Der Beitrag der
Physiokraten zur Begründung des klassischen bürgerlichen
Liberalismus
Kommentar
- Indem der
subjektiv nach dem allgemeinen Rationalprinzip (1) handelnde
Kaufmann seine persönlichen individuellen Interessen verfolgt,
trägt er zum Ausgleich von Überproduktion und Unterproduktion
(zwischen niedrigen und hohen Preisen) bei, steht sein
persönlicher Eigennutz in Übereinstimmung mit den Interessen
aller. „Es beruhtauf dem Wesensgrundsatz der natürlichen
Ordnung", erklärte Mercier de la Riviere, „daß der Vorteil
eines einzelnen niemals vom Vorteil aller getrennt werden
kann; und dies tritt unter der Herrschaft der Freiheit ein.
Die Welt läuft dann von selbst."
- Mit den
Losungen „Laissez-faire et laissez-aller — le monde va de
lui-meme!" (2) und „Besser regieren, heißt weniger regieren!"
forderten die Physiokraten die Beseitigung aller dem freien
Handel im Wege stehenden staatlichen und juristischen
Beschränkungen (z. B. Binnenzölle, Wegegebühren, Steuern,
Privilegien, Monopole usw.).
- Indem die
Physiokraten unter Berufung auf Vernunft und Natur die
Beseitigung aller Hemmnisse forderten, die der freien
Entfaltung des Egoismus im Wege standen, indem sie für die
ungehinderte Entfaltung der „Naturgesetze" in der Wirtschaft
eintraten, proklamierten sie die objektiv auf die Überwindung
des Feudalismus gerichtete Durchsetzung der ökonomischen
Gesetze des Kapitalismus.
Anmerkungen:
1 Einen gegebenen
Zweck mit dem geringsten Aufwand erreichen bzw. mit gegebenen
Mitteln das beste Ergebnis erzielen.
2 Laßt den Dingen ihren Lauf, die Welt dreht sich von selbst
(das heißt auch ohne Einmischung des Staates).
Editorische
Anmerkungen
Günter Fabiunke, Geschichte der
bürgerlichen politischen Ökonomie Berlin
DDR 1975, S.74f
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