Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie
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Die vulgäre Bestimmung des Wertes als Summe von Lohn, Profit und Rente


 

Smith:
„Lohn, Profit und Rente sind die drei ursprünglichen Quellen allen Einkommens ebenso wie allen Tauschwerts." (Smith, A., Eine Untersuchung . . ., a. a. 0., S. 68)

Karl Marx:
„. . . hier kulminiert der närrische Schnitzer A. Smiths: Nachdem er damit begonnen hat, die Wertbestandteile der Ware und die Summe des Wertprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu bestimmen und dann nachzuweisen, wie diese Bestandteile ebensoviele verschiedne Revenuequellen bilden; nachdem er so aus dem Wert die Revenuen abgeleitet hat, verfährt er dann — und das bleibt ihm die vorherrschende Vorstellung - umgekehrt und läßt die Revenuen, aus ,Bestandteilen' . . ., zu ,Urquellen alles Tauschwerts' werden, womit der Vulgärökonomie Tür und Tor weit geöffnet war." (MEW, Bd. 24, S. 372)

„Nachdem A. Smith soeben noch Grundrente und Profit als bloße deductions/1/ dargestellt hat von dem Wert oder der Arbeit, die der Arbeiter dem Rohmaterial hinzufügt, wie kann er sie sources primitives de la valeur echangeable/2/ nennen? . . . Sofern sie Titel (Bedingungen) sind, um sich einen Teil des Werts, d. h. der in der Ware vergegenständlichten Arbeit, anzueignen, sind sie Einkommensquellen für ihre Eigentümer. Aber die Verteilung oder Aneignung von Wert ist doch keine Quelle des Werts, der angeeignet wird. Fände diese Aneignung nicht statt und erhielte der Arbeiter das ganze Produkt seiner Arbeit zum Lohn, so bliebe der Wert der produzierten Ware nach wie vor derselbe, obgleich er nicht mit Grundeigentümer und Kapitalist geteilt würde. Grundeigentum und Kapital, dadurch, daß sie Einkommensquellen für ihre Besitzer bilden, d. h. ihnen die Macht geben, einen Teil der von der Arbeit geschaffnen Werte sich anzueignen, werden dadurch nicht zu Quellen des Werts, den sie sich aneignen. Aber es ist ebenso falsch zu sagen, daß der Arbeitslohn eine source primitive de la valeur e'changeable bilde, obgleich derselbe oder vielmehr der beständige Verkauf des Arbeitsvermögens eine Einkommensquelle für den Arbeiter bildet. Es ist die Arbeit und nicht der Arbeitslohn des Arbeiters, der Wert schafft. Der Arbeitslohn ist nur schon vorhandner Wert oder, wenn wir das Ganze der Produktion betrachten, der Teil des vom Arbeiter geschaffnen Werts, der von ihm selbst angeeignet wird, aber diese Aneignung schafft den Wert nicht. Sein Arbeitslohn kann daher steigen oder fallen, ohne daß der Wert der von ihm produzierten Ware davon berührt wird." (MEW, Bd. 26.1, S. 65 f.)

Kommentar

  • Die vulgäre Ableitung des Wertes aus den Einkommen bildete den theoretischen Ausgangspunkt für eine ganze Reihe apologetischer Konzeptionen der nachklassischen bürgerlichen Vulgärökonomie, insbesondere der von J. B. Say begründeten Produktionsfaktorentheorie sowie der noch heute von der bürgerlichen Vulgärökonomie ver-fochtenen Theorie von der „Lohn-Preis-Spirale".
  • Im übrigen ließ Adam Smith' Auffassung, wonach der Wert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts nur aus den Einkommen Lohn, Profit und Rente bestehe, den Wert des konstanten Kapitals unbeachtet, das bei der Produktion der Ware verbraucht wird. Dieses „Dogma von Smith" verhinderte jede tiefere Analyse des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses und bedeutete einen entschiedenen Rückschritt gegenüber der physiokratischen Reproduktionstheorie. (Vgl. MEW, Bd. 23, S. 617 sowie Bd. 24, S. 360 ff.)
     

Anmerkungen

1) Abzüge
2) Urquellen des Tauschwerts
 

Editorische Anmerkungen

Günter Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie  Berlin DDR 1975, S.105f