Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie
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Adam Smith's Entdeckung des Mehrwerts

Smith:

„Sobald sich Kapital in den Händen einzelner aufgehäuft hat, werden einige darunter es natürlicherweise dazu verwenden, fleißige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das, was ihre Arbeit dem Wert jener Rohstoffe hinzugefügt hat, einen Profit zu machen. Beim Austausch des fertigen Erzeugnisses gegen Geld, Arbeit oder andere Waren muß über das hinaus, was zur Bezahlung der Materialkosten und Arbeitslöhne ausreicht, noch etwas hingegeben werden für den Profit des Unternehmers, der sein Kapital bei diesem Wagnis aufs Spiel gesetzt hat. Der Wert, den die Arbeiter den Rohstoffen zufügen, löst sich hier (unter den Bedingungen kapitalistischer Produktion, G.F.) in zwei Teile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andere den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von ihm in Material und Lohn vorgeschossene Kapital. Er kann kein Interesse daran haben, Arbeiter zu beschäftigen, wenn er nicht aus dem Verkauf der Produkte ihrer Tätigkeit einen etwas größeren Erlös erwartet als zum Ersatz seines Kapitals notwendig ist. Er kann auch kein Interesse daran haben, lieber ein großes als ein kleines Kapital anzulegen, wenn seine Profite nicht in einem angemessenen Verhältnis zum Umfang seines Kapitals stehen.

Man mag vielleicht denken, daß der Kapitalprofit nur eine andere Bezeichnung für den Lohn einer besonderen Arbeitsart, nämlich des Beaufsichtigens und Leitens ist. Er stellt aber etwas völlig anderes dar, wird durch ganz andere Grundsätze geregelt und steht in keinem Verhältnis zur Menge, Beschwerlichkeit oder geistigen Anstrengung jener vorgeblichen Arbeit der Beaufsichtigung und Leitung. Er wird ganz und gar durch den Wert des angelegten Kapitals bestimmt und ist im Verhältnis zum Umfang dieses Kapitals größer oder kleiner". (Smith, A., Eine Untersuchung . . ., a. a. 0., S. 63 f.)

Hierzu Karl Marx:

„Hier also erklärt Smith ausdrücklich: Der Profit, der beim Verkauf des ouvrage fini /fertigen Arbeitsprodukts/ gemacht wird, rührt nicht aus dem Verkauf selbst her, nicht daher, daß die Ware über ihrem Wert verkauft wird, ist nicht profit upon alienation (Veräußerungsprofit, G. F.). Der Wert, d. h. das Quantum Arbeit, das die Arbeiter dem Material zuteilen, zerfällt vielmehr in 2 Teile. Der eine zahlt ihre Salaire oder ist durch ihre Salaire gezahlt. Sie geben damit nur soviel Quantum Arbeit zurück, als sie in der Form des Salairs empfangen haben. Der andre Teil bildet den Profit des Kapitalisten, d. h., er ist ein Quantum Arbeit, das er verkauft, ohne es gezahlt zu haben. Verkauft er also die Ware zu ihrem Wert, d. h. der in ihr enthalt-nen Arbeitszeit, d. h. tauscht er sie gegen andre Waren nach dem Gesetz des Werts aus, so rührt sein Profit daher, daß er einen Teil der in der Ware enthaltnen Arbeit nicht bezahlt hat, sie wohl aber verkauft. A. Smith .. . hat damit den wahren Ursprung des Mehrwerts erkannt." (MEW, Bd. 26.1, S. 50 f.)

Zum ersten Teil der von Smith angeführten Passage bemerkte Marx:

„. .. wo kommen die gens industrieux/1/ her, die weder Subsistenzmittel noch Material der Arbeit besitzen . . .? Entkleidet man Smiths Ausdruck seiner naiven Fassung, so heißt er weiter nichts als: Die kapitalistische Produktion beginnt in dem Augenblick, wo die Arbeitsbedingungen einer Klasse gehören und die bloße Verfügung über das Arbeitsvermögen einer ändern. Diese Trennung der Arbeit von den Arbeitsbedingungen bildet die Voraussetzung der kapitalistischen Produktion." (Ebenda, S. 49)

 

Editorische Anmerkungen

Günter Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie  Berlin DDR 1975, S.92ff