Ricardo:
„Wie alle anderen Dinge, die gekauft und verkauft werden und
deren Menge sich vergrößern und verringern kann, hat auch die
Arbeit ihren natürlichen und ihren Marktpreis. Der natürliche
Preis der Arbeit ist jener, der notwendig ist, um den
Arbeitern, einen wie den anderen, zu ermöglichen, sich zu
erhalten und die Existenz ihres Standes [race] ohne Vermehrung
oder Verminderung weiterzuführen. Die Fähigkeit des Arbeiters,
sich und seine Familie, die zur Aufrechterhaltung der
Arbeiterzahl notwendig ist, zu erhalten, hängt nicht von der
Summe Geldes ab, die er als Lohn erhält, sondern von der Menge
Nahrungsmittel, lebenswichtiger Güter und Annehmlichkeiten,
die auf Grund der Gewohnheit für ihn lebensnotwendig geworden
sind und die er mit diesem Gelde kaufen kann. Daher hängt der
natürliche Preis der Arbeit vom Preise der für den Unterhalt
des Arbeiters und seiner Familie erforderlichen
Nahrungsmittel, lebenswichtigen Güter und Annehmlichkeiten ab.
Der natürliche Preis der Arbeit wird bei einer
Erhöhung des Preises der Nahrungsmittel und der
lebenswichtigen Güter steigen, bei einem Fall dieser Preise
sinken." (Ricardo, D., Über die Grundsätze..., a.a.O. ,5.77
f.)
„Man möge das nicht so
auffassen, als ob der natürliche Preis der Arbeit, auch wenn
er in Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gebrauchsgütern
ausgedrückt wird, unbedingt feststehend und unveränderlich
ist. Er schwankt zu verschiedenen Zeiten im gleichen Land und
ist sehr unterschiedlich in verschiedenen Ländern. Er hängt
entscheidend von den Sitten und Gebräuchen des Volkes ab. Ein
englischer Arbeiter würde seinen Lohn als unter seiner
natürlichen Rate stehend und als zu armselig, eine Familie zu
ernähren, betrachten, wenn er damit keine anderen
Nahrungsmittel als Kartoffeln kaufen und in keiner besseren
Behausung als einer Lehmhütte wohnen könnte. Dennoch werden
diese bescheidenen Ansprüche oft als ausreichend erachtet in
den Ländern, in denen ,das Leben des Menschen billig ist' und
seine Bedürfnisse leicht zu befriedigen sind. Viele der
Annehmlichkeiten, deren sich heute eine englische Hütte
erfreut, hätte man in früheren Zeiten unserer Geschichte für
Luxus gehalten." (Ebenda, S. 81 f.)
„Freunde der Menschheit
^können nur wünschen, daß die arbeitenden Klassen in allen
Ländern Sinn für Annehmlichkeiten und Genuß haben, und daß sie
in ihren Bemühungen, sich diese zu verschaffen, mit allen
zulässigen Mitteln angespornt werden." (Ebenda, S. 85.)
„Das also sind die
Gesetze, durch die der Lohn bestimmt wird und von denen das
Wohlbefinden des weitaus größten Teiles jeder Gesellschaft
beherrscht wird. Wie alle anderen Verträge sollten auch die
Löhne der gerechten und freien Konkurrenz des Marktes
überlassen bleiben und niemals durch Eingriffe der
Gesetzgebung kontrolliert werden." (Ebenda, S. 90.)
Editorische
Anmerkungen
Günter Fabiunke, Geschichte der
bürgerlichen politischen Ökonomie Berlin
DDR 1975, S.135/136
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