche und der christlichen Moral besorgt. So ist es daher nur natürlich, daß die katholische Kirche, die sich durch außergewöhnliche Weitsichtigkeit auszeichnet, es versucht, sich in den modernen, erbitterten Kampf der Klassen einzumischen und ihre „Autorität“ ebenfalls in die Waagschale zu werfen. Die katholische Kirche, die die Ideologie der feudalen Klassen widerspiegelt, hat es verstanden, sich nach dem Siege der Bourgeoisie über die feudale Gesellschaft auch unter dem neuen Herrn häuslich einzurichten. Sie hat der Bourgeoisie auf Treu und Glauben gedient und dient ihr noch. Gegenwärtig nun, da die Arbeiterklasse sich anschickt, das Joch der Bourgeoisie abzuschütteln, beginnen, wenigstens in den fortgeschrittensten Ländern, weitsichtige Vertreter des Katholizismus sich bereits dem Sozialismus „anzupassen“. Eifrig und nicht ohne Erfolg studieren sie die Werke von Marx und Engels, Plechanow und Lenin wie auch anderer marxistischer Schriftsteller, in denen sie gesunde Ideen und sogar unstrittige Wahrheiten zu finden vermeinen, die für wahre Christen durchaus annehmbar seien. Sie befassen sich allen Ernstes mit den Problemen des Klassenkampfes, der Diktatur des Proletariats, der sozialen Revolution und der gleichen mehr. Durch katholische Pfaffen entsprechend präparierter Marxismus findet andererseits auch sympathische Aufnahme seitens sogenannter Marxisten-Sozialdemokraten, die, zumindestens in Deutschland und Österreich, endgültig ins Lager der Metaphysik und Religion abgeschwenkt sind. Übrigens ist der Weg zum Pfaffentum auch von einem Idealismus sogar Kantscher Prägung, wie wir gesehen haben, nicht gerade lang. Die Verfälschung des Marxismus hat somit bereits von beiden Seiten her eingesetzt. Es ist auch schwer zu entscheiden, wer hierbei wen bereits übertroffen hat: Die katholischen Theologen die sogenannten „Marxisten“, oder die sogenannten „Marxisten“ die katholischen Theologen.

Diese Tendenz kommt den Sozialdemokraten besonders scharf in einem Artikel Albert Kranolds zum Ausdruck, der in der Karl Kautsky gewidmeten Festschrift erschienen ist und sich „vom Sozialismus als sittlicher Idee“ (9) betitelt.

In diesem Artikel unterwirft der Verfasser das 1921 erschienene Buch des katholischen Theologen Theodor Steinbüchl „der Sozialismus als sittliche Idee“ einer Kritik. Zunächst stellt er fest, daß der Sozialismus unter den Vertretern der katholischen Kirche große Erfolge zu verzeichnen habe, und das Buch Steinbüchls mit Genehmigung der obersten katholischen Kirchenbehörden, die augenscheinlich die ganze Tiefe der Idee der Autonomie der Persönlichkeit, die Idee der Menschenwürde und der sozialen Gerechtigkeit erfasst hätten, gedruckt worden sei. Kranold betont mit Recht, daß in Deutschland dank den Ereignissen des letzten Jahrzehnts eine Annäherung zwischen Katholizismus und Sozialismus stattgefunden habe. Es genügt an das Zusammengehen der Zentrumspartei mit der Sozialdemokratie in den Koalitionsregierungen zu erinnern. Was Wunder daher, daß die sozialdemokratische Praxis der letzten Jahre nun auch einer neuen theoretischen Fundierung bedürfe. Der praktische Opportunismus ist mit dem theoretischen Revisionismus aufs Engste verbunden. Die Koalitionspolitik, die Annäherung zwischen Katholizismus und Sozialismus auf politischen Boden, muss logischerweise auch eine Annäherung in der Theorie nach sich ziehen. Was ermöglichte ein Zusammenarbeiten der Sozialdemokratie mit der Zentrumspartei? Kranold antwortet: Das Zusammenarbeiten war aus dem Grunde möglich, weil die Lehre der Kirchenväter und großen Scholastiker des Mittelalters viele Berührungspunkte mit der sozialistischen Staats- und Gesellschaftslehre aufweise und die Wirtschaftsauffassung der klassischen Epoche des Katholizismus im Mittelalter einen scharf ausgeprägten antikapitalistischen Charakter besessen habe. Außerdem habe sich die katholische Kirche stets durch einen hochentwickelten Wirklichkeitssinn und ein Verständnis für den Geist der Zeit ausgezeichnet. Den Universalcharakter der katholischen Kirche erkläre auch die Tatsache, daß sie sich über nationale Beschränktheit und Klassengegensätze zu erheben für fähig erwiesen habe.

Die katholische Kirche habe sich zum Mindesten seit dem Ausgang des Mittelalters „nicht mehr, wie die protestantische Kirche, mit einzelnen Klassen vollkommen identifiziert“. (Welche Vorsicht im Ausdruck!)

Die Notwendigkeit der Annäherung zwischen Sozialdemokratie und Katholizismus zwing Kranold, die katholische Kirche zu Ungunsten der protestantischen zu idealisieren. Der Protestantismus, entwickelt unser Verfasser weiter, sei geistig mit dem Kapitalismus verbunden. Wie der Kapitalismus eine individualistische Wirtschaftsform darstelle, so repräsentiere der Protestantismus die klassische Form des religiösen Individualismus. Gewiss hätten sich in den letzten Jahrzehnten sozialistische oder antikapitalistische Bestrebungen auch in der protestantischen Kirche geltend gemacht; im großen und ganzen jedoch sei sie dem Sozialismus gegenüber feindselig gesinnt geblieben und verharre bei ihrer kapitalistischen Einstellung.

Anders verhalte sich die Sache mit dem Katholizismus zu dem unser Verfasser zu Folge der langjährigen Verbindung zwischen Zentrum und Sozialdemokratie in heißer Liebe entbrannt ist. Natürlich sei auch der Katholizismus, meint Kranold, lange Zeit der ideelle Ausdruck einer bestimmten Wirtschaftsweise gewesen. Im Mittelalter, in der Epoche der Feudal- und Zunftwirtschaft, hätte die katholische Kirche die Interessen einer bestimmten sozialen Gruppe, z.B. des Rittertums vertreten. Faktisch seien ja – das hebt Kranold selbst hervor – große Kreise der katholischen Kirche auch heute noch mit dem Kapitalismus verbunden. Nichtsdestoweniger bestehe zwischen Sozialismus und Katholizismus eine innere Verbundenheit und Verwandtschaft. Ihrem Wesen nach sei die katholische Kirche stets antikapitalistisch eingestellt gewesen. Die Verwandtschaft zwischen Katholizismus und Sozialismus erkläre sich aus der Ähnlichkeit der Wirtschaftssysteme des Sozialismus und des Feudalismus. Die katholische Ideologie sei vom Geiste der Solidarität durchdrungen, denn sie spiegle ideell das feudale Wirtschaftssystem wider, bei dem das Individuum in der Feudalgruppe aufgegangen sei. Mit der Abschaffung der Feudalwirtschaft sei der Katholizismus seiner sozialen Basis beraubt worden und genötigt gewesen, sich neuen Verhältnissen anzupassen, wobei er sich teilweise von kapitalistischem und individualistischem Geiste habe erfüllen lassen. Doch nur teilweise. Nachdem er der sozialen Basis der er entsprossen verlustig gegangen sei, im Kampfe gegen den Protestantismus aber doch seine „Jungfräulichkeit“ behauptet habe, habe der Katholizismus laut Versicherung des „Sozialisten“ Kranold, eine besondere Stellung über den Klassen bezogen und sei übernational geworden! Die katholische Kirche lasse allen sozialen Gruppen und Klassen eine einheitlich herzliche Fürsorge angedeihen. Ohne sich durch eine der selben fest binden zu lassen, und habe durch Verzicht auf Teilnahme an dem sie umtobenden sozialen Kampfe freiwillig den weltlichen Angelegenheiten entsagt. Auf der andern Seite aber lege sie doch wiederum eine erstaunliche Fähigkeit zur Aufnahme neuer Ideen wie zur Anpassung an neue politische und soziale Verhältnisse an den Tag. Auf diese Weise habe sich die katholische Kirche ihre ganze Unschuld und Reinheit bewahrt und sich im Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte durchaus makellos erhalten.

So habe unsere liebliche keusche Prinzessin nahezu ganze zwei Jahrtausende in Erwartung des wahren Prinzen und Bräutigams, nämlich des modernen Sozialismus, wie angenagelt gesessen. Die katholische Kirche habe im Laufe ganzer, von heftigen Klassenkämpfen, sozialen Umwälzungen und ideologischen Krisen erfüllten Jahrhunderte ein gewissermaßen überirdisches, übergeschichtliches, dem weltlichen Rummel und weltlichen Getriebe entrücktes Dasein geführt. Inzwischen sei aus dem Schoße des Nichts die Arbeiterklasse geboren worden, sei herangewachsen und mannbar geworden. Zu dieser Arbeiterklasse sei nun unsere unbefleckte Jungfrau in lammender Liebe entbrannt. Eines schönen Tages hätte dann die katholische Kirche die Verwandtschaft ihrer Lehre mit jener der großen Denker des Sozialismus einsehen und erkennen müssen. Alle diese schönen Dinge erzählt uns Herr Kranold. Der Leser sieht, daß Kranold, in der doppelten Eigenschaft eines Neukantianers und Sozialdemokraten, seine Mission nicht schlecht erfüllt. Immer wieder sucht er seinen Lesern zu beweisen, der Gegensatz zwischen Katholizismus und Sozialismus sei gar nicht so groß, wie man dies gemeinhin annehme. Auf jeden Fall sollte er. nicht groß sein, sagt unser unbezahlbarer Verfasser.

G. W. Plechanow meinte einmal, man könne den Marxismus verbinden, womit man nur immer wolle, selbst mit dem Spiritismus. Es käme alles nur darauf an, wie man es anstelle. Mit Hilfe des Eklektizismus, schrieb er, ließe sich alles, was einem gerade in den Kopf komme, „verbinden“. Das stimmt natürlich. Aber jede solche eklektische Verbindung besitzt, wie unser Beispiel lehrt, einen realen Untergrund. Die Verbindung des Marxismus mit dem Katholizismus, mit der Lehre der Kirchenväter, ist selbstverständlich logisch ein Unding; aber eine solche „Verbindung“ diktiert die Notwendigkeit der „Verbindung“ des Zentrums mit der Sozialdemokratie. Diese „Verbindung“ kann auf dem Gebiet der Theorie naturgemäß nur ein Eklektiker à la Kranold vollbringen. Als heftiger Gegner des Materialismus und feuriger Anhänger des Idealismus fühlt er die Verwandtschaft mit der Weltanschauung des Katholizismus. Sein Pech ist nur, daß er seinen Idealismus für Marxismus ausgibt und, um den Marxismus Katholiken, Protestanten, Mohammedanern usw. mundgerecht zu machen, ihn gleich allen seinen Gesinnungsgenossen auf alle erdenkliche Art verfälscht.

Wir haben gesehen, was alles Kranold an geschichtlicher Lüge über die Rolle des Katholizismus in Vergangenheit und Gegenwart angehäuft hat. Und all das ausschließlich zu dem Zwecke, der Sozialdemokratie den Katholizismus annehmbar zu machen. Doch verfolgt Kranold noch einen weiteren Zweck, nämlich den einer Verfälschung des Marxismus zur Befriedigung der Wünsche

der Katholiken. Das erste Hindernis, auf das der arme Kranold beim Versuch der Verwirklichung der letztgenannten Absicht stößt, ist die ablehnende Haltung des Marxismus gegenüber der Religion. Dieser Umstand bringt unsern neuen Kreuzritter jedoch keineswegs in Verlegenheit. Er hat die Kantsche Schule durchgemacht. Die „kritische“ Methode und Philosophie hilft ihm aus der Klemme. Von dem gelehrten Kantianer erfahren wir, Marx und Engels hätten die Religion als solche weder geleugnet noch sie als eine historisch bedingte Erscheinung angesehen. Religionen seien, wie alle geschichtlichen Erscheinungen, wohl der Wandlung unterworfen, die Religion als solche jedoch stehe über den Zeiten. Mehr noch: Die Religion bilde einen wesentlichen Teil der menschlichen Natur. Nur ihre verschiedenen konkreten Formen seien Produkte der Geschichte und daher Veränderungen unterworfen. Daher widersetzt sich Kranold der Vorstellung, als könne in der Geschichte der Menschheit einmal eine religionslose Zeit eintreten. Ist einmal Religion mit dem Menschen verbunden, wie der Kopf mit dem Rumpf, so wird der Mensch, so wenig er ohne Kopf leben kann, auch nie ohne Religion auskommen können. Dieser „Kompromiß“ muß alle Gläubigen, insbesondere aber die katholischen Theologen, voll und ganz zufrieden stellen.

Marx und Engels sollen nun derselben Ansicht gehuldigt haben. Man habe sie bisher nur falsch verstanden. Zum besseren Verständnis ihrer Gedanken bedurfte es des Erscheinens des Herrn Kranold, der uns belehrt, daß die Begründer des Marxismus wohl Gegner des Theismus, aber nicht der Religion schlechthin gewesen seien. „Wenn Engels und Marx in einzelnen Äußerungen“ — schreibt unser unvergleichlicher Sophist — „meinen, die Religion müsse vollkommen überwunden werden in einer sozialistischen Gesellschaft, so meinen sie damit, wie man aus den Einzelheiten dieser Äußerungen klar erkennen kann, den, Theismus, die theistische Form der Religion, vielfach nicht einmal jeden Theismus, sondern lediglich die christliche Form des Theismus. Der sozialistische Mensch soll nach ihnen freilich atheistisch, aber nicht areligiös sein.“ (10) A. Kranold hat sich somit durch einen Sprung in die Philosophie gerettet. Aber Engels ist Kranold zuvorgekommen. Um solchen philologischen und etymologischen Tricks zuvorzukommen, hat Engels in ganz unzweideutigem Sinne darauf hingewiesen, daß solche Tricks lediglich den Zweck verfolgen, der idealistischen Philosophie eine Hintertür zu öffnen. Engels schreibt wörtlich: „Religion kommt her von religare und heißt ursprünglich Verbindung. Also ist jede Verbindung zweier Menschen eine Religion (nicht nach Engels Meinung natürlich, wohl aber jener, die ihre Zuflucht zu etymologischen Tricks nehmen. A.D.). Solche etymologischen Kunststücke stellen das letzte Auskunftsmittel der idealistischen Philosophie dar. Nicht was das Wort nach der geschichtlichen Entwicklung seines wirklichen Gebrauchs bedeutet, sondern was es der Abstammung nach bedeuten sollte, das soll gelten. Und so wird die Geschlechtsliebe und die geschlechtliche Verbindung in eine „Religion“ verhimmelt, damit nur ja nicht das der idealistischen Erinnerung teure Wort Religion aus der Sprache verschwinde. Gerade so sprachen in den vierziger Jahren die Pariser Reformisten der Louis Blancschen Richtung, die sich ebenfalls einen Menschen ohne Religion nur als ein Monstrum vorstellen konnten und uns sagten: Donc, Tathelsme c’est votre religion! Wenn Feuerbach die wahre Religion auf Grundlage einer wesentlich materialistischen Naturanschauung herstellen will, so heißt das soviel, wie die moderne Chemie als die wahre Alchimie auffassen. Wenn die Religion ohne ihren Gott bestehen kann, dann auch die Alchimie ohne ihren Stein der Weisen.“ (11) Kranold, der die Religion für ein wesentliches Attribut menschlicher Natur, d.h. für etwas dem Menschen „Angeborenes“ hält, produziert uns also hier seine eigenen „Gedanken“ oder vielleicht die Gedanken Kants. Mit dem Marxismus hat sein Standpunkt nichts gemein. Wir haben gesehen, wie entschieden Engels gegen Feuerbachs Mißbrauch des Wortes Religion protestiert. Mit Recht wollte er selbst das Wort Religion aus der menschlichen Sprache verbannt wissen, da er sich der Schädlichkeit seines Gebrauchs wohl bewußt war. Dabei muß noch betont werden, daß Feuerbach in seinen antireligiösen Bestrebungen so weit ging, daß er die Verbreitung des Atheismus auf diktatorischem, d.h. gewaltsamen Wege für möglich hielt. Heute dagegen erklären sich Philosophen der deutschen Sozialdemokratie bereit, die Religion zum Zwecke der „Annäherung“ an die rückständigsten und reaktionärsten Gesellschaftsgruppen zu bejahen!

IV.

Steinbüchel ist mit den Marxisten und sogar mit den deutschen Sozialdemokraten wegen ihres Verhältnisses zur Religion sehr unzufrieden, doch hofft er, daß der ethische Idealismus der „marxistischen“ Kantianer den Übergang zur religiösen Weltauffassung vermitteln werde. So würde zwischen Christentum und Sozialismus eine feste gegenseitige Verbindung hergestellt und der Gegensatz zwischen Katholiken und Sozialisten verschwinden. Besteht doch der Grundgedanke des Steinbüchelschen Buches just darin, daß der Sozialismus eine sittliche Idee sei, die nur noch einer religiösen Begründung bedürfe. Eine solche Begründung aber vermöge nur der Katholizismus zu geben. Dieser sei bereit, den Sozialismus anzunehmen, selbst einen erheblichen Teil der Marxschen Lehre, doch nur unter der Bedingung der Anerkennung der katholischen Kirche.

Nach Steinbüchel ist das Verhältnis der Sozialisten zur Religion ein unbestimmtes. Diejenigen Sozialisten, die näher zu Marx und Feuerbach stünden, verhielten sich der Religion gegenüber ablehnend und sprächen ihr jeden selbständigen Wert ab.

„Für sie gilt noch heute das 1874 gegen Hohoff geprägte Wort Bebels: »Christentum und Sozialismus stehen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Der sogenannte gute Kern im Christentum ist nicht christlich, sondern allgemein menschlich, und was das Christentum eigentlich bildet, der Lehren- und Dogmenkram, ist der Menschheit feindlich“. (12) Je radikaler die politische Richtung sei, fährt Steinbüchel fort, desto feindlicher sei ihr Verhältnis zum Christentum. Der russische Kommunismus z. B. trete als entschiedener Gegner der Religion auf und kehre erneut zu den alten Dogmen Marx’ und Feuerbachs zurück. (13) Selbstverständlich sei bei den Revisionisten ein toleranteres Verhältnis zur Religion zu verzeichnen. In diesen Kreisen reife allmählich ein tieferes Verhältnis zur Religion heran. Je mehr sich der moderne Sozialismus der Ethik zu orientiere, desto mehr würde er vom Verständnis für die Religion durchdrungen werden. „Die Ethik vermag“, wie er sich ausdrückt, „die Vermittlung zwischen Sozialismus und Religion zu übernehmen.“ (14) An einer andern Stelle hebt er erneut hervor, daß die Annäherung des neuesten Sozialismus an das Christentum nicht über religiös-dogmatische Vorstellungen, sondern über die Ethik erfolge. Das dogmatische Christentum fände vorerst noch keinen Platz im Sozialismus, doch verspüre der Sozialismus bereits eine starke Sehnsucht nach dem Evangelium, was unwiderleglich Willbrandt, Allwohn und eine ganze Reihe Artikel der „Sozialistischen Monatshefte“ bewiesen, in denen in der Tat eine Art neuer Religion, möge sie auch vorläufig noch in ethischer Verkleidung auftreten, gepredigt würde. Darum hat Steinbüchel vollkommen recht, wenn er erklärt, diese „Neigung des Sozialismus zur Religion“ bedeute „die Überwindung der positivistischen Denkweise von Marx“, d.h. die endgültige Abwendung vom Marxismus. Denn Marx stand fest auf dem Boden des Materialismus, während die heutigen „Sozialisten“ längst ins Lager des Idealismus übergegangen sind.

Die philosophischen Anschauungen, die Marx vertreten habe, hätten ihn vom Christentum und von der Religion „abgestoßen“, bemerkt Steinbüchel ganz richtig. Die philosophischen Anschauungen der modernen Sozialisten dagegen müßten diese allmählich zu einem vertieften Verständnis des religiösen Problems bringen. Darum ist unser schlauer und weitblickender Vertreter des Katholizismus bereit, diesen sogenannten ethischen Sozialisten die Hand zu reichen, da diesen der Sozialismus aus einem Gegenstand der Wissenschaft bereits längst zu einem Gegenstand des Glaubens geworden sei. Natürlich hat Steinbüchel von seinem Standpunkte aus vollkommen recht, wenn er darauf hinweist, daß es ohne Gott keine Religion gäbe. Aber leugnen denn die sich für Marxisten ausgebenden Kantianer etwa Gott? Mitnichten. Sogar der „radikale“ Max Adler schreibt in seinem neuen Buche über Kant, daß „das eigentliche Objekt des Glaubens eben jene unbegrenzte Vernunftentwicklung ist, deren bloß empirischer Ausdruck die Entwicklung der Menschheit ist, und daß erst ihretwegen Gott und Unsterblichkeit als theoretisch mögliche und praktisch notwendige Bedingungen dieser Unbegrenztheit unabtrennbare Bestandteile dieses Glaubens werden.“ (15) Der Glaube an Gott in der praktischen Vernunft Kants repräsentiert bei Adler nichts anderes als den Glauben an die Möglichkeit menschlicher Entwicklung. Die Menschheit könne nach ihm ohne einen solchen Glauben nicht auskommen, denn Gott sei der „Bürge“ des Erfolges all unseres Beginnens. Der „radikale“ Max Adler findet im Gotte Kants alle jene Vorzüge vereinigt, ohne die er sich weder den Marxismus noch die menschliche Entwicklung noch auch die der Natur zu denken vermag.

Welche Vorzüge hat der Kantsche Gott gegenüber dem Gott der positiven Religionen? Der alte Gott war Anfang und Ende der Welt; er stand im Mittelpunkt einer unkritischen mythologischen Religion. Der Kantsche, der neue, der „kritische“ Gott dagegen bedinge die menschlichen Erfolge und sei das Mittel zur Verwirklichung der menschlichen Ziele. Diese philosophische Gottesidee unterscheidet sich unseres Erachtens ihrem Wesen nach durch nichts vom alten Gott, mag der „Marxist“ Adler noch so schlaue Kniffe anwenden und hochtrabende Argumente ins Feld führen.

Nachdem Max Adler einmal den von Kant erfundenen „kritischen“ Gott (das Allheilmittel der Kantianer gegen jedes Übel bildet bekanntlich das Wörtchen „kritisch“ oder „transzendental“) sich zum Schutzgeiste auserkoren, ist es nur selbstverständlich, daß er ein ganzes Kapitel seines Buches der Kritik des naturalistischen Entwicklungsgedankens widmet. Dieses famose Kapitel beginnt also: „Es liegt nur an einem Vorurteil, welches durch die unserm Zeitalter bis jetzt noch gewohnte naturalistische Grundauffassung von der Entwicklung fast zur Denknotwendigkeit geworden ist, wenn diese erkenntniskritische Zurückführung des Fortschrittsbegriffs auf einen religiösen Glauben zunächst vielfach auf äußersten Widerstand stoßen wird.“ (16) Darauf wendet sich unser Philosoph aufs entschiedenste gegen die weitverbreitete Ansicht und das herrschende „Vorurteil“, wonach die Entwicklung in Natur und Gesellschaft als ein einheitlicher, umfassender, natürlicher Prozeß, der alle Erscheinungen der Welt zu einer kosmischen Einheit und einem gesetzmäßigen Ganzen zusammenfasse, zu betrachten sei.

Vor allem protestiert Max Adler dagegen, daß die Entwicklung lediglich vom Standpunkt der Kausalität betrachtet und erforscht werde. Jeder Entwicklung liege ein bestimmtes Ziel zugrunde.

Unser Marxist stellt sich daher auf den Standpunkt der Teleologie oder der Zielstrebigkeit, wie er sich mit Karl Ernst v. Bär ausdrückt. Die geologische Entwicklung der Erde oder die kosmische Entwicklung des Sonnensystems stellten nur insoweit eine Entwicklung dar, als sie sich auf ein bestimmtes Ziel bezögen. Im Weiteren unterwirft Adler die Evolutionstheorie Spencers und die Lehre Darwins wegen des ihnen zugrunde liegenden „Naturalismus“ einer scharfen Kritik und nimmt die vitalistische Theorie gegen die physio-chemischen Theorien eines Weißmann und Jacques Loeb in Schutz. Dies die Einstellung Adlers zum Problem der Entwicklung der anorganischen Natur und der Organismenwelt. Was nun die menschliche Gesellschaft betrifft, so paßt Max Adler die Marxsche Lehre auch hier seinen eigenen Wünschen an, indem er sie auf eine ethische, somit religiöse Basis stellt. Die soziale Entwicklung als spezifische Erscheinung des gesellschaftlichen Lebens entspringe lediglich den vom Menschen erstrebten Zielen und dem Glauben an ihre Erreichbarkeit, der der Zielstrebigkeit im Verlaufe der Entwicklung all ihrer Etappen von der instinktiven Überzeugung an bis zur religiösen Gewißheit zugrunde liege. „Das religiöse Bewußtsein“, erklärt zur größten Freude des Herrn Steinbüchel derselbe Adler, „bilde ein wesentliches Moment der Entwicklungsidee im Sinne eines Fortschritts.“ „Man muß nur eben festhalten, was wir aus der Kantschen Kritik des religiösen Bewußtseins als Resultat gewonnen haben, daß das Wesentliche desselben gar nicht in einem bestimmten Bekenntnisse liegt, daher auch gar nicht im Glauben an Gott, sondern daß dieser Glaube an Gott, wo er als religiöses Phänomen vorliegt, selbst nichts anderes ist als eine bestimmte Richtung und Energie des Bewußtseins, nämlich diejenige des Glaubens an einen Sinn des Daseins und der Seelenstimmung, in diesem Sinne zu leben und zu wirken.” (17)

Ein Sozialismus ohne Glauben sei, laut unserm Kantianer, undenkbar. Der Marxismus könne wohl von der Notwendigkeit des geschichtlichen Fortschritts und seiner Entwicklung in der Richtung zum Sozialismus sprechen, aber darüber hinaus bilde der Glaube an die Möglichkeit der Verwirklichung des Sozialismus ein wesentliches Moment dieser Entwicklung. Ohne Glauben sei der Sieg des Proletariats unmöglich. Ohne „Glauben” an den Sozialismus könne man für ihn auch nicht mit der Überzeugtheit von seinem Erfolge und seinem Siege kämpfen.

Nun verhalten sich in Wirklichkeit die Dinge aber so, daß alle religiös gestimmten „Sozialisten“ oder „Marxisten“ hierbei eine unzulässige Begriffsunterschiebung begehen. Mit dem Glauben in religiösem Sinne darf doch nicht ein Glaube oder eine Gewißheit, die auf wissenschaftlicher Erkenntnis beruht, verwechselt werden. Adler dagegen legt uns ein ganzes Buch vor, in dem er Religion, Gott, Seele und ähnliche hehre Dinge in Verbindung mit seinem Glauben behandelt, wobei letzterer an eine „kritisch“ geläuterte Vorstellung über Gott, objektiven Sinn des Lebens, immanente Zweckmäßigkeit des Weltprozesses und dergl. mehr angeschlossen wird. In der Sprache eines religiös eingestellten Menschen besitzt der Glaube einen durchaus eindeutigen Sinn: Er bedeutet die Überzeugung, daß es ein um die menschlichen Dinge wie um eine bestimmte Ordnung in der Natur sich bekümmerndes höheres Wesen gebe. „Der Glaube ist die Daseinsform des religiösen Bewußtseins“, lautet Adlers eigene Definition. Das theoretische Bewußtsein aber beruht nicht auf dem Glauben, sondern auf der Erfahrung, dem Wissen. Das begreift selbst Adler, spricht er doch davon, daß man das, was man wisse, nicht zum Gegenstand eines Glaubens im religiösen Sinne machen dürfe. „Der Glaube hat erst dort seinen Platz, wo ich nichts mehr wissen kann, aber auch nichts zu wissen brauche, weil es hier gar nicht mehr auf ein Wissen, sondern auf ein Wollen ankommt.“ (18) Andererseits aber ergeht sich Adler in Spekulationen über den psychologischen Wert, den die Begriffe Gott und Seele besitzen. Die Gottesidee erscheint Adler als Ordnungsidee. Im kritischen Stadium der Entwicklung der Religion verwandle sich die transzendente Auffassung von Gott in die unserm gesamten Leben immanente Anschauung, wonach wir sowohl uns selbst als den ganzen empirischen Weltprozeß uns als einen Teil eines anders denkbaren intelligiblen Ganzen dächten, das uns in Form von Natur und psychologischer Erfahrung lediglich als Erscheinung gegeben sei. So wird der Gottesbegriff aus einer Vorstellung von einem allgegenwärtigen persönlichen Wesen und Schöpfer der Weltordnung zur Idee dieser Ordnung. Gestützt auf den „Kritizismus“ sucht Adler den Leser von der Notwendigkeit der Anerkennung der Gottesidee und der Unsterblichkeit der Seele seitens der Menschheit zu überzeugen. Seiner Meinung nach seien diese Ideen für uns unentbehrlich, andernfalls das Leben unerträglich werden würde. Diese Ideen entsprängen tiefsten Bedürfnissen unseres Wesens und offenbarten eine zweckmäßige Einrichtung der Welt.

Wir wollen uns bei der Adlerschen Religion nicht länger aufhalten. Wir griffen etliche Stellen aus seinem letzten Buche heraus, um zu zeigen, daß der westeuropäische Sozialismus nicht nur bis auf die Knochen idealistisch ist, sondern darüber hinaus bereits einen religiösen Idealismus zur Grundlage seiner Weltanschauung gemacht hat. Mögen Herr Adler und seine Gesinnungsgenossen die Vorzüge des Kantschen Gottes gegenüber denen des christlichen oder hebräischen noch so preisen, wir halten alle Götter für gleich viel wert und einander ebenbürtig. Wir vermögen mit Lenin zwischen gelben und schwarzen Teufeln keinen Unterschied zu konstatieren.

Steinbüchel klagt mit Unrecht. Er hat allen Grund, zufrieden zu sein.

V.

Wir haben soeben von Adler erfahren, daß Sozialismus ohne Glauben, ohne religiöses Bewußtsein ein Unding sei, der Sozialismus umgekehrt gerade dem Glauben seine Lebenskraft verdanke. Kranold seinerseits bemüht sich, nachzuweisen, daß der moderne Sozialismus mit dem Marxismus durchaus nicht identisch sei, da der Sozialismus nichts anderes als eine sittliche Idee darstelle, somit in engster Verwandtschaft mit der christlichen Ethik stünde. Seiner tiefsinnigen Lehre nach ist der Sozialismus eine Religion, deren konkreten Inhalt ein sittliches Ideal bilde. In diesem Punkte wird nicht nur Max Adler, sondern auch Theodor Steinbüchel Kranold vollkommen beipflichten. Der Sozialismus leugne lediglich die christliche Schöpfungstheorie, entlehne dagegen als sittliche Idee, sofern Religion nach Kant ihrem Wesen nach mit der Ethik übereinstimme, seinen Inhalt der christlichen Ethik. Die Nächstenliebe, die Ideen der Brüderlichkeit und Gerechtigkeit, Menschenwürde und menschlichen Gemeinschaft, kurz der gesamte ethische Inhalt des Sozialismus decke sich mit der Lehre des Christentums. Die Ethik, orakelt derselbe Mann, stelle das wahre Wesen des Sozialismus, der Sozialismus darum ein System des Idealismus dar. (19)

Häufig wurde darauf verwiesen, meint unser Kantianer, daß der Sozialismus nichts anderes sei als die Bewegung der Arbeiterklasse. Das sei jedoch bloßer Schein und gelte nur für das Äußere der Erscheinung, das dem Wesen des Sozialismus nicht entspräche. Gewiß müsse zugegeben werden, daß die moderne sozialistische Bewegung bis zu einem gewissen Grade noch die Klassenbewegung des Proletariats repräsentiere, doch verliere sie immer mehr ihren Klassencharakter. Man solle doch die sozialistische Bewegung nicht mit der sozialistischen Lehre verwechseln, wie man ja auch die Kirche nicht mit der christlichen Lehre identifizieren dürfe.

Was nun den Marxismus betreffe, so bilde er, obzwar er noch nicht überwunden sei, doch nur ein vergängliches Element des Sozialismus, im Gegensatz zum Sozialismus als sittlichem Ideal, das ewigen und unvergänglichen Wert besitze. Und in der Tat ist der Marxismus allen Kantianern schon deshalb ein Greuel, weil er materialistisch und atheistisch ist und gerade absolute Werte und Normen verneint, ohne welche das Leben angeblich jeden Sinnes bar sein solle. Die neuen Kantjünger beginnen also bereits den Klassencharakter in der modernen sozialistischen Bewegung zu verneinen. Sie tun das in der Absicht, aus dem „ewigen ethischen Wesen“ dieser Bewegung eine über den Klassen und den Zeiten stehende, für alle Klassen annehmbare, absolute Theorie zu machen. Und all das geschieht in der modernen Klassengesellschaft, in der das Proletariat sich unter blutigen Kämpfen den Weg zum Sozialismus bahnt!

Der Marxismus lehrt, daß in der Klassengesellschaft die Moral lediglich die Widerspiegelung der sozialen und ökonomischen Lage einer Klasse ist. Darum gibt es in der Klassengesellschaft keine über den Klassen stehende Moral, und kann es keine geben. Desgleichen gibt es vom Standpunkt des Marxismus auch keine absolute Moral, d.h. keine für alle Zeiten und Völker bindenden absoluten ethischen Normen. Die Kantianer, die die einheitliche Wirklichkeit in zwei Hälften spalten, ein Sein und ein Sollen, die Erscheinung und das Ding an sich, die wahrnehmbare und die intelligible Welt, postulieren auch eine doppelte Moral: Eine vergängliche, geschichtlich bedingte und eine absolute, gewissermaßen übergeschichtliche. Diese doppelte Buchführung geben die „marxistischen“ Kantianer als Marx’ Lehre aus. So behauptet Herr Kranold nebst einer Reihe seiner Gesinnungsgenossen, Marx’ Methode sei eigentlich auch Kants Methode, Marx’ Materialismus dagegen, an dem höchstens noch der „Vulgärmarxist” Engels festhalte, lediglich ein Mißverständnis. Was die Marxsche Auffassung der Ethik anbelangt, so hat Kranold hier einen Ausweg gefunden, und zwar einen ebenso „scharfsinnigen“ wie bei der Behandlung des religiösen Problems. Wenn Marx und Engels, führt er in der Kautsky-Festschrift aus, die absolute Moral verwarfen, so verwarfen sie eben nur die Behauptung, wonach angeblich eine faktisch absolut geltende Moral, d. h. eine ewige Moral existiere, die zeitliche Geltung besäße. Mit diesem Sophisma will der Verfasser anscheinend sagen, daß auch Marx eine absolute Moral anerkannt habe, die jedoch, als eine Art Ding an sich, nicht in der Zeit existiere, da sie ewig und von den realen Bedingungen unabhängig sei. In gleichem Sinne sei auch der Sozialismus eine ewige sittliche Idee, ein absolutes Ideal. Die absolute Moral könne aber unmöglich zu einer historischen Tatsache, d.h. zu einer faktisch wirksamen Moral werden, da sie, sobald sie in den Zeitström hineingezogen würde, ihren absoluten, d.h. außerzeitlichen. Charakter verlieren müßte.

Der Theologe Steinbüchel, der auf dem Boden der christlichen absoluten Ethik steht, begründet diese ebenfalls im Geiste der Kantianer. Auch hier kommt die innere Verwandtschaft des Kantschen Idealismus mit der christlichen Weltauffassung zum Durchbruch. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ — dies im wesentlichen das Ergebnis der „Erkenntnistheorie“ Adlers, der „tiefen“ Philosophie Kranolds und des christlichen Credo Steinbüchels. Das sozialistische Wirtschaftssystem wird, selbstverständlich, von allen anerkannt, einschließlich dem Katholiken Steinbüchel. Was für großartige Eroberungen doch der Sozialismus macht! Nur hat diese Anerkennung einen kleinen Haken: Man betrachtet nämlich die sozialistische Wirtschaft als bloßes Mittel zur Verwirklichung eines absoluten sittlichen und religiösen Ideals. Steinbüchel ist mit Marx’ Sozialismus unzufrieden, weil Marx, laut Steinbüchel, die Menschheit und die einzelnen Menschen als deren Glieder für höchste Werte erklärte. Er erhebe sich damit nicht über den Boden des Feuerbach-sehen Humanismus. Das Christentum dagegen gebe dem Humanismus eine religiöse Begründung, insofern es der Menschheit Gott überordne.

Uns dünkt, daß der sogenannte ethische oder Kantsche Sozialismus nun seine entscheidende Schwenkung zum religiösen Sozialismus vollzogen hat. Wir haben das am Beispiel Max Adlers bereits gesehen. Dasselbe gilt für Kranold, der für den religiösen Sozialismus lediglich den Gott Martin Bubers für annehmbar erklärt. Wer den Wunsch hat, diesen „sozialistischen Gott“ kennenzulernen, den verweisen wir auf den erwähnten Artikel Kranolds. (20)

VI.

Im Zusammenhang mit den vorstehend dargelegten Anschauungen der „religiösen Sozialisten“ halten wir es für angebracht, hier einige ABC-Wahrheiten über den Zusammenhang des Marxismus mit dem Materialismus und die Stelle, die der Ethik im Marxismus zukommt, folgen zu lassen. Dabei wird der Leser erneut bestätigt finden, daß es ohne Materialismus auch keinen Marxismus gibt. Die ganze Marxsche Lehre läuft letzten Endes auf die Anwendung des Materialismus auf gesellschaftliche und geschichtliche Erscheinungen hinaus. So faßten Marx und Engels ihre historische Aufgabe auf. Die Zurückweisung des Materialismus führt, wie wir gesehen haben, unvermeidlich zur völligen Abkehr vom Marxismus, d.h. aber zum Triumph des Idealismus und der Religion. Der alte Materialismus besaß wohl in Bezug auf die Erforschung und das Studium der Natur eine konsequent durchgeführte Auffassung, beging jedoch sofort Verrat an sich selbst und verfiel dem Idealismus, sowie er sich gesellschaftlichen und geschichtlichen Problemen zuwandte. Erst der Marxismus hat den Materialismus zu einer einheitlichen, geschlossenen Weltanschauung gemacht, denn er begnügte sich nicht damit, nur die Naturerscheinungen materialistisch auszulegen und zu erklären, sondern unterwarf seiner materialistischen Betrachtungsweise auch die geschichtlichen und die wirtschaftlichen Vorgänge. Der naturwissenschaftliche und historische Materialismus sind unzertrennlich miteinander verbunden.

Daneben begann man, Natur und Geschichte als gesetzmäßiger Entwicklung unterworfene Prozesse zu betrachten, die dem Kausalitätsgesetz gehorchen. Die alte Naturphilosophie wie auch die Geschichtsphilosophie haben den wirklichen, objektiven realen und natürlichen Zusammenhang der Erscheinungen durch eine, wie Engels sich ausdrückt, ideelle, ausgedachte und phantastische mit einem Wort künstliche Verbindung ersetzt. Auf dem Gebiete der Geschichte wie dem der Natur galt es, „diese gemachten künstlichen Zusammenhänge zu beseitigen durch die Auffindung der wirklichen, eine Aufgabe, die schließlich darauf hinausläuft, die allgemeinen Bewegungsgesetze zu entdecken, die sich in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft als herrschende durchsetzen“ (21)

Nicht nur der Idealismus, sondern auch der Marx voraufgegangene Materialismus stützen sich zur Erklärung der geschichtlichen Erscheinungen auf die Ideologie. Der Marxismus hat dagegen als erster auch die Ideologien selbst zum Gegenstand materialistischer Forschung gemacht. Die Inkonsequenz des alten Materialismus bestand laut Engels nicht darin, daß „ideelle Triebkräfte anerkannt werden, sondern darin, daß von diesen nicht weiter zurückgegangen wird auf ihre bewegenden Ursachen“ (22), kurz, „die treibenden Kräfte dieser treibenden Kräfte“ aufzudecken. Der historische Materialismus hat bewiesen, daß die ausschlaggebenden Ursachen der sozialen und politischen Veränderungen nicht in philosophischer, ethischer oder religiöser Ideologie zu suchen seien, sondern in der Veränderung der Produktionsweise. Andererseits jedoch leugnet der Marxismus keineswegs schlechthin die Bedeutung der Ideologien, sondern gibt ihnen eine wissenschaftliche Erklärung, indem er sie als die ideelle Widerspiegelung gesellschaftlicher Beziehungen betrachtet.

Marx hat bewiesen, daß der Sozialismus das objektiv notwendige, unvermeidliche Ergebnis der Entwicklung der modernen sozial-ökonomischen Formation ist, und daß er die Lösung aller ihr entspringenden Gegensätze darstellt. Somit ist der Sozialismus weder eine Religion noch eine sittliche Idee — all das ist eitles Geschwätz müßiger Phantasten —, sondern eine bestimmte gesellschaftliche Formation, eine gesellschaftliche Wirtschaftsordnung, in der die Produktionsmittel zum Kollektiveigentum geworden und die Scheidung der Menschen in Klassen verschwunden ist. Gleichzeitig stellt der wissenschaftliche Sozialismus, als eine bestimmte Lehre, nichts anderes dar als die geistige oder ideelle Widerspiegelung der gesellschaftlichen Widersprüche und des Klassenkampfes; kürzer gesagt: Der wissenschaftliche Sozialismus ist, um mit Engels zu reden, der theoretische Ausdruck der Arbeiterbewegung. In seiner Eigenschaft als Theorie hat der wissenschaftliche Sozialismus das Studium der geschichtlichen Bedingungen, des Weges und der Mittel zur Verwirklichung des Sozialismus als einer sozialökonomischen Ordnung, eines bestimmten Systems gesellschaftlicher Beziehungen zum Gegenstand.

„Sozialisten“, die eine „Notwendigkeit“, dem Sozialismus ein ethisches oder religiöses Fundament zu geben, postulieren, verneinen damit faktisch die objektive Notwendigkeit des Sozialismus, d.h. seine materielle und historische Bedingtheit. Sie ersetzen objektive Notwendigkeit durch subjektiv-phantastische Konstruktionen und unterwühlen durch religiöse und ethische „Forderungen“ das wissenschaftliche Fundament des Sozialismus.

Während diese Herrschaften den russischen Kommunisten Utopismus vorwerfen, sprechen sie gleichzeitig ganz offen von der Notwendigkeit einer Kombination der „Wissenschaft“ mit der „Utopie“ Damit soll anscheinend irgendeine neue „Synthese“ gemeint sein, bei der der Marxismus durch Verdünnung mit ethischem und religiösem Weihwasser aufgelöst, der Marxsche wissenschaftliche Objektivismus vom ätherischen Gott Bubers oder dem „kritischen“ Gott Adlers verschlungen wird.

Alle religiös gesinnten „Kritiker” des Marxismus haben gegen Feuerbach und Marx wegen deren atheistischen Anschauungen eine besondere Abneigung. Zwar sind sie außerstande, dem Atheismus außer ehrbarer Gesinnung und „etymologischen Kunststücken“ etwas Positives entgegenzusetzen. Das stört sie indessen nicht im geringsten. Vom Standpunkt Feuerbachs und Marx’ ist die Religion eine verzerrte, phantastische Widerspiegelung der wirklichen Welt, d.h. der Natur und der menschlichen Gesellschaft. Die wissenschaftliche Weltanschauung und die sozialistische Organisation der Gesellschaft verdrängen die Religion endgültig. Macht denn der Atheismus nicht gerade jetzt gewaltige Fortschritte? Sind Phrasendreschereien, gleich denen, daß ein Leben ohne Gott undenkbar oder die religiöse Beule am Schädel vieler Menschen der menschlichen Natur angeboren sei, nicht bewußte Fälschungen der Wirklichkeit?

Die Religion ist dem Untergang verfallen. Die religiöse Widerspiegelung der wirklichen Welt, bemerkt Marx mit Recht, kann überhaupt erst dann verschwinden, wenn die Beziehungen des politischen Alltagslebens der Menschen sich abspielen werden in einfachen und verständlichen Verhältnissen untereinander und zur Natur.

Die Verteidigung religiöser Vorurteile, welcher Art sie auch seien, stellt eine reaktionäre Erscheinung dar, die mit allen Mitteln bekämpft werden muß. Die religiöse Weltauffassung ist durch die Wissenschaft faktisch längst widerlegt. Gegen alle Versuche der Wiederherstellung religiöser Mythologie bildet nur die materialistische Weltanschauung ein wirkliches Bollwerk.

Was die Ethik anbelangt, so verneint sie der Marxismus nicht im mindesten. Die Ethik, als eine bestimmte Zusammenfassung von Verhaltungsnormen, hat jedoch keine himmlische, sondern eine irdische Herkunft. Dadurch wird ihr relativer Charakter festgelegt. Die ethischen Vorstellungen und Begriffe der Menschen werden durch die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen bestimmt. Sie ändern sich entsprechend den Veränderungen in diesen Beziehungen.

Der ethische Idealismus gibt sich mit einer solchen Fragestellung nicht zufrieden. Er zieht eine scharfe Grenze zwischen der Herkunft der ethischen Vorstellungen und deren Werte, indem er das Bestehen eines absoluten Wertes oder Endzieles (z. B. nach der Lehre Adlers) voraussetzt, welches Endziel zum absoluten Maßstab der Werthöhe eines gegebenen empirischen, ethischen Inhalts, der durch die sozial-historische Wirklichkeit bestimmt und bedingt sei, gemacht wird. Nun fragen wir uns: Welchen Sinn hat ein solcher Dualismus, diese Gegenüberstellung von absolutem Wert und relativer „Werte“, absolutem Endziel und relativer empirischer Ziele? Es ist klar, daß eine solche Gegenüberstellung aus dem einfachen Grunde sinnlos ist, weil uns das „Endziel“ der menschlichen Geschichte oder der Weltentwicklung unerforschbar bleibt. Jedes „Endziel“ ist, sofern diesem sinnlosen Begriff überhaupt ein Sinn beigelegt werden kann, in Wirklichkeit immer nur ein relatives, geschichtliches „Ziel“, das für ein absolutes ausgegeben wird. Dasselbe gilt für den „absoluten Wert“. Fordert man die Absolutisten auf, diese „absolut“ leere Form mit konkretem Inhalt zu erfüllen, so verwandelt sich der „absolute Wert“ sofort in einen historisch bedingten relativen Wert. Wo sollen wir Sterbliche aber auch das Kriterium zur Bestimmung des absoluten Wertes hernehmen? Es ist klar, daß selbst diese Terminologie vollkommen sinnlos ist.

Der Appell an die absoluten Werte und Endziele bedeutet die Rückkehr zur utopistischen Auffassung der gesellschaftlichen und geschichtlichen Erscheinung, sofern man zur Erklärung der geschichtlichen Vorgänge und der menschlichen Tätigkeit die treibenden Kräfte in der ethischen Ideologie sucht. Die ethischen Sozialisten kommen zur Anerkennung des Primats des Zieles über die geschichtliche Notwendigkeit, des Primats der Teleologie über die Kausalität. Kann das Sollen (oder das Ideal) prinzipiell vom Dasein nicht abgeleitet werden, wie das Kant und dessen sozialistische Epigonen behaupten, so folgt daraus, daß das Ideal von der Wirklichkeit, von den konkreten und realen Lebensbedingungen vollkommen unabhängig ist.

Im Lichte des Marxismus erhält dagegen das ethische Problem seine wissenschaftliche Erklärung. Die sittlichen Ideen stellen das Produkt historischer Verhältnisse dar. Der Marxismus verneint es nicht nur nicht, daß Menschen sich im gesellschaftlichen Leben bestimmte Ziele setzen, sondern gibt diesen Zielen erst die richtige Auslegung, indem er sie unter dem Gesichtspunkte der ursächlichen Gesetzmäßigkeit betrachtet. Die zweckmäßigen Handlungen der Menschen werden der Ursachenkette eingegliedert. Die sittlichen Ideale ergeben sich nicht aus einem besonderen, überweltlichen Plan, liegen nicht in einer besonderen Ebene teleologischer Wirklichkeit, sondern bilden lediglich eine Form der allgemeinen ursächlichen Gesetzmäßigkeit. Es gibt keine Geschichte, kein gesellschaftliches Leben ohne lebendige Menschen, die nach bestimmten Zielen handeln. Die Notwendigkeit oder Bedingtheit der menschlichen Handlungen wird von den Menschen als eine auf Ziele gerichtete Tätigkeit erlebt. Die Menschen sind gezwungen, sich unter gegebenen historischen Bedingungen solche Ziele und Ideale zu setzen, die durch die gegebenen materiellen Bedingungen ihres Lebens bestimmt werden. Der Sozialismus ist somit kein absolutes Ideal oder Endziel aller menschlichen Geschichte, sondern lediglich eine geschichtlich notwendige ökonomische Gesellschaftsordnung, die die kapitalistische Ordnung ablöst. Gleichzeitig bildet der Sozialismus das Ideal der Arbeiterklasse, d.h. das bewußte Ziel aller ihrer Bestrebungen, welches Ziel jedoch durch die materielle Wirklichkeit ursächlich bedingt ist.

Der Revisionismus hat sein letztes endgültiges Wort gesprochen. Er ist am Ende seines Lateins angelangt. Er entwickelte sich zum religiösen Mystizismus, nachdem er alle Überreste des Marxismus zur Seite geschleudert. Wie er auf politischem Gebiet längst mit Marx gebrochen und einen Burgfrieden mit der Bourgeoisie predigt, so hat er Marx auch auf dem Gebiet der Weltanschauung in die Rumpelkammer geworfen und sich nicht nur mit der Ideologie der Bourgeoisie, sondern selbst mit der feudalen Ideologie versöhnt. Der Revisionismus der Sozialdemokratie verkündet nun offen und offiziell die Notwendigkeit der Versöhnung des Sozialismus mit dem Christentum und der Kirche. Gleichzeitig schiebt auch das katholische Zentrum seine Ideologen vor, die ihrerseits die Notwendigkeit einer Versöhnung des Katholizismus mit dem Sozialismus beweisen. Die Arbeiterklasse habe der Kirche bis jetzt nur darum ferngestanden, weil die Kirche den Sozialismus verworfen habe. So bemühen sich die Revisionisten um die Sozialisierung der Religion und der Kirche, während die katholischen Theologen Katholizisierung des Sozialismus predigen. Beide Richtungen vereinigt der religiöse „Drang“ und der Haß gegen den materialistischen Marxismus. Steinbüchel hat zwar von Marx eine sehr hohe Meinung, dennoch sei das Wesen des Sozialismus durch Thomas von Acquin und den heiligen Augustin besser und tiefer formuliert und begründet worden als von Marx. Steinbüchel belehrt uns auch, daß der Katholizismus im Grunde genommen stets auf dem Standpunkte des Sozialismus gestanden habe. Warum hat dann aber der Katholizismus jede erdenkliche Unterdrückung und Ausbeutung des Volkes unterstützt? Warum hat er nie für den Sozialismus gekämpft, sondern marschierte Arm in Arm mit den Unterdrückern und Ausbeutern? Auf diese unsere naive Frage erhalten wir stets die stereotype Antwort: Der Katholizismus steht auf dem Boden des „Sozialismus des Geistes“. Würde ein solcher „Sozialismus“ sich um die irdischen Interessen kümmern, so würde er sich profanieren, würde zu einem grob materialistischen Sozialismus herabsinken, wie das dem Marxismus passiert sei. Zu einem „Sozialismus“ in erster Linie des „Geistes und des Gewissens“ bekennen sich nunmehr auch die Apostel der neuen sozialistischen Religion unter den Sozialdemokraten.

Die von uns vorgebrachten Belege zur Charakterisierung der neuesten Wandlung der Sozialdemokratie erlauben es uns, nun den endgültigen Bankrott der Ideen des Revisionismus zu konstatieren. Alle wirklichen Sozialisten aber, die dem Marxismus treu geblieben sind, haben nun die Pflicht, ihre Reihen zusammenzuschließen zum Kampfe gegen alle idealistischen Verfälschungen des Marxismus, insbesondere aber gegen jene, die das Proletariat in das „Irrenhaus der Theologie“ zerren wollen.

Fußnoten

(1) Sozialistische Monatshefte, 1919, S. 720

(2) Sozialistische Monatshefte, 1920, S. 669.

(3) Das Programm der Sozialdemokratie. Vorschläge für seine Erneuerung, 1920, S. 81

(4) Das Programm der Sozialdemokratie, S. 82

(5) Ebenda, S. 84

(6) Ebenda

(7) Wir haben hier sein  1924 unter dem Titel: „Das Soziologische in Kants Erkenntniskritik“ erschienenes Buch im Auge.

(8) Max Adler, Das Soziologische in Kants Erkenntniskritik, 1924, S. 471.

(9) Vergl. Albert Kranold, „Vom Sozialismus als sittlicher Idee“ Der lebendige Marxismus. Festausgabe zum 70. Geburtstage von Karl Kautsky. Jena, 1924

(10) Vergl. Der lebendige Marxismus, S. 509

(11) F. Engels, Ludwig Feuerbach. Stuttgart 1920, S. 27/28

(12) Theodor Steinbüchel, Der Sozialismus als sittliche Idee, 1921, S. 265

(13) Ebenda, S. 265

(14) Ebenda, S. 267

(15) Max Adler. Das Soziologische in Kants Erkenntniskritik. 1924. S. 414

(16) Ebenda

(17) Ebenda, S. 449

(18) Ebenda, S. 238

(19) Albert Kranold. Die Persönlichkeit im Sozialismus. 1923. S. 247

(20) Der lebendige Marxismus, S. 561

(21) F. Engels. L. Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Stuttgart. 1920. S. 43

(22) A.a.O. S. 45

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir von der Liga der Sozialistischen Revolution zur Veröffentlichung in dieser Ausgabe. Erstveröffentlicht bei  „Unter der Fahne der Revolution“ (Theoretisches Journal der Liga der Sozialistischen Revolution), Nr. 1, September 2007, S. 23-33; www.sozialistische-revolution.org