Squatten im Land Brandenburg
Eine Reportage

Lautsprecher an! 
Homepage des Premnitzer Jugendklubs

01/02

 
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Premnitz ist eine typische Kleinstadt im Land Brandenburg - jede Menge Nazis,ignorante LokalpolitikerInnen und keinerlei Raum für alternative Lebensentwürfe. Es gibt nur einen Jugendklub - Öde ohne Ende. Eine Gruppe linker Jugendlicher versuchte im Herbst ein Haus zu besetzen. Gleich, einen knappen Monat später, war ein Spezialkommando der Polizei zur Stelle, um zu räumen. Doch entmutigen lassen sich die Squatter nicht.

Besetzen oder Bockwurst Alles ist besser, als ein beschissener Jugendclub mit Sozialarbeitern, die ihre Aufgabe darin sehen, hinter einem Tresen zu stehen und an Jugendliche Cola und Bockwurst zu verkaufen. Soviel steht fest. Zumindest, für die Jugendlichen, die mehr wollen als einmal im Jahr auf die Loveparade fahren und später mal einen guten Job bekommen! Doch auch denen bleibt oft nicht nichts anderes übrig, als in eben jenen Club zu gehen. So ist nun einmal das Leben in den brandenburgischen Kleinstädten. Brandenburgische Kleinstädte wie zum Beispiel Premnitz. Mit etwa 9000 Einwohnern liegt das beschauliche Örtchen im westlichen Havelland im Dreieck zwischen Rathenow, Genthin und Brandenburg/Havel. An der Spitze der Lokalpolitik steht ein CDU-naher Bürgermeister. Ein anderes Wort für Freizeit ist dort Langeweile.

Dennoch finden sich auch in Premnitz Leute, die gegen die kapitalistischen Verhältnisse etwas unternehmen wollen, die sie im städtischen Jugendclub vorfinden und bestätigt sehen. So wurde im Herbst 2001 ein Haus besetzt. Es sollte Treffpunkt für etwa 15 junge AktivistInnen werden. Und genau das wurde er auch. Doch so sollte es nicht lange bleiben. Nach nicht einmal ganz einem Monat wurde das Haus wieder geräumt. Um 7 Uhr morgens stürmte ein Bullenaufgebot, wie es die kleine Stadt wohl bis dahin selten gesehen hat, die Räume. Festnahmen gab es glücklicher Weise keine. Denn die überwiegend jungen Leute wohnten nicht in dem Haus. Während der ganzen Zeit hat sich die regionale Presse gar nicht für die BesetzerInnen, ihre Gründe und Ziele interessiert, ebenso wenig die Räumung. Genauso ignorant verhielten sich Stadtrat, Parteien und politische Verbände. In der Öffentlichkeit fand all das nicht statt.

Früher gab es übrigens öfter Hausbesetzungen in Premnitz - einige Häuser hielten sich bis zu drei Jahren lang. Doch wirklich langfristiges Squatten ist bei der negativen Atmosphäre in Premnitz nie möglich gewesen: Naziangriffe, Ärger mit der Polizei, der unvermeidliche Umzug zum Studieren. Also hieß es für die Besezter erst einmal, wieder mit dem städtischen Jugendclub vorlieb zu nehmen. Wohl oder übel. Doch auch dort ließen sich die Bullen recht bald blicken. Die Spezialeinheit Tomeg (Täterorientierte Maßnahmen gegen extremistische Gewalt) tauchte auf, und sprach wahllos Leute in dem Club an. Angeblich wolle die Premnitzer Wohnungsbaugesellschaft den Ex-BesetzerInnen ein Ersatzobjekt zur Verfügung stellen, versprachen die Staatsbüttel. Recherchen der Jugendlichen ergaben, dass es diese Gesellschaft schon lange nicht mehr gibt. Nichts weiter als eine Masche der Bullen, um an die Namen der Leute zu kommen, die sich politisch engagieren. Und noch einer ist an derlei Informationen überaus interessiert: Der Leiter des Jugendclubs. In jeder Einzelheit schreibt er auf, wer mit wem wann zu welcher Demo fährt, oder sonst etwas macht. Was er mit all dem anfangen will, ist nicht klar. Die Vermutung liegt aber nahe, dass Mister Stasi-Sozialarbeiter mit den Bullen, speziell der Tomeg, zusammenarbeitet. Auch ansonsten ist er fleißig dabei, alles, was nach einer linken alternativen Jugendkultur aussieht, zu verhindern. Veranstaltungen zu Themen wie Antirassismus sind tabu. "Zu politisch", lautet die Antwort auf Anfragen der Jugendlichen. Räume im Club dürfen nur genutzt werden, wenn ein Sozialarbeiter die "Kids" im Visier hat und derlei Schickanen mehr. Nicht gerade eine rosige Situation in Premnitz. Doch die AktivistInnen lassen den Kopf nicht hängen. "Wir werden wieder besetzen." So siehts sonst aus in Premnitz: Nazirandale zu Silvester Homepage der Stadt Premnitz Lohnenswert weil endlos peinlich.

Editoriale Anmerkung:

Dieser Artikel wurde gespiegelt von www.squat.net . Weitere Infos zur Lautsprecher-Homepage gibt es bei: http://www.inforiot.de