Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie
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Adam Smith' Lehre von der produktiven und der unproduktiven Arbeit


 

„Es gibt eine Art von Arbeit, die den Wert des Gegenstandes, auf den sie verwendet wird, erhöht; es gibt eine andere, die keine solche Wirkung hat. Die erstere kann, da sie einen Wert produziert, als produktive, die letztere als unproduktive Arbeit bezeichnet werden. So fügt die Arbeit eines Manufakturarbeiters in der Regel dem Wert des von ihm verarbeiteten Materials noch den Wert seines eigenen Unterhalts und den Profit seines Herrn hinzu. Dagegen fügt die Arbeit eines Dienstboten keinen Wert hinzu. Obwohl der Manufakturarbeiter seinen Lohn von seinem Herrn vorgeschossen erhält, kostet er ihm in Wirklichkeit nichts, da der Wert dieses Lohns gewöhnlich zusammen mit einem Profit durch den erhöhten Wert des Gegenstands, auf den er seine Arbeit verwendet hat, zurückerstattet wird. Aber der Unterhalt eines Dienstboten wird nie zurückerstattet. Ein Mann wird reich durch die Beschäftigung einer Vielzahl von Manufakturisten; er wird arm durch den Unterhalt einer Vielzahl von Dienstboten." (Zitiert in: MEW, Bd. 26.1, S. 125)

„Die Arbeit der letzteren hat jedoch ihren Wert und verdient ihren Lohn ebenso wie die ersteren. Aber die Arbeit des Manufakturarbeiters fixiert und realisiert sich in einem besonderen Gegenstand oder einer verkäuflichen Ware, die wenigstens noch eine Zeitlang fortbesteht, nachdem die Arbeit beendet ist. Es wird gewissermaßen eine bestimmte Menge Arbeit gesammelt und gespeichert, um später, wenn notwendig, verwendet zu werden. Dieser Gegenstand, oder was dasselbe ist, der Preis dieses Gegenstandes, kann später, wenn notwendig, die gleiche Menge Arbeit in Bewegung setzen, die ursprünglich zu seiner Produktion erforderlich war. Die Arbeit des Dienstboten dagegen fixiert oder realisiert sich nicht in einem besonderen Gegenstand oder einer verkäuflichen Ware. Seine Dienste vergehen gewöhnlich im Augenblick ihrer Leistung und hinterlassen selten eine Spur oder einen Wert, für den später eine gleiche Menge von Dienstleistungen beschafft werden könnte." (Ebenda, S. 131) „Welchen Teil seines Fonds jemand auch als Kapital anlegen mag, er erwartet immer, daß er ihm mit einem Profit wieder ersetzt werde. Er verwendet ihn deshalb ausschließlich für den Unterhalt produktiver Arbeiter; und nachdem er ihm in der Funktion als Kapital gedient hat, bildet er für diese letzteren eine Revenue. Sobald er einen Teil davon zum Unterhalt unproduktiver Arbeiter irgendeiner Art verwendet, ist vom  gleichen Augenblick an seinem Kapital dieser Teil entzogen und in seinen Fonds übergegangen, der der unmittelbaren Konsumtion vorbehalten ist." (Ebenda, S. 129)

Marx über Inhalt und Bedeutung der Smithschen Lehre von der produktiven und unproduktiven Arbeit:

„Die produktive Arbeit wird hier bestimmt vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion aus, und A.Smith hat die Sache selbst begrifflich erschöpft, den Nagel auf den Kopf getroffen — es ist dies eines seiner größten wissenschaftlichen Verdienste (es bleibt. . . die Grundlage der ganzen bürgerlichen Ökonomie, diese kritische Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit), daß er die produktive Arbeit als Arbeit bestimmt, die sich unmittelbar mit dem Kapital austauscht, d. h. durch Austausch, womit die Produktionsbedingungen der Arbeit und der Wert überhaupt, Geld oder Ware, sich erst in Kapital verwandeln (und die Arbeit in Lohnarbeit im wissenschaftlichen Sinn). Damit ist auch absolut festgesetzt, was unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen Salair oder Profit (natürlich auch gegen die verschiednen Rubriken, die als copartners/1 / am Profit des Kapitalisten partizipieren,wie Zins und Renten). Wo alle Arbeit teilweis sich noch selbst bezahlt (wie die Agrikulturarbeit des Fronbauern z. B.), teilweis sich direkt gegen die Revenue austauscht (wie die Manufakturarbeit der Städte in Asien), existiert kein Kapital und keine Lohnarbeit im Sinne der bürgerlichen Ökonomie. Diese Bestimmungen sind also nicht genommen aus der stofflichen Bestimmung der Arbeit (weder der Natur ihres Produkts noch der Bestimmtheit der Arbeit als konkreter Arbeit), sondern aus der bestimmten gesellschaftlichen Form, den gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen, worin sie sich verwirklicht. Ein Schauspieler z. B., selbst ein Clown, ist hiernach ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten arbeitet (des entrepreneur/2/), dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Salairs von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ihm einen bloßen Gebrauchswert schafft, ein unproduktiver Arbeiter ist. Die Arbeit des erstren tauscht sich gegen Kapital aus, die des zweiten gegen Revenue. Die erstre schafft einen Mehrwert; in der zweiten verzehrt sich eine Revenue. Produktive und unproduktive Arbeit hier immer vom Standpunkt des Geldbesitzers, des Kapitalisten aus, nicht des Arbeiters..." (MEW, Bd. 26.1,S. 127 f.)

Marx zur Stellung der Lehre von der produktiven Arbeit im theoretischen System der politischen Ökonomie des Kapitalismus:

„Da die ganze kapitalistische Produktion darauf beruht, daß die Arbeit direkt gekauft wird, um im Prozeß der Produktion einen Teil davon ohne Kauf sich anzueignen, den man aber im Produkt verkauft - da dies der Existenzgrund, der Begriff des Kapitals ist - ist die Unterscheidung zwischen der Arbeit, die Kapital produziert, und der, die es nicht produziert, nicht die Basis, um den kapitalistischen Produktionsprozeß zu ver-stehn?"(Ebenda, S. 265)

Anmerkungen

1) Teilhaber
2) Unternehmer

Editorische Anmerkungen

Günter Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie  Berlin DDR 1975, S.100ff