Einfache Reproduktion des Gesamtkapitals
Vereinfachte Darstellung


von Wal Buchenberg
01/07

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Karl Marx, Das Kapital Bd. II.
Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals

Vorbemerkung

Die Analyse eines Einzelkapitals macht niemandem Schwierigkeiten, der den ersten Band des Kapitals oder auch nur "Lohn, Preis und Profit" von Karl Marx studiert hat. Für die Analyse und Kritik des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, also der kapitalistischen Volkswirtschaft, reichen diese Kenntnisse leider nicht aus, dafür benötigt mensch die Untersuchungen von Karl Marx im 2. und 3. Band des Kapitals.
Wer sich also zur Ausbeutungs- oder Profitrate in Deutschland, zum bedingungslosen Grundeinkommen und den Staatsfinanzen ökonomisch fundiert äußern will, der muss die beiden Kapitalbände verstanden haben.
Das Verständnis dieser beiden Bände, die Marx nicht mehr selbst redigiert hatte und die nach seinem Tod von seinem langjährigen Freund und Mitstreiter Friedrich Engels herausgegeben wurden, macht jedoch besondere Schwierigkeiten. Nicht zuletzt rühren diese Schwierigkeiten daher, dass F. Engels bei der Edition offenbar weniger darauf bedacht war, den Lesern das Verständnis möglichst zu erleichtern, als vielmehr möglichst viel Text aus den hinterlassenen Manuskripten von Marx in den Druck zu bringen, damit nicht irgend ein wichtiger Gedanke oder Gesichtspunkt von Marx "wegfiele".
Im Vorwort zum 3. Band des Kapitals meinte dazu Engels:
"Ich habe diese (Redaktion, wb) auf das Notwendigste beschränkt, habe den Charakter des ersten Entwurfs, überall wo es die Deutlichkeit zuließ, möglichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht gestrichten, da wo sie, wie gewöhnlich bei Marx, den Gegenstand jedesmal von anderer Seite fassen oder doch in anderer Ausdrucksweise wiedergeben." (F. Engels, MEW 25, 11).

Die Verständlichkeit hat unter diesen Wiederholungen gelitten. Eine kürzere und stringentere Darstellung der Marxschen Kritik des Kapitalismus habe ich durch meine Kapitalkurzfassung: "Karl Marx, Das Kapital. Kurzfassung aller drei Bände. VWF-Verlag, 2. verbesserte Aufl. Berlin 2005" versucht. Wie die gemeinsame Lektüre gezeigt hat, ist auch hier an der einen oder anderen Stelle eine noch stringentere Darstellung möglich und nötig. Das betrifft vor allem den dritten Abschnitt in Buch zwei: "Die Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals." Ich habe deshalb das 20. Kapitel (Einfache Reproduktion) vollständig überarbeitet und lege das Ergebnis hier zu Diskussion vor. Grafiken und alle kursiven Textteile stammen von mir.
W. Buchenberg, Hannover 12. 01. 2007

Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie.
Zweites Buch. Der Zirkulationsprozess des Kapitals.
Dritter Abschnitt: Die Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals.

20. Kapitel: Einfache Reproduktion.
1. Die Problemstellung

„Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals – also des Gesamtkapitals ... – in ihrem Resultat, d. h. betrachten wir das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muss sich zeigen, wie der Reproduktionsprozess des gesellschaftlichen Kapitals vonstatten geht, welche Charakteristika diesen Reproduktionsprozess vom Reproduktionsprozess eines individuellen Kapitals unterscheiden und welche Charakteristika beiden gemeinsam sind.“ MEW 24, 391.

„Solange wir die Wertproduktion (= v + m) und den Produktenwert (= c + v + m) des Kapitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Warenprodukts für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z. B. aus Maschinen bestand oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. ...
Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte es zu unterstellen, dass innerhalb der Zirkulationssphäre der Teil des Warenprodukts, welcher Kapitalwert darstellt, die Gelegenheit findet, sich in seine Produktionselemente und daher in seine Gestalt als produktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, dass Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und Mehrwert verausgaben.
Diese nur formelle Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und seines Produktenwerts. Die Rückverwandlung eines Teils des Produktenwerts in Kapital, das Eingehen eines anderen Teils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerts selbst, worin das Gesamtkapital resultiert hat; und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebenso sehr bedingt durch das gegenseitige Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt.“ MEW 24, 393.

„Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion.
Sie umschließt ebenso wohl die Reproduktion (d. h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse, daher auch Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses.“ MEW 24, 391.

"Und zwar ist der Reproduktionsprozess für unseren vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Wert- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W′.“ MEW 24, 391f.

„Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten und des Arbeitslohns durch die Arbeiter?
Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter.
Ferner wird unterstellt nicht nur, dass die Produkte ihrem Wert nach sich austauschen, sondern auch, dass keine Wertrevolution in den Bestandteilen des produktiven Kapitals vorgehe.“ MEW 24, 392.

„Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen Wertprodukt (v + m), d. h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahrs produzierten Wert, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganze Wert verzehrt wird.“ MEW 24, 423.

„Die einfache Reproduktion auf gleich bleibender Stufenleiter erscheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andererseits die Verhältnisse, worin produziert wird, nicht absolut gleich bleiben ... in verschiedenen Jahren. ... Indes, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die einfache Reproduktion stets einen Teil derselben, kann also für sich betrachtet werden, und ist ein realer Faktor der Akkumulation.“ MEW 24, 393f.

Nehmen wir als Beispiel ein jährliches Gesamtwarenprodukt von 9000 (Millionen oder Milliarden) Euro, das sich aufteilt in: 6000c + 1500v + 1500m.

„Für unsere Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir folgendes Schema zugrunde legen, worin c = konstantes Kapital, v = variables Kapital, m = Mehrwert ist und das Verwertungsverhältnis m/v zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling (oder Milliarden Euro) bedeuten." MEW 24, 396.

„Was den Gesamtproduktenwert von 9000 angeht und die Kategorien (c + v + m), worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größere Schwierigkeit als die des Produktenwerts eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit.“ MEW 24, 427.

„Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Wert dieses Gesamtprodukts ist größer als der Wertteil desselben, worin sich die Jahresarbeit, als während dieses Jahrs verausgabte Arbeitskraft, verkörpert.
Das Wertprodukt (v + m) dieses Jahrs, der während des Jahres in Warenform neugeschaffene Wert, ist kleiner als der Produktenwert (c + v + m), der Gesamtwert der während des ganzen Jahrs hergestellten Warenmasse.
Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesamtwert des jährlichen Produkts den Wert abziehen, der ihm durch die laufende Jahresarbeit zugesetzt wurde, ist ... nur in seiner Daseinsform wiedererscheinender Wert; Wert, auf das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existierendem Wert, der je nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandteile, die im diesjährigen gesellschaftlichen Arbeitsprozess mitgewirkt haben, von früherem oder späterem Datum sein kann, (d. h. Wert,) der von dem Wert eines Produktionsmittels herrühren kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur Welt kam.
Es ist unter allen Umständen Wert, übertragen von vorjährigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahres.“ MEW 24, 435.

„Die Summe des gesellschaftlichen Produkts ... im Wert von 9000, sind zwar ihrem Gebrauchswert nach, konkret ... das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als wertbildende Arbeit betrachtet wird." MEW 24, 426

"Daher figurieren ... 6000 c als der im ganzen Produktenwert der Gesellschaft wiedererscheinende Wert der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwert.“ MEW 24, 427.

Eine Wertgröße von 6000 wurde in diesjähriger konkreter Arbeit als Wert der verbrauchten Produktionsmittel c übertragen. Ein Wertprodukt von 3000 wurde in diesjähriger abstrakter Arbeit neu geschaffen.

„In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt von 9000 sind hier drei einjährige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Wertausdruck jedes dieser Arbeitstage ist = 3000; daher der Wertausdruck des Totalprodukts = 3 x 3000 = 9000." MEW 24, 427.

Als Werte betrachtet: „Also: Konstanter Kapitalteil des gesellschaftlichen Produktenwerts (c): zwei vor dem Produktionsprozess verausgabte Arbeitstage, Wertausdruck = 6000.
Während des Jahres verausgabte notwendige Arbeit (v): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500.
Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500.
Wertprodukt der Jahresarbeit (v + m) = 3000.
Gesamtproduktenwert (c + v + m) = 9000.“ MEW 24, 427f.

Eine Schwierigkeit entsteht jedoch dadurch, dass das gesamte jährliche Wertprodukt (v + m) scheinbar aus Konsumtionsmitteln besteht, obwohl doch während dieses Jahres auch Produktionsmittel verbraucht wurden, also auch erneuert und neu geschaffen werden müssen, sonst kann die Produktion nicht fortgehen wie bisher.

„Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahresprodukt daher, dass der konstante Wertteil c in einer ganz anderen Produktenart – Produktionsmitteln – sich darstellt als der diesem konstanten Wertteil zugesetzte Neuwert v + m, der sich in Konsumtionsmitteln darstellt.
So hat es den Schein, als fänden sich – dem Wert nach betrachtet – 2/3 der aufgezehrten Produktenmasse (nämlich der Wert des konstanten Kapitals c) in einer neuen Form wieder, als Neuprodukt, ohne dass irgendeine Arbeit von der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre.“ MEW 24, 429.

„Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des ganzen Jahrs von der gesamten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in notwendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag produzierte Wert ebenfalls nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwert ... und den Mehrwert ..., so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem konstantem Kapital, nämlich von Produktionsmitteln, die ausschließlich bestimmt sind, im Arbeitsprozess als Produktionsmittel und daher in dem ihn begleitenden Verwertungsprozess als konstantes Kapital zu fungieren.“ MEW 24, 424.

„Die Schwierigkeit ... entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“ MEW 24, 428.

Das neugeschaffene Wertprodukt besteht zwar dem Wert nach betrachtet aus v + m. Dennoch kann sich die Jahresproduktion nicht in der Produktion von Konsumtionsmitteln erschöpfen. Neben der Produktion von Konsumtionsmitteln müssen in jeder Jahresproduktion noch die verbrauchten Produktionsmitteln wirklich ersetzt, also wieder neu geschaffen werden, sonst kann die Produktion im folgenden Jahr nicht so fortgehen wie bisher.

2. Die Marxsche Lösung
2.1. Aufteilung des Gesamtprodukts in zwei eigene Produktionsabteilungen


Karl Marx arrangiert das Gesamtprodukt 6000c + 1500v + 1500m = 9000 W neu, ohne jedoch die Wertzusammensetzung insgesamt zu ändern. Er analysiert das Gesamtprodukt W = 9000 aufgeteilt in zwei große Produktionsabteilungen, die sich ebenfalls in c+v+m teilen müssen:
„Das Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt in zwei große Abteilungen:
I. Produktionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehen müssen oder wenigstens eingehen können.
II. Konsumtionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehen.
In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedene ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die anderen den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondere große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals.“ MEW 24, 394.

„In jeder Abteilung zerfällt das Kapital in drei Bestandteile:
1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne.
Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit.
2. Konstantes Kapital, d. h. den Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes Kapital: Produktionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate etc.“ MEW 24, 395.
3. Mehrwert: „Der Wert des mit Hilfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abteilungen erzeugten gesamten Jahresprodukts (c + v + m) zerfällt in einen Wertteil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Wert nach auf das Produkt nur übertragene konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesamte Jahresarbeit zugesetzten Wertteil.
Dieser letztere zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossenen variablen Kapitals v und in den Überschuss darüber, der den Mehrwert m bildet. Wie der Wert jeder einzelnen Ware, so zerfällt also auch der des gesamten Jahresprodukts jeder Abteilung in c + v + m.“ MEW 24, 395.

Man erhält so:
"I. Produktion von Produktionsmitteln:
Vorgeschossenes Kapital 4000 c + 1000 v = 5000
Produziertes Warenprodukt 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000
existierend in Produktionsmitteln.
II. Produktion von Konsumtionsmitteln:
Vorgeschossenes Kapital 2000 c + 500 v = 2500
Produziertes Warenprodukt 2000 c + 500 v + 500 m = 3000
existierend in Konsumtionsmitteln.
Oder anders: jährliches Gesamtwarenprodukt:
I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 Produktionsmittel.
II. 2000 c + 500 v + 500 m = 3000 Konsumtionsmittel.
Gesamtwert = 9000.“ MEW 24, 396.

2.2. Der Warenaustausch zwischen beiden Abteilungen


„Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen.
(1000 v + 1000 m) I – diese Werte, die in den Händen ihrer Produzenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehen, tauschen sich aus gegen 2000 II c, gegen Werte, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehen.
Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprozesses und für die Verwertung als konstanter Kapitalwert fungieren kann. Andererseits ist dadurch das Äquivalent für die Arbeitskraft in I (1000 I v) und der Mehrwert der Kapitalisten I (1000 I m) realisiert in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue (= privater Verbrauch) verzehrt werden können.“ MEW 24, 397.
„Es ergibt sich, dass bei einfacher Reproduktion die Wertsumme v + m des Warenkapitals I ... gleich sein muss dem ... konstanten Kapital II c; oder I (v + m) = II c.“ MEW 24, 401.
„Was sich aber als notwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist: ... Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffene neue Wertprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwert c des durch den anderen Teil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerts, reproduziert in Form von Konsumtionsmitteln.
Wäre es geringer als II c, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Überschuss unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.“ MEW 24, 406.

2.3. Geldzirkulation
2.3.1. Geldzirkulation I v gegen II c


„Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird.“ MEW 24, 412.
„Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine Geldzirkulation, die ihn ebenso sehr vermittelt, wie sie sein Verständnis erschwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitalteil immer von neuem in Geldform auftreten muss, als Geldkapital, das sich aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt.
Das variable Kapital muss in allen ... gleichzeitig nebeneinander betriebenen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II angehören, in Geldform vorgeschossen werden.“ MEW 24, 397f.
„In Abteilung I hat der Gesamtkapitalist also 1000 Euro (ich sage Euro, bloß um zu bezeichnen, dass es Wert in Geldform ist) = 1000 v an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Teil existierenden Wertteil des Produkts I, d. h. der von ihnen produzierten Produktionsmittel.
Die Arbeiter kaufen mit diesen 1000 Euro für selben Wert Konsumtionsmittel von den Kapitalisten II und verwandeln so eine Hälfte des konstanten Kapitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 Euro Produktionsmittel zum Wert von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist für diese letzteren der variable Kapitalwert = 1000 v ... wieder in Geld verwandelt und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungieren, das in Arbeitskraft ... umgesetzt wird. Auf diesem Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, infolge der Realisation eines Teils ihres Warenkapitals.“ MEW 24, 398.

2.3.2. Geldzirkulation I m gegen II c


„Was aber das Geld betrifft, das nötig ist für den Umsatz des m-Teils des Warenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapitalteils II, so kann es auf verschiedene Weise vorgeschossen werden.
In der Wirklichkeit umschließt diese Zirkulation eine zahllose Masse einzelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muss, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Zirkulation geworfenen Geldmasse abgerechnet haben.
Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandenen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe ... bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie II kaufen.
Gewisse Geldvorräte – sei es für Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue – müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden.“ MEW 24, 398f.
„Unterstellen wir ... die Hälfte des Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andere Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abteilung II schießt 500 Euro vor und kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inklusive der obigen von den Arbeitern I herrührenden 1000 Euro 3/4 ihres konstanten Kapitals ... ersetzt; Abteilung I kauft mit den so erhaltenen 500 Euro Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m bestehenden Teils ihres Warenkapitals die Zirkulation w – g – w beschrieben ...
Durch diesen zweiten Prozess kehren die 500 Euro in die Hände von II zurück als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt.
Andererseits verausgabt I im Vorgriff auf die Versilberung seines Mehrwerts für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Teils m seines Warenkapitals – vor dem Verkauf desselben – Geldausgabe zum Betrag von 500 Euro für Ankauf von Konsumtionsmitteln II.
Mit denselben 500 Euro kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, während I seinen ganzen Mehrwert in Konsumtionsmitteln realisiert hat.“ MEW 24, 399.
„Wenn an II das auf Rechnung des konstanten Teils seines Warenprodukts vorgeschossene und an I das auf Rechnung eines Mehrwertteils seines Warenprodukts vorgeschossene Geld zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Warenform II existierenden konstanten Kapital, die andere außer dem in Warenform I existierenden Mehrwert noch je 500 Euro Geld in die Zirkulation geworfen haben.
Sie haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Austausch ihrer jeweiligen Warenäquivalente. Das Geld, das sie über die Wertbeträge ihrer Waren hinaus in Zirkulation geworfen haben, als Mittel dieses Warenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Zirkulation zurück ...“ MEW 24, 400.

2.4. Der Umsatz innerhalb Abteilung II.
Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel


„Vom Wert des Warenprodukts der Abteilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandteile v + m.“ MEW 24, 401.
„Die Kategorie II der jährlichen Warenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber – mit Bezug auf ihre Produkte – in zwei große Unterabteilungen zerfällt werden können:
a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen und, soweit sie notwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden.
Diese ganze Unterabteilung können wir für unseren Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es gewohnheitsmäßig ein solches ist.
b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalistenklasse eingehen, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt.“ MEW 24, 402.
„Da II (v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existiert, da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossene variable Kapital von ihnen selbst im Ganzen und Großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss, und da der Wertteil m der Waren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue (privater Verbrauch) verausgabt wird, so ist auf den ersten Blick klar, dass die Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltenen Arbeitslohn einen Teil ihres eigenen Produkts – entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltenen Geldwerts – wiederkaufen.“ MEW 24, 401f.
„Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossenes Geldkapital zurück in Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Wertmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Wertmarken einlösen durch Kauf eines Teils des von ihnen produzierten und den Kapitalisten gehörigen Warenprodukts, würden diese Wertmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren ...“ MEW 24, 402.
„Bei der ersten Rubrik (IIa = notwendige Lebensmittel) ist klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Warensorten vorgeschossene variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muss an den Teil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese notwendigen Lebensmittel produziert. Sie verkaufen sie an ihre eigenen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals.“ MEW 24, 402.
„Anders verhält es sich aber mit Unterabteilung IIb (= Luxusgüterproduktion).
Der ganze Teil des Wertprodukts, mit dem wir es hier zu tun haben, IIb (v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d. h. Artikeln, die die Arbeiterklasse ebenso wenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln bestehenden Warenwert I v; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter sind.
Der Rückfluss, wodurch das in dieser Unterabteilung vorgeschossene variable Kapital den kapitalistischen Produzenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muss vermittelt sein, ähnlich wie unter I v.“ MEW 24, 403.
Die Kapitalisten kaufen untereinander und voneinander Luxusgüter und realisieren dadurch ihren Mehrwert.
„Aus dem Umstand, dass (IIb) v (= Lohnsumme der Luxusarbeiter) realisiert wird in einem äquivalenten Teil von (IIa) m (Mehrwert der Kapitalisten von IIa = Produktion von notwendigen Gütern), folgt, dass im Verhältnis, wie der Luxusteil des jährlichen Produkts wächst, wie also ein steigender Anteil der Arbeitskraft absorbiert wird in der Luxusproduktion – dass im selben Verhältnis die Rückverwandlung des in (IIb) v vorgeschossenen variablen Kapitals in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungiert, und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb (Luxusproduktion) beschäftigten Teils der Arbeiterklasse ... bedingt wird durch die Verschwendung der gesamten Kapitalistenklasse, durch den Umsatz eines bedeutenden Teils ihres Mehrwerts in Luxusartikel. ...
Ganz abgesehen von den ... unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten empfangen (diese Arbeiter selbst sind insgesamt Luxusartikel) und die sich sehr stark beteiligen namentlich auch an der Konsumtion notwendiger Lebensmittel.“ MEW 24, 408f.

2.4.1. Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation


„Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird.“ MEW 24, 412.
„Der direkte Rückfluss des in variablem Kapital vorgeschossenen Geldkapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabteilung IIa, die notwendige Lebensmittel produziert, ist nur eine ... modifizierte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, dass den Warenproduzenten, die der Zirkulation Geld vorschießen, selbes zurückkehrt bei normalem Verlauf der Warenzirkulation.“ MEW 24, 411.
„Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerts (bzw. auch zur Zirkulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Zirkulation werfen muss, nicht nur nicht paradox, sondern als notwendige Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist. ...
Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vorschuss aber immer nur in der Form, dass er als Käufer agiert, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln.“ MEW 24, 419.

2.5. Das konstante Kapital der Abteilung I

„Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abteilung I = 4000 I c. Dieser Wert ist gleich dem im Warenprodukt I wiedererscheinenden Wert der in der Produktion dieser Warenmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Wert, der nicht in dem Produktionsprozess I produziert, sondern das Jahr vorher als konstanter Wert in ihn eintrat, ... existiert jetzt in dem ganzen Teil der Warenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbiert ist; und zwar ist der Wert dieser Warenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten bleibt, = 2/3 des Werts ihres ganzen jährlichen Warenprodukts. ...
Das Warenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben ist, ist ein Teil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen anderen auszutauschen ist, denn es existiert kein solcher anderer Teil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponiert; ein Teil ist durch den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbiert, und ein anderer Teil hat das konstante Kapital der Abteilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abteilung I verfügen kann.“ MEW 24, 420f.
„Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, dass das ganze Warenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln besteht, d. h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst. ...
Hier ... besteht das ganze Warenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie, Gefäßen, Roh- und Hilfsstoffen etc. Ein Teil derselben, derjenige, welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandteil des produktiven Kapitals fungieren. Soweit er in Zirkulation tritt, zirkuliert er innerhalb der Klasse I. ... Der Teil, der nicht in die Zirkulation tritt, wird von seinen kapitalistischen Produzenten produktiv konsumiert.“ MEW 24, 421.
„Was nun unter I den in Form seines Warenprodukts wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert angeht, so geht er zum Teil in die besondere Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel ein; z. B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohleproduktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion usw.
Soweit jedoch die Teilprodukte ... nicht wieder direkt in ihre besondere oder individuelle Produktionssphäre eingehen, wechseln sie nur den Platz. ... Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. ... Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eigenen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andere entfernt und ersetzen sich so wechselseitig.“ MEW 24, 422f.
„In anderen Worten: Das ganze Produkt der Abteilung I besteht aus Gebrauchswerten, die ihrer Naturalform nach – bei kapitalistischer Produktionsweise – nur als Element des konstanten Kapitals dienen können. Von diesem Produkt zum Wert von 6000 ersetzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abteilung II und die übrigen 2/3 das konstante Kapital der Abteilung I.“ MEW 24, 421.
„Wäre die Produktion gesellschaftlich statt kapitalistisch, so ist klar, dass diese Produkte der Abteilung I unter die Produktionszweige dieser Abteilung, zum Zweck der Reproduktion, nicht minder beständig wieder als Produktionsmittel verteilt würden, ein Teil direkt in der Produktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein anderer Teil dagegen nach anderen Produktionsstätten entfernt würde, und so ein beständiges Hin und Her zwischen den verschiedenen Produktionsstätten dieser Abteilung stattfände.“ MEW 24, 423.

2.6. Schluss

„Der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwert II plus dem neuproduzierten Mehrwert II ... plus dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwert I und dem neuproduzierten Mehrwert I ...“ MEW 24, 423.
Also: Wert der in einem Jahr geschaffenen Konsumtionsmittel = I (v + m) + II (v + m)
„Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen Wertprodukt, d. h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahrs produzierten Wert, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganze Wert verzehrt wird.“ MEW 24, 423.
„Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Teile:
1. notwendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahrs einen Wert von 1500 v;
2. Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Wert oder Mehrwert von 1500 m.
Die Summe dieser Werte = 3000, ist gleich dem Wert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel von 3000.
Der Totalwert der während des Jahrs produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwert, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs produziert, gleich dem Wert des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwert, gleich dem totalen jährlichen Neuprodukt.“ MEW 24, 423. Wert der Konsumtionsmittel = Neuprodukt = v + m = (I + II) v + (I + II) m.
„Es zeigt sich daher, warum, obgleich für die Kapitalisten II der Wert ihres Produkts zerfällt in c + v + m, gesellschaftlich betrachtet der Wert dieses Produkts zerfällbar ist in v + m.
Dies ist nämlich nur der Fall, weil II c hier gleich I (v + m) und diese beiden Bestandteile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren Austausch ihre Naturalformen miteinander austauschen, daher nach diesem Umsatz II c wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtionsmitteln existiert.“ MEW 24, 424.
„Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des ganzen Jahrs von der gesamten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in notwendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag produzierte Wert ebenfalls nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwert ... und den Mehrwert ..., so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem konstantem Kapital, nämlich von Produktionsmitteln, die ausschließlich bestimmt sind, im Arbeitsprozess als Produktionsmittel und daher in dem ihn begleitenden Verwertungsprozess als konstantes Kapital zu fungieren.“ MEW 24, 424.
„Nach unserer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeitstag dar in einem Geldwert von 3000, wovon nur 1/3 = 1000 in der Abteilung II produziert wird, welche Konsumtionsmittel produziert, d. h. die Waren, worin sich der gesamte variable Kapitalwert und der gesamte Mehrwert der Gesellschaft schließlich realisiert. Nach dieser Voraussetzung werden also 2/3 des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt.“ MEW 24, 424.
„Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprozesses betrachtet, das Produkt II das Resultat von neu fungierender lebendiger Arbeit und ihr gegebener, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, ... so ist vom Standpunkt des Verwertungsprozesses der Produktenwert II = 3000 zusammengesetzt aus dem durch das neu zugesetzte 1/3 des gesellschaftlichen Arbeitstags produzierten Neuwert (500 v + 500 m = 1000) und aus einem konstanten Wert, worin 2/3 eines vergangenen, vor dem hier betrachteten Produktionsprozess II verflossenen gesellschaftlichen Arbeitstag vergegenständlicht sind.
Dieser Wertteil des Produkts II stellt sich dar in einem Teil des Produkts selbst. Es existiert in einem Quantum Konsumtionsmittel zum Wert von 2000 = 2/3 eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wiedererscheint.
Der Austausch von einem Teil der Konsumtionsmittel = 2000 II c gegen Produktionsmittel I = I (1000 v + 1000 m) ist also in der Tat Austausch von 2/3 Gesamtarbeitstag, die keinen Teil der diesjährigen Arbeit bilden, ... mit 2/3 des diesjährigen, in diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags. ...
Es ist Austausch von 2/3 Arbeitstag dieses Jahrs gegen 2/3 Arbeitstag, die vor diesem Jahr verausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Arbeitszeit.“ MEW 24, 425f.
„Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahrs verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwert geschaffen, realisiert in der der Abteilung II angemessenen Naturalform. Der größere Teil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existierendem Kapitalwert) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerts.“ MEW 24, 436.
„Dies also erklärt uns das Rätsel, warum das Wertprodukt des ganzen gesellschaftlichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen Kapitalwert plus Mehrwert, obgleich 2/3 dieses Arbeitstags nicht verausgabt worden in der Produktion von Gegenständen, worin variables Kapital oder Mehrwert sich realisieren können, sondern vielmehr in der Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahres verbrauchten Kapitals.
Es erklärt sich einfach daraus, dass 2/3 des Produktenwerts II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen produzierten variablen Kapitalwert plus Mehrwert realisieren (und die 2/3 des gesamten jährlichen Produktenwerts ausmachen), dem Wert nach betrachtet, das Produkt von 2/3 eines vor diesem Jahr vergangenen gesellschaftlichen Arbeitstags sind.“ MEW 24, 426.
„Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und II, Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswert nach, konkret ... das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als wertbildende Arbeit betrachtet wird. ...
Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können.“ MEW 24, 426f.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde uns vom Autor am 14.1.07 zur Veröffentlichung gegeben. Die Erstveröffentlichung erfolgte im Karl Marx-Forum unter

http://f27.parsimony.net/forum66069/messages/11610.htm

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