Smith:
„Jede Tiergattung vermehrt sich natürlicherweise im
Verhältnis zu ihren Existenzmitteln, keine kann sich jemals
darüber hinaus vermehren. Aber in einer zivilisierten
Gesellschaft kann der Mangel an Uriterhaltsmitteln nur den
unteren Volksschichten Beschränkungen gegen die weitere
Vermehrung der menschlichen Gattung- auferlegen; das kann er auf
keine andere Art und Weise erreichen als durch die Tötung eines
großen Teils der Kinder, die von ihren fruchtbaren Ehen gezeugt
werden.
Die reichliche Entlohnung der Arbeit befähigt sie, für ihre
Kinder besser zu sorgen und eine größere Zahl aufzuziehen.
Insofern bewirkt sie naturgemäß eine Erweiterung und Ausdehnung
der erwähnten Grenzen. Es verdient außerdem bemerkt zu werden,
daß dies notwendigerweise so genau wie möglich in dem Verhältnis
geschieht, welches die Nachfrage nach Arbeit erfordert. Erhöht
sich diese Nachfrage dauernd, muß die Entlohnung der Arbeit
zwangsläufig die Eheschließung und Vermehrung der Arbeiter in
der Weise ermutigen, daß sie in die Lage versetzt werden, jene
ständig wachsende Nachfrage mit einer ständig wachsenden
Bevölkerung zu decken. Ist die Entlohnung irgendwann geringer
als es dieser Zweck verlangt, so wird sie durch den Mangel an
Arbeitskräften bald gesteigert. 'Und wenn die Entlohnung
irgendwann mehr ausmacht, wird sie durch die übermäßige
Vermehrung bald auf diese notwendige Rate herabgedrückt. Der
Markt ist in dem einen Falle so ungenügend und im anderen so
übermäßig mit Arbeit versorgt, daß ihr Preis bald auf jene
richtige Rate zurückgetrieben wird, welche die Verhältnisse der
Gesellschaft erfordern. Auf diese Weise reguliert die Nachfrage
nach Arbeitern, ebenso wie bei jeder anderen Ware,
notwendigerweise ihre Produktion, beschleunigt sie, wenn sie zu
langsam vorangeht, und hemmt sie, wenn sie sich zu schnell
entwickelt. Diese Nachfrage regelt und bestimmt den Grad der
Fortpflanzung in allen Ländern der Erde. Sie führt in
Nordamerika zu einer schnell ansteigenden, in Europa zu einer
sich langsam und schrittweise entwickelnden und in China zu
einer völlig stagnierenden Bevölkerungsvermehrung."
(Smith, A., Eine Untersuchung
über den Ursprung und das Wesen des Reichtums der Nationen,
Akademie-Verlag, Berlin 1963, S. 105 f.)
Editorische
Anmerkungen
Günter Fabiunke, Geschichte der
bürgerlichen politischen Ökonomie Berlin
DDR 1975, S.85ff