Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie
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Einige Grundeigenschaften der bürgerlichen Vulgärökonomie
 

  • Herumtreiben in den nur scheinbaren Zusammenhängen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse;
  • Hängenbleiben in den Staubwolken und Mystifikationen der kapitalistischen Konkurrenz;
  • doktrinäre und pedantische Systematisierung des falschen Scheins der kapitalistischen Oberfläche und der daraus entspringenden Alltagsvorstellungen der Kapitalisten;
  • Leugnung, Entstellung und Vertuschung der inneren Zusammenhänge der kapitalistischen Produktionsverhältnisse;
  • Leugnung der ökonomischen Gesetze des Kapitalismus, ihre Ersetzung durch „Naturgesetze" (wirkliche oder auch frei erfundene), „allgemeine Produktionsgesetze", „psychologische Gesetze" usw.;
  • ahistorische Interpretation geschichtlich bestimmter ökonomischer Verhältnisse und Kategorien;
  • flacher Empirismus ohne theoretische Analyse, pseudotheoretische Konstruktionen ohne Wirklichkeitsbezug;
  • metaphysisches Auseinanderreißen wesentlicher Zusammenhänge, einseitige Verabsolutierung untergeordneter Nebenzusammenhänge;
  • geistloses Widerkauen längst überholter ökonomischer Erkenntnisse.

Marx über die bürgerliche Vulgärökonomie:

„. . . Vulgärökonomie, die sich nur innerhalb des scheinbaren Zusammenhangs herumtreibt, für eine plausible Verständlich-machung der sozusagen gröbsten Phänomene und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wissenschaftlichen Ökonomie längst gelieferte Material stets von neuem wiederkaut, im übrigen sich aber darauf beschränkt, die banalen und selbstgefälligen Vorstellungen der bürgerlichen Produktionsagenten von ihrer eignen besten Welt zu systematisieren, pedantisieren und als ewige Wahrheiten zu proklamieren." (MEW, Bd. 23, S. 95)

„Die Vulgärökonomie tut in der Tat nichts, als die Vorstellungen der in den bürgerlichen Produktionsverhältnissen befangenen Agenten dieser Produktion doktrinär zu verdolmetschen, zu systematisieren und zu apologetisieren. Es darf uns also nicht wundernehmen, daß sie gerade in der entfremdeten Erscheinungsform der ökonomischen Verhältnisse, worin diese prima facie abgeschmackt und vollkommene Widersprüche sind — und alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen —, wenn gerade hier die Vulgärökonomie sich vollkommen bei sich selbst fühlt, und ihr diese Verhältnisse um so selbstverständlicher erscheinen, je mehr der innere Zusammenhang an ihnen verborgen ist, sie aber der ordinären Vorstellung geläufig sind." (MEW, Bd. 25, S. 825) „Der Vulgärökonom tut in der Tat nichts als die sonderbaren Vorstellungen der in der Konkurrenz befangnen Kapitalisten in eine scheinbar mehr theoretische, verallgemeinernde Sprache zu übersetzen und sich abzumühn, die Richtigkeit dieser Vorstellungen zu konstruieren." (Ebenda, S. 241) „Die Vulgärökonomie, die .wirklich auch nichts gelernt hat', pocht hier, wie überall, auf den Schein gegen das Gesetz der Erscheinung." (MEW, Bd. 23, S. 325)

„Auf dieser Erscheinungsform, die das wirkliche Verhältnis unsichtbar macht und grade sein Gegenteil zeigt, beruhn .. . alle apologetischen Flausen der Vulgärökonomie." (Ebenda, S. 562)

„Es ist daher ebenso natürlich, daß die Vulgärökonomie, die nichts als eine didaktische, mehr oder minder doktrinäreX Übersetzung der Alltagsvorstellungen der wirklichen Produktionsagenten ist, und eine gewisse verständige Ordnung unter sie bringt, grade in dieser Trinität (Kapital, Boden, Arbeit, G. F.), worin der ganze innere Zusammenhang ausgelöscht ist, die naturgemäße und über alle Zweifel erhabene Basis ihrer seichten Wichtigtuerei findet." (MEW, Bd. 25, S. 838 f.)

Die „Herren von der Vulgärökonomie", die, „umgekehrte Archimedes,. .. den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen." (MEW. Bd. 23, S. 323)

Erstens die „Identifizierung von Warenzirkulation und unmittelbarem Produktenaustausch... . Zweitens der Versuch, die Widersprüche des kapitalistischen Produktionsprozesses wegzuleugnen, indem man die Verhältnisse seiner Produktionsagenten in die einfachen Beziehungen auflöst, die aus der Warenzirkulation entspringen." (Ebenda, S. 128)

„Es charakterisiert eben die Vulgärökonomie, daß sie das, was in einer bestimmten überlebten Entwicklungsstufe neu, originell, tief und berechtigt war, zu einer Zeit wiederholt, wo es platt, abgestanden und falsch ist. Sie bekennt damit, daß sie auch nicht einmal eine Ahnung über die Probleme besitzt, die die klassische Ökonomie beschäftigt haben. Sie verwechselt sie mit Fragen, wie sie nur auf einem niedrigem Standpunkt der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft gestellt werden konnten. Ebenso verhält es sich mit ihrem rastlosen und selbstgefälligen Wiederkauen der physiokra-tischen Lehrsätze über den Freihandel. Diese Sätze haben längst alles und jedes theoretische Interesse verloren, sosehr sie diesen oder jenen Staat praktisch interessieren mögen." (MEW, Bd. 25, S. 794)

 

Editorische Anmerkungen

Günter Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie  Berlin DDR 1975, S.185

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