Betrieb & Gewerkschaft
"Frohe Weihnachten!"
... aber nicht für die Mitarbeiter der Kösling GmbH Reinheim und Crumstadt

ein Extra-Flugblatt der DKP Reinheim
01/05

trend

onlinezeitung

Die Firma Kösling in Reinheim droht mit der Schließung des Werkes zum Jahresende. Zu diesem "Hire-and-fire"-Verhalten des Unternehmens und den unhaltbaren Zuständen im Werk hat die DKP Reinheim ein Extra-Flugblatt ihrer regelmäßig zweimonatlich verteilten Zeitung "Unser Weg" herausgebracht. Die Verteilung vor dem Werkstor wurde mit großer Zustimmung der Beschäftigten aufgenommen. In dem Flugblatt heißt es zu den Vorgängen:

Weihnachten naht - Christen sprechen vom "Fest der Liebe und des Friedens". Es soll Unternehmer geben, die sich schon mal vor Weihnachten mit Entlassungen zurück halten. Sie verschieben diese auf einen späteren Termin. Nicht so bei der Kösling GmbH in Reinheim und Crumstadt, da geht es drunter und drüber. Da spielen sich Dramen ab, die ihresgleichen suchen.

Nur dank eines Betriebsrates und einer aktiven Gewerkschaft konnte die per 31. 12. 2004 drohende Schließung des Werkes Reinheim auf den 30. Juni 2005 verzögert werden. Nur dank eines Betriebsrates und einer aktiven Gewerkschaft erhalten die meisten der 30 gekündigten Mitarbeiter eine qualifizierte Rechtsberatung. Es zeigt sich: Die Kündigungsfristen wurden nicht eingehalten. Eine Offenlegung einer Sozialauswahl ist nicht erfolgt. Somit haben die Mitarbeiter gute Chancen auf Wiedereinstellung bzw. eine Abfindungszahlung.

Bei diesen (unbeschreiblichen) Vorgängen sollte jede/r Mitarbeiter/in der Gewerkschaft beitreten. Noch gelten Kündigungsschutzgesetze, die für die Kapitalisten bindend sind. Dass die Herren des großen Geldes das nicht mehr wollen, liest man täglich. Nichts anderes ist gemeint, wenn von der "Lockerung des Kündigungsschutzes" geredet wird. Heuern und feuern (USA: Hire and fire) wie es Kösling mit euch versucht, das ist ihre "Lösung".

Dabei ist bekannt:

  • dass in Reinheim kein Chemietarif - wie bei anderen Kösling-Standorten - gezahlt wird. Hier gilt der wesentlich billigere Kunststofftarif. Dadurch ist euer Einkommen wesentlich geringer als in den anderen Kösling-Werken;

  • dass der am 29. 10. gegründete Betriebsrat schon 9 (!) Klagen vor dem Arbeitgericht gegen Kösling vorgebracht hat;

  • dass in Reinheim - ohne Zustimmung des Betriebsrates - mit Kameras bei der Arbeit überwacht wird. (Dabei soll doch die DDR der "Überwachungsstaat" gewesen sein.)

  • dass kürzlich 30 Mitarbeiter gekündigt wurden; im Gegenzug holt man 9 Leiharbeiter für den Hungerlohn von 6 Euro die Stunde;

  • dass durch "Umstrukturierung" innerhalb der AG der Schwerpunkt nach Türkheim verlegt wird; Vorstandsmitglied Udo Kösling wird durch Herrn Auer und Michael Hofferbert (!) ersetzt; steht durch diese Entscheidung auch das Aus des Werkes in Crumstadt an?

  • dass der Betriebsrat schon wochenlang versucht, einen Bericht über die asozialen Vorgänge bei Kösling im Darmstädter Echo zu veröffentlichen (bislang vergebens);

  • dass der "ausgemusterte" Udo Kösling - bald wohl selbst arbeitslos - wörtlich sagte: "Was interessieren mich die Mitarbeiter - ich habe andere Sorgen."

  • dass die Schließung per 31. 12. 2004 nicht etwa deshalb verschoben wurde, weil Kösling sein soziales Gewissen entdeckt hat; nein - die ausgesprochenen Kündigungen sind so rechtlich nicht haltbar;

  • dass auf einen Schlag in Reinheim und Crumstadt langjährig tätige Mitarbeiter arbeitslos werden, die kaum jemand noch braucht und dank Hartz IV bald zu Bettlern werden.

Kämpft um euer Recht! Ihr habt nichts zu verlieren, außer der Achtung vor euch selbst. Kämpft um eine menschenwürdige Behandlung! Kämpft darum, dass ihr erhaltet was euch finanziell zusteht!

Zu fordern ist:

  • keine betriebsbedingte Kündigungen in Reinheim und Crumstadt;

  • Rücknahme der bisher ausgesprochenen Kündigungen;

  • bei Schließung in Reinheim und Crumstadt muss jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin ein adäquater Arbeitsplatz innerhalb der Kösling AG angeboten werden;

  • Zahlung eines entsprechenden Fahrgeldes bzw. das Angebot einer finanzierbaren Wohnung für umziehwillige Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen ist zu gewährleisten;

  • wer von dem Umzugsangebot keinen Gebrauch macht, erhält eine Abfindungszahlung von einem Monatslohn mal Beschäftigungsjahre - mindestens jedoch 10 000 Euro;

  • Beschäftigungsgarantie der Kösling AG für die Werke in Reinheim und Crumstadt von 10 Jahren;

  • keine Beschäftigung von Billiglohnarbeitern innerhalb der Kösling AG;

  • Erstellung eines Sozialplanes - auch unter Berücksichtigung von 11 Schwerbehinderten, die sonst mittellos "auf der Straße" stehen;

  • auch die Reinheimer Kommunalpolitik muss die Angelegenheit aufgreifen.

Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) wird wie bisher die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten. "UNSER WEG" bleibt ein Sprachrohr für eure gerechte Sache. Denkt daran: Wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Editorische Anmerkungen

Der Text ist eine Spiegelung von
http://www.dkp-online.de/uz/3652/s0502.htm