Die Aufteilung des Produkts bei Turgot
„ Sobald nun die Lohnarbeit
eingetreten ist, ,teilt sich das Produkt des Bodens in zwei
Teile: Der eine umfaßt den Lebensunterhalt und den Gewinn des
Landmanns, die den Lohn für seine Arbeit und die Bedingung
bilden, zu der er es unternimmt, das Feld des Eigentümers zu
bestellen; der Rest ist jener unabhängige und verfügbare Teil,
den die Erde als reines Geschenk dem gibt, der sie bebaut,
über seine Vorschüsse und den Lohn seiner Mühen hinaus; und das
bildet den Anteil des Eigentümers oder die Revenue, von der er
ohne Arbeit leben kann und die er verwendet, wie er will'." (Turgot,
zitiert bei Marx, in: MEW, Bd. 26.1, S. 27)
Die physiokratische Lehre von den drei Grundklassen der
Gesellschaft
„Bekanntlich teilt sich bei den Physiokraten die Gesellschaft
in drei Klassen: 1. Die produktive, d.h. die wirklich im
Ackerbau tätige Klasse, Pächter und Landarbeiter; sie heißen
produktiv, weil ihre Arbeit einen Überschuß läßt — die Rente. 2.
Die Klasse, welche diesen Überschuß aneignet, umfassend die
Grundbesitzer und die von ihnen abhängige Gefolgschaft, den
Fürsten und überhaupt die vom Staat gezahlten Beamten und
endlich auch die Kirche in ihrer besondern Eigenschaft als
Aneignerin des Zehnten ... 3. Die gewerbetreibende oder sterile
(unfruchtbare) Klasse, steril, weil sie nach physiokratischer
Ansicht den ihr von der produktiven Klasse gelieferten
Rohstoffen nur so viel Wert zusetzt, als sie an den ihr von
derselben Klasse gelieferten Lebensmitteln verzehrt." (MEW, Bd.
20, S. 230.)
,,Da es das Große und Spezifische der Physiokratie ist, den
Wert und den Mehrwert nicht aus der Zirkulation, sondern aus der
Produktion abzuleiten, beginnt sie, im Gegensatz zum Monetär-
und Merkantilsystem, notwendig mit dem Produktionszweig, der
überhaupt abgesondert, unabhängig von der Zirkulation, von dem
Austausch gedacht werden kann und nicht den Austausch zwischen
Mensch und Mensch, sondern nur zwischen Mensch und Natur
voraussetzt . . .
Die erste Bedingung der Kapitalentwicklung ist die Trennung des
Grundeigentums von der Arbeit, das selbständige Gegenübertreten
der Erde — dieser Urbedingung der Arbeit — als selbständige
Macht, in der Hand einer besondren Klasse befindliche Macht,
gegenüber dem freien Arbeiter. In dieser Darstellung erscheint
daher der Grundeigentümer als der eigentliche Kapitalist, das
heißt der Aneigner der Surplusarbeit. Der Feudalismus wird so
sub specie/1/ der bürgerlichen Produktion reproduziert und
erklärt wie die Agrikultur als der Produktionszweig, worin sich
die kapitalistische Produktion - d. h. die Produktion des
Mehrwerts — ausschließlich darstellt. Indem so der Feudalismus
verbürgerlicht wird, erhält die bürgerliche Gesellschaft einen
feudalen Schein." (MEW, Bd. 26.1,S. 19 f.)
Editorische
Anmerkungen
Günter Fabiunke, Geschichte der
bürgerlichen politischen Ökonomie Berlin
DDR 1975, S.65f
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