Eine andere Sicht auf den Film die fetten Jahre sind vorbei.
„ Die fetten Jahre sind vorbei und andere Ärgerlichkeiten !

von
Ilse Schwipper

01/05

trend

onlinezeitung
In allen mir bekannten Kommentaren zu dem Film „ die fetten Jahre sind vorbei „ wabert durch die Zeilen eine unglaubliche Euphorie und Abenteuerlust. Es gab nur einen kritischen  Beitrag in der Zeitschrift :“Freitag“, ansonsten gipfeln die Beiträge in dem absoluten MUSS zu diesem Film. Dem kann ich nun gar nicht zustimmen.

Dieser Film hat eine nur ärgerliche Frauenrolle und einen pubertierenden Jüngling, der vor lauter Verliebtheit vergisst, weshalb er eigentlich in diese Villen einbricht. Es genügte die Wut einer Frau auf einen sie reingelegten Mann, der sie nun völlig vor den Lebensruin stellt.
total überschuldet muss sie sogar ihre bisherige Wohnung räumen. Bei der Gelegenheit des  Renovierens lernt er sie kennen und verliebt sich. Als sie darauf besteht bei einem Einbruch  mal dabei zu sein, und dabei entdeckt, dass sie zufällig die Villa ihres Peinigers vor sich haben, gibt es für sie kein Halten mehr, nichts wie rein.

Hat der Jüngling am Anfang noch grosse bedenken, rennt er ihr doch hinterher in seiner Verliebtheit. Nun werden nicht wie immer die Möbel der Villa aufgetürmt und der Spruch hinterlassen, dass die fetten Jahre nun vorbei seien. Nein, es muss noch ganz blöde und unsinnig ein Sofa in das Schwimmbecken geworfen werden. Es kommt wie es kommen muss : die dumme Frau verliert auch noch ihr Handy bei dieser Aktion. Dann kommt es richtig dicke, sie gehen noch einmal zurück in diese Villa.

Ist bis dahin die Frau unglaublich nervig, wird es jetzt richtig hysterisch.

Es kommt der Hausherr aus dem Kurzurlaub zurück und trifft auf die beiden Protagonisten. Die den – wie sich später herausstellt alt68.er – kurzerhand entführen in eine Berghütte, die – wie günstig – dem Onkel der Frau gehört.

Dort kommt dann auch der ehemalige Freund der Frau dazu, und es gibt subtile Spannungen zwischen den Personen. In dieser Situation läuft der alt68.er zu dem grossen Lehrmeister in Geschichtsunterricht auf. Schwadroniert begeistert in Erinnerungen der alten schönen Revolutionszeit und vermittelt dabei ganz nebenbei ein Bild der freien Liebe, wie es sich Otto Normalverbraucher in seiner sexuellen Frustration schon immer Vorgestellt hat. : Bäumchen – Bäumchenwechsel dich – je oller je doller – Jede mit Jedem einmal hin und zurück.  Endlich weiss das Filmpublikum worum es damals letztendlich doch ging: "um den Orgasmus".

Somit lösen sich dann die Eifersüchteleien auch in Wohlgefallen auf, und am Ende des Film´s gehen die Drei einträchtig neuen Aktionen entgegen. Aber nicht ohne das Publikum noch wissen zu lassen, dass der wieder Freigelassene sich ihnen insofern anschließt, dass er seinen Ausweis zur Verfügung stellt und seine Segelyacht. Damit segeln die Drei revolutionsbesoffen einer Insel entgegen, auf der Masten stehen zur Verbreitung europaweitem TV - Bild um eben diese zu Fall zu bringen. Verbunden ist damit der Wunsch, dass das blöd gemachte TV – gebildete Massensofavolk nun endlich ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Revolution entwickelt.

Der ganze Film ist mehr ärgerlich als lustig und hungrig machend auf Revolution. Genau aus dem Grund sehe ich den grossen Zuspruch auch unter „Linken“ und freundlicher Aufnahme bei einigen Alt68ern. Ein Muß , wie so oft geschrieben und gesagt ist dieser Film auf keinen Fall.

Editorische Anmerkungen

Der Text erschien am 03.01.2005  bei Indymedia. Er ist eine Spiegelung von
http://www.germany.indymedia.org/2005/01/103084.shtml