Die Hauptlinien der sozialistischen
Umgestaltung der Landwirtschaft
„Wir wissen sehr wohl, daß in Ländern mit bäuerlicher
Kleinwirtschaft der Übergang zum Sozialismus nicht anders
möglich ist als mittels einer ganzen Reihe allmählicher
Übergangsstufen...
Wir wissen sehr wohl, daß solche gewaltigen Umwälzungen im
Leben vieler Millionen Menschen, Umwälzungen, die die tiefsten
Grundlagen ihres Lebens und ihres ganzen Seins berühren, wie
der Übergang von der kleinen bäuerlichen Einzelwirtschaft zur
gemeinschaftlichen Bodenbestellung, nur durch langwierige
Arbeit vollzogen, daß sie überhaupt nur dann vollzogen werden
können, wenn die Menschen notwendigerweise ihr Leben
umgestalten müssen... In der alten Weise weiterleben ... ist
unmöglich, und ein solcher Raubbau an der menschlichen Kraft
und Arbeit, wie er mit der kleinen bäuerlichen
Einzelwirtschaft verbunden ist, darf nicht länger anhalten.
Doppelt und dreifach würde die Produktivität der Arbeit
steigen, das Doppelte und Dreifache an menschlicher
Arbeitskraft würde für die Landwirtschaft, für die Wirtschaft
überhaupt eingespart werden, wenn sich der Übergang von dieser
zersplitterten Kleinwirtschaft zur Gemeinwirtschaft vollzöge.
Die Zerrüttung, die uns der Krieg hinterlassen hat, verbietet
es uns geradezu, diese alte, bäuerliche Kleinwirtschaft
wiederherzustellen. Nicht nur, daß der Krieg die Bauern-massen
aufgerüttelt, daß er ihnen gezeigt hat, welche Wunder der
Technik es heute gibt, und daß diese Wunder der Technik der
Vernichtung von Menschenleben dienstbar gemacht sind, er hat
auch den Gedanken wach werden lassen, daß die Wunder der
Technik in erster Linie dazu verwendet werden müßten, den
Produktionszweig umzugestalten, der das ganze Volk am meisten
angeht, der die meisten Menschen beschäftigt und der am
rückständigsten ist, nämlich die landwirtschaftliche
Produktion... Es ist nun unsere Pflicht und Schuldigkeit,
diese Kräfte darauf zu richten, den rückständigsten aller
Produktionszweige - den agrarischen, die Landwirtschaft - in
neue Bahnen zu lenken, ihn umzugestalten, und die
Landwirtschaft aus einem Gewerbe, das gewohnheitsmäßig, nach
Urväterart betrieben wird, in einen auf der Wissenschaft und
den technischen Errungenschaften fußenden Produktionszweig zu
verwandeln... Die werktätige, die arme Bauernschaft, dief ür
die Revolution die größten Opfer gebracht und unter dem Krieg
am meisten zu leiden hatte, hat den Gutsbesitzern das Land
nicht abgenommen, damit diese Ländereien den neuen Kulaken
zufallen. Diese werktätige Bauernschaft wird jetzt durch das
Leben selbst unmittelbar vor die Frage des Übergangs zur
gemeinschaftlichen Bodenbestellung gestellt, die das einzige
Mittel ist, die jetzt durch den Krieg zerstörte und ruinierte
Kultur wiederherzustellen, das einzige Mittel, um aus jener
Unwissenheit, Verschüchterung und Bedrückung herauszukommen,
zu der der Kapitalismus die ganze Landbevölkerung
verurteilte..."
(Rede auf dem (.Gesamtrussischen Kongreß der Landabteilungen,
der Komitees der Dorfarmut und der Kommunen/11.Dezember 1918,
in: LW, Bd.28 S. 345 ff.)
„Zu diesem Zweck müssen wir in der Landwirtschaft die
besten Methoden anwenden und die agronomischen Kräfte Rußlands
derart heranziehen, daß wir samt und sonders die am besten
organisierten Wirtschaften ausnutzen können, die bisher nur
eine Quelle der Bereicherung einzelner Personen, der
Restaurierung des Kapitalismus, eine Quelle erneuter
Versklavung und erneuter Knechtung der Lohnarbeiter waren und
die jetzt, unter dem Gesetz über die Sozialisierung des Grund
und Bodens, bei der völligen Abschaffung des Privateigentums
an Grund und Boden, eine Quelle agrarischer Kenntnisse und
Kultur, eine Quelle gesteigerter Arbeitsproduktivität für all
die Millionen Werktätigen sein müssen." (Ebenda, S. 352)
Editorische
Anmerkungen
1978/79
erschienen in der DDR zwei Bände mit Anschauungsmaterialien
zur "Geschichte der politischen Ökonomie des
Marxismus-Leninismus", bearbeitet und zusammengestellt von
Günter Fabiunke. Unbeschadet der darin enthaltenen Mängel
stellen beide Bände ein lehrreiches Hilfsmittel zur
selbständigen Aneignung der Marxschen Kritik der Politischen
Ökonomie dar.
Günter
Fabiunke, Geschichte der politischen Ökonomie des
Marxismus-Leninismus, Band 1 (1978), Band 2 (1979), Berlin
DDR
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