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High sein, frei sein, Terror muss dabei sein!!

Notwendige Ergänzungen zur Textsammlung Aufruhr & Revolte

AGIT 883, Nr. 24 vom 24.7.1969 S. 4f, OCR-Scan by red. trend

Haschischkampagne oder
Die Ideologie der "Glücklichen Verbraucher"

Ich schreibe hier nicht gegen hasch -
Ich bin für hasch.
Ich schreibe hier nicht über die vermittelbarkeit der haschkampagne - das überlasse Ich den traditionalisten.
Ich möchte hier einiges darlegen über den politischen stellenwert der haschkampagne:

"genossen", die hier in Westberlin zur zeit hasch verkaufen, nehmen ca. 4 - 6 mark pro gramm. das kilo wurde einst für 100-200 mark erworben (im ursprungsland), die preisdifferenz erklären sie mit dem "risiko", das sie tragen. unternehmerideologie- und phraseologie!!

"genossen", die hier in Westberlin zur zeit hasch verkaufen, wissen ganz genau, daß der billige stoff mit O (Opium) versetzt ist. sie erklären trotzdem, was an und für sich richtig wäre, daß das haschrauchen ungefährlich und nicht suchterregend sei. so handeln sie wider besseres wissen (?) und dienen folglich den belangen und prinzipien unserer beschissenen gesellschafts- und wirtschaftsform: nämlich konsumenten heranzuzüchten.

in Holland, speziell Amsterdam, gelang es der obrigkeit, die provo- und jugendrevolte zum teil niederzuschlagen: sie erlaubte das haschrauchen unter kontrolle und in staatlichen jugendclubs.

hasch, so erklären die genossen haschkampagneler, führe im gegensatz zu alkohol nicht zu aggressionen. cui bono?
wem nützt das?

haben wir nicht erfahren, daß haß und aggressionen wichtige politische movens' sind? wir brauchten nicht erst Fanon zu lesen, um festzustellen, daß haß, starker, zielgerichteter haß in politische qualität umschlagen kann, umschlägt, bzw. umschlagen muß.

dieser haß gegen unser gesellschaftssystem, gegen seine physische und psychische ausbeutung ist ein wichtiger bestandteil unseres politischen kampfes gegen die mörderischen manipulationen und repressionen des spätkapitalismus.

dieser haß geht flöten durch häufigen haschischgenuß, haschraucher entfliehen auf die dauer der politischen wirklichkeit und arbeit.

selbst wenn sie argumentieren, "alles, was der feind verbiete, sei zu unterstützen", und diesen spruch von Mao herleiten, müssen sie zugeben, daß die haschkampagne dem status quo durchaus zuträglich ist, wenn die herrschenden in unserem staate (und nicht nur hier) etwas konsequenter und lächelnd skrupelloser wären - sie monopolisierten den hasch, machten joints, versähen sie mit der steuerbanderole und verschenkten oder verkauften sie billig an die jugend, die folge: die außerparlamentarische opposition wäre zum großen teil im arsch. kaputt, die fröhlichen haschraucher trotteten jeden morgen nach genuß des staatlichen joints glückselig in unis und fabriken - der staat wäre konsolidierter denn je. (guten tag, Großer Bruder!)

aber noch tun die herrschenden dies nicht. Das macht: ihr unwissen über hasch und ähnliches und folglich fehlende haschlobby im bundestag.

sehen wir uns doch um: schauen wir uns die "fröhlichen" reste der K I an - pseudoglückliche traumtänzer. schauen wir uns um in den kneipen, in denen hasch im großen stil verbraucht wird - glückliche jahrmarktsfiguren.
und diese sollen nicht behaupten, mit hasch besser kommunizieren zu können. wer wie Ich die teilnahmslosigkeit und apathie erlebt hat, die haschverbraucher zuweilen an den tag legen, wie sie ihren freund und ihre freundin neben sich vollgekokst vom barhocker segeln und dann stundenlang im dreck liegen lassen, der soll nicht kommen mit besserer kommunikation.

der alte kampf zwischen subjektiven bedürfnissen und politisch-objektiven hat hier eine neue verkleidung bekommen die glücklichen haschischverbraucher sind nicht glücklich.
sie sind nicht glücklicher als frau Saubermann, auch diese gerät zuweilen durch kauf von dingen in den gleichen euphorischen zustand.
gewiß: frau Saubermann ist gefährlicher. aber das spricht für sie.
und gegen die hascher.
die haschkonsumenten, pseudoglückliche saubermänner der psyche, vergessen eines: ihr glück ist geliehen.
die verhältnisse, die sind nicht so.

vision:
Ich sehe busse Westgermanischer und Amerikanischer touristen nach Westberlin kommen und nach obligatem besuch von mauer, gedächtniskirche und Ku-damm die legalisierten haschclubs aufsuchen:
Langhans und Kunzelmann und hunderte anderer, malerisch gelagert, lassen sich gnädig fotografieren, sie leben nicht schlecht dabei, trinkgelder gibt es reichlich - für den kauf der nächsten joints.

(und die alle waren früher mal politisch mit uns tätig.....)

p.p.zahl