Zur Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie Anschauungsmaterialien und Quellen
Lenins Beitrag

06/09

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Die Nationalisierung der Syndikate und Zwangssyndizierung
der kapitalistischen Industrie- und Handelsunternehmen — ein wichtiger Schritt zur ökonomischen Vorbereitung der sozialistischen
Revolution

„...wir betrachten den Sozialismus nicht als Sprung, sondern als praktischen Ausweg aus der entstandenen Zerrüttung ... Wir dürfen uns nicht auf demokratische Redensarten beschränken, wir müssen vielmehr den Massen die Lage klarmachen und sie auf eine Reihe praktischer Maßnahmen verweisen: die Syndikate in ihre Hände zu nehmen, sie durch die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten zu kontrollieren usw. Und alle diese Maßnahmen werden, wenn sie durchgeführt sind, eben bewirken, daß Rußland mit einem Fuß im Sozialismus stehen wird. Unser Wirtschaftsprogramm muß zeigen, wie man aus der Zerrüttung herauskommt." (Rede zur Resolution über die gegenwärtige Lage auf der 7. Gesamtrussischen Konferenz der SDAPR(B) am 12. Mai 1917, in: LW, Bd. 24, S. 301)

„Die hohe Entwicklungsstufe des Kapitalismus, die im Bankwesen und in den vertrusteten Industriezweigen bereits erreicht ist, einerseits, und anderseits die durch den imperialistischen Krieg hervorgerufene Zerrüttung, die überall die Forderung nach staatlicher und gesellschaftlicher Kontrolle der Produktion und der Verteilung der wichtigsten Produkte aufkommen läßt, veranlassen die Partei, die Nationalisierung der Banken, der Syndikate (Trusts) usw. zu fordern." (Materialien zur Revision des Parteiprogramms/ April-Mai 1917, in: LW, Bd.24, S.462f.)

„Der Kapitalismus unterscheidet sich von den alten, vorkapitalistischen Systemen der Volkswirtschaft dadurch, daß er die verschiedenen Zweige der Volkswirtschaft in engste Verbindung und gegenseitige Abhängigkeit gebracht hat. Wäre das nicht der Fall, so würden, nebenbei gesagt, keinerlei Schritte zum Sozialismus technisch durchführbar sein. Der moderne Kapitalismus aber hat mit seiner Herrschaft der Banken über die Produktion diese gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Zweige der Volkswirtschaft bis zum höchsten Grade gesteigert. Die Banken und die wichtigsten Zweige der Industrie und des Handels sind untrennbar miteinander verwachsen. Einerseits bedeutet das, daß es nicht möglich ist, nur die Banken zu nationalisieren, ohne gleichzeitig Schritte zu unternehmen, aus den Handels- und Industriesyndikaten (Zucker-, Kohlen-, Eisen-, Erdolsyndikat usw.) ein Staatsmonopol zu schaffen, ohne diese Syndikate zu nationalisieren. Anderseits bedeutet das, daß die Regulierung des Wirtschaftslebens, wenn sie ernstlich durchgeführt werden soll, gleichzeitig die Nationalisierung sowohl der Banken wie auch der Syndikate erforderlich macht." (Die drohende Katastrophe und wie man sie bekämpfen soll/ September-Oktober 1917, in: LW, Bd. 25, S. 344) „Die Zwangssyndizierung ist einerseits eine Art Vorantreiben der kapitalistischen Entwicklung durch den Staat, die überall zur Organisierung des Klassenkampfes, zur Erhöhung der Zahl, der Mannigfaltigkeit und der Bedeutung der Verbände führt. Anderseits aber ist die zwangsweise ,Verbandsbildung' die unerläßliche Vorbedingung für jede halbwegs ernsthafte Kontrolle und jede Einsparung an Volksarbeit." (Ebenda, S. 352)

„Die Zwangssyndizierung, d.h. die Zwangsvereinigung zu Verbänden unter der Kontrolle des Staates, das ist es, was der Kapitalismus vorbereitet hat, das ist es, was in Deutschland durch den Junkerstaat verwirklicht worden ist, das ist  es, was in Rußland die Sowjets, die Diktatur des Proletariats vollauf werden verwirklichen können und was uns einen sowohl universellen als auch ganz neuen und unbürokratischen Staatsapparat bringen wird." (Werden die Bolschewiki die Staatsmacht behaupten? Ende September - 1.Oktober 1917, in: LW, Bd. 26, S. 91)

Editorische Anmerkungen

1978/79 erschienen in der DDR zwei Bände mit Anschauungsmaterialien zur "Geschichte der politischen Ökonomie des Marxismus-Leninismus", bearbeitet und zusammengestellt von Günter Fabiunke. Unbeschadet der darin enthaltenen Mängel stellen beide Bände ein lehrreiches Hilfsmittel zur selbständigen Aneignung der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie dar.

Günter Fabiunke, Geschichte der politischen Ökonomie des Marxismus-Leninismus, Band 1( 1978), Band 2 (1979), Berlin DDR

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