Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie
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Der Merkantilismus

Der Merkantilismus war die in England unter den Bedingungen der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals und der Herausbildung der bürgerlichen Nation entstandene Fortsetzung und zugleich Überwindung des Monetarismus. Seine Klassenbasis war das englische Handelskapital. Hauptvertreter des Merkantilismus waren: Thomas Mun (1571—1641) Josiah Child (1630-1699) und Charles Davena.nt (1656—1714). Der Merkantilismus beherrschte das ökonomische Denken in England während des 17. Jahrhunderts und bis weit in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Das vom Merkantilismus verkündete Ziel aller wirtschaftlichen Aktivitäten war der Handelsprofit, der Überschuß des Exports über den Import. Der Merkantilismus war das erste bereits kapitalistische (auf den Mehrwert gerichtete), aber zugleich noch vorwissenschaftliche (weil bei der Betrachtung der Zirkulationssphäre stehenbleibende) System der bürgerlichen politischen Ökonomie.

Im Interesse des sich vom Wucherkapital lösenden und verselbständigenden Handelskapitals kämpften die Merkantilisten für die Unterordnung des Zinses unter den Profit, für die Herausbildung eines freien Geldmarktes. Bestimmte Methoden der vom Merkantilismus begründeten Wirtschaftspolitik kamen unter feudal-absolutistischen Verhältnissen in Form des Colbertismus in Frankreich und in Form des Kameralismus in den deutschen Zwergstaaten zur Anwendung. Colbertismus und Kameralismus waren feudale Deformationen des Merkantilismus, da in ihnen nicht der Handelsprofit, sondern die Geldeinkünfte des feudalen Staates im Mittelpunkt standen.

Die historisch bedeutsamste progressive Wirkung des Merkantilismus war die durch ihn stimulierte Entwicklung der kapitalistischen Produktion in Form der Manufakturen, die mit staatlicher Gewalt beschleunigte Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise.
 

Der Übergang vom Monetar- zum Merkantilsystem

Ging es dem Monetarsystem um die Schatzbildung, so orientiert das Merkantilsystem auf:

  • das Wiederhineinwerfen des Geldes in die Zirkulation zwecks Verwertung,
  • die Verwandlung von Geld in Mehr-Geld,
  • prozessierenden Wert, mehrwertheckenden Wert,
  • Mehrwert
    Marx: „Der Wert wird also prozessierender Wert, prozessierendes Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Zirkulation her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt vergrößert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von neuem. G-G', geldheckendes Geld — money which begets money - lautet die Beschreibung des Kapitals im Munde seiner ersten Dolmetscher, der Merkantilisten." (MEW, Bd. 23. S" 170)
     

War der Monetarismus ein vorkapitalistisches, so ist der Merkantilismus ein bereits kapitalistisches System der bürgerlichen politischen Ökonomie.

Diente der Monetarismus der Vorbereitung des Kapitalismus, so dient der Merkantilismus bereits der gewaltsam beschleunigten Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise.

Wie beim Monetarismus, ist auch beim Merkantilismus die Zirkulationssphäre Gegenstand der Betrachtung, was beide als vorwissenschaftliche Systeme der bürgerlichen politischen Ökonomie kennzeichnet.

Die Erfassung des Mehrwerts vom begrifflosen Standpunkt der Zirkulation


 

 

Editorische Anmerkungen

Günter Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie  Berlin DDR 1975, S.34ff